Iggy Pop – Live at Montreux Jazz Festival 2023 – earMusic 2025

Von Guido Dörheide (24.01.2025)

Iggy Pop, the Godfather of Punk (eigentlich eher der Pilgrim Father of Punk, denn er hat dieses Genre ja nicht adaptiert, adoptiert und verbessert, wie es Neil Young seinerzeit mit dem Grunge tat, nein, er hat es weiland in Ann Arbor, Michigan, USA, mit seinen Stooges begründet), begleitet mich seit nunmehr 39 Jahren durch mein Leben. Es war „Real Wild Child (The Wild One)“ von seinem Album „Blah Blah Blah“, das mich 1986, ein Jahr vor meiner mehr als verdienten Konfirmation, mit dem Schaffen von Jim Osterberg bekannt machte und mich sehr für den sympathischen Künstler einnahm.

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Casademoni – 64 – Bitume Prods 2025

Von Matthias Bosenick (23.01.2025)

Dieses Album ist ein Hauch. Mit „64“ legt Singer-Songwriter Alberto Casadei aus Mercatino Conca in den Marken sein Debütalbum als Casademoni vor, das aus Songs besteht, die er bereits seit einem Dutzend Jahren in der Schublade hat. Obschon die Akustikgitarre das maßgebliche Instrument ist, mit dem er seinen introvertierten Gesang begleitet, gestaltet er einzelne Songs auch mit Synthies und Schlagzeug aus, durchbricht aber nie die Schallmauer, weder in Tempo noch in Lautstärke. Ein zurückgelehnter Einstand, perfekt für Kuschelzeiten im Winter.

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Liegengeblieben!

Von Chrisz Meier (21.01.2025)

Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich tätigen Betreiber ihrer eigenen Radioshows bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Geld hergestellte Musik einfach zu ignorieren.

Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.

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Ethel Cain – Perverts – Daughters Of Cain Records 2025

Von Guido Dörheide (17.01.2025)

Ich muss zugeben, dass der ganze Ethel-Cain-Hype der vergangenen Jahre komplett an mir vorübergegangen ist, ebenso der Fakt, dass es schätzungsweise 200.000 Memes gibt, die sich mit Ethel Cain und ihren düsteren Songinhalten beschäftigen, bzw. sich teils darüber lustig machen. Auf „Perverts“ aufmerksam geworden bin ich durch einige begeisterte Reviews, nach deren Lektüre ich den Eindruck hatte, dass jemand, zu dessen Lieblings-Singer/Songwriterinnen Lana del Rey, Anna von Hausswolff, Lady Gaga und Chelsea Wolfe zählen, unbedingt mal in das Album reinhören sollte. Und sich danach noch mal mit allem beschäftigen sollte, was Ethel Cain vorher veröffentlicht hat. Und Bingo: Kurz in „Perverts“ reingehört, festgestellt, dass das definitiv was für mich ist, und dann erstmal die ersten Singles/EPs „Bruises“, „Carpet Bed“, „Golden Age“ und „Inbreds“ sowie das Debütalbum „Preacher’s Daughter“ (2022) durchgehört.

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(0) – Knæk.Mørke.Mod.Lys – Audible Records 2024

Von Matthias Bosenick (17.01.2025)

Das stellt die Black-Metal-Gemeinde vor Herausforderungen: Auf ihrem erst zweiten Album mit dem in Großbuchstaben gehaltenen Titel „KN​Æ​K​.​M​Ø​RKE​.​MOD​.​LYS“ (ungefähr „Brich die Dunkelheit gegen das Licht“) machen die unaussprechbaren Dänen (0) – offiziell „parentes0parentes“ – nach eigener Auskunft Progressive Black Metal, was bedeutet, dass sie die Oldschool-Fans mit einem typischen Blastbeat-Geschrei-Brett anteasen und ihnen dann die gesegnete Vielfalt der Experimentierfreude unterjubeln, die weit über den mittlerweile auch schon oldschooligen und ebenfalls hier vertretenen Post Black Metal mit seinen atmosphärischen Flächen hinausgeht. Damit stellt Dänemark in doppelter Hinsicht eine Qualitäts-Klammer um das Black-Metal-Jahr 2024: Im Januar Solbrud mit „IIII“, im Dezember (0) mit „Knæk.Mørke.Mod.Lys“.

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The Cure – Songs Of A Live World: Troxy London MMXXIV – Polydor/Fiction Records 2024

Von Matthias Bosenick (16.01.2025)

Seit 2008 wartet die Gemeinde auf das nächste Testament nach „4:13 Dream“, auch der Tatsache ungeachtet, dass jenes bis dato letzte Studioalbum auch bei den Fans von The Cure nur wenig bleibenden Eindruck hinterließ. Aber hey, neue Mucke von The Cure! Wir nehmen ja alles, auch die „Songs Of A Lost World“, die Gothrockprediger Robert Smith und seine Kardinäle 16 Jahre später unter die Leute bringen. Und nicht etwa das damals angekündigte „4:14 Scream“. Aber wie damals ist auch jetzt wieder die Rede von Liegengebliebenem, das in Kürze das Licht der Welt erblicken soll. Also rund 2040. Diese neuen „Songs“ nun erwecken in der Studioversion sehr den Eindruck von Auftragserfüllung, weniger von brennender Inspiration. Wie das Album wohl vor Publikum klingen mag? Das verrät „Songs Of A Live World“, aufgenommen am 1. November 2024 im Londoner Troxy.

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Tacet Tacet Tacet – Fickle – Slowth Records 2025

Von Matthias Bosenick (13.01.2025)

Was für ein obskur glitzernder Abgrund tut sich denn da wieder auf: Francesco „Fra“ Zedde ist ein in Utrecht lebender Italiener aus Jesi, der sich in unzählbaren musikalischen Projekten austobt, die auch noch komplett unterschiedlich ausgerichtet sind. Für „Fickle“, sein drittes Album als Tacet Tacet Tacet, reiste er nach Island, um dort Field Recordings zu erstellen, die die Grundlage für diese abstrakte Musik ergeben. Abstrakt, aber zugänglich: Allein die Rhythmen betreffend könnte man „Fickle“ zwischen Jazz und IDM anordnen, die namensgebende Stille (Tacet) liegt allem trotzdem inne. Kunstmusik, die Freude bereitet.

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Ringo Starr – Look Up – Capitol 2025

Von Guido Dörheide (12.01.2025)

Ringo Starr, der sympathische Lieblingsbeatle von Marge Simpson und einer der präzisesten Schlagzeuger weltweit („I am the fucking click!“), entwickelt sich anscheinend zum europäischen Pendant von Willie Nelson: Mit 84 Jahren veröffentlicht er ein wunderschönes Country-Album. Ebenso wie Nelson ist er gut bei Stimme (die 84 hört man nicht raus, was bei Nelson im selben Alter, also vor ca. 7 Jahren, ebenfalls der Fall war – mittlerweile klingt Nelson wie andere Künstler mit knapp über 70, aber wurscht, ich schweife aus. Ringo hört sich auf jeden Fall an, als läge die Beatles-Trennung weniger als 20 Jahre zurück), ebenso wie bei Nelson ist Country ein gut passendes Genre für ihn und ebenso wie Nelson schreibt er nicht alle Songs, die er singt, selbst. Das war es dann aber auch schon fast mit den Gemeinsamkeiten, zumal Nelsons Eigenkompositionsanteil auf den meisten Alben auch höher ist als bei Starr – er bringt es hier gerade mal auf ein selbstgeschriebenes Stück („Thankful“, zusammen mit Bruce Sugar). Was aber nichts macht, schließlich singt er auf allen Songs und – weit wichtiger – er spielt auch auf allen Songs das Schlagzeug. Mit 84! Als Sänger mag ich Ringo eigentlich ganz gerne (was wären die Beatles ohne „I Wanna Be Your Man“, ohne „Yellow Submarine“ und ohne „With A Little Help From My Friends“?) und mit Aufsätzen über den Stellenwert und die Perfektion seines lange Zeit unterschätzten Schlagzeugspiels wurden inzwischen schon ganze Bücherregale gefüllt.

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Six Months Of Sun – Creatures – Cold Smoke Records 2024

Von Matthias Bosenick (09.01.2025)

Riiiiiiiffs!!!! Groooooves!!!! Energieeeeeeee!!!!!!! Was die lediglich drei Musiker aus Genf hier abfeuern, braucht keinen Sänger – ihr Stoner-Post-Hardcore-Metal-Brett zündet auch sprachlos vom ersten bis zum letzten Ton. Six Months Of Sun heißt das Trio, „Creatures“ das erst dritte Album in über zehn Jahren, und es rockt wie Sau. Für Kiffer ist es eigentlich viel zu brutal, oder?

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Albireon – Effemeridi – Toten Schwan Records 2024

Von Matthias Bosenick (08.01.2025)

Über 25 Jahre alt ist das Neofolk-Projekt Albireon aus der Emilia-Romagna, „Effemeridi“ dürfte das rund zehnte Studio-Album sein, abgesehen von haufenweise Split-Veröffentlichungen und Compilations. Auf diesem Album bleibt das Quartett dem Genre treu gewogen: kein Schlagzeug, hauptsächlich monoton gespielte Akustikgitarre, gehauchte, bisweilen chorartige Gesänge, leichter Folklore-Einschlag, manches halbwegs exotische Instrument wie Flöte oder Streicher eingesetzt und alles erheblich abgedunkelt. Angelehnt an die Ephemeriden, der in der Antike begonnenen Sammlung astronomischer Daten, tragen Albireon ihr Wissen weiter; das ist gottlob nicht so dunkel, wie es die Szene an sich vorgibt.

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