Micha-El Goehre – Monster, Monster – Verlag Andreas Reiffer 2014

Von Matthias Bosenick (14.07.2014)

Fast wäre „Monster, Monster“ das Goehre’sche „Chinese Democracy“ geworden: Diverse Male verschob sich der Veröffentlichungstermin, aber bei weitem nicht so lang und oft wie bei W. Axl Rose – und mit positivem Ausgang. Das kleine Büchlein fügt sich als Lexikon gnadenlos in die Reihe „Edition Wissenswertes“ des Verlags Andreas Reiffer ein, denn Goehre schafft einen handlichen Überblick über gängige Monsterfiguren aus Literatur, Mythen, Film und Comic und garniert seine Darlegungen mit der ihm üblichen Respektlosigkeit der Sache an sich und dem Rest der Dinge gegenüber. So ist dies zwar einerseits ein Nachschlagewerk, wenn auch lückenhaft (vermutlich aus purer Lebensfreude) und eher subjektiv, als dass es ein verlässliches Kompendium darstellt, aber andererseits ein Schlag in alle auch nur halbwegs in der Nähe stehenden Gesichter, der dergestalt schallt, dass das Lachen des Lesers dem in nichts nachsteht.

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Frank Schäfer – Blam! Blam! Blam!: Ein Comic(ver)führer – Verlag Andreas Reiffer 2014

Von Matthias Bosenick (01.07.2014)

Dieser Mann kann einfach mal keine Freizeit haben. Frank Schäfer befasst sich nicht nur intensivst mit zeitfressenden Kulturphänomenen, er verfasst auch noch Abhandlungen darüber, und das in einer Schlagzahl, die andere nicht mal beim Nachlesen erreichen. Neu im Regal steht sein „Comic(ver)führer“, der keine lexikalische Aufreihung ist, auch kein reiner historischer Abriss, sondern diese beiden Elemente um Ansichten, Einsichten und Gespräche ergänzt. Damit ist das Buch ausgesprochen abwechslungsreich und macht – nicht zuletzt wegen Schäfers einzigartigen Sprachstils – kaum weniger viel Spaß zu lesen als ein Comic.

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Micha-El Goehre – Höllenglöcken – Satyr-Verlag 2014

Von Matthias Bosenick (29.05.2014)

„Höllenglöcken“ ist das Mittelstück in der „Jungsmusik“-Trilogie, die Goehre im kommenden Jahr mit „Straßenköter“ abschließen will. Im Zentrum steht Metal-Fan Torben, der – anders als die meisten anderen Menschen der Welt – doch recht viel recht richtig macht, mit gelegentlichen dramaturgisch motivierten Ausfällen. Diese Geschichte eines Heranwachsenden auf dem Weg ins Eheglück wäre womöglich recht beliebig, hätte sie Goehre, selbst aus der Szene stammend und in ihr aktiv, nicht im Metal angesiedelt. So orientieren sich die Geschehnisse zwar am gesellschaftlich Normalen, weichen aber in politischen und kulturellen Bereichen in Richtungen ab, die dem Randgruppenangehörigen nahe stehen, die dessen Realität besser auffangen als jede andere Liebesgeschichte und die dadurch auch noch von Leuten nachempfunden werden können, die einer anderen Randerscheinung als dem Metal angehören.

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Axel Klingenberg – Schmorwurst am Brocken: Das Harz-Buch – Verlag Andreas Reiffer 2014

Von Matthias Bosenick (30.04.2014)

Nachdem Axel Klingenberg seinen Wahlheimatsort Braunschweig mehrfach literarisch beackerte, wirft er uns nun den nächsten Brocken vor: naheliegenderweise den Harz. In der ihm eigenen Art zwischen Ironie, Beiläufigkeit und Akribie trug er literarische Vorlagen, eigene Erfahrungen und allerlei Wissenswertes wie -unwertes, aber Interessantes zusammen. Gelegentlich warnt er den Leser indirekt davor, die von ihm beschriebene Orte selbst abzuklappern; meistens aber weckt er Neugier auf beispielsweise Tropfsteinhöhlen im Ostharz oder die Lektüre der von ihm zitierten Reiseberichte. Schade nur, dass er im letzten Kapitel diverse spannende Geschichten nur anreißt, anstatt sie auszuerzählen – sie hätten dem Abwechslungsreichtum des Buches gutgetan.

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Ronald R. Klein – Sandow: 30 Jahre zwischen Harmonie und Zerstörung – Verlag Andreas Reiffer 2014

Von Matthias Bosenick (21.04.2014)

Die Relevanz einer Band wie Sandow – oder besser: gleich konkret der Band Sandow – geht über ihr musikalisches Wirken weit hinaus. Bis auf den Hit „Born In The GDR“ kennt man von diesem Wirken selbst in informierten Kreisen wenig, Sandow sind und waren nie Konsensband, auch nicht in Ostrockkreisen. Dafür waren sie immer viel zu subversiv, inhaltlich wie formal. Das dokumentiert dieses Buch – aber eben noch viel mehr als das: auch den Kulturbetrieb der DDR sowie den Status einer nicht einmal im Osten breitenwirksam akzeptierten Band nach der so genannten Wende im vermeintlich wiedervereinigten Deutschland. Somit ist diese Biografie ein breit gefächertes Zeitdokument.

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Axel Klingenberg & Andreas Reiffer (Hg.) – The Punchliner Nr. 10 – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (06.10.2013)

Die zehnte Ausgabe des jährlich herausgegebenen „Satire und Slam Poetry“-Magazins in Buchform überrascht mit einer Konzeptanpassung: Trugen sonst unzählige Verfasser je einen Beitrag bei, beschränken sich die Herausgeber dieses Mal auf eine Autorenauswahl, bringen aber von jedem mehr Texte. Das hat vielleicht die Nachteile, dass die Vielfalt reduziert wird und dass Anfänger nicht berücksichtigt sind, hat aber auch ganz eindeutig den Vorteil, dass die Qualität mächtig gestiegen ist. Die Nummer zehn macht deutlich mehr Spaß zu lesen als noch die Nummer neun.

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Axel Klingenberg (Hg.) – Blau-Gelb-Sucht – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (26.08.2013)

Pünktlich zum Start der ersten Bundesligasaison für die Eintracht Braunschweig seit 28 Jahren erscheint vorliegendes Fanbuch mit Geschichten über den BTSV. Darin versammelt Axel Klingenberg Texte von 17 Autoren, die sich dem Verein in irgendeiner Form verbunden fühlen. Die Themenpalette ist angenehm breit, sie reicht vom ersten besuchten Spiel über den obligatorischen Aufstiegsjubel bis hin zu Problemen mit Nazi-Fans. Bei den Stimmungen der Beiträge überwiegt natürlich der Jubel, manche tragen Melancholie in sich, andere sind geschichtlich, sachlich oder kritisch, weitere nüchtern – und viele humorvoll, zwischen subtilem Sprachwitz und plättender Walze. Nicht alle Erzählenden haben zwar die Eigenschaft zum literarischen Fesseln, manche Berichterstatter nutzen die Plattform sogar zum Eigenlob. In der Summe bündelt das Buch aber auf unterhaltsame und auch lehrreiche Weise Geschichten von Eintracht-Fans auch für Leser, die es nicht sind.

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Till Burgwächter – Neues aus Trveheim – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (21.08.2013)

Voll trve: Mehr Haltung als Handlung bietet „Neues aus Trveheim“, das neue Metal-Buch des Braunschweiger Autoren Till Burgwächter, der sich nach Ausflügen nach St. Tropez (Louis de Funès) und Schwäbisch-Gmünd (Bud Spencer) dieses Mal in Bad Harzburg seinem Lieblingsthema noch vor Fußball widmet. Episodisch blickt er in das Leben des wahren, also truen, bei Burgwächter: trven, Metalfans Mike und strickt dessen Erlebnisse lose um Alltagsbetrachtungen inner- und außerhalb der Metalszene sowie sein eigenes immenses Fachwissen. Mit gewohnter humorvoller Lästerzunge grenzt sich der dem Autor offenbar nicht unähnliche Ich-Erzähler vom Rest der Gesellschaft ab und schlägt mit gleicher Axt auch in Metal-Klischees. Diese typische selbstironische Herangehensweise macht Burgwächters schnoddrigen Rundumschlag sympathisch. Eine mit gleichem Zungenschlag verfasste Erläuterung der in der Geschichte genannten trven Bands schließt das Buch, dessen Hauptteil indes mehr Handlung und eine größere Nähe zu den Figuren gut vertragen hätte.

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Max Lüthke – Fußballfans: Ein Beitrag zum Verständnis von A bis Z – Verlag Andreas Reiffer 2013

Von Matthias Bosenick (31.03.2013)

Das neueste Büchlein aus Andreas Reiffers „Edition Wissenswertes“ befasst sich mit den Fußballfans, wie es der Titel verrät. Autor Max Lüthke erlaubt sich einen kritischen Blick auf beide Seiten des Zaunes, also auf Fans wie Maschinerie gleichermaßen, und garniert diesen Blick eher mit Zynismus als mit Ironie oder unangemessenem Comedy-Quatsch. Seine Aufzählung befasst sich ebenso mit der Emotionalität des Fanseins wie mit politischen Regularien; die wenigen aufgeführten Zahlen, Daten und Fakten untermauern nur seine Argumente. Damit ist das Buch weniger dem „Kicker“ seelenverwandt als der Zeitschrift „11 Freunde“ und macht auch dann Spaß zu lesen, wenn man zwar kein Fußballfan ist, aber mindestens interessiert, und wenn man Leute, die etwas vermeintlich Widersinniges aus Leidenschaft tun, grundsätzlich versteht.

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Simon Tofield – Simons Katze gegen den Rest der Welt – Goldmann 2012; Das Beste von Simon’s Cat – Universal 2012

Von Matthias Bosenick (29.10.2012)

Die nächste Stufe der Verwertung ist gezündet: Das neue Buch „Simon’s Cat vs The World“ ist zwar koloriert und größer, aber dafür dünner und teurer als die drei Vorgänger. Und es gibt jetzt außerdem eine DVD mit allen Youtube-Filmchen der namenlosen Katze. Beides kommt im Oktober, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft. Das ist alles soweit auch ganz gut, aber es steht zu erwarten, dass es in dieser Weise weitergeht, sofern sich die Änderungen und Erweiterungen finanziell niederschlagen. So etwas ging noch nie ohne Abstriche bei der Qualität, man kann also nur Übles fürchten und bis dahin an den aktuellen Produkten seinen Spaß haben.

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