Liberation Day – Morten Traavik/Ugis Olte – LV/KP/NO/SI 2016

Von Matthias Bosenick (16.03.2018)

In ein so absurdes wie gefährliches Land wie Nordkorea 2015 als erste westliche Musikgruppe das slowenische Künstlerkollektiv Laibach zu entsenden, und das ausgerechnet am Tag der Befreiung des Landes von der Japanischen Besetzung – treffender kann Totalitarismus nicht gespiegelt werden. Das Grandiose an dieser vortrefflichen Dokumentation dieses Unternehmens ist, dass sich hier beide Seiten spiegeln und Erkenntnisse gewinnen. Das Fingerspitzengefühl des Westteams unterstreicht einmal mehr, dass es sich bei Laibach mitnichten um eine Kaspertruppe handelt. Demnächst also in Teheran.

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Arthur & Claire – Miguel Alexandre – D/A/NL 2017

Von Matthias Bosenick (14.03.2018)

Ein Titel (und ein Soundtrack) wie von Woody Allen, eine Zusammenkunft wie in „Lost In Translation“, ein Abgang, der an „Love Story“ erinnert, und ein Hauptdarsteller, der sein Hauptbetätigungsfeld als Kabarettist hier zugunsten des hervorragenden Gesamtergebnisses zurückfährt: Das ist „Arthur & Claire“ mit Josef Hader. In Amsterdam halten sich zwei Suizidgefährdete davon ab, ihr Vorhaben umzusetzen; Tragik und Komik in dieser Zusammenkunft sind sehr wienerisch, die Handlung fußt auf Dialogen, die Entwicklung rührt an. Nach „Wilde Maus“ wieder ein gelungener Film mit Hader. Und wie!

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Three Billboards Outside Ebbing, Missouri – Martin McDonagh – GB/USA 2017

Von Matthias Bosenick (30.01.2018)

Das Hollywood mit Filmen, die außergewöhnliche Geschichten erzählen, und nicht mit Special Effects davon ablenken, dass es keine Geschichte gibt, existiert ja doch noch! Zumindest, wenn man Europäer machen lässt. Der britische Ire Martin McDonagh erzählt von einer verbitterten Mutter, die in einem Nest in den USA auf die Aufklärung des Mordes an ihrer Tochter drängt und mit einem ungewöhnlichen Mittel eine Reihe unerwartbarer Ereignisse auslöst. Nicht nur Hauptdarstellerin Frances McDormand lässt das schwarzhumorige Drama „Three Billboards“ wie ein Werk der Coen-Brüder erscheinen.

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Anne Clark: I’ll Walk Out Into Tomorrow – Claus Withopf – D 2018

Von Matthias Bosenick (20.01.2018)

Zehn Jahre lang, so kolportiert es die Info, begleitete Regisseur Claus Withopf die musikalische Poetin Anne Clark. Sein Film „I’ll Walk Out Into Tomorrow“ hat also das Potential, der Künstlerin so nahe zu kommen, wie sie es in den 35 Jahren ihrer Karriere so gut wie niemandem gewährte. Woran auch immer es liegt: Das Experiment geht gnadenlos schief. Der Fan gewinnt ein halbes Dutzend neue Erkenntnisse und der Nichtauskenner nicht wesentlich mehr. Was ist der Grund, hat der Regisseur keine Ahnung von seinem Job oder lässt die Porträtierte nicht mehr als das Bisschen zu?

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Your Name. (君の名は。, Kimi no na wa.) – Makoto Shinkai – J 2016

Von Matthias Bosenick (19.01.2018)

Das Kino, der Ort für fesselnde Geschichten und epische Bilder: Es existiert ja doch noch, in diesem Falle belegt dies ein Film aus Japan. Der Anime „Your Name.“ (stets mit Punkt) wirft mit einer in Japan offenbar nicht ungewöhnlichen geschlechterübergreifenden Körpertauschgeschichte zunächst Fragen auf, deren Antworten in verblüffende Dimensionen führen. Mit den diese Geschichte erzählenden Bildern schafft Makoto Shinkai in Kooperation mit dem Studio CoMix Wave Films eine zusätzliche verblüffende Dimension. Berauschend!

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The Square – Ruben Östlund – S/D/DK/F 2017

Von Matthias Bosenick (06.11.2017)

Dieser Film wirkt in der Nachbetrachtung eindrucksvoller als in der Betrachtung. Fast zweieinhalb Stunden kaum Handlung, einige filmische Ästhetik und grandiose Spitzen gegen die westliche Gesellschaft fordern das Sitzfleisch heraus, belohnen aber mit Erkenntnissen, die man als kritischer Beobachter gern abnickt und die man in dem doch weitaus komplexeren Drehbuch ausmacht, das man erst rückblickend würdig erfasst. Anhand des zeitgenössischen Kunstbetriebs entblößt der Schwede Ruben Östlund hier das egozentrierte Individualverhalten des ursprünglich einmal sozialen Wesens Mensch. An vielen Stellen hätte man sich indes Straffungen gewünscht, der Wucht der Inhalte zum Vorteil.

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Baby Driver – Edgar Wright – GB/USA 2017

Von Matthias Bosenick (01.08.2017)

Edgar Wright scheitert am Genre. Er ist immer dann am besten, wenn er darauf pfeift, und das unterlässt er bei „Baby Driver“ leider. Die Folge ist, dass das Drehbuch keine Haken schlägt, sondern konventionell den verfolgungsjagdlastigen Actionfilm um einen juvenilen gutherzigen Zufallsbeteiligten bedient. Auch vermisst man Wrights typischen Filmstil, den er hier indes gegen in der Tat großartig komponierte Choreografien tauscht: Der Film geschieht im Takt der Musik, die die Titelfigur und damit der Zuschauer unablässig im Ohr hat. Immerhin gut gemacht, aber ansonsten Stangenware.

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Valérian – Luc Besson – F 2017

Von Matthias Bosenick (21.07.2017)

Regisseur Luc Besson verfestigt seinen kreativen Niedergang. Sein letzter richtig guter Film ist 23 Jahre alt: „Léon – Der Profi“. Mit „Valérian“ verfilmt er eine frankobelgische SciFi-Comicserie aus den Sechzigern; wer die nicht kennt, sieht den Film für sich stehend und kann sich nur wundern, wie flach, banal, belanglos, stereotyp der ist. Es gibt in den 140 Minuten keine einzige eigene Idee. Aus dem Kino kommen und vergessen.

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Guardians Of The Galaxy Vol. 2 – James Gunn – USA 2017

Von Matthias Bosenick (01.05.2017)

30 Jahre Hollywood-Bausatzkino! Alles ist vorgefertigt: Hier müssen Sie lachen, jetzt weinen, dort ist es spannend, nun wird es niedlich, gleich romantisch. Dazu kunterbunte Spezialeffekte, dudelnder Streicherkleister und ein paar ausgenudelte Lebensweisheiten. Die Geschichte ist so alt wie das Drama und daher so beliebig, dass es gar nicht groß auffällt. Ein paar unkonventionelle Figuren durchmengen die Heldengruppe, mit der sich der Durchschnittszuschauer identifizieren soll. Hier kann man also abschalten und verpasst doch nichts. Die Disneyisierung der Welt. Also eigentlich strunzlangweilig – aber es funktioniert dann doch wieder irgendwie.

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Gimme Danger – Jim Jarmusch – USA 2016

Von Matthias Bosenick (27.04.2017)

Dieser Film erzählt eine Geschichte, deren Botschaft es ist, keine Botschaft zu brauchen. Grob gesagt. Natürlich stimmt das nicht bis ins Äußerste, aber The Stooges stehen nicht wie andere Bands für eine Ideologie, eine Mythologie oder gar für ein Genre, denn das, wie man sie nachträglich kategorisierte, existierte vor 50 Jahren noch gar nicht, gerade einmal zögerlich die Grundhaltung dahinter. Den Regisseur Jim Jarmusch indes erkennt man in diesem seinem Film zwangsweise nicht am Visuellen, sondern an den kulturellen Querverweisen, die sein Freund Iggy Pop mitbringt. Jarmusch kreiert eine Musikerdoku, die dem reinen Stil entsagt und damit seiner eigenen Botschaft Folge leistet: Die Geschichte steht über der Mission.

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