Sâver & Frøkedal – Split EP – Pelagic Records 2022

Von Matthias Bosenick (12.01.2023)

So geht das: Da erwartet man aus der Erfahrung, die man mit den Norwegern Sâver bereits machte, ein amtliches Metal-Brett, und bekommt stattdessen auf dieser Split-10“ mit Anne Lise Frøkedal zwei melancholisch-chillige Songs, die eher in Richtung traurige Folklore gehen. Die Doom-Postmetaller Sâver und die Singer-Songwriterin Frøkedal covern hier gegenseitig einen ausgewählten Song, und man kann die Originale kaum wiedererkennen, so eigen sind die Resultate. Und schön, wunderschön! So geht Metal.

Weiterlesen

Jomi – Skråt over marken – Glorious Records 2022

Von Matthias Bosenick (08.11.2022)

So dynamisch, so energetisch: Nur ein Jahr nach ihrem letzten Solo-Album „Lyst“ überrascht Jomi mit einem neuen Mini-Album, das es physisch ausschließlich als 10“ gibt, mit Klappcover sogar. Sechs Songs mit Jazzgrundierung, die erste Seite mit knallenden Klein-Chören, kraftvollen Bläsern – und einem Noiserockhintergrund, den die Kopenhagenerin auch in einem eher rockuntypischen Gewand nicht verbergen kann. Die zweite Seite ist etwas ruhiger als die erste und ebenso bemerkenswert arrangiert; „Querfeldein“ also. „Skråt over marken“ sind sechs neue Lieblingslieder.

Weiterlesen

Nick Cave – Seven Psalms – Cave Things 2022

Von Matthias Bosenick (25.08.2022)

„Solche Dinge sollten nicht passieren, aber sie passieren“, sagt Nick Cave im sechsten seiner „Seven Psalms“, sieben zur Ambient-Musik von Warren Ellis gesprochene Kontemplationen über „Glauben, Wut, Liebe, Trauer, Barmherzigkeit, Sex und Lobpreis“, wie es Cave selbst bezeichnet. Für jeden Tag der Woche ein Psalm, alle zusammen ein Angebot zur Meditation. Angesichts des Umstandes, dass Cave jüngst auch seinen zweiten Sohn an den Tod verlor, kann man seine Haltung beinahe als stoisch auffassen, mindestens als gestärkt, gesund und zukunftsgewandt. Und der Geist Gottes schwebt über dieser 10“.

Weiterlesen

K÷ – K÷93 – Cadiz 2021

Von Matthias Bosenick (06.05.2021)

Die Geschichte dieser EP reicht 40 Jahre zurück, zu einer gemeinsamen Tour, doch als sich Mitglieder von Killing Joke und Joy Division dann endlich wie verabredet zu den vorliegenden Aufnahmen trafen, gab es Joy Division ja längst nicht mehr. Erst 1993 kam es zwischen Jaz Coleman, Kevin „Geordie“ Walker und Peter Hook zu spontanen Sessions, die bis 2019 als verschollen galten. Drei dieser Songs waren rettbar und liegen nun als transparente 10“ vor. Die Songs sind erstaunlich zeitlos und lassen tatsächlich beide beteiliget Projekte heraushören, ohne dass sie wie die Veröffentlichungen von New Order oder Killing Joke aus jenem Jahr klingen. Luftiger Wave-Pop mit Emotion und Melancholie.

Weiterlesen

Die Müller Verschwörung – Artfremd an verschiedenen Orten – Die Müller Verschwörung 2020

Von Matthias Bosenick (04.01.2021)

Alles anders und doch so vertraut: Aus der 2002 gegründeten Band Müller & die Platemeiercombo wurde in den zurückliegenden fünf Jahren irgendwann Die Müller Verschwörung, aus grafischen Gründen leider ohne Bindestrich (aber gottlob auch ganz ohne Q). Grund war der beruflich bedingte Abgang von Plate und Heyl und die daraus folgende personelle Neubesetzung. Auch am Mikro: Bandchef „Bo“ Müller teilt sich den Posten des Sängers jetzt mit Theaterperformer und Multiinstrumentalist Roland Kremer, und darin liegt im Grunde der größte Unterschied zur Platemeiercombo, denn ansonsten behält die Band musikalisch den catchy Mix aus vermeintlichen Easy-Listening-Rhythmen und latentem Stoner-Rock bei. „Artfremd an verschiedenen Orten“ stellt inhaltlich eine Art Konzeptalbum dar: Die meisten Texte behandeln Weltekel allgemein und Kapitalismuskritik speziell. Das Album als Doppel-10“ kauft man der Band aber trotzdem bereitwillig ab.

Weiterlesen

Black & Red (Jaz Coleman & Ondřej Smeykal) – On The Day The Earth Went Mad – Cadiz Music 2020

Von Matthias Bosenick (13.09.2020)

Didgeridoo. Das bestimmende Instrument in diesem Slomo-Industrial-Track ist das Didgeridoo. Wer das heraushören kann, verdient ein Indisches Harmonium. Das ist nämlich das zweitwichtigste Instrument auf „On The Day The Earth Went Mad“, dem ersten Lebenszeichen des Projektes Black & Red, zu dem sich Killing-Joke-Chef Jaz Coleman und der tschechische Didgeridoo-Held Ondřej Smeykal bereits 2009 zusammenschlossen. Auf einer roten 10“ beklagen sie kraftvoll, eingängig, schleppend, brachial und, äh, warm den Niedergang der Gesellschaft. Und das soll nur der Auftakt zu einem Album sein. Das ist nach diesem überwältigenden Start nur schwer abzuwarten.

Weiterlesen

Dead Cross – Dead Cross EP – Ipecac 2018

Von Matthias Bosenick (08.08.2018)

Deac Cross machen es dem Googelndem nicht einfach: Das Debüt-Album und die vorliegende Folge-EP tragen den Bandnamen als Titel. Da kommt sogar Amazon durcheinander. Vier neue Tracks gibt’s als 10“ von dieser Hardcore-Supergroup, die alles andere als so genannt werden will, also Supergroup, nicht Hardcore; das lieber als Metal, trotz Dave Lombardo an den Drums: zwei Studio-Songs und zwei Remixe. Ein brutal kurzweiliger, aber viel zu teurer Spaß, teilweise mit überraschendem EBM-Sound.

Weiterlesen

The Claypool Lennon Delirium – Lime And Limpid Green – ATO Records 2017

Von Matthias Bosenick (25.08.2017)

Die Verknappung einer Veröffentlichung mit einer Wiederveröffentlichung aufheben ist gut, doch diese ebenfalls verknappen ist ein Witz: Die Cover-10“ „Lime And Limpid Green“ brachten Les Claypool und Sean Lennon ursprünglich zum jüngsten Record Store Day heraus und legten sie jetzt für den freien Markt neu auf. Der Unterschied: Das Vinyl ist jetzt transparent mit grünen Splattersprengseln, einige Tippfehler auf der Hülle sind korrigiert. Die Musik: Das psychedelische Duo spielt vier mehr oder weniger psychedelische Standards im eigenen Sound nach. Ist okay, aber weniger Reizvoll als das gemeinsame Album.

Weiterlesen

Meat Beat Manifesto – Kasm 2.2 – Skam 2015

Von Matthias Bosenick (19.07.2015)

Nicht nur die plötzliche Hintenrum-Veröffentlichung an sich ist eine unerwartete Überraschung, schließlich liegt das letzte Lebenszeichen von Meat Beat Manifesto, die „Test EP“, schon drei Jahre zurück; auch inhaltlich erstaunt es: „Kasm 2.2“ bietet rein elektronische Frickelbeats, die nahezu melodielos und recht entspannt die Beinmuskulatur stimulieren, mit den üblichen Atmosphären, die man von MBM-Kopf Jack Dangers kennt. Also keine Jazzexperimente mehr, kein Live-Schlagzeug, keine basslastigen Breakbeat- und Dubstep-Ausflüge. IDM in Reinkultur – kein Wunder, stellt doch Skam eines der führenden IDM-Labels schlechthin dar und etabliert jenes mit Kasm zurzeit ein neues 10“-Sublabel.

Weiterlesen

Pixies – EP3 – Pixies 2014

Von Matthias Bosenick (29.03.2014)

Das ist mal so richtig frech. Mit der „EP3“ und der Ankündigung eines Albums mit dem albernen Namen „Indie Cindy“ verlieren die Pixies sämtliche Reputation: Ursprünglich hieß es, die Pixies bringen nie wieder ein neues Album heraus, auch nach der Wiedervereinigung 2003 nicht, die ja an sich schon niemals hätte stattgefunden haben sollen. Dann platzierten sie diverse neue Einzel-Tracks auf Sampler und im Internet, die ganz okay bis sehr gut waren. Dann gab es „EP1“ als 10“ mit vier neuen Stücken, da dachte man schon: Das, Kollehng Kollehng, geht ja gar nicht. Abgesehen davon, dass die Songs gerade mal mittelmäßig waren, widersprachen sich die Pixies sowas von selbst, und das auch noch in einer Besetzung, die nicht mehr original war, schließlich ist Kim Deal nicht mehr dabei. Im Zuge von „EP1“ kündigten sie an, vier solcher EPs zu veröffentlichen, aber kein Album, weil das unwirtschaftlich sei. Jetzt also kommt das Album, das alle drei bisherigen EPs bündelt. Hätte man das gewusst, hätte man sich das viele Geld für die drei 10“es gespart, denn die CD allein kostet weniger als nur eine der Vinyl-Scheiben, bietet aber auch nicht mehr als deren zwölf Songs. Darin steckt die nächste Frechheit: Die Band bekommt nicht nur keine vier EPs zusammen, sondern im Grunde nicht mal drei: Den Opener „Bagboy“ verschenkten die Pixies seinerzeit im Zuge der ersten EP als Gratisdownload. Das bedeutet: Wer sich „EP3“ als Download kauft, bezahlt damit als einen von vier Songs ein Stück, das er bereits als Geschenk auf der Festplatte hat. Einen Vorteil davon haben nur die 3000 Fans, die die rasch ausverkaufte Vinyl-Version ergattern konnten. Frech!

Weiterlesen