Ayn & Marlen Und Marlen – From The Floor Below – Toten Schwan Records 2022

Von Matthias Bosenick (30.11.2022)

Eine Zaubertüte an vielfältigen Stilen und Sounds auf nur einem Album! Grundsätzlich gruftig, verbindet das nihilistische Duo mit dem Drei-Personen-Namen Ayn & Marlen Und Marlen Industrial-Sounds, Wave-Gesang, Dark Ambient, Ritualmusik, Neofolk und sonstiges Experiment mit Gothic. Mit den Stilen wechseln auch die Stimmungen, wenngleich hier von guter Laune nicht gerade ausgegangen werden sollte. Simona Boglietti stellt dabei den Anteil Marlen Und Marlen, Christian Nicolao begnügt sich mit dem Alias Ayn. Das Duo aus Biella im Piemont bezeichnet sich auch als Endegehen Collective, und so klingt die Musik auch: als würde alles zu Ende gehen. Dieser wunderschön dunkle Schwanengesang ist einer, dem man sich gern hingibt, in lichtloser Kammer, zurückgezogen und von der Welt verschreckt.

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Devin Townsend – Lightwork – Inside Out Music 2022

Von Matthias Bosenick (29.11.2022)

Yeah, Pop! Der Alleskönner macht nach dem chaotisch-unhörbaren Metal-Zappa-Experiment-Album „Empath“ endlich wieder verträgliche Musik, und dieses Mal eben Pop. Das kann er, das macht er auch nicht zum ersten Mal, manche Performance mit Anneke van Giersbergen etwa deutet sehr sehr in Richtung Schlager, aber weil Dev eben Dev ist, ist das „Lightwork“ vielschichtig: Den Metal packt er in die unteren Ebenen, das Komplexe fließt wie nebenbei ein, sein Pop hat ein massives Fundament, auf dem er leichtfüßig Pirouetten dreht, mit ausgebreiteten Armen. Einmal mehr gibt’s in der limitierten Version ein komplettes Bonus-Album, „Nightwork“, und auf dem tobt er sich etwas mehr aus.

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Candlemass – Sweet Evil Sun – Napalm Records 2022

Von Guido Dörheide (28.11.2022)

Musik aus Schweden, das ist in etwa so wie Musik aus Irland: Es kann gut gehen, es gibt aber auch viel Scheiß. Abba, U2, Dexys Midnight Runners, Amon Amarth, Chris de Burgh – ein jeder bilde sich seine eigene Matrix. Und was will man von einer Band erwarten, die sich „Candlemass“ nennt (der Herausgeber dieser Zeilen sprach vor einigen wenigen Tagen von „Bembelmass“ – ei gude, wie?) und deren Debütalbum – das im Übrigen wirklich unglaublich gut ist – „Epicus Doomicus Metallicus“heißt? Ich will jetzt auch nicht in die Diskussion einsteigen, welcher Candlemass-Sänger nun eigentlich der beste ist – Johann Langquist, der schon auf „Biggus Dickus Metallicus“ gesungen hat und auch hier wieder mit von der Partie ist, Messiah Marcolin, Thomas Vikström, Björn Flodkvist, Robert Lowe oder wie auch immer diese ganze skandinavischen Spaßvögel auch so heißen mögen.

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Christian Death – Evil Becomes Rule – Season Of Mist 2022

Von Guido Dörheide (28.11.2022)

Es war der 50. Geburtstag meines Freundes Klaus aus Gifhorn, der mir diese Band wieder ins Gedächtnis zurückgerufen hat: „Sex And Drugs And Jesus Christ“ hieß das Werk aus dem Jahr 1988, mit dem mir Klaus die Deathrockpioniere von Christian Death nahe brachte. Gründungsmitglied Rozz Williams war damals schon seit drei Jahren nicht mehr in der Band, und Bassist und dann auch Sänger Valor Kand hatte das Regiment im Hause CD an sich gerissen. Was mir durchaus gefiel, der druckvolle, von Kirchenkritik geprägte Düster-Rock Valors nahm mich deutlich mehr mit als Williams‘ vormaliges satanistisches Gejammer (das aber zugegebenermaßen auch was hat). Am vergangenen Samstag also die virtuelle Geburtstagsfeier bei Klaus, und im Vorfeld hatte ich mich in die Musik vertieft, die ich dereinst von ihm gelernt gekriegt hatte. Mit einer kleinen Hilfe von seinem Bruder Alex. Alien Sex Fiend, The Sisters Of Mercy, The Smiths, The Mission und eben auch CD. Da fiel mir ein – las ich nicht jüngst, dass eben diese CD ein neues Album veröffentlicht haben? Ja – genau so war es, und dieses Werk wurde in der Fachpresse vorwiegend abwertend besprochen: CD seien nicht mehr so stilprägend für den Gothrock, wie sie es früher mal waren, eigentlich nur noch peinlich und das neue Album ginge gar nicht. Ich habe mich daher von Mai bis vorgestern nicht getraut, da mal reinzuhören.

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a-ha – True North – RCA/Sony 2022

Von Matthias Bosenick (24.11.2022)

Ist es nicht erstaunlich, welche Achtziger-Pophelden 2022 noch existieren und munter Platten veröffentlichen? Die inzwischen dritte Reunion feiert das zerstrittene norwegische Trio a-ha mit dem Konzeptalbum mit dem bei den anderen Norwegern Borknagar geklauten Titel „True North“, das auf einem behutsam nachgedubbten Konzert mit Orchester und ausschließlich neuen Songs basiert. Somit richtet sich das Album an die mitgewachsenen Fans, tappt nicht zwingend die Eigenkopie-Falle, biedert sich nicht bei aktuellen Trends an, bietet deutlich mehr Freude an substanziellen Kompositionen als der 2015er-Vorgänger „Cast In Steel“ – und der Gesang endet natürlich almost always on a high note. Nett, im positiven Sinne.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Mord mit Aussicht – Aber hier leben, nein danke

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag sich manchmal vom Flachbildschirm auch nur berieseln lassen. Nach einem anstrengenden Arbeitstag muss es nicht noch eine Folge „Westworld“ auf Englisch sein, bevor das Haupthaar ins Kissen gebettet wird. Es ist jedoch nicht ganz einfach, eine deutsche TV-Serie zu finden, wo man niveauvoll unterhalten wird, mit dem ein oder anderen Schmunzler zwischendurch, ohne Peinlichkeit und zu viel Ambition. Und das bestenfalls noch mit der einen oder anderen Portion Lokalkolorit.

Das schafft jedoch „Mord mit Aussicht“, eine humoristische Krimiserie der ARD. Sie handelt von der Kölner Kriminaloberkommissarin Sophie Haas (Caroline Peters), die in die fiktiven Ortschaft Hengasch im Kreis Liebernich in der Eifel versetzt wird. Vor Ort trifft sie auf ein hinreißend provinzielles Team, die junge Polizeimeisterin Bärbel Schmied (Meike Droste) und den gutmütigen Polizeiobermeister Dietmar Schäffer (Bjarne Mädel), der bei Ehefrau Heike, Spitzname „Muschi“ (Petra Kleinert), nichts zu lachen hat. Alle Drei kämpfen sich fortan durch 39 Folgen skurrile Morde (3 Staffeln im Zeitraum 2008 bis 2012).

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Absent In Body – Plague God – Relapse Records 2022

Von Matthias Bosenick (21.11.2022)

Über drei Kontinente erstreckt sich die Zusammensetzung des Projektes Absent In Body: Europa, Nordamerika und Südamerika. Igor „Iggor“ Cavalera (Ex-Sepultura, Brasilien), Scott Kelly (Neurosis, USA) sowie Colin H. van Eeckhout und Mathieu J. Vandekerckhove (Amenra, Belgien) verbinden sich zu einer Musik, die Doom, Sludge und Industrial kombiniert und einem finsteren Horrorfilm bestens zu Gesicht stehen würde. Mitten in der Coronazeit huldigen die vier dem „Plague God“, und das viel zu kurze Ergebnis lässt auf mehr hoffen, mindestens die Wiederveröffentlichung des fünf Jahre alten zwanzigminütigen Auftakttracks „The Abyss Stares Back Vol. 5“.

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Lost In Kiev – Rupture – Pelagic Records 2022

Von Guido Dörheide (17.11.2022)

Ich gebe zu, es war der Name der Band, an dem ich zuerst hängen blieb, als ich im Internet die Metal-Neuerscheinungen durchsah. Vermutlich bekommen Lost In Kiev seit Kriegsbeginn haufenweise Aufmerksamkeit, die sie so, also aus diesem Grund, wahrscheinlich niemals haben wollten. Lost In Kiev sind aus Paris, existieren seit 2007 und machen Post-Rock bzw. Post-Metal, und das zumeist instrumental. Als Gesamteindruck stelle ich fest (und ich gebe zu, dass ich mich mit reiner Instrumentalmusik nicht wirklich auskenne), dass mich die Musik und auch irgendwie die ganze Stimmung an das erinnern, was Die Haut in den 90ern gemacht haben, ohne jetzt aktuell in deren Werke nochmal reingehört zu haben. Bauchgefühl, Baby. Was mich aber alles schon mal sehr für Lost In Kiev einnimmt.

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Pink Floyd – The Wall – Harvest/Columbia 1979

Von Guido Hörster (09.11.2022)

Hi,

ich höre gerade „zwangsweise“ von Pink Floyd „The Wall“, und ich beginne, mich mit der Scheibe zu versöhnen. Ich hatte über dreißig Jahre einen großen Bogen um die Scheibe gemacht, da sie in meiner Erinnerung zuwenig nach den „Pink Floyd“ klang, die ich so mochte. Hier eine nicht vollständige Liste von Ablehnungsargumenten der Vergangenheit und wie ich heute darüber denke:

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