Monday Music Club – Descend/Shine On – Monday Music Club/Minga Records 2019

Von Matthias Bosenick (09.04.2020)

Von Braunschweig nach München, von der NDW-Band mit dem diskutablen Namen Clit zum Indie-Rock mit dem Monday Music Club: Als Vinyl-Single veröffentlicht das klassisch besetzte Quintett um Ulrich Lißner zwei frische Songs. Mit reichlicher Dringlichkeit untermalt der Club seine Anliegen: gegen Rechts und gegen Drogen, verkürzt benannt. Die Songs sind catchy, zielen aber nicht vordergründig auf Partytauglichkeit. Straight, schnörkellos, punktgenau gespielt – man hört, dass da Leute mit Erfahrung am Werk sind.

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Ethernet Orchestra – Oceans Between Sound – Pueblo Nuevo 2020

Von Matthias Bosenick (05.04.2020)

Mehr als zwei Stunden Entspannungsmusik mit kakophonischen, aber schönen Strukturen generierte das personell offene und wortwörtlich weltweit verstreute Ethernet Orchestra um den australischen Trompeter Roger Mills auf seinem neuen Album „Oceans Between Sound“. Alles fließt, kein Lärm unterbricht den Strom der Improvisationen, auch absurde Geräusche fügen sich in die Stimmung ein. „Oceans Between Sound“ ist eine Traumreise mehrmals um die Welt.

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Spezial: Avantgarde aus Moskau – Der Finger, Disen Gage, BOM

Von Matthias Bosenick (02.04.2020)

Sobald man über die eine Sache zu staunen beginnt, sollte man sich nicht zu lang damit aufhalten, sonst entgehen einem die nächsten mindestens drei staunenswerten Dinge. In der Post war kürzlich einmal mehr ein Paket mit Musik aus Moskau, und zwar mit Alben von Der Finger, Disen Gage und Волшебная Одноклеточная Музыка. Irres Zeug: Der Finger spielen mit dem puren improvisierten Experiment, Disen Gage kreieren experimentellen Indie-Rock mit unerhörten Zutaten und Волшебная Одноклеточная Музыка, auch Magical Unicellular Music, improvisieren sich hypnotisch in fernste Sphären. Alle Alben eint, dass sie mit dem Multiinstrumentalisten Anton Efimov verbunden sind. Eine psychedelische Schatzkiste!

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Jörg Hiecke/René Seim (Hg) – Ich liebe Musik Vol. 2 – Windlustverlag 2020

Von Matthias Bosenick (30.03.2020)

Ein überwältigend bewegendes Buch. Die Vorgabe von Ideen- und Herausgeber Jörg Hiecke war, etwas zum Titelthema „Ich liebe Musik“ zu verfassen und dabei ein spezielles Lied hervorzuheben. 69 Beiträge sammelte er mit Verleger René Seim, die sie nun in diesem Kompendium bündeln. Da die beiden Dresdener sind und sich die Vielzahl der Beitragenden aus dem näheren Umfeld fanden, bekommt man berührende Geschichten über Musikfansein in der DDR, zur Wendezeit, nach dem Mauerfall – und sowieso von ganz vielen Momenten erzählt, in denen Musik eine wegweisende Wirkung auf die Verfasser hatte. Wehmut ist ein beherrschendes Gefühl, und Liebe, auch ungenannt, sowieso. Eine grandiose Idee, 21 Jahre nach dem ersten Mal immer noch, mit einem grandiosen Ergebnis.

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Sqürl – Some Music For Robby Müller – Sacred Bones Records 2020

Von Matthias Bosenick (24.03.2020)

Wer überhaupt ist Robby Müller?! In jedem Fall verdient er einen chilligen Soundtrack: Das Drone-Noise-Duo Sqürl, eigentlich die Filmmusik-Hauskapelle von Regisseur Jim Jarmusch, webt transzendentale Teppiche aus den vertrauten Lärmzutaten, nur ohne die Dissonanzen. Also eher Ambient als Drone, eher Schwermut als Zorn. Was man mit herkömmlichem Rockmusikinstrumentarium alles so hinbekommt! Ein traumhaftes Traueralbum für – nicht nur – Jarmuschs früheren Kameramann Robby Müller, der 2018 verstarb.

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Ritual Tension – It’s Just The Apocalypse, It’s Not The End – Ritual Tension 2020

Von Matthias Bosenick (19.03.2020)

Beinahe aus heiterem Himmel tut sich das experimentelle New Yorker No-Wave-Trio Ritual Tension wieder zusammen, um ein neues Statement zu Zeit und Welt abzugeben: „It’s Just The Apocalypse, It’s Not The End“ lautet der Titel des ersten Albums seit den Achtzigern. Und es klingt, als wären weder Zeit noch Welt vergangen: schmutziger Fuzzrock, weitgehend unmelodischer Gesang, mitreißende Energie, unpoppige Strukturen bei gleichzeitiger Eingängigkeit der Songs – ein fettes Ding!

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Sepultura – Quadra – Nuclear Blast 2020

Von Matthias Bosenick (18.03.2020)

Album Nummer 15 in 36 Jahren: Sepultura pfeifen auf ihre Historie und die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit und thrashen sich munter übelgelaunt durch ein numerologisches Konzept. „Quadra“ ist ein gewaltiges, abwechslungsreiches Metal-Brett, dem sogar ein eingestreutes Krönchen aus Orchesteropulenz sehr gut steht. Es wirkt, als hätten die Brasilianer einiges an Altlasten abgeschüttelt und bolzten nunmehr befreit und beflügelt herum. Tut gut!

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Jambattista – Seeking The Seeker – Jambattista 2020

Von Matthias Bosenick (16.03.2020)

„Die Todten reiten schnell“, behauptet der instrumentale Opener, und lügt: Der rockbasierte Stilmix des Moskauer Duos Jambattista reicht zwar von Psychedelic über Stoner bis Doom, doch so richtig Tempo machen die Oleg und Vitaly nicht, klingen dafür aber recht lebendig. Schnell sein müssen sie auch nicht, um ein fantastisches Rockenrollalbum einzuspielen: „Seeking The Seeker“ macht für die Genreverankerungen überraschend gute Laune und klingt beileibe nicht nach nur zwei Leuten. Gelungenes Albumdebüt!

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Schneider Collaborations – (Z)erpent/Corder – Jörg A. Schneider 2020

Von Matthias Bosenick (13.03.2020)

Nach dem Viererschlag 2018 veröffentlicht Schlagzeuger Jörg A. Schneider nun zunächst zwei neue Alben seiner Reihe Schneider Collaborations gleichzeitig auf Vinyl: eines mit dem Gitarristen (Z)erpent aus Taipeh und eines mit dem Gitarre- und Elektro-Experimentatoren Nathan Corder aus Oakland. Beide Zusammenarbeiten wurden auf verschiedenen Kontinenten getrennt aufgenommen – und beide drücken das Gefühl der Freiheit aus, die die Beteiligten sich damit erfüllen, dass sie sich im Grunde an keinerlei musikalisches Regulatorium halten. Schwere Kost, keine Hintergrundbeschallung, aber zutiefst beeindruckend.

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Spezial: addicted/Noname Label aus Moskau, Teil 4

Von Matthias Bosenick (11.03.2020)

Einen vierten Schwung CDs brachte das Label addicted/Noname auf den langen Weg von Moskau nach Braunschweig, gefüllt mit einer feinen ergänzenden Auswahl aus dem eigenen Repertoire. Mit dabei sind dieses Mal: IWKC alias I Will Kill Chita, Disen Gage, The Grand Astoria sowie auf der Doppel-CD zum Psych-Fest vor einigen Jahren zwei Dutzend weiterer höchst beeindruckender Bands. Wer es nicht physisch erwerben möchte, hat auf der Bandcamp-Seite des Labels beste Gelegenheit zum Download.

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