Der Autor und der Comic-Held: Eine Begegnung mit einem Autor und einem Comic-Helden in der Braunschweiger Innenstadt

Von Guido Dörheide (12.09.2023)

Letztes Wochenende war Papa-Tochter-Wochenende. Also bin ich am Sonnabend mit meiner Jüngsten mit dem Fahrzeug in die Schlossattrappe gefahren – die Tochter sollte nicht zu weit zu Fuß gehen müssen, immerhin wollten wir am Nachmittag noch das Magnifest besuchen.

Wir stellten also den Wagen ins zweite Parkdeck (das mit dem gegenüber dem ersten Parkdeck spiegelverkehrten Einbahnstraßen) und gingen erstmal zu Thalia. Töchterchen sollte sich dort eine DVD aussuchen, aber so weit kamen wir nicht: Vor dem Regal mit den Braunschweig-Krimis gab es Tumult. Augenscheinlich waren sich zwei Herren im fortgeschrittenen Alter in die Haare geraten, herrschten sich an, alsbald ergab sich ein Handgemenge.

Das wollten wir uns aus der Nähe ansehen, also pirschten die Tochter und ich uns vorsichtig an den Ort des Geschehens heran. Da stand, mit wirrem Haar und den Revolver im Anschlag, ein Autor und knurrte: „Gib mir mein Buuuuuuch zurrrück!!!“

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Shakespeare im 21. Jahrhundert: Succession

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin pflegt einen sehr entspannten Umgang mit Geld. Aber klar ist auch ihr schon mal in den Sinn gekommen, sich über dessen Beschaffung gern in Zukunft keine Gedanken mehr machen zu müssen. Also einfach reich sein und alle Probleme mit Kohle, Schotter, Mäusen, Kies, Asche, Kröten, Ocken, Penunzen, Piepen, Moneten, Zaster, Moos und Radatten zu lösen. Natürlich ist das so einfach nicht. Geld verdirbt bekanntlich den Charakter. Damit sind wir beim Thema dieses Aufsatzes und willkommen beim „Wir schwimmen in der Scheiße“-Komitee, bei der Familie Roy, die nicht nur reich, sondern stinkreich ist.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Fremdschäm-Komödien

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin lässt manchmal eine unangenehm boshafte Menschenkenntnis durchblicken. Wahrscheinlich färben die dominanten Charaktereigenschaften von Paaren über die Jahre aufeinander ab. Heheh! Als sie mir neulich sinngemäß erklärte, dass Wahrheit in Beziehungen meistens ganz wenig mit Fakten zu tun hat, sondern eine Art gefühlte Wahrheit sei, hielt ich ihr vor, dass das Bernd Stromberg in der gleichnamigen Serie vor mehr als 10 Jahren auch schon so gesehen hat – unter satirischen Gesichtspunkten. „Lirumlarum, Pipapo“ antwortete sie, ich würde mit meinem popkulturellen Blödsinn-Wissen nur ablenken vom eigentlichen Problem.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Lifjord – Bada-Bing und Thixotropie

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag Serien, die jenseits von 66° 33′ 55″ nördlicher Breite stattfinden. Wenn bei uns die Moderatorin im Radio am Morgen flötet: „36 Grad. Das ist ein SSSupersssommer!“, dann bekommt sie wenigstens am Bildschirm kalte Füße. Deshalb war der norwegische Serien-Klassiker „Lifjord“ für sie ein Muss. Und darum geht’s:

Gespannt wartet die Party auf die Landung des Hubschraubers. Er soll die Vertreter einer chinesischen Firma in das norwegische Nest Lifjord bringen, wo eine von der Insolvenz bedrohte Firma auf neue Investoren hofft. Der Bürgermeister und die Geschäftsführerin Eva lächeln den Besuchern entgegen. Doch als sie den letzten aus der Maschine steigenden Ankömmling erkennt, gefriert ihr Blick: Es ist Aksel, der Mann, den sie für den Mörder ihrer Tochter hält. Er war nach der Tat vor 20 Jahren freigesprochen worden, hatte seine Heimat verlassen, sich in Asien eine Karriere aufgebaut und kehrt nun als Investor zurück. Das ist die Konstellation der norwegischen Serie „Lifjord – Der Freispruch“.

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Kaamosmasennus – Le jour ne se lève plus – Bitume Prods 2023

Von Matthias Bosenick (23.08.2023)

So ein Winter in Finnland ist für uns Mitteleuropäer kaum zu imaginieren: Sind wir schon bei dezemberlichen Tageslichtzeiten von nur acht Stunden von Winterdepressionen bedroht, wie soll es einem dann weiter nördlich sein, womöglich jenseits des Polarkreises, wo sich die Sonne gar nicht über den Horizont wagt! Auf „Le jour ne se lève plus“ („Der Tag erhebt sich nicht mehr“) findet sich Julien J. Neuville unter seinem neuen Alias Kaamosmasennus („Jahreszeitliche Depresssion“) genau in diese Situation ein und vertont einen Winterspaziergang in Finnland, mit allem, was dazugehört, Schwermut und Lobpreisung, und zwar als variantenreich ausformulierten Funeral Doom Metal, wie passend. Vier Tracks in 40 Minuten, die wahrhaftig eine dunkle, winterliche, melancholische Atmosphäre verbreiten. Auf diesem Spaziergang begleitet man den Musiker mit deutlich mehr Bereitschaft als zu „Le voyage nocturne“, Neuvilles Drogentrip durch Mexiko, den er kürzlich als Salaman Isku wiederveröffentlichte: Beides zwar geile Alben, aber Kaamosmasennus klingt weniger schädlich für den Körper.

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Spear Of Destiny – Ghost Population – Easterstone 2022/2023

Von Matthias Bosenick (22.08.2023)

Kirk Brandon macht einfach verlässlich gute Musik, egal, mit welchem Projekt, ob Theatre Of Hate, Dead Men Walking oder Spear Of Destiny. Von letzterer Band gibt’s aktuell mit „Ghost Population“ eine neue LP, mit Rockmusik, melancholisch und kraftvoll, sehr melodisch und gesanglich inbrünstig, der Mann hat aber auch eine unverwechselbare, ausdrucksstarke hohe Stimme. Man kann es nicht weniger lieben als jedes andere Stück Musik, an dem Brandon beteiligt ist. Und so recht musikalisch voneinander trennen kann man seine Projekte auch nicht, aber das macht nichts, man bekommt immer Qualitätsmusik aus dem Londoner Postpunk-Waverock-Umfeld. Er hat ja auch immer versierte Leute mit dabei.

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Rouge Brulé – Rouge Brulé – db2fluctuation 2023

Von Matthias Bosenick (18.08.2023)

Angekündigt als vielversprechender neuer Act auf dem gemeinsamen Label von Daniel Bressanutti und Dirk Bergen, den beiden Mit-Gründern der belgischen EBM-Erfinder Front 242, ignorierte der Rezensent das Debüt des anonymen Projektes Rouge Brulé, man muss ja hauszuhalten lernen und die Bude ist doch schon so vollgestopft, Allessammler hin oder her. Doch schützt Alter bekanntlich vor Torheit nicht: Einige Wochen nach der Veröffentlichung offenbart der fast 70jährige Bressanutti, dass er selbst es war, der das Doppel-Album einspielte und fast zwei Monate nach dem 1. April veröffentlichte, der Scherzbold. So viel Platz ist dann natürlich noch im Regal, zu Recht: Dieses Mal kombiniert der Experimentator den Jazz in seinen dystopischen Ambient. Hatten wir noch nicht von ihm.

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Gov’t Mule – Peace … Like A River – Fantasy Records 2023

Von Guido Dörheide (17.08.2023)

Seit ich weiß, dass man nutzloses Wissen auch unter dem nom de plume „Fun Facts“ an egal wen (m/w/d) verbreiten kann, macht es mir noch mehr Spaß. Oesdann, gemmas o: „Government Mule“ heißt nicht etwa „Regierungs-Maultier“ oder „Regierungs-Maulesel“ (BTW nutzloses Wissen: Die/Der Erste, die/der mir den Unterschied zwischen Maultier und Maulesel (m/w/d) meldet und mir an Eides Statt versichert, bei der Suche nach der Antwort NICHT gegoogelt zu haben, bekommt zwei Flaschen Bier seiner Wahl aus einer braunschweigischen Kraftbierbrauerei seiner Wahl von mir frei Haus geliefert, muss also selber nur das Bier bezahlen), sondern, wie es meine liebe Großtante Anita aus Bochum, bevor sie im letzten Jahr verstarb, immer formulierte: „Diecken Poppo.“

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Dor – In Circle – Drown Within/Toten Schwan Records 2023

Von Matthias Bosenick (17.08.2023)

Wer auf „In Circle“ dem zur Band herangereiften Ein-Mann-Projekt Dor ein konkretes Genre zuweisen zu können meint, fliegt raus. Auf Francesco Fiorettis dritter Veröffentlichung als Dor klingt seine Heimat Italien zwar an, aber nicht über das hedonistisch-sonnige, sondern vielmehr über das komplex-klassische, versetzt mit dunkler Melancholie, gruftiger Folklore, sakralen Melodien, rituellen Gesängen, fettem Jazz und mittelalterlichem Drama. Fioretti und seinem Ensemble gelingt es, diese ganzen Ingredienzen überaus stimmig zusammenzuführen und daraus eine einzigartige Musik zu generieren. Ohne gute Laune, und auch das ist genau richtig.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Lacrimosa-Action: „Gangs Of London”

Von Onkel Rosebud

Zuweilen etwas unappetitliche Gewalt im Stream macht meiner Freundin nichts aus, auch wenn sie mit Mozart unterlegt ist, zu mindestens solange es nicht das Konzert in A-Dur KV 622 für Klarinette und Orchester ist. Aber die Serie „Gangs Of London“ war ihr dann doch zu heftig, um zwei Folgen nacheinander vor dem Einschlafen zu sehen. Denn sie ist ein garstigster Meilenstein der Brutalität, eine Schlachtemetz-Orgie, ein grimmiger Folterkeller an Unterhaltung, aber brillant inszeniert, mit ausgesprochen ausgefeilten Kampf-Choreographien. Die Handlung ist eigentlich nicht wichtig. Ein Gangster-Epos wie 4Blockx, nur dreimal potenziert, und Spielort ist London, das neue Gotham. Viel geredet wird eh nicht. Dafür gibt es eine weltrekordverdächtige Anzahl an WtF-Momenten.

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