Grass Harp – Motodrome EP – Moonbean Records 2024

Von Matthias Bosenick (19.12.2024)

Ist das echt schon 18 Jahre her? So lang gab es von den Wolfsburger Space-Stoner-Rockern Grass Harp keine Tonträger mehr. Gründe gab’s viele, die meisten haben wohl mit Zeit zu tun, aber hey, sie sind immer noch da, leiteten die Rückkehr auf den Planeten Erde mit einem Konzert im Wolfsburger Planetarium ein und stellten dort diese neue EP mit fünf Songs vor. Die belegt, dass man Spacerock auch mit irdischen Strukturen umsetzen kann, erweitert den Sound um einen Drumcomputer und lässt das Theremin sachdienlich fiepen. Schön, dass ihr wieder im Raum seid!

Weiterlesen

Cryptic Brood – Necrotic Flesh Bacteria – Lycanthropic Chants 2024

Von Matthias Bosenick (17.12.2024)

Von wegen, Death Metal ist einfach nur auf die Fresse. Man möchte das Wort nicht zwingend in diesem Kontext verwenden, aber das Wolfsburger Trio Cryptic Brood gestaltet seine Tracks durchaus progressiv, auch die neun neuen Stücke auf „Necrotic Flesh Bacteria“ sind in sich schon vielseitiger, als es manche brutalen Metal-Alben überhaupt sind. Und dazu auch noch auf einem musikalisch so hohen Niveau! Nicht zu vergessen der Humor – die Band bleibt im Genre, das sich blutig, eklig, widerlich darstellt, aber natürlich stets, um ein zweites zu vermeidendes Wort zu verwenden, mit einem Augenzwinkern.

Weiterlesen

Saltburn – Music From The Motion Picture – Polydor/Casablanca 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!

Weiterlesen

The 19th Dream Of Dr. Sardonicus Festival Live – Fruits de Mer Records 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer außerhalb Londons hat schon mal vom Dream Of Dr. Sardonicus Festival gehört, das alljährlich seit 2015 in The Cellar Bar im Stadtteil Cardigan vor kleiner Runde, nämlich nur ca. 150 Gästen, stattfindet? Man kann sich Ausschnitte dieses Festivals aus dem vergangenen Jahr jetzt – zusätzlich zu Komplett-Mitschnitten fast aller Beteiligten, siehe Text zu London Underground auf dieser Plattform – als Doppel-LP ins Haus holen, herausgebracht vom mitveranstaltenden Label Fruits de Mer Records. Zehn Bands, zwei aus Italien, der Rest aus dem Lande, zehn Genres, von Sechziger-Psychedelik bis Trance-Disco, ein herrliches Spektrum. Die Pläne für das Festival im Jahre 2026 laufen schon jetzt!

Weiterlesen

Die Müller-Verschwörung: Versuch und Irrtum Vol. 2: Oxymoron und Paradoxie – Die Müller-Verschwörung 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer Die Müller-Verschwörung bisher womöglich eher der Texte wegen verfolgte, dem ist ohnehin eine geringe Aufmerksamkeit zu attestieren; der zweite Teil der „Versuch und Irrtum“-Vinyl-EP-Reihe mit dem Pleonasmus-Titel „Oxymoron und Paradoxie“ belegt eindrücklicher denn je, dass man es bei der Band mit eben einer Band zu tun hat. Alle vier Verschwörer plus Bonus-Flötistin spielen all ihre Fähigkeiten mehr als nur aus und arrangieren diese vier frischen Genre-Hüpfer ausnehmend detailverliebt. Auf die Texte sollte man selbstredend auch wieder hören und sich so seine psychologischen Lehren mitnehmen, dargeboten mal zynisch, mal reflektiert, mal albern, mal dringlich. Scheiße bauen als Chance!

Weiterlesen

Traum – Traum – Tonzonen Records 2024

Von Matthias Bosenick (15.10.2024)

Sonne und Entspannung aus den Sechzigern verspricht das Kölner Psychedelik-Trio Traum auf seiner selbstbetitelten 12“, der erst zweiten Veröffentlichung dieser Band überhaupt. Vier harmonische Songs, durch die die Sonne von Haight-Ashbury und Britische Harmonien strömen. Keine Modernismen, sehr authentisch, da haben die jungen Leute die Plattenkisten ihrer Mamas & Papas geplündert und sehr gut hingehört. Eine leichte Weh- oder Schwermut schwingt unüberhörbar mit, das erdet diese Retrolieder.

Weiterlesen

Spezial: Schneider Collaborations – Sechs Veröffentlichungen – Schneider Collaborations 2024

Von Matthias Bosenick (09.10.2024)

Der vielbeschäftigte Zauberdrummer Jörg A. Schneider haut gleich sechs international besetzte Veröffentlichungen am Stück heraus: Zwei seines, nun, Bandprojektes Teen Prime mit Gitarrist Sebastian Fäth aus Berlin, zwei Collaborations mit Thisquietarmy alias Eric Quach aus Montreal, eine mit Dirk Serries aus Antwerpen und eine mit Luís Lopes aus Lissabon. So entfesselt er auch bisweilen auf sein Schlagzeug eindrischt, so unterschiedlich sind diese improvisierten Alben geraten:

Weiterlesen

Mt. Oriander/Amid The Old Wounds – Split – Time As A Color 2024

Von Matthias Bosenick (01.10.2024)

Der Herbst ist da, und mit ihm ein passender Soundtrack: Melancholie, Innerlichkeit, Selbstreflexion, Einkehr transportieren die drei Songs, die die zwei Emos Mt. Oriander alias Keith Latinen und Amid The Old Wounds alias Daniel Becker auf dieser Split-7“ zusammentragen. Während letzterer das Singer-Songwritertum solo an der Akustischen auslebt, präsentiert sich ersterer voll instrumentiert im milden Shoegaze-Indierock-Gewand. Die schönen Songs wären noch schöner mit einem etwas unschrägeren Gesang, aber irgendwie passt das ja auch in den Herbst, nech!

Weiterlesen

U2 – Zoo TV: Live In Dublin 1993 EP – Island Records 2024

Von Matthias Bosenick (25.09.2024)

Das Vinyl ist knattergelb. Die Songs waren großartig, damals, zwischen 1991 und 1993, die Zeit, aus der die fünf (in Japan auf CD sechs) Tracks stammen, die die Iren U2 auf der 12“ „Zoo TV: Live In Dublin 1993“ erst jetzt herausbringen. Der große musikalische Umbruch, der Schritt von den nachdenklichen hymnischen Weltverbesserern zu den tanzbaren ironischen Hedonisten, so die damalige entsetzte Haltung der Achtziger-Altfans, die „Achtung Baby“ 30 Jahre später komischerweise schon immer gut fanden und offenbar erst im Rückspiegel feststellten, dass „Rattle And Hum“ 1989 kein Gegenentwurf, sondern eine Vorstufe zu „Achtung Baby“ war. Feiern wir also mit dieser auch auf CD und im Stream erhältlichen EP die guten, alten Zeiten mit den guten, alten, ehrlichen Rockern aus Dublin.

Weiterlesen

Spleen United – The Blur Of Zebras – Universal 2024

Von Matthias Bosenick (11.09.2024)

Da wartet man schon gar nicht mehr auf eine Reunion der dänischen Electro-Rocker Spleen United, weil das dritte und letzte Album schon 2012 herauskam und seitdem annähernd Ruhe herrschte, da steht plötzlich „The Blur Of Zebras“ in den Plattenläden. Mit „Afterglow“ startet es noch hoffnungsvoll – und wird dann extrem langweilig und massentauglich. Lauter Downbeat-Vocoder-Tralala. Von Rockmusik keine Spur mehr, von Eigenständigkeit und Experimentierfreude ebenso wenig. Das ist eine fette Enttäuschung!

Weiterlesen