The Jesus Lizard – Flux – Ipecac 2025

Von Matthias Bosenick (11.08.2025)

Dem Rezensenten waren The Jesus Lizard jahrzehntelang eine Lücke in der Sammlung, die umso lärmender klaffte, als die Band im vergangenen Jahr nach Jahrzehnten Pause plötzlich mit dem siebten Studioalbum „Rack“ wieder auf der Agenda erschien. Zum jüngsten Record Store Day kompilierte Mike Pattons Label Ipecac drei nicht auf dem Album enthaltene Digital-Singles zur 12“-EP „Flux“ mit Etching auf der B-Seite. Überteuert natürlich, wie alles beim RSD, aber geil: Noiserock mit angeschrägten Akkorden und keinem Bock auf Konventionen – wozu auch, nach all den Jahren. Ein wunderbarer Anlass, die Lücke zu stopfen zu beginnen.

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Houses Of Heaven – Within/Without – Felte 2024

Von Matthias Bosenick (07.08.2025)

Ein tragisches Ereignis ist der Grund, warum Houses Of Heaven ins Bewusstsein des Rezensenten kamen: Nach dem Tod des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy teilte jemand in diesem Internet den Song mit dem programmatischen Titel „The End Of Me“, den McCarthy für das Trio aus Oakland einsang. Flugs das Album erworben, stellt sich heraus, dass die anderen Songs sogar noch besser sind: Achtziger-Synthie-Sounds kombiniert mit analogen Instrumenten und zeitgemäßem Songwriting, melancholische Stimmung, und dann noch auf graumeliertem Vinyl. Eine schöne Entdeckung!

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Pulmonary Fibrosis/Repulsive Feast – Fetish Of Gore – Lycanthropic Chants 2025

Von Matthias Bosenick (25.07.2025)

Da tun sich zwei Bands zusammen, die mit jeweils zwei Songs belegen, wie divers ein Auf-die-Fresse-Genre wie der Death Metal so sein kann. Pulmonary Fibrosis aus Yzeures-sur-Creuze verlegen sich aufs Growlen und groovende Knüppeln, während Repulsive Feast aus Wolfsburg die ein oder andere unerwartete Verschachtelung einbauen. Pinkes Vinyl ist mehr als angemessen für eine 7“ mit so einem Sound!

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Himmelaya – Lost Horizon – Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (21.07.2025)

Auf seinem Debütalbum „Lost Horizon“ treibt das neu aus der Taufe gehobene internationale Projekt Himmelaya den Krautrock nach (La) Düsseldorfer Art munter vor sich her und versetzt ihn im Wechsel mit ausgedehnten Ambient-Ausflügen wahlweise nach Westdeutschland, nach Fernost oder ins Kosmische. Hinter diesem Projekt stecken der Düsseldorfer (das erklärt einiges) Jochen Oberlack, der Engländer Marc Hunt alias Swordfish von Astralasia sowie als Sprecherin und gelegentlich auch Sängerin Britt Rönnholm von Us And Them aus Schweden. Verrückt: Wer die anderthalbstündige Doppel-LP kauft, bekommt eine Doppel-CD mit Bonustracks on top obendrauf. Im Stream gibt’s dieses besondere Album bedauerlicherweise gar nicht.

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Ursula Nistrup – As I Move Towards Embrace – Nordsø Records 2025

Von Matthias Bosenick (09.07.2025)

Die Schönheit dieses Vinyls liegt im Gesamtpaket: „As I Move Towards Embrace“ ist der Titel einer Ausstellung der Künstlerin Ursula Nistrup, für die Sängerin Lis Sørensen sowie die Musizierenden Jomi Massage und Luke Sutherland eine Art Score erstellten. Goldenes marmoriertes Vinyl, einseitig bespielt, monochrom blaues Cover einer trüben Landschaft, dazu melancholischer Gesang – eine Platte für den Herbst, möchte man meinen, aber diese Musik umarmt einen auch ganzjährig.

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Bono – Stories Of Surrender EP – Island 2025

Von Matthias Bosenick (18.06.2025)

Mit der „Stories Of Surrender EP“ promotet und Politaktivist und Sänger der Rockband U2 Paul Hewson alias Bono Vox aus Dublin, Republik Irland, eine bei Apple+ erschienene gleichnamige Dokumentation über – Überraschung – ihn selbst, die wiederum seine Autobiografie „Surrender“ begleitet. Die drei Songs dieser 7“-Vinylsingle sind dem Film entnommen und wurden quasi live mit dem Jacknife Lee Ensemble aufgeführt, als hätte Hewson nicht bereits eine Band. Aber ja, die Versionen unterscheiden sich erheblich, sie sind in zwei Fällen minimalistischer und in einem auf eine ansprechend aufgebrochene Weise tanzbar.

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Krügerglantzquartett – Alles gut – KGQ 2024

Von Matthias Bosenick (08.05.2025)

Zehn Jahre Krügerglantzquartett – das eigentliche Duo aus Christian Krüger und Peter M. Glantz, das live per Projektion als bis zum Oktett hin auftritt, ist inhaltlich wie visuell ironisch, widersprüchlich, paradox, abstrakt mit seiner electrobasierten theatralischen Kunstpopmusik, die es auf bisher drei Alben veröffentlichte. Der runde Geburtstag nun ist der Anlass, ein Extrakt davon als Schallplatte herauszubringen: „Alles gut“ entlarvt die Doppelbödigkeit der Texte bereits im Titel, denn das Duo mag diese Floskel nicht. Man selbst hingegen kann aber nicht anders, als diese Musik zu mögen. Glücklich, wer im Dezember die Show zur Platte im Das Kult zu Braunschweig erleben konnte. Noch glücklicher, wer mit dem DJ-Team Rille Elf diese fantastische Show auch noch begleiten durfte!

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SŌON – Actions Made Audible – Electronic Sound 2025

Von Matthias Bosenick (24.04.2025)

Da denkt man gerade noch so, guckt kurz nach, hört rein, und alles, was man gerade noch so denkt, ist doch falsch, nun: SŌON ist ein Projekt von Jack Dangers und Adi Newton, also von Meat Beat Manifesto und Clock DVA, und dieses Duo veröffentlicht auf dem kleinen Label Electronic Sound mit „Actions Made Audible“ eine Kollaboration auf blauem Vinyl. Man erwartet von diesen beiden Engländern nun eine rhythmusbetonte Electro-Ballerplatte zwischen Hip Hop und Industrial-EBM, und man erwartet in Ermangelung anderer Informationen, dass dies die erste Zusammenarbeit der beiden Oldschool-Tüftler ist. Alles falsch: „Actions Made Audible“ ist Ambient-Soundscapes mit Sprachsamples, nur ausnahmsweise mal mit Downbeats, und überhaupt bereits das zweite Album als SŌON. Und es ist egal, ob dies bereits 1985 oder erst 2025 entstand – es chillt und unterhält zeitlos.

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Rulaman – Death Whistle – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (14.04.2025)

Rulaman aus Reutlingen machen sich einfach mal einen Spaß daraus, dass es überhaupt so etwas wie Genreschubladen gibt. Deshalb bringen sie auf ihrem zweiten Album „Death Whistle“ weit mehr unter, als es die grob aufgebrachten Etiketten zuließen: Lässt sich die Musik zwar in weiten Strecken irgendwo bei Doom oder Stoner Rock einordnen, passt es im Detail kein Bisschen mehr. Dafür sind die drei Musiker einfach zu verspielt, zu einfallsreich und zu offen. Orgel, Saxophon, Northern-Soul-Rhythmen und ein Hauch von Disco finden ihren Platz neben Black Sabbath, und zwar einen passenden.

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The Sandmen – Hvis jeg nogensinde dør – 500% Records 2025

Von Matthias Bosenick (10.04.2025)

„Hör zu und verlieb dich“, steht bei Spotify, wenn man nach „Hvis Jeg Nogensinde Dør“ sucht, dem neuen Album von The Sandmen, einer der dänischen Rock-Institutionen. Man sollte es aber trotzdem lieber auf Vinyl erwerben! Dies dürfte das zehnte Album in 40 Jahren sein, ganz sicher das fünfte seit der Reunion und das dritte auf Dänisch statt Englisch. Es setzt den neuen Weg fort, den klassischen Bluesrock zu modernisieren, ihm melancholische Noten zu verleihen, auf gewöhnliche Strukturen zu verzichten und einfach zu machen, worauf die Band Bock hat. Das hört man und das kommt genau richtig. Zum Beispiel mit Synthies und Saxophon.

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