Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Was meine Freundin gerne hört.

Von Onkel Rosebud

In dieser Folge der Kolumne gehe ich auf einen besonderen Wunsch meiner Freundin ein. Sie hält mir regelmäßig vor, in ihrem werten Namen über Zeugs zu schreiben, was sie oft gar nicht kennt, und fordert eine Richtigstellung: Schreib‘ doch mal wirklich über das, was deine Freundin gerne hört, zum Beispiel über Stereolab. Na, sehr gern.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Once a Stuffie always a Stuffie.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat meine aktive Wonderstuff-Phase nicht mitgekriegt. In unserer Kennenlern-Periode hat sie im Angesicht meines schwarzen T-Shirt-Friedhofs mal gefragt, wieso ausgerechntet auf der offensichtlich am meisten getragenen Obertrikotage ausgerechnet „The Idiot“ steht. „Wolltest Du Deinen Kritikern zuvorkommen“, kicherte sie. Ich stammelte was über Selbstironie und eine Platte namens „Construction For The Modern Idiot“ (Polydor, 1993), schnallte aber schnell, dass ich bei ihr nicht mit geigengestützem, englischem Alternitive-Rock (sondern mit walisischem Trip-Hop, aber das ist eine andere Geschichte) punkten kann.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Seelenmusik: Tindersticks

Von Onkel Rosebud

Als 1993 das erste Album der Tindersticks erschien, steuerte Britpop auf seinen Höhepunkt zu. Aber die Band aus Nottingham lebte in einer anderen Welt. In dreiteiligen, grauen Anzügen standen die jungen Männer, die damals schon Musik von älteren Herren machten, auf der Bühne und pflegten in ihren Songs eine langsame, düstere Romantik. Das ist nicht als Beleidigung gemeint. Tindersticks steht für Musik von reifen Herren, die gelernt haben, zu reflektieren, zu horchen, zu fühlen und den Zweifel, auch an sich selbst, zu kultivieren. Es ging ihnen immer um Atmosphären und imaginäre Räume, in denen sich Sehnsucht, Trauer, manchmal auch Glück und Hoffnung entfalten können. 

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Eisbergsalat auf Käsebrötchen – Bjarne Sörensen

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin meinte neulich, wir müssen mal über Bjarne Mädel reden. Erklär‘ mir doch mal, warum er Everybody’s Darling ist. Sie hört verschiedentliche Podcasts und immer, wenn er zu Gast ist, freut sich der Host unheimlich und lobt sein Kulturschaffen. Ich hob an und referierte über die Figur Berthold „Ernie“ Heisterkamp aus der Serie „Stromberg“, in der Bjarne Mädel trotz fragwürdiger Krawatten, Schweißflecken auf dem Hemd, Depression und vehementer Unsexyness Kultstatus erlangte. Dann „Der Tatortreiniger“. Insbesondere Folge 3 der 2. Staffel, „Schottys Kampf“, gehört in jede Schultüte, wenn es darum geht, zu beweisen, dass deutscher Humor dem britischen ebenbürtig sein kann. Und natürlich noch frühere „Mord mit Aussicht“, da ist er „der Bär“. Meine Freundin gähnte und mahnte mich, endlich zum Punkt zu kommen.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Bio-Bananen sind von glücklichen Affen.

Von Onkel Rosebud

Diese Ausgabe der Kolumne stellt eine Verneigung vor Frau Mansmann, bakraufarfita-records, bierschinken.net und wolverine-records dar. Ich halte das für notwendig, weil es auch in meinem Leben diverse Kreuzungen auf der dornigen Straße, die sich das Leben nennt, gegeben hat, wo ich hätte abbiegen können, um mich hingebungsvoll einer mir geliebten Subkultur zu widmen, so wie es Bönx, Fö, Schuldenberg, Felix Wirtz und Sascha Wolff gemacht haben. Und nicht zuletzt Van Bauseneick.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: „The Last Waltz“ – bester Konzertfilm aller Zeiten?

Von Onkel Rosebud

Neulich haben meine Freundin und ich das Abschiedskonzert „The Last Waltz“ von The Band, der Formation mit dem Understatement im Namen, gesehen. Obwohl wir es normalerweise nicht so mit der Mischung aus Folk-Rock, Country, Jazz und Rhythm’n’Blues haben, fanden wir’s recht sehenswert – auch noch 2024. Es fand am 25. November 1976 im „Winterland Ballroom“, einem ursprünglich als Eislaufhalle geplanten Gebäude, in San Francisco statt. 1967 waren sie dort zuerst unter ihrem offiziellen Namen aufgetreten. So schloss sich der Kreis. The Band – das waren Robbie Robertson (Gesang, Gitarre), Rick Danko (Gesang, Bass, Geige), Levon Helm (Gesang, Schlagzeug, Mandoline), Richard Manuel (Gesang, Keyboard, Piano, Perkussion) und Garth Hudson (Orgel, Saxophon). Sie begannen als Begleitcombo für den Sänger Ronnie Hawkins unter dem Namen „The Hawks“. Später gaben sie auch eigene Konzerte. His Bobness entdeckte „The Hawks“ und heuerte sie als Tournee- und Studioband an. Die Zusammenarbeit dauerte über eine Dekade, in der sich die Gruppe schlicht „The Band“ nannte. Zum Zeitpunkt des Auflösens waren die Musiker seit 16 Jahren zusammen und quasi ununterbrochen auf Tour.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Alles nur geklaut.

Von Onkel Rosebud

Ich weiß noch, als meine Freundin zum ersten Mal den Song und vor allem das Intro zu „Bitter Sweet Symphony“ von Richard Ashcroft hörte, stellte sie das Rotweinglas ab und ihre Augen schauten mich schräg-fragend an: „Häh, woher kenne ich das?“ Daraufhin erklärte ich ihr, dass der knuddelige Sänger der Formation The Verve nach der ersten Auflösung in einer Rolling-Stones-Coverband jobbte und dabei wohl das Streichersample in der Orchesterversion von „The Last Time“ entdeckt hat. Der Rechtsstreit mit Allen Klein – ehemaliger Manager der Rolling Stones und Rechteinhaber des Songs – dauerte mehr als 20 Jahre und dabei ging es um mehrere Millionen Dollar Veröffentlichungstantiemen.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Dōmo arigatō, Entschuldigung, Mr. Roboto!

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin kann nicht genug von einem Song bekommen, in dessen Refrain eine KI „Danke“ auf Japanisch sagt. Bin ich Schallplattenunterhalter auf einer Tanzveranstaltung und sie will ihre eh schon tolle Partyzeit verdoppeln, dann schnippt sie mir von der Platte zu und buchstabiert flüsternd: Ich bin Kilroy. Da ich so ziemlich alles für sie machen würde, lege ich dann das eingängige Stück „Mr. Roboto“ auf. Und wundere mich immer, ob sie verstanden hat, worum es in der Hitsingle der Formation Styx (Platz 3 der Billboard-Charts 1983, damals musste man dafür über eine Millionen Singles verkaufen) geht.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Wah-Wah Hawkwind

Von Onkel Rosebud

„1001 Albums You Must Hear Before You Die“ ist eine musikalische Anthologie in Buchform, die chronologisch die angeblich besten Platten zwischen 1955 und 2005 behandelt. Meine Freundin warf neulich einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis und wandte sich mit dem Hinweis gelangweilt ab: „Du immer mit Deinen Listen“. Ja, ich liebe Listen. In dem Fall danke ich dem Herausgeber, Robert Dimery, weil ohne die „1001 Albums…“ hätte ich als Spätgeborener nicht von der Existenz der Band Hawkwind und insbesondere von deren Longplayer „Space Ritual“ (1973) erfahren, einer der größten Versuche des Rock’n‘Roll, sich mit dem Rest des Universums zu verbinden.

Weiterlesen

Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Männer Können Seine Gefühle Nicht Zeigen

Von Onkel Rosebud

Neben den vielen Nachteilen, die das Älterwerden mit sich bringt, gibt es auch mindestens einen Vorteil, nämlich die gelassen-milde Weisheit, die sich mit den Jahren einstellt. Diese bewog mich, meine Freundin davon zu überzeugen, dass es sich beim Album-Debüt der Formation Fischmob, „Männer Können Seine Gefühle Nicht Zeigen“ (Plattenmeister, 1995), um das beste Album handelt, welches im deutschsprachigen Raum jemals veröffentlicht wurde. Sie hatte zwar einige Einwände, es fielen Stichworte wie Kraftwerk, Rio Reiser, Blumfeld, Blümchen, aber als sie DJ Koze (über The Notwist) mit in die ultimative Liste aufnehmen wollte, konnte ich ihr überzeugend darlegen, dass der Protagonist auch für „Bonanzarad“, dem 2. Song auf dem Album, zuständig gewesen ist. Er sampelte damals De La Soul, pfiff die Melodie selbst, unterlegte diese mit einem treibenden Old-School-Beat, baute Film- und Gitarren-Samples in Strophe und Refrain … und fertig war das bis heute unerreichte, schmissige Crossover-Kunststück, mit dem damals die Straßen von Kapitalisten, Spießbürgern und Bullen zurückerobert werden sollten: „Die Fußgängerzone ist mein Revier… und auf Tempo 30 scheiß ich…“. Dazu lief der Pop-Appeal des Songs aus „Ohren, Mund und Nase“.

Weiterlesen