U2 – The Europa EP – Island 2019

Von Matthias Bosenick (11.06.2019)

Die große Rockband U2, vermutlich die derzeit größte der Welt, veröffentlicht seit 2010 ihre einst so begehrten Singles lediglich zu den amerikanischen Plattenladensonderterminen. Die neueste, kreativ „The Europa EP“ benannt, erschien zum jüngsten Record Store Day und beinhaltet exakt null neue Songs. Vielmehr bekommt man den Auftakt zur letzten Tour in eine ineinanderfließende Liveversion der beiden B-Seiten-Tracks gesampelt, nämlich die Rede von Charlie Chaplin aus „Der große Diktator“. Nett, in Summe sogar hörbarer als die beiden letzten Studioalben, und doch reichlich verzichtbar.

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Fixmer/McCarthy – Let It Begin – Planete Rouge Records 2019

Von Matthias Bosenick (07.06.2019)

Seit elf Jahren kein neues Album, aber die dritte 12” in drei Jahren: Zwei neue Songs plus jeweils einen Remix dazu veröffentlichen der französische Techno-DJ Terence Fixmer und der englische EBM-Mitgestalter Douglas McCarthy als „Let It Begin“-EP. Kurioserweise haben die Remixe mehr Feuer als die Originale, und es bestätigt sich, dass das Duo auf Albumlänge mehr zu sagen hat als in einzelnen Tracks. Wenn der Kontext fehlt, wirken die Stücke etwas unausgefeilt. Aber die beiden Jungs haben doch Spaß an der Sache und hören trotz Zeitnot nicht damit auf, miteinander Musik zu veröffentlichen. Und das ist gut so.

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LCD Soundsystem – I Used To (Dixon Retouch)/Electric Lady Sessions – DFA/Columbia 2018/2019

Von Matthias Bosenick (07.03.2019)

Natürlich kann James Murphy nicht stillhalten, und natürlich beschränkt er seine Aktivitäten nicht aufs Labelbetreiben. Mit den vor drei Jahren reaktivierten LCD Soundsystem wirft er nun eine 12“ nach der nächsten auf den Markt und spielte in Jimi Hendrix‘ berühmten Studio einige alte eigene und drei Coversongs neu ein. Bei „I Used To“ ist die B-Seite relevant und bei „Electric Lady Sessions“ sind es eher die Coversongs. Gibt’s beides ausschließlich auf Vinyl, wo nicht als Download.

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Nick Cave & The Bad Seeds – Distant Sky (Live In Copenhagen) EP – Bad Seed Ltd 2018

Von Matthias Bosenick (20.11.2018)

Da springt dem Nick-Cave-Fan doch glatt ein bisschen zu sehr der Kommerz ins Gesicht: Als Rückblick auf die jüngst absolvierte Tour und als Quasi-Soundtrack zum Konzertfilm „Distant Sky“ lässt der kleine Nick vier in Kopenhagen mitgeschnittene Songs auf Vinyl pressen und verkauft diese EP zum Preis einer LP. Nichts gegen die Lieder, aber da wäre das komplette Konzert auf Vinyl drin gewesen, insbesondere, wenn man hört, wie stark die leicht umformierten Bad Seeds die Klassiker inzwischen verändern, und dann hätte der Preis auch besser gepasst. Aber gut, der geneigte Fan erwirbt und sammelt, und wenigstens für die Musik lohnt es sich.

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Underworld & Iggy Pop – Teatime Dub Encounters – Caroline/Beat 2018

Von Matthias Bosenick (20.08.2018)

Die Kombination liest sich zunächst ähnlich absurd wie Metallica & Lou Reed, nur mit dem Unterschied, dass Underworld nicht seit 30 Jahren Scheißmusik machen. Das Ergebnis dieser Kollaboration bleibt dennoch eher ein launiges Experiment als ein wegweisendes Stück Musikgeschichte, wenngleich die kompositorischen Qualitäten der elektronischen Tanzmusiker unverkennbar sind und der Erfinder des Punk und des Postpunk bekanntlich vor allen Tapeten glänzt. Die 12“ kommt in transparentem Vinyl.

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Goethes Erben – Lazarus – Dryland Records 2017

Von Matthias Bosenick (14.11.2017)

Schön, dass Erwachsene zum Meinungswechsel in der Lage sind: Unter anderem als Reaktion auf illegale Downloads und entgangene Umsätze legte Oswald Henke vor zwölf Jahren seine Goethes Erben auf Eis und wies sämtliche künftige Tonträgerveröffentlichungen als utopisch von sich, inzwischen lässt er beides wieder zu. Die jüngste Veröffentlichung seiner neu besetzt reanimierten Neue-Deutsche-Todeskunst-Band ist eine 12“ mit zwei Stücken, ein sehr kraftvolles zur politischen Lage und eines ohne das Trademark, für das man die Band vor über 25 Jahren ins Herz schloss. Bonus: Die anschaulichen optischen Gimmicks kann man nicht downloaden.

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Sqürl – EP#260 – Sacred Bones Records 2017

Von Matthias Bosenick (08.08.2017)

Den Rausch ausleben, nicht ausschlafen! Konturen sind was für Anfänger und Remixer, damit halten sich die drei Musiker inklusive des Regisseurs Jim Jarmusch mal gar nicht auf, jedenfalls nicht in den ersten sechs Minuten dieser EP in Über-„Reign In Blood“-Länge. Es schleift und dröhnt, bevor es dezent zu wummern beginnt. Die Musik ist so dunkel und verrätselt, wie es manche Elemente in Jarmuschs Filmen sind.

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Fixmer/McCarthy – Chemicals – Sonic Groove 2017

Von Matthias Bosenick (06.04.2017)

Seit neun Jahren kein Album mehr, aber plötzlich die zweite 12“ in zwei Jahren. Der französische Techno-DJ Terence Fixmer und der englische EBM-Shouter (so muss man ihn bezeichnen) Douglas McCarthy von Nitzer Ebb ballern ihren trotzdem verbliebenen Folgenden dieses Mal Drogentanzmusik um die Ohren. Als neuem Output auf nur einen Track konzentriert, ist eher das Bedienen die Aufgabe als das Erweitern; „Chemicals“ ist ein im Sinne des Duos klassischer antiseptisch lärmender Neo-EBM-Track mitten in die Fresse. Auf der so genannten Albumlänge sind sie zwar experimenteller, aber man ist ja schon zufrieden, dass sie überhaupt wieder gemeinsam aktiv sind.

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Under Viewer – Wonders & Monsters, Daniel B. Prothèse – Überlastung – Alfa Matrix 2016/2017

Von Matthias Bosenick (22.03.2017)

Dieser Jean-Luc de Meyer hat aber auch eine geile Stimme. Der veredelt alles, woran er beteiligt ist. Hier nun mit Patrick Codenys an Under Viewer, einem von zwei Projekten, aus denen 1981 Front 242 hervorgingen. Das andere war Prothèse von Daniel Bressanutti. Von beiden gab es keine offiziellen Veröffentlichungen, sieht man von den Demos ab, die das Label Alfa Matrix 2004 zum Rerelease des Front-242-Debüts „Geography“ auf die limitierte Bonus-CD packte. Beide Projekte überarbeiteten ihre Demos und schufen neue Songs, die sie jetzt unter die EBM-Fans bringen – und diese sicherlich eher verstören: Under Viewer ist wunderschöner dunkler minimaler Pop, Prothèse zirpendes Experiment mit Ambient-Schlag, beides also in einem völlig anderen Sinne „Kampfbereit“.

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Placebo – Life’s What You Make It – Elevator Lady/UMG Recordings Services 2016

Von Matthias Bosenick (06.11.2016)

Wenn die kolportierte Geschichte stimmt, ist sie lustig: Placebo begehen ihr zwanzigjähriges Bestehen mit einer Best-Of-Doppel-CD und vergessen beim kompilieren, dass sie in ihrem eigenen Repertoire einen Song namens „Twenty Years“ haben. Um das glattzuziehen und den einzigen exklusiven Song auch anderswo unterzubringen, schieben sie halt die 12“ „Life’s What You Make It“ nach. Darauf gibt’s „Twenty Years“ in zwei unterschiedlichen Liveversionen und vier neue Songs, darunter das titelgebende Talk-Talk-Cover. Die EP belegt, dass sich Placebo zu Recht in der indierockigen Lücke zwischen Mainstream und Eigensinn gut eingenistet haben.

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