That’s All Folks! – Soma As One Of The Fine Arts – That’s All Folks! 2024

Von Matthias Bosenick (28.01.2025)

Plötzlich sind sie wieder da: That’s All Folks!, nur echt mit Ausrufezeichen, wirbelten in den Neunzigern von Bari aus die italienische Psychedelic-Rock-Szene auf und trennten sich 2002 nach dem zweiten offiziellen Album. Die Musiker zerstreuten sich, Bandkopf Claudio Colaianni schloss mit Anuseye direkt an den Sound an – und nun spielen That’s All Folks! nicht nur wieder live miteinander, sondern auch im Studio, wo sie Auszüge ihrer zwei Alben als „Soma As One Of The Fine Arts“ neu einspielten (zumindest scheint es nicht einfach Best-Of zu sein, da sich die Songlängen unterscheiden). Ein sattes, fettes, zeitloses Album, wie aus einem Guss, da darf gern mehr folgen.

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LLL – Shaping Colours – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (27.01.2025)

Drei Musiker, die noch nie miteinander musiziert haben, stehen zusammen auf einer Bühne, improvisieren an ihren Hauptinstrumenten herum und wissen, dass ihr Auftritt für eine Veröffentlichung mitgeschnitten wird. Hört man sich das daraus hervorgehende Album „Shaping Colours“ an, kann man sich das gar nicht vorstellen. Die vor einem Jahr in Mailand entstandene Musik ist langsam, dunkel, weitgehend beatlos, ambientartig, jazzig, neoklassich, experimentell und gleichzeitig herausfordernd und chillig. LLL nennen sich die drei deshalb, weil alle Vornamen mit jenem Buchstaben beginnen (und nicht etwa wegen Lucius et Licinius et Lucullus): Lorenzo Feliciati, Luca Calabrese und Luca Formentini.

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Waterboarding School – The Little Sports Mirror – Waterboarding School 2024

Von Matthias Bosenick (27.01.2025)

Gute Laune ist eigentlich nur dann ernst zu nehmen, wenn ihr etwas Melancholisches anhaftet, und diese Kombi gelingt dem Göteburger Quintett Waterboarding School auf seinem dritten Album „The Little Sports Mirror“. Obwohl, Album: acht Songs in nur 20 Minuten, aber hey, das darf so sein. Hört man es halt öfter. Was man dann hört: retroseligen Pop aus der Garage mit mehrstimmigem Gesang und Orgel. Macht gute Laune, ohne damit zu übertreiben, siehe Anfang.

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Iggy Pop – Live at Montreux Jazz Festival 2023 – earMusic 2025

Von Guido Dörheide (24.01.2025)

Iggy Pop, the Godfather of Punk (eigentlich eher der Pilgrim Father of Punk, denn er hat dieses Genre ja nicht adaptiert, adoptiert und verbessert, wie es Neil Young seinerzeit mit dem Grunge tat, nein, er hat es weiland in Ann Arbor, Michigan, USA, mit seinen Stooges begründet), begleitet mich seit nunmehr 39 Jahren durch mein Leben. Es war „Real Wild Child (The Wild One)“ von seinem Album „Blah Blah Blah“, das mich 1986, ein Jahr vor meiner mehr als verdienten Konfirmation, mit dem Schaffen von Jim Osterberg bekannt machte und mich sehr für den sympathischen Künstler einnahm.

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Kneecap – Rich Peppiatt – IRL 2024

Von Matthias Bosenick (24.01.2025)

Ein Film mit einem reichlich anderen Adrian-Moment: „Kneecap“ handelt nicht einfach von einer Musikgruppe, die gegen alle Unkenrufe plötzlich erfolgreich ist und es allen zeigt. „Kneecap“ ist auch nicht einfach nur eine bunt-dynamische Sex-and-Drugs-and-Violence-Verherrlichung mit knalligem Soundtrack und guten Gags. Das ist zwar alles drin, wäre aber öde ohne das Fundament: „Kneecap“ handelt davon, als Teil einer unterdrückten Bevölkerungsgruppe selbst gegen die Mahnungen aus den eigenen Reihen mit einem gesellschaftlich geächteten Verhalten und somit unkonventionellem Vorgehen trotz aller Widerstände Menschen für etwas positiv Verbindendes zu mobilisieren. Damit ist „Kneecap“ ein politischer Film, der nichts beschönigt und trotzdem Hoffnung sät. Kneecap ist außerdem der Name des auf Gälisch rappenden nordirischen Hip-Hop-Trios, dessen Biografie hier dramaturgisch angereichert nacherzählt wird.

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Casademoni – 64 – Bitume Prods 2025

Von Matthias Bosenick (23.01.2025)

Dieses Album ist ein Hauch. Mit „64“ legt Singer-Songwriter Alberto Casadei aus Mercatino Conca in den Marken sein Debütalbum als Casademoni vor, das aus Songs besteht, die er bereits seit einem Dutzend Jahren in der Schublade hat. Obschon die Akustikgitarre das maßgebliche Instrument ist, mit dem er seinen introvertierten Gesang begleitet, gestaltet er einzelne Songs auch mit Synthies und Schlagzeug aus, durchbricht aber nie die Schallmauer, weder in Tempo noch in Lautstärke. Ein zurückgelehnter Einstand, perfekt für Kuschelzeiten im Winter.

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Wall-of-Sound in der Urnenhalle: Echo Collective – Live im silent green Kulturquartier, Berlin, 22. Januar 2025

Von Onkel Rosebud (23.01.2025)

Das wäre alles nicht passiert, wenn mein Berliner Konzertkumpel nicht eine Freundin aus Brüssel hätte. Clémence (Name von der der Redaktion geändert) versorgt uns regelmäßig mit Klangprodukten, deren Hersteller es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Thema Ruhe musikalisch einzufangen und auf die wir ohne sie nie gekommen wären. So bestand meine Motivation, mich mitten in der Woche abends in die Bundeshauptstadt zu begeben (und wieder zurück), aus Margaret Hermant. Sie ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus – genau – Brüssel. Letztes Jahr habe ich einige Stücke, wo sie mitgespielt hat, auf dem Sampler „Wind Layers“ (7K! Records) gehört und fand das interessant. Sie kommt aus dem Umfeld von Sylvain Chauveau aus – na klar – Brüssel, der bisher unter anderem durch ein kammermusikalisches Tributalbum zu Depeche Mode aufgefallen ist. Margaret Hermants Hauptband heißt Echo Collective.

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Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wovon ich rede, wenn ich von Haruki Murakami rede.

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin ist eine literarische Feinschmeckerin. Folgende Buchtitel lässt sie sich auf der Zunge zergehen wie Hotate Sashimi: „Wenn der Wind singt / Pinball“, „Wilde Schafsjagd“, „Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt“, „Die Bäckereiüberfälle“, „Tanz mit dem Schafsmann“, „Naokos Lächeln“, „Gefährliche Geliebte / Südlich der Grenze, westlich der Sonne“, „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah“, „Mister Aufziehvogel“, „Untergrundkrieg: Der Anschlag von Tokyo“, „Der Elefant verschwindet“, „Schafmanns Weihnachten“, „Sputnik Sweetheart“, „Kafka am Strand“, „Nach dem Beben“, „Afterdark“, „Tony Takitani“, „Die unheimliche Bibliothek“, „Blinde Weide, schlafende Frau“, „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, „Schlaf“ „1Q84“, „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“, „Von Männern, die keine Frauen haben“, „Die Ermordung des Commendatore“, „Erste Person Singular“, „Gesammelte T-Shirts“, „Honigkuchen-Erzählung“ und „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“.

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Disinter – Laments Of The Unborn – Pest Records 2024

Von Matthias Bosenick (22.01.2025)

Death Metal ist erst dann trve, wenn die Produktion nicht so richtig aalglatt ist, oder? Dann ist „Laments Of The Unborn“ doppelt oldschool, stellt es doch die Zusammenstellung zweier Demos aus den Neunzigern dar, die die peruanische Band Disinter nun wiederholt zugänglich macht. Geht gut ins Ohr, trotz des Demo-Status‘: so gut wie keine hohen Töne in Gitarre und Gegrowl, variantenreiches Tempo, amtliches Gebolze und gelegentliche Soli – alles, was den Death Metal ausmacht. Mit entsprechenden Inhalten: Auch in Lima weiß man Vergänglichkeit und Dunkelheit zu schätzen.

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