Von Matthias
Bosenick (24.03.2020)
Wer überhaupt ist Robby Müller?!
In jedem Fall verdient er einen chilligen Soundtrack: Das
Drone-Noise-Duo Sqürl, eigentlich die Filmmusik-Hauskapelle von
Regisseur Jim Jarmusch, webt transzendentale Teppiche aus den
vertrauten Lärmzutaten, nur ohne die Dissonanzen. Also eher Ambient
als Drone, eher Schwermut als Zorn. Was man mit herkömmlichem
Rockmusikinstrumentarium alles so hinbekommt! Ein traumhaftes
Traueralbum für – nicht nur – Jarmuschs früheren Kameramann
Robby Müller, der 2018 verstarb.
Mehr Chillout mit
Dronemitteln geht nicht. Es dauert bis Track drei, bis überhaupt ein
Beat einsetzt, und dann noch einer in Trip-Hop-Geschwindigkeit, also
beinahe keiner. Nebenbei könnte man sich Beth Gibbons Stimme zu
gerade diesem Track recht gut vorstellen, aber das Album bleibt
instrumental und danach auch weiter beatlos. Man hört die
Instrumente weinen, meint man, aber das mag auch daran liegen, dass
man sich des Umstands bewusst ist, es mit einem Traueralbum zu tun zu
haben.
Auch losgelöst davon eignet sich die LP
hervorragend zur Kontemplation. Selbst wenn man angesichts der
Verzerrung und Verfremdung nicht jedes Instrument erkennen kann, hat
die minimalistische Musik eine beruhigende Klarheit, eine heimelige
Sanftheit zumal. Und durchaus lässt sich auch Traurigkeit
heraushören, die allerdings nie in Weinerlichkeit mündet. „Some
Music For Robby Müller“ ist entschleunigte Melancholie und
warmherziges Einfühlungsvermögen. Und warm gleiten Finger über
Saiten.
Mit diesem Album begleiten Sqürl die
Dokumentation „Living The Light“, mit der Regisseurin Claire
Pijman dem Kameramann Robby Müller ein Denkmal setzt. Müller
erschuf von Ende der Sechziger bis 2004 die überwältigende
Bildsprache für Filme nicht nur von Jarmusch, sondern insbesondere
von Wim Wenders. Auch anderen Regiehelden stand er zur Seite,
darunter Roberto Benigni (für „Ein himmlischer Teufel“), Alex
Cox (für „Repo Man“), William Friedkin, Michael Winterbottom
(für „24 Hour Party People“), Lars von Trier (für „Breaking
The Waves“), Peter Bogdanovich und Barbet Schroeder.
Das
Album kommt in divers kolorierten Vinylvarianten, der „Golden Hour
Edition“ liegt eine exklusive Umhüllung aus Hartpapier bei. Ein
Downloadcode ist ebenfalls Teil des Erwerbs. Und musikalisch ist das
Album auch noch überzeugender als der Soundtrack zu „The Dead
Don’t Die“!