Joey Ramone – Dont Worry About Me – Sanctuary Records 2002

Von Marc Lücke (20.04.2021)

Nachdem Joey Ramone, den man als Frontmann der legendären US-Punkband der ersten Stunde, „The Ramones“, ja nicht mehr vorstellen muss, am 15. April 2001 nach einem Fall im New Yorker Schnee starb, als er schon seit längerem an Lymphdrüsenkrebs gelitten hatte, veröffentlichten Sanctuary Records posthum 2002 sein erstes Soloalbum. Der ausdrucksstarke Titel des Silberlings, „Dont Worry About Me“, sagt eigentlich schon alles. In fast allen der elf Titel geht es um Abschied, Schmerz, dessen Überwindung und die Schönheit des Lebens.

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Trigger Cut – Rogo – diy Records 2021

Von Matthias Bosenick (15.04.2021)

Angepissten Lärm rocken Trigger Cut aus Stuttgart und München auf ihrem zweiten Album „Rogo“. Regeln gibt’s nicht, nur schlechte Laune und Bock darauf, die in einen eigensinnigen Rock’n’Roll zu packen, angesiedelt zwischen dem New Yorker No Wave der frühen Achtziger und dem unformatierten Prä-MTV-Indierock der frühen Neunziger. Es gibt keine Erwartungen zu erfüllen, nur einen Heidenspaß am Heidenlärm. Und das nur zu dritt! Rockt wie Sau.

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Front 242 – Live 1991 EU + USA/Daniel B. + Elko B. – 66.6 – Alfa Matrix 2021

Von Matthias Bosenick (12.04.2021)

Wenn man schon nicht auf Tour gehen kann, dann plündert man eben sein Archiv, und was die EBM-Erfinder Front 242 so an Livemitschnitten aus dem „Tyranny“-Jahr 1991 zutage fördern, ist klanglich bombastisch und als historisches Dokument ohnehin bemerkenswert. Das Label Alfa Matrix veröffentlicht einen Mitschnitt aus Europa als Doppel-LP und einen aus den USA als CD, dazu zwei noch ältere Gigs als Downloads. Und 242-Soundtüftler Daniel Bressanutti nimmt sich zum zweiten Mal alte Tracks vor und verpasst ihnen ein zeitgemäßes Outfit; bei „66.6“ hilft dem Brüsseler sein Antwerpener Kumpel Elko Blijweert.

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Oriom – Healing Source – Klangwirkstoff Records 2021

Von Matthias Bosenick (08.04.2021)

Einst der zweitwichtigste kreative Sidekick von Anne Clark nach David Harrow und selbständig mit etwas altbackenem Crossover unterwegs – und heute? Rainer von Vielen alias Rainer Hartmann sattelt um auf die Sorte Ambient, die sich im Aufbau bei den Theorien von Hans Cousto bedient und heilende Wirkung ausstrahlen will. Unter dem neuen Pseudonym Oriom veröffentlicht er aus Ausgleich für Konzertabsagen sein elektronisch basiertes Debüt, auf dem er selbstredend auch mit Kehlkopf- und Obertonstimme arbeitet, wie man es von ihm kennt. Der Kenner weiß indes auch, dass Hartmann bereits mit dem Projekt Orange in verwandten Gefilden unterwegs ist, nur nicht so elektronisch. Also, auf ins All-Gäu!

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Κραυγή – Κραυγή EP – Road Rat Records 2021

„Κραυγή“ ist Griechisch und heißt „Schrei“, und der Name passt sehr gut zu diesem Black-Metal-Projekt. Mit Geschrei und Geschrammel nach klassischer Art beginnt die selbstbetitelte Debüt-EP des griechisch-brasilianischen Duos. Das wäre für sich vielleicht gar nicht so spannend, doch belassen es die beiden Musiker dabei nicht, sondern streuen dezidiert unerwartete Instrumentalpassagen ein, ohne die die fünf Tracks zwar im Sinne des Purismus die Anforderungen erfüllen, darüber hinaus aber eher belanglos, weil altbekannt wären. Das Altbekannte ist dabei sogar die Intention des Duos, nur eben mit dazwischengehebelten Eigenwilligkeiten. Und alle schreien mit: „Kravgi, Kravgi …“

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Wer hat Sara ermordet? (¿Quién mató a Sara?) – Bernardo de la Rosa & David Ruiz – MEX/Netflix 2021

Von Matthias Bosenick (05.04.2021)

Wenn man als Drehbuchautor eine Geschichte nur dann so voranbringen kann, wie man es möchte, indem man Logiklöcher umschifft, hat man dafür zwei Möglichkeiten: verdrehte Erklärungen konstruieren oder blind drüberwegerzählen. Für die Netflix-Serie „Wer hat Sara ermordet?“ entschieden sich die Produzenten für zweitere Option. Mit der Erzählweise, zwischen den Zeitebenen und den Figuren im Zickzack zu springen, erzeugen sie einen fesselnden Sog, obgleich man sich unablässig fragt, warum man trotz der Löcher im Drehbuch überhaupt dranbleibt. Und dann bringen sie die Antwort auf die Titelfrage noch nicht mal am Ende der ersten Staffel, sondern setzen im Mai – immerhin schon! – die Story mit einer zweiten Staffel fort.

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qqqØqqq – A Lustrum Before Revelations – Toten Schwan Records 2021

Von Matthias Bosenick (01.04.2021)

File between !!! and (0), zumindest, was die Unaussprechbarkeit betrifft: Bei qqqØqqq handelt es sich um ein Ambient-Duo aus Venedig, das vorrangig mit Synthesizern und Gitarre arbeitet. Das bereits 2015 aufgenommene Album „A Lustrum Before Revelations“, das jetzt unter anderem via Toten Schwan Records erscheint, kombiniert das Hypnotisch-Tanzbare von Dead Can Dance und Delirium mit einem unterschwelligen Gitarren-Industrial. Und diese Mischung geht auf: Was wie ein Widerspruch klingt, kombiniert sich hier zu einer variantenreichen Entdeckungsreise.

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Machyyre – Widderschädelmixtape II – Xchnum Miiimiiikry 2020

Jonas Kolb gehört definitiv zu denjenigen, die die erzwungene Coronazurückgezogenheit beflügelt: Unablässig produziert er Album um Album, unter den verschiedensten Aliassen und auf den verschiedensten Medien. Sein zweites „Widderschädelmixtape“ als Machyyre ist schon überholt, sobald man es nur einmal durchgehört hat. Das mit dem Mixtape stimmt doppelt: Der Schöninger veröffentlicht das Album auf Kassette und die Musik darauf stellt einen wilden Querschnitt durch sein Schaffen dar, von Black Metal über Gothic, Industrial und Kammermusik bis Spoken Word und Synthpop. Der Widderschädel im Titel gibt zudem grob die inhaltliche Richtung vor. Und im beigelegten Downloadcode wartet eine Merkwürdigkeit.

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De Golden Lepel – De Golden Lepel – Schneider Collaborations 2021

Von Matthias Bosenick (23.03.2021)

Stimmt, Synthiepop und Industrial hat er noch gar nicht zerstört, wobei Industrial ja eigentlich bereits die Zerstörung von Synthiepop ist. Für das Projekt De Golden Lepel tat sich Zauberdrummer Jörg A. Schneider mit Rolf Leo Kaiser zusammen, genannt Fidel, der zu Schneiders Drums und Drones am Keyboard improvisierte. Da dieser Fidel während der Postproduktion verstarb, versteht Schneider dieses Doppelalbum als ein Tribut an seinen langjährigen Freund. Wer dieser Fidel indes genau war, lässt sich nicht googeln, aber seine Art, dem Keyboard schräge Sounds zu entlocken, passt zu der Art Schneiders, das Schlagzeug per Zufall zu bedienen. Gelegentlich entstehen dabei sogar relativ geradlinige Tracks, vom Pop dennoch meilenweit entfernt. Ein typisches herausforderndes, großartiges Schneider-Hörerlebnis.

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The Perc Meets The Incredible Lovegodz – Live in Bamberg ’95 – Sireena 2021

Von Matthias Bosenick (22.03.2021)

Aus dem Hidden Gentleman wurden die Incredible Lovegodz, und bei denen handelt es sich um verdiente Musiker der deutschen Indieszene: Neben Bandkopf Tom „The Perc“ Redecker und seinen Allzeitbuddys Harry Payuta und Jochen Schoberth waren dies Alexander Popp von Artwork sowie Thorsten „Walt“ Bender, damals Mitglied der Band von Ax Genrich. Das vorliegende Liveset bedient sich weniger beim Anlass, The Percs Solodebüt „Woldlooker“, als vielmehr bei seiner vorherigen Band mit The Hidden Gentleman. Man hört ein Quintett, das seine Spielfreude zwischen Song und Experiment auszudrücken weiß.

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