Von Matthias Bosenick (15.03.2021)
Gleich zweimal schwere Kost aus Flechtorf: Cryptic Brood bespielen eine Split-LP mit Night Hag aus den USA und Repulsive Feast knüppeln eine 7“-Single mit vier Songs ein. Die drei Beiträge können kaum verschiedener sein: Cryptic Brood schwenken das Tempo zwischen Doom und Death herum, Night Hag bleiben auf der dunkel-schleppenden Doomlinie und Repulsive Feast grooven den Punk in den Metal, knüppeln mithin einen gutgelaunten Grindcore. Und das in lustig bunten Vinylvarianten: So geht Metal!
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Mountain Hermit/Silenced Minstrel – Dark Musing Of The Ages – Mountain Hermit 2021
Von Matthias Bosenick (08.03.2021)
Trve in Rom, Thessaloniki und Kuala Lumpur: Mit Black Metal sind die sechs Stücke dieses Split-Albums von Mountain Hermit und Silenced Minstrel nur unzureichend klassifiziert. Einige Elemente finden sich bei Mountain Hermit zwar wieder, etwa das Keifen, aber die Musik besteht nicht vorrangig aus Blastbeats und Geboller, sondern vielmehr aus der Leere, die sie auch inhaltlich transportiert. Dafür ist die Produktion absichtlich heruntergefahren, keine Wall Of Sound versperrt den Zugang zu den nüchternen Basistracks. Das macht die Musik indes nicht weniger verstörend und das Hören zu einem Vergnügen, dem man sich nicht in jeder Stimmung aussetzen kann. Das amtlich fette und beinahe progressive Geballer bekommt man dann in der zweiten Hälfte von Silenced Minstrel, das räumt die Gehörgänge auf.
DerHarms – Neun schöne Lieder – Sireena 2021
Von Matthias Bosenick (01.03.2021)
Hauke „Der“ Harms lügt zu mindestens 33 Prozent mit dem Titel seines, nun, CD-Solo-Debüts: „Neun“ trifft zu, „schöne“ ist selbstredend Geschmackssache und „Lieder“ stimmt gar nicht. Sondern: Repetetive Experimente an zumeist analogen elektronischen Tonerzeugern, die eben die klassische Liederstruktur komplett ignorieren und stattdessen im Sound synthpopnahe und somit aus heutiger Sicht zeitlose Tracks ergeben, denen man chillig zuhören und zu denen man in einigen Fällen auch behaglich tanzen kann. Der Gruftwavekontext, in dem DerHarms in den zurückliegenden Jahrzehnten in Erscheinung trat, kommt hier schier gar nicht zur Geltung, dann schon eher das Chillige seiner Ambient-Kollaboration „Fingerhut“ mit Axel Ermes aus dem vergangenen Jahr.
Theatre Of Hate – Utsukushi-sa (A Thing Of Beauty) – Eastersnow Recording Company 2020
Von Matthias Bosenick (24.02.2021)
Unermüdlich, dieser Kirk Brandon! Mit irgendeiner seiner vielen ewigen Bands bringt er ganz bestimmt ein neues Album heraus, zumeist unbemerkt von breiter Öffentlichkeit, aber stets gefeiert von seiner Folgerschaft. Bei „Utsukushi-sa (A Thing Of Beauty)“ handelt es sich um das neueste Album seiner Postpunk-New-Wave-Combo Theatre Of Hate, das ist die mit dem unüblichen Saxophon. Melancholie und Glam können so eingängig sein! Berührend ist wie immer Brandons – nun – Tenorgesang, lang anhaltend und durchdringend, der über allem schwebt, was er musikalisch veranstaltet. Dieses Album ist ein grandioses in einer Folge grandioser Alben, eine sichere Bank für die alten Fans und einfach mal völlig uninteressant für den Rest der Welt.
Die Toten Hosen – Alles ohne Strom – JKP/Warner 2019

Von Marc Lücke (11.02.2021)
Bereits Ende vorletzten Jahres veröffentlichten die fünf Düsseldorfer Altpunks von den Toten Hosen ihr bereits zweites Album, das komplett ohne Verstärker aufgenommen wurde. Und das hat satte 31 Titel. Der Name des Albums ist also Programm. Und wie bereits „Nur zu Besuch. Unplugged im Wiener Burgtheater“ (2005) wurde auch „Alles ohne Strom“ live bei einem epochalen Konzert aufgenommen, diesmal allerdings in der Düsseldorfer Tonhalle.
WeiterlesenThe The – Muscle – Lazarus 2020

Von Matthias Bosenick (09.02.2021)
Mit der klassischen Achtziger-The-The-Bontempiorgel geht’s los: „I Want 2 B U“ eröffnet den Soundtrack zu dem Thriller „Muscle“, den Matt Johnson als neues Album seines Alter Egos The The veröffentlicht. Ein Song im altvertrauten Stil also, und der Rest ist Experiment, vermutlich filmtauglich, aber auch für sich genießbar. „Muscle“ klingt, als habe Johnson seine Sounddatenbank geplündert, um eine zunächst atmosphärische und später etwas rabiatere Kulisse zu erstellen. Hat nix konkret mit seinen großen Zeiten in den Achtzigern und frühen Neunzigern zu tun, ist aber trotzdem fein – wir werden halt alle älter und verändern uns.
Spezial: Klangwirkstoff-Records

Von Matthias Bosenick (02.02.2021)
Chillige Musik für unchillige Zeiten: Auf dem Berliner Label Klangwirkstoff veröffentlichen Bert Olke und Tom Wölke Musik von Künstlern, die wie sie selbst Töne aus den Rotationen von Planeten und Molekülen errechnen. Dem legen sie die Kosmische Oktave von Hans Cousto zugrunde; hier begegnen Wissenschaft und Esoterik einander, was in jedem Fall in entspannte akustische Traumreisen mündet. Möge das Schlagwort Ambient an dieser Stelle einmal fallen. Ein Überblick vermittels vierer Alben aus dem Labelkatalog.
The Wedding Present & Friends – Not From Where I’m Standing – Come Play With Me 2020

Von Matthias Bosenick (01.02.2021)
Die meisten dieser Lieder leben sogar mehr als zweimal: David Lewis Gedge, seines Zeichens Bandchef der dem Covern gegenüber ohnehin schon immer sehr aufgeschlossenen englischen Indie-Helden The Wedding Present, schart eine Schar Freunde um sich, um mit ihnen eine auserlesene Auswahl an Titelmelodien des Kino-Franchises „James Bond“ neu einzuspielen, und zwar für den nicht minder legendären Guten Zweck. Die gute Nachricht: Den meisten der Originale entnehmen Gedges Freunde den Pathos und das Drama, man kann die 20 Lieder einfach als schöne Indierockcompilation mit latentem Erinnerungsfaktor durchhören. Den Vergleich mit den charakterstarken Originalen der Sechziger und Siebziger hat man latent im Ohr, insbesondere deren gesangliche Qualität ist dabei unerreicht.
Ulrike Rank – Ralf Rabinski … geht zu Fuß – Samsonido/Dryland Records 2020

Von Matthias Bosenick (27.01.2021)
Diese CD stellt in überraschend vielen Aspekten eine, nun, Überraschung dar: Bei „Ralf Rabinski … geht zu Fuß“ handelt es sich um ein Kinderhörspiel, veröffentlicht auf dem Gruftmucke-Label Dryland Records und eingesprochen von unter anderem Oswald Henke von Goethes Erben sowie dem früheren Wolfsheim-Sänger Peter Heppner. Erdacht ist die Geschichte von der Bremer Grafikdesignerin Ulrike Rank, die auch an diversen Dunkel-und-düster-Plattencovern beteiligt war. Mit nordischem Humor und einigem Einfallsreichtum erzählt das Stimmentrio – Rank ist selbst dabei – die kindgerechte und auch für Erwachsene lustige Geschichte vom Rabenjungen Ralf, der sich mit einer Hummel anfreundet und auf der Jagd nach Kirschen doch lieber spaziert als fliegt.
Fee – Rezeptfrei/SchizoFEEnie – Sireena 2020 (Risiko 1982/1983)


Von Matthias Bosenick (25.01.2020)
Von Braunschweig aus über Fee zu schreiben, das birgt natürlich den Hauch von Eulen und Athen. In ihrer Heimatstadt sind Fee – oder auch in Eigenschreibweise: FEE – nach wie vor aktiv und populär, dank eines internen Generationenwechsels nicht nur bei denen, die seinerzeit mit „Mach dich lieber anders tot“ und „Schweine im Weltraum“ aufgewachsen sind. So sehr wiederentdecken muss man das zweite und dritte Album „Rezeptfrei“ und „SchizoFEEnie“ in Form dieser Rereleases der einstmals holden Fee daheim also nicht, wenngleich es durchaus geraten ist, den der NDW zugeordneten Platten allerorts neue Ohren zu schenken.