Guido Dörheides Rest von 2022 oder „Alben, über die ich nicht geschrieben habe, aber gerne hätte“

Von Guido Dörheide (01.01.2023)

Herzlich willkommen im Jahr 2023, liebe Krautnick-Lesende. Nach Ende des vergangenen, von mir persönlich trotz zahlreicher von außen auf uns alle hereinprasselnder negativer Ereignisse als überaus großartig bewerteten Jahres 2022 (vielen, vielen lieben Dankeschön an alle, die dazu beigetragen haben, Ihr seid toll, umwerfend und seht großartig aus!!!) bin ich beigegangen und lasse nochmal Paroli laufen, über welche für mich bedeutenden Album-Neuerscheinungen ich nichts geschrieben habe. Ich habe bestimmt nicht alle erwischt, will aber hier noch alles würdigen, was im letzten Jahr aus Kapazitätsgründen unter den Tisch gefallen ist. Nicht in Form von fundierten, grundsolide recherchierten und 100% objektiven Rezensionen, sondern eher mit ein paar Gedankensplittern zu jedem der hier erwähnten Alben, die mir so spontan in den Sinn kamen. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen, bleibt uns auch in 2023 gewogen und, wie ich immer sage: Lest Krautnick! Hier kriegt Ihr was gelernt!

L‘Âme immortelle – In tiefem Fall – Trisol 2022

Lahm im Hotel. Düster, bombastisch, wie immer ein wenig zu dick aufgetragen, aber mit tollem Gesang. Wir sehen uns auf jeden Fall beim M‘era Luna 2023.

Cat Power – Covers – Domino 2022

Mal ehrlich – was könnte man gegen die Interpretin und Schreiberin von „Nude As The News“ (1996) einzuwenden haben? Man bezeichnet ja auch nicht mal eben Neil Armstrong als einen zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Platz gewesenen Deppen. Cat Powers Vortrag hat immer noch etwas total Eigenes, die gecoverten Stücke sind mit Geschmack ausgewählt und könnten allesamt auch originär von der Künstlerin selbst stammen. Wundervoll.

Fit For An Autopsy – Oh What The Future Holds – Nuclear Blast 2022

Deathcore ist eigentlich doof und vor allem Lorna Shore mit ihrem fuchtelnden Sänger und dem aufgesetzten Pathos können mir gepflegt gestohlen bleiben, Metal-Album des Jahres hin oder her. Fit For An Autopsy dagegen zeigen eindrucksvoll, dass Barthel, wenn er den Most holt, nicht mit dem Korb losgeht.

LIZ – Mona Liza – Bleibe Echt/61 Entertainment 2022

Ja, OK, Ghetto aus FFM mag ich irgendwie, von daher hat mich Liz schon beim zweiten Track mit ihrem „0-6-9 Mona Liza“-Refrain irgendwie gekriegt. Und dazu lenkt sie einen 7er, Felgen wie ein Riesenrad – was will man mehr?

Jana Horn – Optimism – No Quarter 2022

Folkmusik aus Austin, Texas. Schon mit den ersten, beinahe schüchtern hingehauchten, spärlich instrumentierten Zeilen hat mich Jana Horn davon überzeugt, mir „Optimism“ immer und immer wieder anhören zu müssen.

The Weeknd – Dawn FM – XO/Republic Records 2022

Wer außer mir kann „Blinding Lights“ nicht mehr hören? Und genau in dem Moment kommt Abel Tesfaye (musikjournalistische Grundregel Nummer eins: Man DARF nicht über The Weeknd schreiben, ohne nicht zumindest einmal seinen bürgerlichen Namen zu erwähnen) mit einem Album um die Ecke, dass die Hörenden mit allem versöhnt. Dawn FM hat den apseluten Mixtape-Charme aus frühen The-Weeknd-Tagen, alles geht ineinander über wie sonst nix, beim abendlichen Bratkartoffelmachen dreht man lauter und lauter, und das alles mit einer schön hohen Soul-Stimme, wie sie besser nicht geht. Groß!!!

Wovenhand – Silver Sash – Glitterhouse Records 2022

Nicht nur wegen des kleinen roten Autos ist mir alles sympathisch, was irgendwie mit gerade nur mal 16 Horsepower zu tun hat. Wovenhand sind ein Nebenprojekt des 16-Horsepower-Gründers David Eugene Edwards und sie spielen Alternative Country. Auf „Silver Sash“ in einer düsteren Ausprägung. Sie erzeugen wunderschöne Stimmungen und haben einen Sound, der mich an den ersten Teil meiner Jugend in 80er Jahren erinnert, also quasi wie ein Joy Division Venture aus The Cure und The Mission, die auf einmal beschlossen haben, gemeinsam ein Country-Album aufzunehmen.

Black Country, New Road – Ants From Up There – Ninja Tune 2022

Hier haben wir einen Tonträger, der vom Cover (eine in Plaste und Elaste verpackte ganz frühe 747) bis zum Inhalt alles bietet, was ein Tonträger bieten sollte. Soo muss England in den 2020ern klingen. Und tut es auch.

Napalm Death – Resentment Is Always Seismic – A Final Throw Of Throes – Century Media 2022

Shane Embury, Barney Greenway und ihre Mitstreiter haben es immer noch drauf. Napalm Death sind hart, kompromisslos, politisch immer auf der guten Seite, klingen nie nach Metal, wärmen mit ihrer Musik das Herz und kommen immer sympathisch rüber. Schön & gut & wichtig, dass es diese bedeutende Band gibt!

Zeal & Ardor – Zeal & Ardor – Mvka 2022

Läuft sich das Konzept „Metal & Gospel“ irgendwann mal tot? Nein, tut es nicht! Lasst Euch nicht einreden, dass die Selbstbetitelung eines Albums immer dann eintritt, wenn einer Band nichts mehr einfällt, „Zeal & Ardor“ von „Zeal & Ardor“ ist großartig, innovativ und abwechslungsreich.

Annihilator – Metal II – Ear Music 2022

Hier schreibe ich mal gar nichts. „Metal“ von Annihilator spricht für sich, für „Metal II“ wurde alles nochmal schöner klingend eingespielt, es macht das Original nicht überflüssig, lohnt sich aber dennoch. Stu Block von Iced Earth (jahaa, die haben an Reputation aus gewichtigen Gründen deutlich verloren) singt überzeugend, und den künftigen Testament-Schlagzeuger Dave Lombardo fürs Schlagzeug gewinnen zu können, würde ich mal als Geniestreich von Jeff Waters bezeichnen.

Corpsegrinder – Corpsegrinder – Perseverance Media Group 2022

Nicht so gut wie Cannibal Corpse, ganz klar. Aber dennoch nicht schlecht. Ohne Alex Webster und Paul Mazurkiewicz ist George Fisher eben nicht Cannibal Corpse, logisch. Aber mit Jamey Jasta als Produzent und Eric Rutan als Recording Engineer kann auch nichts wirklich schiefgehen. Die Platte macht Laune, Corpsegrinder ist und bleibt ein Sympath und ihm zuzuhören ist immer ein Pläsir und ein Privileg.

Johnny Marr – Fever Dreams Pts. 1 – 4 – BMG 2022

Johnny Marr alors! The Queen is dead, boys, aber das One Man Orchestra an der Gitarre ist nicht unbedingt still, aber alive! Er singt nicht so schön wie Morrissey, bietet aber 2022 den deutlich besseren künstlerischen Gesamteindruck.

Superchunk – Wild Loneliness – Merge Records 2022

Was soll man hier noch groß sagen? SUPERCHUNK!!! Deren „Slack Motherfucker“ wurde schon 1992 (!!!) von den grandiosen, ikonischen und nie in irgendeiner Weise erreichten fIREHOSE gecovert. Und jetzt eine neue Platte? Kann das klappen? Ja, auf jeden Fall. Bitte reinhören bei „Endless Summer“, eine Hymne, wie sie besser nicht geht. Und alles selber verlegt auf dem bandeigenen Label Merge Records.

Nilüfer Yanya – Painless – ATO Records 2022

Nilüfer Yanya war für mich eine DER Künstlerinnen des Jahres 2019, ihr Album „Miss Universe“ habe ich damals rauf und runter gehört. Mit „Painless“ hat Yanya ein Hammerteil von einem Album nachgelegt: Nilüfer Yanya macht gitarrenlastigen Indie-Pop/Rock mit wirklich coolem Gesang und teilweise super tanzbaren Rhythmen. Sie ist eine wunderbare Songschreiberin, Gitarristin und Sängerin; Anspieltipps: „The Dealer“, „Stabilise“ und „Anotherlife“.

Ghost – Impera – Loma Vista 2022

Ghost! Wääh! Ein gecastetes Showorchester mit aufgesetztem Satanismus-Appeal aus dem Heimatland des großartig produziertem Plaste-und-Elaste-Pops. Die als „Nameless Ghouls“ bezeichneten Musiker werden geheuert und gefeuert und dazu noch schlecht bezahlt. Aber Moment mal! Tobias Forge singt wie ein junger Gott, nimmt mit seinem Künstlernamen „Papa Emeritus“ dem üblen und diabolischen Josef „Benedikt XVI“ Ratzinger noch vor dessen Emeritation sämtlichen Wind aus den Segeln und komponiert und singt Songs, die wahrhaft ihresgleichen suchen. ABBA meets Roxette meets Scorpions, und das noch nie schön wie auf „IMPERA“.

Charli XCX – Crash – Asylum Records 2022

Definitiv eines meiner guilty pleasures – Dance Pop! Und wenn es schon in 2022 kein neues Album von Dua Lipa gegeben hat, dann wenigstens eins von Charli XCX. Mit einem wahrhaft ikonischen Cover, auf dem Charli im schwarzen Bikini blutend auf einer geborstenen PKW-Frontscheibe klebt. Poppiger als jemals, aber immer noch weit genug vom Mainstream entfernt, dass es mir wahrlich taugt.

Peter Doherty and Frédéric Lo – The Fantasy Life Of Poetry And Crime – Strap Originals 2022

Peter Doherty! Der Shane MacGowan des Singer/Songwritertums. Mit den Libertines und den Babyshambles und auch solo hat er nicht nur Musikgeschichte, sondern überhaupt Geschichte geschrieben. Einer der größten Songwriter aller Zeiten und dazu noch mit einer anbetungswürdigen Stimme und einer aneckenswürdigen Persönlichkeit gesegnet. Ihm fiel keine passende Musik zu seinen supertollen Songs mehr ein, weshalb er die neuen Songs von Frédéric Lo vertonen und produzieren ließ, und das Resultat ist umwerfend. Doherty hatte zuvor in seiner Karriere noch nichts Schlechtes abgeliefert und fängt hier auch keinesfalls damit an.

Hot Water Music – Feel The Void – End Hits Records 2022

Hot Water Music haben sich nach einem Buch von Charles Bukowski benannt, klingen entfernt nach Leatherface, sind schon seit den 90ern aktiv und erzeugen mit ihrer Postmusik (Postpunk, Post-Hardcore, und zwischendurch immer noch Punk ohne Post, aber mit mitreißenden Melodien) melancholische Gefühle ohne Ende. Da macht es nichts, dass sie aus Florida kommen und nicht aus sammama Nordengland. Sympathische Band, die zu entdecken es nie zu spät ist.

Kurt Vile – (Watch My Moves) – Verve Records 2022

Kurt Vile – Gründungsmtglied der übergroßen The War On Drugs – sieht auf ansprechende Weise bekloppt aus und hat sich 2011 mit „Smoke Ring For My Halo“ ein musikalisches Denkmal gesetzt, in dessen Fußstapfen außer ihm selbst niemand zu treten in der Lage ist. Das aktuelle Album macht dabei keine Ausnahme – Indie-Singer-Songwriter-Musik, wie sie besser kaum geht. Quasi das „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ von Vile.

Jazz Sababth – Vol. 2 – Blacklake 2022

Die Legende: 1970 erschien mit „Black Sabbath“ von Black Sabbath ein Album, das die Musikgeschichte revolutionierte und den Heavy Metal begründete. Am selben Tag wollte eine dreiköpfige Jazzcombo mit ihrem Debütalbum „Jazz Sabbath“ ihre Karriere starten, aber eine spontane Hospitalisierung des Bandleaders Milton Keynes (Ja, richtig gelesen: Der Mann heißt genau so wie die nordenglische Heimatstadt der Djent-Band TesseracT) aufgrund eines Herzinfarktes verhindert das Erscheinen des Albums und somit das Durchstarten der drei hochtalentierten Jazzer. Später werden die Bänder des Albums angeblich bei einem Studiobrand zerstört. Doch 2019 tauchen diese Bänder wieder auf und finden ihren Weg zurück zu Milton Keynes. „Jazz Sabbath“ wird nach 50 Jahren endlich veröffentlicht und Milton Keynes erfährt endlich die Anerkennung, die ihm gebührt.

Der Hintergrund: Adam Wakeman ist ehemaliger Black-Sabbath-Keyboarder und aktueller Keyboarder von Ozzy Osbourne. Mit „Jazz Sabbath“ und „Jazz Sabbath Vol. 2“ hat er zahlreiche Black-Sabbath-Klassiker mit absolut überzeugender und musikalisch wertiger Haptik in den Jazz überführt. Das klingt nicht nur sehr, sehr gut, sondern zeigt auch die unantastbare Größe der unsterblichen Sabbath-Kompositionen in eindrucksvoller Weise auf.

Sigrid – How To Let Go – Island Records 2022

Mit „Sucker Punch“ lieferte Sigrid Solbakk Raabe aus Norwegen eine der Dance-Pop-Sensationen des Jahres 2019 ab. Mit „How To Let Go“ legt sie jetzt nach, ohne dass es schlechter oder gar langweilig wird.

Blut aus Nord – Disharmonium Undreamable Abysses – Debemur Morti Productions 2022

Blut aus Nord kommen aus Frankreich und machen Post Black Metal. Das heißt, sie türmen düstere Klangwände auf, zünden aber keine Kirchen an. Und das klingt toll, hört es Euch mal an.

Septicflesh – Modern Primitive – Nuclear Blast 2022

„Hörst Du da Rammstein?“, fragte mein Kollege Carsten, als ich jüngst im Büro „Modern Primitive“ am laufen hatte. „Nein, Septicflesh aus Athen.“ Schon hatte ich mein Büro wieder für mich. Septicflesh haben ausgebildete klassische Musiker in ihren Reihen und schreiben pathetischen Death Metal, der die klassischen Elemente gleich beinhaltet und sie nicht anschließend aufoktroiert gekriegt bekommen muss. Es bratzt, groovt und symphoniert gleichermaßen. Und Septicflesh zeigen Lorna Shore, wie man symphonische Elemente zum Beispiel mal gut einsetzt.

Kendrick Lamar – Mr. Morale & The Big Steppers – pgLang, Top Dawg Entertainment, Aftermath Entertainment, Interscope Records 2022

Ja nee, is klar – gleich vier Labels. Ich habe ja nichts gegen Hip Hop, wenn die Sprache deutlich und die Beats donnernd sind. Der Pulitzerpreisträger hier wird sich mir nie erschließen, und Textzeilen wie „What is a bitch in a miniskirt?“ und „The first time I fucked a white bitch“ sprechen mich eher wenig an, auch wenn sich Mr. Lamar hier ehrenhaft an allem Möglichen abzuarbeiten scheint, was er so seit Kindheitstagen an misogyner Prägung mit sich rumschleppt. Und die Musik ist mir eindeutig zu sehr Pop, die Beats zu sehr klappernd, ich bin anscheinend hier als Zielgruppe vollkommen ungeeignet. Mit Sicherheit ein Meilenstein der kontemporären Sprechgesangsmusik, soviel ist sicher.

Just Mustard – Heart Under – Partisan Records 2022

Es ist nicht alles nur reiner Mostrich, was aus Irland kommt. „Just Mustard“ aus Dundalk, County Louth, zum Beispiel machen noisigen Post-Punk mit betörendem Gesang und wollen die Hörenden tanzen machen mit runtergehangenem Haar vor den Augen. Ich bin alt und mich spricht diese Musik wahnsinnig an, die Musizierenden sind jung und talentiert und von daher gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass gute, düstere Indie-Musik niemals stirbt.

Angel Olsen – Big Time – Jagjagjuwar 2022

Die Streberin. Angel Olsen macht irgendwas und immer klingt es toll. Sie kann alles. „All Mirrors“ von 2019 lief bei mir in der Heavy Rotation und war sehr Indie. Mit „Big Time“ erfindet sie sich mal wieder neu, geht in Richtung Coutry/Americana und erschlägt die Hörenden mit bis ins Brutalste ausarrangierten Instrumentierungen. Wer dachte, niemand könne jemals kd lang Konkurrenz machen – Angel Olsen kriegt selbst das souverän hin.

Horsegirl – Versions Of Modern Performance – Matador 2022

Horsegirl. Aus Chicago, Illinois. Drei junge Frauen, deren Musik sich anhört, als käme sie aus den Tiefen der späten 80er und frühen 90er, super produziert, lässig, Indie-Rock, wie er sein muss. Stand straight, don’t be late, they play the song called „Option 8“, I say you want it all.

Municipal Waste – Electrified Brain – Nuclear Blast 2022

Der Müll, die Stadt und der Tod – naja, letzterer fehlt hier, aber die fast gleichnamige Band aus Richmond, Virginia verstehen es auch über 20 Jahre nach ihrer Gründung immer noch, zu begeistern. Elemente aus Thrash und Punk, mitreißende Riffs und der immer kurz vor der Grenze zur Hysterie stehende Kreischgesang von Tony Foresta bieten ein Pandämonium, das seinesgleichen sucht. Gut geeignet für Fans von Exodus und Punkrock der schnelleren und technisch sauber gespielten Sorte.

Black Midi – Hellfire – Rough Trade 2022

Black Midi klingen bekloppt, so als ob sie immer gerade das machen, worauf sie Lust haben. Damit entziehen sie sich jeglicher Schublade. Für Fans von: Cpt. Beefheart, King Crimson, Zappa, experimentellem Jazz und natürlich Rock‘n‘Roll.

Behemoth – Opvs Contra Natvram – Nuclear Blast 2022

Soviel ist sicher – hätte ich in den 80ern was zu sagen gehabt, ich hätte es Garfield verboten, den niedlichen Kater Nergal per Postpaket nach Abu Dhabi, Dubai oder sonstwohin zu schicken. Zumal dieser gerne immer mal die Missstände in seinem Heimatland Polen anprangert und sich dabei stets auf die Seite der Guten schlägt. Oh, ups, Moment, der süße kleine Comic-Kater heißt Nermal und ist nicht identisch mit Adam Darski, dem Frontmann der polnischen Extreme-Metal-Institution Behemoth, fällt mir gerade auf. Die vnheimlich trven „V“s avf dem Cover des aktvellen Albvms der vrst schaven Trvppe ignorieren wir mal – Behemoth sind mal wieder düster, drohend, vorantreibend und schöön hart unterwegs und Nergal singt wie immer betörend, als würde es keinen Klargesang geben. Mal Sondock würde sagen: „Hit“!

The Mars Volta – The Mars Volta – Clouds Hill 2022

Das erste Album von The Mars Volta seit dem 2012er „Noctourniquet“ und der Bandauflösung im Jahr 2013 ist ein sperriges. Weg sind die Metal-Einflüsse aus den frühen Alben, die Musik ist reiner Prog-Rock/Pop mit einigen Latin-Anleihen und Cedric Bixler-Zavala besingt mit seiner eigentümlich hohen Stimme hauptsächlich Themen wie Angst, Verzweiflung und Betrug. Was – auch wenn das nicht explizit in den Texten erwähnt wird – sicher damit im Zusammenhang steht, dass Bixler-Zavala im Jahr 2009 Scientology-Mitglied wurde, um seine Drogensucht loszuwerden. Wie er in einem hochinteressanten Interview mit dem Guardian im vergangenen August sagte, kam ihm das zunächst vor, wie einen Yoga-Kurs zu buchen oder in eine Selbsthilfegruppe einzutreten. Anschließend wurde er aufgrund der sektenüblichen Totalisolation neben der Sucht auch noch den gesamten Freundeskreis los und erlebte aus nächster Nähe mit, dass jegliche Form des Missbrauchs bei Scientology nicht nur praktiziert, sondern auch brutal verschleiert wird. In einem der diesbezüglichen Prozesse wird er nun als Zeuge aussagen. Wie gesagt keine leichte Kost, aber ein beeindruckendes Album.

Autopsy – Morbidity Triumphant – Peaceville 2022

Brutal, dreckig, laut, hier triumphiert die Morbidität wahrhaft. Macht Laune beim Hören! Hoch die Tassen und no clean singing at all.

Lamb Of God – Omens – Nuclear Blast 2022

Lamb Of God. Das rattert, das donnert, das groovt. Und dazu singt Randy Blythe mit voller Wucht. „Omens“ enthält keine neuen potentiellen Überhits, liefert aber hochgradig ab, auf gewohntem Lamb-Of-God-Niveau.

Taylor Swift – Midnights – Republic Records 2022

Und hier die nächste Streberin. Nach ihren beiden Folk-Alben bin selbst ich der wunderbaren Taylor Swift komplett verfallen, und mit „Midnights“ kann Swift diesen Verfall auch nicht aufhalten. Jack Antonoff als Produzent ist für mich ebenfalls ein Garant für eine wertige Haptik auf dem Trommelfell, und dann noch der Geniestreich, die von mir als eine der größten Künstlerinnen des Planeten verehrte Lana del Rey auf „Snow On The Beach“ hinzuzuziehen – Hammer!

Sodom – 40 Years At War – The Greatest Hell Of Sodom – Steamhammer/SPV 2022

Der Angelripper, der Witchhunter, der Grave Violator. So war es damals, dann kamen weitere unsterbliche Helden wie Atomic Steif, Bobby Schottkowski, Makka und Bernemann. Und gingen leider wieder. Dafür ist seit einiger Zeit wieder der große großartige Frank Blackfire mit dabei. Dazu noch ein formidables Knarrenheinz-Cover von Eliran Kantor, und Sodom spielen selber einige ihrer größten Erfolge nach. Macht Spaß beim Hören und klingt schön!

Neil Young with Crazy Horse – World Record – Reprise Records 2022

Neil Young. Mit Crazy Horse. Groß, wie immer.

Stabbing – Extirpated Mortal Process – Comatose Music 2022

Mal ehrlich – was gibt es Schöneres als Brutal Death Metal? Brutale Breakdowns, brutales Gegrunze, brutaler Tod in den Texten. Stabbing aus Houston „Wir haben ein Problem“ Texas bringen es auf den Punkt: Sängerin Bridget Lynch nagelt es mit kurzen, im Regelfall aus zwei bis drei Worten bestehenden Sätzen fest und ihre MitstreiterInnen verkloppen dazu auf brachialstmögliche Weise ihre Instrumente. So was Schönes!

Lord Of The Lost – Blood & Glitter – Napalm Records 2022

Hierzu sage ich nur ein einziges Wort: Nanananana, she‘s got the Look! Featuring Blümchen. Ein Traum!!!