Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Consultant – Die Leck-mich-am-Arsch-Augen des Christoph Waltz

Von Onkel Rosebud

Wegen seiner emotionslosen bis bösartigen Gesichtsausdrücke steht bei meiner Freundin der Schauspieler Christoph Waltz hoch im Kurs. Nicht deswegen, weil er und der großartige Filmregisseur Michael Haneke, dem wir unter anderem die tollen Filme „Caché“ und vor allem „Das weiße Band“ verdanken, denselben Stiefvater haben. Es lohnt sich immer wieder, ein Blick auf seine Biografie und Karriere zu werfen, denn die ist sowas von vom Tellerwäscher zum Millionär. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war er ein kurz über dem Status eines Statisten rangierender Nebendarsteller in den Niederungen der bundesdeutschen TV-Serienproduktionen, wie „Ein Fall für zwei“, „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“ oder „Kommissar Rex“, zu sehen. Später gewann er Fernsehpreise für Hauptrollen in „Die Roy Black Story“ und „Die Entführung des Richard Oetker“. Der Begriff des „Ausnahmeschauspielers“ machte die Runde und dann kam die Rolle seines Lebens: Der manierliche wie maliziöse SS-Mann Hans Landa in „Inglourious Basterds“, sein Fahrstuhl in den Filmolymp, zum gleich doppelten „Oscar“-Gewinner im gelobten Land Hollywood.

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Collapse Under The Empire – Recurring – Finaltune Records/Broken Silence 2023

Von Matthias Bosenick (27.09.2023)

Die jüngeren Alben und Singles des Hamburger Electro-Postrock-Duos Collapse Under The Empire waren sich so sehr ähnlich, dass man nach anfänglicher Euphorie über den neuen Sound zu der Erkenntnis kam, dass sich eben dieser Sound alsbald abnutzte, und man das Projekt aus den Augen verlor. Daher ist das instrumentale Konzeptalbum „Recurring“ also nicht ein erstes neues Album nach einer Lücke, sondern die lediglich unbegleitete Fortsetzung des eingeschlagenen Weges. Die Musik ist grundsätzlich schön, aber einfach gehalten: Achteltakte, schlichte Gebrauchsmelodien, pompöse Effekte, vertraute Akkorde. Das anfänglich bei der Band noch tiefer verwurzelte Dunkle dringt erst spät und nur spärlich ins Album ein, bis dahin kann man es sich in der Wattemusik gemütlich machen. Das funktioniert tadellos, etwas mehr Kantigkeit wäre jedoch wünschenswert.

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Manu Louis – Club Copy – Igloo Records 2023

Von Matthias Bosenick (25.09.2023)

„Club Copy“, das neue Mini-Album des in Berlin arbeitenden Belgiers Manu Louis (nicht Lovis), mag Popzitat sein, ganz wie es das Cover und die CD signalisieren, jedoch anders ausgerichtet: Nicht die Beatles oder Velvet Underground stehen Pate für seine Musik, sondern aktuelle Club- und Radioströmungen, und wer sich damit gar nicht auskennt, bekommt immerhin ein hübsches Electro-Werk kredenzt, angenehm im Downbeat angesiedelt, trocken produziert und mit Catchyness angereichert. Nur den Vocoder dürfte der Herr Louis gern ausgeschaltet lassen, die Songs ohne sind die besseren auf dem Album.

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Closure In Moscow – Soft Hell – Bird’s Robe Records 2023

Von Matthias Bosenick (25.09.2023)

Die Musik-Artwork-Schere klafft weit auseinander, der Titel bildet das bindende Element: Scheint man es laut Cover mit etwas kunstvoll Gruseligem zu tun zu haben, ist die Musik ein hyperaktiver Power-Prog-Pop – „Soft Hell“ also, da haben Closure In Moscow schon Recht. Selbst in entschleunigten Passagen wirbelt das Quintett aus Melbourne ADHS-mäßig herum, rührt flächendeckend Elemente aus Radio-R’n’B, Teenage-Indierock und verschachtelten Progbaukästen zusammen – und lässt den Sänger mit der ungnädig hohen Stimme die schönen Passagen nur mit Schmerzen hörbar machen.

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Fallende Blätter (Kuolleet lehdet) – Aki Kaurismäki – SF 2023

Von Matthias Bosenick (21.09.2023)

Wenn man sagt, Aki Kaurismäki habe mit „Fallende Blätter“ eine Liebeskomödie gedreht, trifft das im Vergleich mit den bisherigen Kaurismäki-Filmen sehr zu, dürfte aber Leuten, die gerne Liebeskomödien gucken, zu deprimierend sein – weil hier sowohl der Anteil Liebe als auch der Anteil Komödie im finnischen Kontext zu betrachten sind. Also alles wortkarg und melancholisch, aber mit einem bitterbösen Humor, unvorhersehbarer Handlung, wunderschönen Bildern und passend eingesetzten finnischen Schlagern. Ein typischer Kaurismäki mithin, mit erweitertem Spektrum.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Eine unerwartete Hoffnung: Andor rettet das Star-Wars-Merchandise

Von Onkel Rosebud

Diese Folge der Kolumne müsste eigentlich heißen, was unser Sohn gerne sieht. Er ist mit den ersten sechs Filmen des Star-Wars-Universums aufgewachsen, hat Karten und Figuren gesammelt, um in der Kindheit seinen Status durch Tauschen derselben im Freundeskreis zu manifestieren. Später wurde er bitter in seinem Fandom von den letzten drei Filmen der Saga entschleunigt. Trotzdem hält sein guilty pleasure für dieses Format an und er hat sich durch die Fortsetzungen „The Mandalorian“, „The Book Of Boba Fett“ und „Kenobi“ gequält. Da ich dafür eine gewisse Verantwortung fühlte, dass es so weit kommen musste, habe ich mit ihm gelitten.

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New Model Army and Sinfonia Leipzig – Sinfonia – Ear Music/Edel/Attack Attack 2023

Von Guido Dörheide (20.09.2023)

HINWEIS: Hier geht es nur um die CD „Sinfonia“ und nicht um die DVD. Begeistert von der Musik habe ich nicht gewartet, bis ich das Bildmaterial gesichtet habe, sondern komplett begeistert und enthemmt gleich mal losgeschrieben. Alsdann, gehen wir es an:

New Model Army. NMA. Oder einfach nur „Army“, wie Schulfreund Martin sie damals nannte. Wie lange finde ich die schon toll? Nun, seit 1989, seit ich mir „Thunder And Consolation“ auf der Klassenfahrt nach Würzburg in der 10. Klasse des Humboldt-Gymnasiums kaufte – auf einen Tipp meiner Klassenkameradin Silke hin, die ich sinngemäß fragte, ob Army nur so ein Modetrend oder eine feste Größe auf dem Weg der Bildung eines erwachsenengerechten Musikgeschmackes sei – und Silke (die mir kurze Zeit später, als ich von Vinyl auf CD umstieg, meine komplette Toten-Hosen- und Ärzte-Sammlung abkaufte, danke nochmal dafür; die indizierten Ärzte-Alben hatte die Mutter meines Freundes Klaus für mich bei Salzmann in Braunschweig erstanden) meinte, Army könnte ich unbesehen kaufen, von denen wäre immerhin „51st State“. Danke, Silke, denn New Model Army begleiten mich seitdem durch mein Leben und ich feiere diese Band, als gäbe es kein Morgen.

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Tobi Morare – Urban Heat – Separated Beats 2023

Von Matthias Bosenick (20.09.2023)

Soundtüftler Tobi Morare kategorisiert seine neue EP „Urban Heat“ als Hip Hop, womit er grundsätzlich selbstredend richtig liegt, doch ist sein Horizont weiter als das, weshalb er in der knappen Viertelstunde Musik noch ganz viele andere Sounds der Neunziger unterbringt, Kruder-&-Dorfmeister-Downbeat oder Reggae etwa. Seine samplebasierten Tracks kommen ohne Stimme aus und eignen sich bestens dazu, in der brütenden Sommerhitze mit dem heruntergekurbelten Fenster durch die Stadt zu juckeln. Chillig am Strand lümmeln mit einem farbenfrohen Getränk in der Hand geht auch. Und der Kopf beginnt sofort zu nicken.

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The Arch – Sanctuary Rat – Dryland Records 2023

Von Matthias Bosenick (19.09.2023)

„Babsi ist tot“, behauptete die Band The Arch 1986 auf ihrer Debüt-12“ „As Quiet As“, und wer die Band nun in den Grufticlubs als One-Hit-Wonder abtut, übersieht den zweiten Hit „Ribdancer“ aus dem Jahr 1990 – und den Umstand, dass die Belgier seitdem kontinuierlich Alben herausbringen, wenn auch in gebührlichem Abstand. „Sanctuary Rat“ ist das siebte Album in 27 Jahren, und darauf eint das Quartett die Elemente, die es berühmt machten, aber transferiert in die Gegenwart: elektronische Sounds, darin eingebettete E-Gitarren, dramatischen männlichen Gesang, zudem eine Musik, die so ähnlich auch in den Neunzigern hätte erstellt werden können, also eher retro erscheint, was insofern nicht schlimm ist, als dass es sich bei The Arch nicht um Newcomer handelt, die die Plattensammlung ihrer Eltern plünderten und nachspielen; eine Musik, die gleichzeitig taufrisch produziert ist und klarer klingt, als es in den frühen Neunzigern möglich gewesen wäre.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Aussie-Power: Die Newsreader

Von Onkel Rosebud

Die Achtziger gehen immer. Das sieht auch meine Freundin so. Nichts ist so schön verklärt wie die eigene Jugend. Unsere Tochter meinte neulich, dass sie ein klein wenig neidisch darauf ist, dass wir in diesem Jahrzehnt unser „Coming of Age“ hatten. Da wäre der Soundtrack des Lebens um so viel besser gewesen als der Spotify-Algorithmus, der ihr heute das Dasein untermalt.

Wer die Serie „Die Newsreader“ ohne Vorinformationen schaut und die fantastische Hauptdarstellerin Anna Torv nicht schon aus „Fringe“ kennt, wird den Sechsteiler für ein Produkt der Achtzigerjahre halten, so authentisch sind Kameraarbeit, Farbgebung und Requisiten. Gedreht aber wurde er 2021. Folge 1 startet mit einer genauen Datumsangabe: 24. Januar 1986. Die Touristenwerbespots von Paul Hogan für Australien haben Furore gemacht. Sein Spielfilm „Crocodile Dundee“ ist in Vorbereitung. Gerade wurde Hogan zum Australier des Jahres gekürt. Ein Thema für die Sechs-Uhr-Nachrichten. Aber im Schneideraum gibt es Bandsalat. In fünf Minuten beginnt die Sendung. Produktionsassistent Dale Jennings (Sam Reid) mobilisiert ein Team und dreht in aller Eile einen Einspieler, während die Nachrichtensprecher Helen Norville (Torv) und Geoff Walters (Robert Taylor, auch großartig in der Neowesternserie „Longmire“) bereits auf Sendung sind.

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