Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wiglaf Droste vs. Gereon Klug

Von Onkel Rosebud

Einen der vorderen Plätze in der Rubrik „Nur die Guten sterben jung“ hält für meine Freundin der Autor, Sänger, Hobbykoch und vor allem Satiriker aus Bielefeld-Braake, Wiglaf Droste. Im Prinzip ist ein Aufsatz von ihm aus der taz, der zuerst im Jahr 1998 erschien, daran schuld: Er hieß „Ich hab‘ noch Öl in den Ohren aus Madrid“. Denn einst lebten meine Freundin und ich aus Gründen, auf die ich hier nicht näher eingehen will, längere Zeit in einem Ort in Spanien, welcher mit seinem Mutterland nichts zu tun haben wollte, und Drostes derbe Abrechnung mit der iberischen Mentalität lässt uns bis heute die Tränen der Freude aus den Augen treiben. Kostprobe gefällig? „Der Spanier zerfällt in drei Teile: Lärm, kein Spaß und Olivenöl. Wenn sie einmal einen Entkräftungs-Schock haben von der Art, daß sie dringend Fett aufnehmen müssen, schlagen Sie unbedingt Ihre Reißzähne vampirettig in einen Spanier hinein und saufen ihn aus. Aah, tut das gut – sieben Liter reines Olivenöl, kalt und humorlos gepreßt. (…) Das Einzige, was dem Spanier an seinem Öl allerdings überhaupt nicht gefällt, ist, daß es nicht brüllen kann.“

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Tom Coraghessan Boyle – Siebzig ist das neue Fünfzig!

Von Onkel Rosebud

Der Mann ist ganz einfach ein sehr unterhaltsamer Erzähler und ein Phänomen. T.C. Boyle haut über Dekaden hinweg regelmäßig alle zwei Jahre einen Roman raus. Diese werden alle trotz ihrer kurzen Entstehungszeit niemals trivial. Und zwischendurch veröffentlicht er auch noch Bände mit Kurzgeschichten, in sich geschlossenen Erzählungen, die alle nur ein paar Seiten lang sind und vermutlich eine Art von Abfallprodukten aus literarischen Ansätzen für nicht romantaugliche Texte darstellen. Und dennoch sind sie immer erfolgreich. Das könnte an seinen Dauerthemen, über die er seit Jahrzehnten schreibt, liegen. Es sind historische Biografien, Klimawandel und Sex.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Jetzt ist schon wieder was passiert…

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat alle Bücher von Wolf Haas gelesen. Auch die Nicht-Brenner-Romane. Das letzte schaute aus wie in Packpapier eingewickelt. Darauf prangte ein verrutschter roter Stempelaufdruck: „Eigentum von Wolf Haas“. Und Eigentum, oder genauer, dasjenige, das man nie besitzt, dem man hinterherhechelt, darum geht’s.

Im Zentrum steht die Mutter. Sie habe es schwer gehabt im Leben, das musste der Sohn sich jahrzehntelang anhören, das war die Litanei der Familie. „Den ganzen Tag nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.“ immer wiederholt, damit es sich auch richtig ins Hirn der Kinder einprägt.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Frau Krause oder wie Kathrin Aehnlich die DDR erfand

Von Onkel Rosebud

Niemand möchte hören, dass es auch in der DDR zufriedene und glückliche Menschen gab. Aber, wer ein sehr kurzweiliges, humorvolles Ostalgie-Lesevergnügen genießen will, das nach wie vor einen wertvollen Beitrag zum gegenseitigen Ost-West-Verständnis geben kann, dem empfiehlt meine Freundin Kathrin Aehnlich mit dem Frau-Krause-Roman.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Peter Richter, der wo nicht für Wismut Gera, Chemie Leipzig oder Wacker Burghausen spielte

Von Onkel Rosebud

Neulich stellte meine Freundin fest, dass man sich, bevor man Peter Richter (*1973) im Internet findet, sich durch diverse Gleichnamige durcharbeiten muss, die alle im Klickbaiting über ihm stehen. Da wären zum Beispiel ein Jurist (*1983), Anwalt der NPD, ein Physiker, der sich um den Supraleiter verdient gemacht hat, oder der Chefdirigent des Siegerland-Orchesters (*1930) und diverse Fußballspieler (Wismut Gera, Chemie Leipzig, Wacker Burghausen, UFC Neukirchen an der Enknach).

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wovon ich rede, wenn ich von Haruki Murakami rede.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin ist eine literarische Feinschmeckerin. Folgende Buchtitel lässt sie sich auf der Zunge zergehen wie Hotate Sashimi: „Wenn der Wind singt / Pinball“, „Wilde Schafsjagd“, „Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt“, „Die Bäckereiüberfälle“, „Tanz mit dem Schafsmann“, „Naokos Lächeln“, „Gefährliche Geliebte / Südlich der Grenze, westlich der Sonne“, „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah“, „Mister Aufziehvogel“, „Untergrundkrieg: Der Anschlag von Tokyo“, „Der Elefant verschwindet“, „Schafmanns Weihnachten“, „Sputnik Sweetheart“, „Kafka am Strand“, „Nach dem Beben“, „Afterdark“, „Tony Takitani“, „Die unheimliche Bibliothek“, „Blinde Weide, schlafende Frau“, „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, „Schlaf“ „1Q84“, „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“, „Von Männern, die keine Frauen haben“, „Die Ermordung des Commendatore“, „Erste Person Singular“, „Gesammelte T-Shirts“, „Honigkuchen-Erzählung“ und „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Die Abenteuer des Werner Holt

Von Onkel Rosebud

Dieter Nolls Roman „Die Abenteuer des Werner Holt“ war Pflichtlektüre in der 10. Klasse des DDR-Schulsystems und wurde damals trotzdem von so ziemlich allen jungen Erwachsenen freiwillig gelesen, weil es vordergründig ein Abenteuerroman ist und erst im Abgang ein Antikriegsroman.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Verdienter Lehrer des Volkes – Ottokar Domma

Von Onkel Rosebud

Ottokar Domma war wohl der bekannteste Schüler der DDR. Früchtchen, Weltverbesserer, Gerechter, Schalk und Philosoph in einem. So heißen jeweils auch alle Bücher der Reihe. Ottokar besuchte seit 1967 die sechste Klasse einer brandenburgischen Schule. Er blieb immer zwölf – wie Harald, sein bester Freund, wie der Schweinesigi oder die Mia, die „die dicke Mia“ genannt wird, was heutzutage zu Recht nicht mehr geht. Auch andere Charaktere in den Büchern wie der Klassenlehrer Burschelmann, Direktor Keiler, Fräulein Bella Kohl oder die Pilei Alfons altern in den Büchern nie.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Harter Brocken – Weicher Kern

Von Onkel Rosebud

Sankt Andreasberg gehört zur Stadt Braunlage im Landkreis Goslar und ist als ehemaliger heilklimatischer Kurort bekannt für Heilfasten und Fastenwandern, aber auch für kulinarische Spezialitäten, wie die Harzer Schmorwurst oder die „Rammelse Wurscht“. Deshalb wahrscheinlich ehemaliges Heilbad. Ebendort spielt seit 2015 die ARD-Reihe „Harter Brocken“, die bis heute neun 90-Minüter hervorgebracht hat und die prinzipiell die regelmäßige Abführung der Rundfunk- und Fernsehgebühr rechtfertigt, weil sie vielen anderen offensichtlich gefällt. Und meiner Freundin auch.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Geld macht unglücklich!

Von Onkel Rosebud

Was in Norwegen ein Viertel der Einwohner vor dem Bildschirm versammelte, ist für meine Freundin ein guter Grund für ein Binge-Wochenende. „Exit“ ist die erfolgreichste norwegische Serie aller Zeiten: Eine Million Norweger haben die Serie gesehen. Bei nur 5,4 Millionen Einwohnern ist das ein ziemlich guter Schnitt, vor allem, wenn man bedenkt, dass dieses vor Sex-, Drogen- und Gewalt-Exzessen strotzende Fiction-Werk viele jüngere und zarter besaitete Menschen erst gar nicht erreicht haben dürfte. Platt gesagt ist „Exit“ Norwegens Antwort auf „Wolf Of Wall Street“ oder „American Psycho“. Vier Investment-Banker geben sich einem Sex-, Drogen- und Gewaltrausch hin.

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