Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Avicii wecke mich auf

Von Onkel Rosebud

Alter Schwede, das Video „Wake Me Up“ von Avicii hat 3,5 Milliarden Aufrufe auf ytb. Nur einer davon ist von mir, meldete meine Freundin neulich am Frühstückstisch. Sie nötigte mir ab, noch einen Klick hinzuzufügen, obwohl ich den Song nicht mag, trotzdem er mich berührt. Weil er so offensichtlich zusammengeschraubt klingt und die Inkarnation des Algorithmus verkörpert mit dem so Scheißfirmen wie sptfy arbeiten. Innerhalb von 5 Sekunden muss die Aufmerksamkeit der Hörerschaft gewonnen sein. Mir reicht das nicht, aber bei „Wake Me Up“ mache ich eine Ausnahme.

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Red Lorry Yellow Lorry – Strange Kind Of Paradise – COP International 2025

Von Matthias Bosenick (23.07.2025)

„Strange Kind Of Paradise“ ist Chris Reeds Vermächtnis zu Lebzeiten: Der Sänger, Gitarrist und Bandkopf von Red Lorry Yellow Lorry aus Leeds ist schwer krank, heißt es, hatte aber noch dieses finale Album in der Pipeline, über 30 Jahre nach dem Vorgänger „Blasting Off“. Den charakteristischen Darkwave-Drumcomputer tauschten die Engländer gegen einen echten Drummer aus, um den Schwerpunkt zu verlagern: Zum Gothic Rock fühlten sie sich nicht zugeordnet, sagen sie, sondern mehr dem Rock’n’Roll. Stattgegeben, das Album rockt auch mit Electro-Elementen, ist aber trotzdem nicht frei von Dunkelheit, Melancholie und Wehmut. Was Wunder. Auf diese Weise rücken die Lorries musikalisch sogar näher an Chris Reeds Solo-Aktivitäten Unit und Woof!.

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Andreas Eschbach – Die drei ???: Die Auferstehung – Kosmos 2025

Von Matthias Bosenick (22.07.2025)

Keine Ahnung, was Andreas Eschbach sonst so schreibt, aber in das über Jahrzehnte ausdifferenzierte Universum der kalifornischen Kleinstadt Rocky Beach und das Detektivtrio „Die drei ???“ findet sich der Autor auf eine berauschende Weise hinein. Seine Schilderung der Ereignisse 30 Jahre nach dem Ende der gemeinsamen Ermittlungen fühlt sich schlüssig an, man ist sofort Teil der Szenerie, die zudem auf sachkundlichen Kenntnissen fußt, als habe Eschbach nie etwas Anderes gemacht, als für die Drei Fragezeichen zu schreiben. Und das auch noch bis ins Detail auf der Höhe der Zeit sowie nahezu frei von Anbiederung. „Die Auferstehung“ ist da, wo die Hauptserie eigentlich hingehört.

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Himmelaya – Lost Horizon – Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (21.07.2025)

Auf seinem Debütalbum „Lost Horizon“ treibt das neu aus der Taufe gehobene internationale Projekt Himmelaya den Krautrock nach (La) Düsseldorfer Art munter vor sich her und versetzt ihn im Wechsel mit ausgedehnten Ambient-Ausflügen wahlweise nach Westdeutschland, nach Fernost oder ins Kosmische. Hinter diesem Projekt stecken der Düsseldorfer (das erklärt einiges) Jochen Oberlack, der Engländer Marc Hunt alias Swordfish von Astralasia sowie als Sprecherin und gelegentlich auch Sängerin Britt Rönnholm von Us And Them aus Schweden. Verrückt: Wer die anderthalbstündige Doppel-LP kauft, bekommt eine Doppel-CD mit Bonustracks on top obendrauf. Im Stream gibt’s dieses besondere Album bedauerlicherweise gar nicht.

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Kamizol-K – Diary – Kamizol-K 2025

Von Matthias Bosenick (18.07.2025)

Auf „Diary“ gibt’s keine Gnade, keine Atempause, Kamizol-K knüppeln, grooven, brettern durch, mit ihrer Melange, die sie in der Hardcore- und Metal-Szene von Lyon zusammenbrauten und mit allerlei anderen Ingredienzen anreicherten, unerwarteterweise gehören dazu Rap, Tribal-Shoutings und Black-Metal-Gitarren. „Diary“ ist das erst zweite Album des Sextetts in zehn Jahren, und trotzdem ist deren Tagebuch reichlich fett geraten.

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We As A Company – First Summer – MiaCameretta Records 2025

Von Matthias Bosenick (17.07.2025)

Da machen die drei Musiker von We As A Company aber einiges Geheimnis um sich, kürzen ihre Namen mit einem Buchstaben ab, verraten als Herkunft lediglich „eine kleine Provinzstadt“ in Italien und liefern gleichzeitig mit „First Summer“ ein Debüt, auf dem sie dem Stoner und dem Doom auf eine Art und Weise Melodien beibrechen, dass es in den härteren Momenten klingt wie eine schwere Variante von Grunge und ansonsten wie eine angerauhte Version britischer Psychedelik. Diese Melodieseligkeit generiert zunächst auch eine Menge gute Laune – und doch liegt diesem ersten Sommer eine natürliche Melancholie inne.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Psychedelic Renaissance

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat irgendwo gelesen, dass es eine neue Musikrichtung gibt: Psychedelic Renaissance. Ob ich das schon wisse? Ich sei schließlich im Rahmen der Arbeitsteilung innerhalb unserer Beziehung für sowas zuständig. Ein gewisser Jon Hopkins würde sich da hervortun. DJ Jon Hopkins? Ohne eine öffentlich zugängliche Enzyklopädie bemühen zu müssen, glänzte ich, dass dieser Chicagoer House-Produzent die Verschnulzung von Coldplay beschleunigt hat. London, korrigierte mich meine Freundin, und ergänzte, dass besagter ehemaliger Spaßbeschaller das Standardwerk der Psychedelic Renaissance veröffentlicht hat, welches bezeichnenderweise „Music For Psychedelic Therapy“ (Domino Recording, 2021) heißt. Das wäre der Soundtrack zur Einnahme von bewusstseinsverändernden Substanzen wie LSD, Ketamin und allerlei anderen Mittelchen von Leuten, die sich das leisten können – für therapeutische Zwecke wohlgemerkt, nicht zum Spaß.

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Tom Jones – Live in der Autostadt, Wolfsburg, am 15. Juli 2025

Von Matthias Bosenick (16.07.2025)

Man muss damit beginnen, dass der Walisische Tiger 85 Jahre alt ist, denn das erwähnt der sympathische Sänger Tom Jones selbst den ganzen Abend über. Für seinen Auftritt in der Autostadt in Wolfsburg stellt er ein umarrangiertes Greatest-Hits-Set zusammen, das er mit Coverversionen und jüngeren eigenen Songs kombiniert und das ein staunenswertes Programm zwischen Radiopop, Bluesrock und Experimentalmusik ergibt. Und verdammt, diese Stimme klingt noch exakt so ausdrucksstark und kraftvoll wie 1964!

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Spezial: Separated Beats, Teil 5 – Zwei Veröffentlichungen 2025

Von Matthias Bosenick (15.07.2025)

Mit zwei neuen Veröffentlichungen beehrt uns das Label Separated Beats: Auf seiner EP „Smooth Rider“ kredenzt uns Tobi Morare Neunziger-Retro-Beats von den Balearen bis zum Drum And Bass und im vierten Teil seiner Reihe „Durchströmungen“ mit dem Titel „Wellenbrecher“ fokussiert sich Ben Bekeschus auf sein Ambient-Alias Spiralectric.

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Mazut – Dirt Collector – Positive Regression/Rope Worm 2025

Von Matthias Bosenick (14.07.2025)

„Dirt Collector“ ist eine retrofuturistische Grenzsprengung: Auf diesem ersten Album nach vier Jahren Pause kombiniert das Duo Mazut aus Warschau Industrial, EBM, Acid und Techno früherer Epochen zu etwas Zukunftsweisendem. Auch mit gelegentlichen treibenden Uptempo-Nummern ist die Grundstimmung auf diesem Album eher düster, bisweilen angenehm bedrohlich, unkomfortabel. Zu entdecken gibt es eine Menge: Wie etwa klängen DAF auf Acid?

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