Von Matthias
Bosenick (06.05.2020)
Die Samplerreihe zur Partyreihe, mit
autobiografischen Kriterien zusammengestellt von DJ Cramér alias
René Seim aus Dresden: Der „Wildblumenblues“ bietet auf zwei CDs
oder LPs genau das, nämlich eine wild blühende Variante des Blues,
der von der Garage über Country, Rock’n’Roll, No Wave,
Psychedelic Rock, Stoner und Experiment bis zum Surpfunk reicht. Und
weil Seim so gern Freunde unterstützt, legte er auch die
Covergestaltung in ihm vertraute Hände. Seine eigene Band Todi
versteckt er außerdem in dieser Sammlung. Macht mächtig Laune –
und Neugier auf die dazugehörige Party in Dresden.
Archiv der Kategorie: Klassiker
Die Ärzte – They’ve Given Me Schrott (Die Outtakes) – And More Bears/Vertigo/Capitol 2019
Von Matthias
Bosenick (27.05.2019)
Es erfordert einiges an Zeit (und
Kapital), die „Seitenhirsch“-Box der Ärzte durchzuhören: Darin
enthalten sind auf 33 CDs annähernd sämtliche Songs, die das
wechselnd besetzte Trio in den vergangenen 35 Jahren aufnahm.
Inklusive einiger unveröffentlichter Stücke, die nun als
geldbeutelschonende Dreifach-CD separat vorliegen. Auch die hätte
man sicherlich noch eindampfen oder um andere Nuggets ergänzen
können, aber dieses Werk mit all seinen Demos und Raritäten
verdeutlicht den kreativen Zündstoff der Band sowie dessen Abfall
seit dem Jahrtausendwechsel nur zu deutlich. Und enthält einige
Preziosen, die es bislang nur als Bootleg gab. Lohnenswert für Fans,
dabei aber partiell verzichtbar.
The Perc – The Best Of Carola (Electric Kindergarten Vol. 7) – Tribal Stomp 2019
Von Matthias
Bosenick (08.05.2019)
Diese Compilation klingt nicht wie
eine, sondern wie ein Konzeptalbum: Der Sound seiner „Carola“,
wie er seine Casiotone MT 400V nennt, steht im Mittelpunkt der
Zusammenstellung von Tom „The Perc“ Redecker. Der einheitliche
Sound kann indes auch zum Nachteil werden, wenn er die Nerven
strapaziert: Es klingt halt doch alles sehr ähnlich und der
Dudelfaktor ist hoch. Gottlob hatte Redecker schon auf diesen
Aufnahmen aus Ende der Achtziger bis Anfang der Neunziger eher dunkle
Wolken über dem Kopf, was die Songs wie einen psychedelischen Mix
aus Alleinunterhalter und The Sisters Of Mercy wirken lässt. Auch
drauf, zweimal sogar: der kleine Radiohit „Rock The Widow“.
Goscinny & Sempé – Der kleine Nick: Wie alles begann – Diogenes 2018
Von Matthias Bosenick (09.11.2018)
Erstaunlich, was vom kleinen Nick noch alles irgendwo auf Dachböden dümpelt, und noch erstaunlicher, wenn es sich dabei um bereits veröffentlichtes Material handelt, das selbst der noch lebende der beiden Erschaffer offenbar vergessen hat. Jedenfalls erinnerte sich Zeichner Jean-Jacques Sempé urplötzlich daran, dass die Prosafigur des kleinen Nicks eine Comicvorgeschichte hat, die er mit dem 1977 verstorbenen Texter René Goscinny Mitte der Fünfziger beinahe ein Jahr lang in einer Zeitung veröffentlichte, weit bevor das Duo daraus die bekannten Texte zauberte. Wie auch immer: Jetzt liegen diese Panels auch auf Deutsch vor und geben einen hübschen und humorvollen Einblick in die kreative Evolution des fidelen Kindes und in eine Gesellschaft, die sich seit einem halben Jahrhundert erschreckend wenig verändert hat.
Tri Atma – Tri Atma – Sireena 1979/2018
Von Matthias Bosenick (06.11.2018)
Jens Fischer. Ein Name wie… nun: Fischer ist Gründungsmitglied von Tri Atma, der Indisch-Deutschen Kraut-Prog-Weltmusikcombo, und er war und spielt in diversen anderen Bands und für andere Leute – darunter Eberhard Schoener – seine Gitarre. Sireena veröffentlicht dieser Tage nun dieses Debüt neu und ermöglicht damit auf CD die Nach- oder Neuentdeckung dieses chilligen und krautigen Sitartrips, der jedem Afghanenshop gut zu Gesicht stünde. Übrigens: Gegründet haben Fischer und sein indischer Compagnon Asim Saha das Projekt Tri Atma in Hannover!
Einstürzende Neubauten – Grundstück – Potomak/Indigo 2005/2018
Von Matthias Bosenick (03.09.2018)
Was soll man als Supporter davon halten? Mit einer Menge Geld, die weit über dem liegt, was man ansonsten für ein Album auszugeben bereit gewesen wäre, unterstützte man in den Nullerjahren die Einstürzenden Neubauten vorab darin, neue Alben zu produzieren. Der Erlös bestand daraus, Besitzer eines exklusiven Tonträgers zu sein. Diese Exklusivität beenden die Neubauten nun, indem sie das zweite Supporter-Album „Grundstück“ für den Handel neu veröffentlichen. Inklusive einer Bonus-DVD mit Material, das auch der Supporter noch nicht hat, ihn mithin zum erneuten Erwerb zwingt. Da vergisst man grollend, wie gut das Album eigentlich ist.
Witthüser & Westrupp – Der Jesuspilz – Live! – Sireena 2018
Von Matthias Bosenick (13.06.2018)
Man muss wohl dabeigewesen sein oder noch heute gern Pilze essen, um das Werk von Bernd Witthüser und Walter Westrupp uneingeschränkt feiern zu können. Hervorgegangen aus der Essener Folkloreszene, schoben die Liedermacher ihre Lieder bald ins Psychedelische, musikalisch wie inhaltlich. Die Umdeutung der Bibel zum Brösel als göttlichem Funken war eine beinahe logische Konsequenz, der Erfolg dafür umso überraschender. Die Generalprobe zur Uraufführung dieses Evangeliums aus dem Jahr 1971 legt Sireena nun als Live-CD vor. Heute wundert man sich über diese Mischung aus Krautrock und Klimbim.
The Perc Meets The Hidden Gentleman & The Lavender Orchestra – Praha – Tribal Stomp/Shack Media 2018
Von Matthias Bosenick (17.12.2017)
Der ansonsten den angenehm in Schieflage geratenen Indierock mit Wavewurzeln bevorzugende Perc mit seinem Hidden Gentleman untermauert den Ruf seiner Vielseitigkeit mit dieser Live-CD: Mitgeschnitten bereits vor 25 Jahren, dringt hier die Vorliebe der beiden Hauptmusiker für progressiven und krautigen Rock deutlich durch. Auf seinem eigenen Label bringt Perc Tom Redecker dieses ursprüngliche Bootleg jetzt mit einem Song mehr und digital überarbeitet neu unter die Leute. Zu Recht!
Kiev Stingl – Hart wie Mozart/Ich wünsch den Deutschen alles Gute – Sireena 2017
Von Matthias Bosenick (06.11.2017)
Kiev Stingl hat schlechte Laune und in Achim Reichel einen versierten Mann an der Seite, der seine Grantigkeit in Musik fassen lässt. Vier Alben nahm der Hamburger zwischen 1975 und 1989 auf, die beiden mittleren – „Hart wie Mozart“ (1979) und „Ich wünsch den Deutschen alles Gute“ (1981) – veröffentlicht Sireena Records jetzt kurz nach dem Debüt „Teuflisch“ ebenfalls auf CD. Erwartet man bei einem Protegé wie Reichel einen Sound zwischen Beat und Psychedelik, wundert man sich doch über die Songs, die vielmehr an Postpunk oder gar Wave Rock anlehnen. Dabei ging es bei den Alben hauptsächlich darum, den an die US-Beatpoeten angelehnten Texte Stingls ein musikalisches Gewandt zu verpassen. Eine gelungene Kombination.
Lassigue Bendthaus – Matter – Dark Entries 2014 (Original 1991)
Von Olaf Krautwurst (30.06.2016)
Eigentlich wollte ich aus Zeitgründen keine Rezensionen mehr schreiben. Warum ich dies nun doch wieder mache, ist einfach erklärt. Ich habe angefangen, mir wieder Schallplatten, ja Vinyl, zu kaufen und da ich mich daran so erfreue, möchte ich euch hier ein paar Sahnestücke meiner Einkäufe vorstellen.