Afsky – Fællesskab – Eisenwald 2025

Von Matthias Bosenick (29.10.2025)

„Fællesskab“, „Gemeinschaft“, ist ein eisiger Black-Metal-Brocken, den Ole Luk als Afsky aus Kopenhagen hier vorsetzt. Die Kuscheligkeit, die der postmoderne Atmospheric Black Metal ansonsten so wunderbar vermittelt, tritt hier zugunsten der eher klassischen Kälte des Genres in den Hintergrund. So ganz ohne kann er indes nicht, und besonders nicht ohne Harmonie und Schönheit: Sein keifendes Wehklagen begleitet ein wunderschönes Zusammenspiel der Instrumente. Na, und ansonsten natürlich das knüppelnde Getöse.

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Sunken – Lykke – Eisenwald 2025

Von Matthias Bosenick (27.10.2025)

Das hier geht kurz vor Ablauf noch in Richtung Album des Jahres: Mit ihrem dritten Album „Lykke“ verleihen Sunken aus Århus dem atmosphärischen Post-Black-Metal nochmal ein Krönchen mit neuem Glanz. Sie strecken das Epische, rauhen das Weiche mit Brutalität an und errichten dennoch einen Wohlfühlraum, in den man sich liebend gern zurückzieht. Das Geschrei dazu erinnert daran, dass draußen die Apokalypse tobt, aber hier drinnen rotiert alles zu einem gewaltigen Safe Space zusammen. Und weil etwas Neues im Vertrauten ja Horizonte erweitern kann, bauen Sunken hier Bläser und Orchester ein. Eine Großtat! Und: „Glück“.

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Beau – Live In Lichfield – Fruits De Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (14.10.2025)

Allein mit seiner Zwölfsaitigen brachte Beau alias Trevor Midgley aus Leeds im Jahre 2012 beim Lichfield Festival einige seiner Folksongs zu Gehör. Das war damals der erste Gig, den das Label Fruits De Mer promotete, und dafür dankt es nun, indem es vier Stücke dieses Auftritts als Acht-Zoll-Vinyl herausbringt. Bekanntheit erlange Beau überdies, weil er 1969 als einer der ersten Künstler auf Dandelion Records veröffentlichte – dem Label von John Peel.

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Wishes On A Plane – Lost Songs – Old Kids Records/Rufen Publishings/New Knee Records/Time As A Color 2025

Von Matthias Bosenick (08.10.2025)

Im Emo-Schubfach verortete sich das Münchener Quartett Wishes On A Plane, doch führt dieses Etikett etwas an dem vorbei, was es auf „Lost Songs“ zu hören gibt, einer Sammlung von Raritäten und Unveröffentlichtem, die die Band nun quasi posthum nachreicht. Melancholischer Post-Hardcore, könnte man sagen, keineswegs so jammerig, wie man sich langläufig den Emo vorstellt. Eher Indierock, dazu Akustik-Demos, auf jeden Fall kein Gitarren-Trübsal aus der Kinderperspektive mit verlaufenem Kajal.

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Der Weg einer Freiheit – Innern – Season Of Mist 2025

Von Matthias Bosenick (01.10.2025)

Was tun, wenn man den Post Black Metal so weit voranbewegt, dass man damit nicht nur in der Szene Pflöcke setzt und die Erwartungen an den Album-Nachfolger in die Höhe treibt? Mit „Innern“ machen Der Weg einer Freiheit beides: einfach so weiter und in essentiellen Aspekten genau dies nicht. Heißt: Das brutale Gebrüll mit Doublebass und Gitarrenflächen bleibt, das Trippige der Hitsingle „Immortal“ verschwindet – aber nicht ersatzlos, denn zum Ende des Albums blicken die Würzburger in Richtung Black Gaze.

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GusGus – New Arrivals EP – Kompakt 2025

Von Matthias Bosenick (16.09.2025)

15 Minuten neue Musik von GusGus aus Island gibt es auf der „New Arrivals EP“, digital noch einen Remix on top obendrauf. Zwei Tracks auf 12“, die den neuen Weg des jüngsten Albums „DanceOrama“ fortsetzen – bedauerlicherweise, möchte man sagen, denn die Neuausrichtung mit Elementen aus Dancetracks der Achtziger und Neunziger gerät bisweilen cheesy, und so will man die eigentlich kathedralisch housenden GusGus ja eher nicht haben. „New Arrivals“ ist ein kurzweiliger Club-Spaß, der nicht sonderlich haften bleibt.

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Faun Fables – Counterclockwise – Drag City 2025

Von Matthias Bosenick (21.08.2025)

Wenn ein Album gleich mit einem Ohrwurm beginnt, ist das schon mal ein gutes Zeichen, und wenn sich diese Ohrwurmhaftigkeit über die Spielzeit häuft, ein umso besseres – und das bei einem Album, das bei aller Lieblichkeit auch noch leicht sperrig ist, zumindest hintergründig. Hört man sich die fragilen Folkweisen der Faun Fables an, mag man sich kaum ausmalen, dass diese Familie in anderen Zusammenstellungen den größtmöglich brutalen Lärm zu machen in der Lage ist, als Sleepytime Gorilla Museum etwa. Das siebte Album „Counterclockwise“ ist das erste von Faun Fables nach neun Jahren Unterbrechung.

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Blixa Bargeld & Nikko Weidemann – Blixa Bargeld Sings David Bowie – Bargeld/Weidemann 2025

Von Matthias Bosenick (20.08.2025)

Wenn Blixa Bargeld schon David Bowie singt, dann natürlich vornehmlich dessen Songs mit Berlin-Bezug. Zur Seite sitzt ihm Pianist Nicolai „Nikko“ Weidemann, subkultureller Weggefährte seit 45 Jahren, der die vier ausgewählten Lieder dieser EP warm begleitet, auch stimmlich im Hintergrund. Natürlich hat ein Bargeld nicht die Inbrunst eines Bowie, seine Art, die Stimme einzusetzen, unterscheidet sich massiv, er ist mehr der Erzähler als der Sänger, so kennt man ihn, so liebt man ihn. Dringlicher ist jetzt eigentlich noch der Wunsch nach „Blixa Bargeld singt Rio Reiser“.

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Moon’s Mallow – Moon’s Mallow – Moon’s Mallow 2025

Von Matthias Bosenick (12.08.2025)

Beinahe fühlt es sich an wie Verrat, dass „Moon’s Mallow“, die vierte Schallplatte der Psychedelic-Britrocker gleichen Namens aus Bari, trotz melancholischer Grundierung so gutgelaunt daherkommt – schließlich ist es das Vermächtnis von Claudio Colaianni, dem Gitarristen, den Bandkopf Gioia Coppola von den Heavy-Psych-Helden Anuseye und That’s All Folks! für sein Projekt übernommen hatte, denn er verstarb Anfang Juli. Hier hört man ihn und die ganze Band in voller Spielfreude ein Album einrocken, das auch ohne den Trauerflor etwas Besonderes ist.

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The Jesus Lizard – Flux – Ipecac 2025

Von Matthias Bosenick (11.08.2025)

Dem Rezensenten waren The Jesus Lizard jahrzehntelang eine Lücke in der Sammlung, die umso lärmender klaffte, als die Band im vergangenen Jahr nach Jahrzehnten Pause plötzlich mit dem siebten Studioalbum „Rack“ wieder auf der Agenda erschien. Zum jüngsten Record Store Day kompilierte Mike Pattons Label Ipecac drei nicht auf dem Album enthaltene Digital-Singles zur 12“-EP „Flux“ mit Etching auf der B-Seite. Überteuert natürlich, wie alles beim RSD, aber geil: Noiserock mit angeschrägten Akkorden und keinem Bock auf Konventionen – wozu auch, nach all den Jahren. Ein wunderbarer Anlass, die Lücke zu stopfen zu beginnen.

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