Einfach G.E.L – Eine Zeitreise in die Epoche der Früh-Aufklärung mit Hardy Crueger – KaufBar, Braunschweig, 22. Januar 2023

Von Guido Dörheide (22.01.2023)

Disclaimer: In diesem Artikel werden zwei verdiente Honoratioren dieser unserer Löwenstadt als „Pissnelken“ bezeichnet. Ich distanziere mich hiermit in aller Form von meiner selbstgewählten Formulierung und ersetze sie durch „schmierige Halunken“. Als gebürtiger Gifhorner darf ich das, muss ich das sogar, ich bin quasi dazu verpflichtet. Aber nun erstmal mein Artikel, den ich für alle Leute schreibe, die heute nicht dabei sein konnten und vor allem für meine einzigartige wunderbare Liebste, die heute aus beruflichen Gründen nicht nach Braunschweig kommen konnte:

Wir alle kennen diese ziemlich braunen Schilder an der Autobahn (Wieso eigentlich ausgerechnet diese Farbe für Hinweisschilder an deutschen Autobahnen? Honi soit qui mal y pense…Dr. GH aus GF, ick hör Dir trapsen…): „Hornburg – Historische Fach-Werkstatt“, „Gifhorn – Mühlen minus Freilichtmuseum“ (jahaa, so ein ähnliches Schild gibt es an der A2, obwohl meine Heimatstadt nun wirklich an keiner Autobahn liegt, nicht mal an der A39), „Wolfsburg, Autostadt“ oder eben auch „Wolfenbüttel, Lessingstadt“. Darüber, warum letztgenanntes Schild seine Berechtigung hat, klärt Hardy Crueger einmal pro Jahr in seiner Lessing-Lesung mit dem Titel „Einfach G.E.L.“ auf. Normalerweise findet diese Veranstaltung (an immer anderen Orten in und um BS/WF) an Lessings Todestag, dem 15. Februar, statt; in diesem Jahr bestellte Hardy Crueger sein Auditorium stattdessen an Lessings Geburtstag, dem 22. Januar, in die Braunschweigische KaufBar ein.

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Ryūichi Sakamoto – 12 – Commmons 2023

Von Guido Dörheide (19.01.2023)

Ryūichi Sakamoto. Der Musiker. Der Mythos. Die Legende. Der metakongeniale Mitgründer des Yellow Magic Orchestra, Miterfinder und einer der Hauptprotagonisten des Yellow Magic Orchestra Hairstyle. Der Typ mit dem Soundtrack von „Der letzte Kaiser“, zusammen mit David Byrne. Der Kämpfer gegen die Fortsetzung der Atomenergie in Japan. Der Mann, der mit traumwandlerischer Sicherheit in mehr musikalischen Genres zuhause ist, als ich Autos vor der Tür zu stehen habe. Bis auf das kleine rote Auto aus der Produktion eines namhaften Herstellers, der in Sakamotos Heimatland beheimatet ist, gehören alle diese Autos leider nicht mir, sondern anderen Leuten, wie z.B. Björn Schmidt aus Celle, das sei hier aber nur am Rande erwähnt.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Die Leiden des jungen O.R.

Von Onkel Rosebud

Stell‘ Dir vor, ich habe einen Job, der es unbedingt notwendig macht, dass mir jeden Morgen dutzende von CDs und Vinyls in den Briefkasten gestopft werden. So erstrebenswert, wie dieser Zustand auch klingt, es sind etwa 95% Tonträger darunter, die man nicht haben will. Ich habe ja den Verdacht, dass die Plattenfirmen irgendwann den Geschmack ausrechnen können und – verschlagen wie sie sind – die Singles und Alben, die man vielleicht wirklich möchte, von ihren Bemusterungslisten streichen und mich damit zwingen, sie zu kaufen.

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Billy Nomates – Cacti – Invada 2022

Von Guido Dörheide (16.01.2023)

Ja wow! Von der unbekannten Newcomerinnen-Künstlerin zur Album-der-Woche-Artistin auf Spiegel minus Online Punkt de! Who would have thunk? Ich selber habe Billy Nomates tatsächlich erst durch Sleaford Mods kennen und schätzen gelernt gekriegt, als sie auf deren letzten Album im Jahr 2021 auf „Mork‘n‘Mindy“ einen ganz hervorragenden Gastgesang beigesteuert hat und auch im dazugehörenden Video eine mit ihrer ebenso blonden wie bewusst aus der Zeit gefallenen Vokuhila-Mähne (die MitgliederInnen des P-Jahrgangs des Gymnasiums Hankensbüttel erinnern sich noch an Herrn Mähne, einen weiteren Protagonisten dieser in den 80er Jahren überaus populären Haarfrisur) nicht wegzudenkende Rolle spielte. Wenn man Billy Nomates in diesem Video beim Singen ins Gesicht sieht, weiß man, das ist jetzt hier nicht nur irgendwie so trallala oder so, das ist jetzt hier eine richtig große Sache und sie meint das ernst. Jason Williamson von Sleaford Mods revanchierte sich und lieferte bereits im Jahr zuvor auf „Supermarket Sweep“ auf Billy Nomates‘ 2020er Debutalbum „Billy Nomates“ einige an Sleaford-Modsiger Motzigkeit nicht zu überbietende Gastzeilen ab.

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Obituary – Dying Of Everything – Relapse Records 2022

Von Guido Dörheide (15.01.2023)

Aaaaah – John Tardy. Beste Stimme des Death Metal? Auf jeden Fall ganz, ganz vorne irgendwie immer mit bei, so auch auf „Dying Of Everything“. Und dazu liefert Trevor Peres Riffs, die gut im Ohr hängenbleiben und von Terry Butler bassistisch untermauert werden, dass es schöön wuchtig und dabei immer warm und angenehm in die Ohren reindröhnt. Und Johns Bruder Donalds Schlagzeugarbeit ist auch wieder über jeden Zweifel erhaben, stoisch, präzise und mit einem tollen, rohen Sound baut er ein solides Gerüst für die wirklich gut geschriebenen Songs auf und klingt dabei nie angestrengt, egal bei welchem Tempo.

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Sâver & Frøkedal – Split EP – Pelagic Records 2022

Von Matthias Bosenick (12.01.2023)

So geht das: Da erwartet man aus der Erfahrung, die man mit den Norwegern Sâver bereits machte, ein amtliches Metal-Brett, und bekommt stattdessen auf dieser Split-10“ mit Anne Lise Frøkedal zwei melancholisch-chillige Songs, die eher in Richtung traurige Folklore gehen. Die Doom-Postmetaller Sâver und die Singer-Songwriterin Frøkedal covern hier gegenseitig einen ausgewählten Song, und man kann die Originale kaum wiedererkennen, so eigen sind die Resultate. Und schön, wunderschön! So geht Metal.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Die Weltmeister im Improvisieren

Von Onkel Rosebud

Wenn ich Menschen kennen würde, die John Medeski, Bill Martin und Chris Wood heißen, dann würde ich eine Band mit ihnen gründen. Es wäre egal, wer Keyboards spielt, Drummer oder Bassist ist; wer solche Namen trägt, ist am Start schon cool und wird so oder so berühmt und beliebt.

Leider suchen sie keinen Vierten, Medeski, Martin & Wood sind schon Superstars. Das bedeutendste Label des Jazz, Blue Note, hat sich neben 18 anderen Plattenfirmen darum gerissen, ihren neuesten Tonträger „The Dropper“ zu veröffentlichen.

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Iggy Pop – Every Loser – Gold Tooth/Atlantic 2023

Von Guido Dörheide (06.01.2023)

Kein Geringerer als James Newell Osterberg, bekannt und beliebt von Iggy und den Stooges, eröffnet am 6. Januar mit „Every Loser“ mein persönliches Musikjahr 2023. Unter fachkundiger Anleitung seines neuen Produzenten Andrew Watt schart der beliebte Jennifer-Aniston-Lookalike-Contest-Winner eine illustre Schar professioneller Berufsmusiker um sich und rockt – endlich einmal wieder – los, als gäbe es kein Morgen. Die Besetzung variiert von Stück zu Stück; neben Watt (Keyboards, Gitarre) sind unter anderem Chad Smith von RHCP (Drums), Travis Barker von Blink-182 (ebenfalls Drums), Duff McKagan von Gn’R (Bass), Stone Gossard von Pearl Jam (Gitarre) und der im letzten Jahr leider früh verstorbene Taylor Hawkins von den Foo Fighters (nochmal Drums) vertreten.

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Guido Dörheides Rest von 2022 oder „Alben, über die ich nicht geschrieben habe, aber gerne hätte“

Von Guido Dörheide (01.01.2023)

Herzlich willkommen im Jahr 2023, liebe Krautnick-Lesende. Nach Ende des vergangenen, von mir persönlich trotz zahlreicher von außen auf uns alle hereinprasselnder negativer Ereignisse als überaus großartig bewerteten Jahres 2022 (vielen, vielen lieben Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben, Ihr seid toll, umwerfend und seht großartig aus!!!) bin ich beigegangen und lasse nochmal Paroli laufen, über welche für mich bedeutenden Album-Neuerscheinungen ich nichts geschrieben habe. Ich habe bestimmt nicht alle erwischt, will aber hier noch alles würdigen, was im letzten Jahr aus Kapazitätsgründen unter den Tisch gefallen ist. Nicht in Form von fundierten, grundsolide recherchierten und 100% objektiven Rezensionen, sondern eher mit ein paar Gedankensplittern zu jedem der hier erwähnten Alben, die mir so spontan in den Sinn kamen. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen, bleibt uns auch in 2023 gewogen und, wie ich immer sage: Lest Krautnick! Hier kriegt Ihr was gelernt!

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Im Rhythmus bleiben“ – Front 242 und Nitzer Ebb Live in der Columbiahalle Berlin, 7. Januar 2023

Von Onkel Rosebud (08.01.20223)

Front 242 haben an einem gewissen Zeitpunkt sprichwörtlich mein Leben gerettet. Das ist schon über 35 Jahre her und die Geschichte dazu soll nicht Bestandteil dieses Konzertberichtes sein. Sie ist aber definitiv der Grund, warum sich an diesem trüben 7. Januar mit Einbruch der Dunkelheit eine kleine, aber feine Reisegruppe, bestehend aus drei Vätern und einem Sohn, in die Bundeshauptstadt aufmacht.

Die Erfinder der EBM, Electronic Body Music, haben sich zu einer „Join The Forces“-Tour angesagt. Der Anfang der 1980er-Jahre entstandene Musikstil, der durch repetitive Sequenzerläufe, tanzbetonte Rhythmen sowie zumeist klare, parolenähnliche Shouts gekennzeichnet ist, gilt als zufallsbedingte Verschmelzung britischer Industrial- (Nitzer Ebb) und kontinentaleuropäischer Minimal-Electro-Musik (Front 242) und nahm bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung von unter anderem Techno. Soweit zu meinem halbseidigen Wiki-Wissen. Ob die Welt ohne Techno vielleicht sogar besser dran gewesen wäre… wer weiß?

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