Roger Waters – The Dark Side Of The Moon Redux – SGB/Cooking Vinyl 2023

Von Guido Dörheide (08.10.2023)

Wir alle kennen diese Memes – Roger waters while Robert plants. Und Tom waits. In the collosseum von mir aus, Hauptsache nicht in Hörweite dieses Machwerks; ehrlich gesagt wünsche ich es niemandem, nicht mal meinem Spezial-Spezi Hermann, das hier am Stück anhören zu müssen.

Eigentlich dürfte man „The Dark Side Of The Moon Redux“ nicht mal ignorieren, aber als katalytischer Konverter zur Überwindung meiner mich seit einigen Wochen heimsuchenden Schreibblockade nehme ich es gerne. Also okay, Sparringspartner, jetzt gibt es auf die Fresse!

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Aphex Twin – Blackbox Life Recorder 21f / in a room7 F760 – Warp Records 2023

Von Matthias Bosenick (05.10.2023)

So hätte es vermutlich geklungen, wenn der Richard D. James von heute seinen Aphex-Twin-Glitch in den Achtzigern schon produziert hätte: Die EP, deren gewohnt kryptischen Titel „Blackbox Life Recorder 21f / in a room7 F760“ man länger zu lesen braucht als die vier Tracks zu hören, ist erfreulich rhythmisch und trotz der angewandten Manipulationen entspannt hörbar. Es sind melodische Tracks, die man sich im Radio dennoch nicht vorstellen kann, dafür bastelt der Ire da viel zu viel dran herum, aber er baut Sounds ein, die man aus dem Synthiepop der Achtziger kennt. Wie man diese Tracks damals wohl aufgenommen hätte? Auf Kassette!

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The Smile – Europe: Live Recordings 2022 – XL Recordings 2023

Von Matthias Bosenick (05.10.2023)

Die dreiköpfige Supergruppe The Smile ist mehr als nur ein hochkarätiges Studioprojekt, die Briten können ihre Kunstrockmusik auch live darbieten, und wer im zurückliegenden Jahr die Konzerte verpasste, bekommt die Möglichkeit, auf dieser 12“ einiges nachholen zu können. Fünf der sechs Songs sind dem Debütalbum „A Light For Attracting Attention“ entnommen, eines, „Feelingpulledapartbyhorses“, ist ein von Jonny Greenwood komponierter Radiohead-Song, den Sänger Thom Yorke 2009 als Solo-Single herausbrachte. Diese EP präsentiert nun auf der A-Seite die knackigeren Stücke, die Songs sind nervös hektisch und eignen sich besser zum Durchhören als das Album, und auf der B-Seite die gebremsten Experimente, denen man sich in aller Ruhe widmen muss. Kurios: Aus den Streaming-Angeboten ist die EP wieder verschwunden, man muss also schon die limitierte Vinyl-12“ haben.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Szenen einer Ehe: Fleishman is in Trouble

Von Onkel Rosebud

Der Serientitel „Fleishman is in Trouble“ hat meine Freundin abgeschreckt, sich dafür näher zu interessieren. „Fleischmän“ klingt nach einem unsexy Superhelden, dessen Kräfte was mit Zervelatwurst, Putensalami oder Bifi zu tun haben, meinte sie. Huh! Da sie aber gern mal ein Buch liest, schmuggelte ich ihr das gleichnamige Druckerzeugnis der Journalistin Taffy Brodesser-Akner unter den Gabentisch. Denn der Roman befasst sich unter anderem mit dem Wesen einer Beziehung, insbesondere mit der Belastung, wenn die Partnerin die Hauptverdienerin ist. Das fand ich spannend.

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The Chemical Brothers – For That Beautiful Feeling – Virgin 2023

Von Matthias Bosenick (04.10.2023)

Ja, wir Neunziger-Kids halten an unseren alten Helden fest, wir bleiben den einstigen Sounderneuerern treu. Zumindest, so lang sie sich nicht selbst an den Kommerz oder an sonstwen verraten. The Chemical Brothers sind dafür bis heute zu unangepasst, daher bleiben sie auf dem Aufmerksamkeitsradar, sobald sie etwas Neues herausbringen, und das vollbringen die Brüder Ed Simons und Tom Rowlands seit fast 30 Jahren zuverlässig. Auch wenn es längst keine Knallerhits aus der fetten Bigbeat-Schmiede mehr gibt, sondern eher DJ-Sets aus miteinander verbundenen Dancetracks mit dezidierten Gastsängern und den typischen Hupen und Sirenen. „For That Beautiful Feeling“ hätten die ChemBros indes ihre Samplevielfalt und die Gastbeiträge etwas erweitern dürfen, ansonsten ordentlich, Jungs!

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Automat – Heat – Compost 2023

Von Matthias Bosenick (29.09.2023)

Was macht man in der Hitze für Musik an? Chillige, trippige, dubbige am besten. Also „Heat“ von Automat, der Indie-Supergruppe minus Jochen Färber, der nicht mehr mitspielt. Dafür gibt’s einen Stapel anderer Gäste, die in Wort und Ton das Ihrige zu dieser organisch-elektronischen Reggae-Dub-Downbeat-Kopfnick-Chillplatte beitragen. Bassist Zeitblom, Schlagzeuger Achim Färber und Keyboarder Max Loderbauer fläzen sich am Jamaikanischen Strand, den sie eigens in einem Berliner Club aufhäuften, und knabbern an einem Toast aus London. Hier haben sogar die bunten Getränke ein Echo. Und die Musik ist so warm wie der Titel des Albums, das es physisch überdies ausschließlich als Doppel-LP gibt.

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Thierry Arnal – The Occult Sources (Original SoundTrack) – Atypeek Music 2023

Von Matthias Bosenick (28.09.2023)

Bei „The Occult Sources“ muss es sich um einen enorm bedrückenden Horrorfilm handeln, nimmt man den Soundtrack von Thierry Arnal aus Lyon als Hinweis (ist es aber nicht, es ist offenbar Kunst). Seine 20 verlangsamten Tracks in einer Stunde Spielzeit hält er minimalistisch, kreuzt kaum mehr als zwei, drei Geräuschquellen pro Track, verliert sich abwechselnd in Drones, Pulsieren, demolierten Melodiefragmenten, pluckerndem Industrial und Noise und vollbringt all dies auf eine Weise, die einen sehr leichten Zugang zu diesem Abgrund ermöglicht. So viel Dunkelheit! Und dabei auch noch so schön. Entspannungsmusik für gutgelaunte Überdrüssige.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Consultant – Die Leck-mich-am-Arsch-Augen des Christoph Waltz

Von Onkel Rosebud

Wegen seiner emotionslosen bis bösartigen Gesichtsausdrücke steht bei meiner Freundin der Schauspieler Christoph Waltz hoch im Kurs. Nicht deswegen, weil er und der großartige Filmregisseur Michael Haneke, dem wir unter anderem die tollen Filme „Caché“ und vor allem „Das weiße Band“ verdanken, denselben Stiefvater haben. Es lohnt sich immer wieder, ein Blick auf seine Biografie und Karriere zu werfen, denn die ist sowas von vom Tellerwäscher zum Millionär. In den 80ern und Anfang der 90er Jahre war er ein kurz über dem Status eines Statisten rangierender Nebendarsteller in den Niederungen der bundesdeutschen TV-Serienproduktionen, wie „Ein Fall für zwei“, „Derrick“, „Der Alte“, „Tatort“ oder „Kommissar Rex“, zu sehen. Später gewann er Fernsehpreise für Hauptrollen in „Die Roy Black Story“ und „Die Entführung des Richard Oetker“. Der Begriff des „Ausnahmeschauspielers“ machte die Runde und dann kam die Rolle seines Lebens: Der manierliche wie maliziöse SS-Mann Hans Landa in „Inglourious Basterds“, sein Fahrstuhl in den Filmolymp, zum gleich doppelten „Oscar“-Gewinner im gelobten Land Hollywood.

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Collapse Under The Empire – Recurring – Finaltune Records/Broken Silence 2023

Von Matthias Bosenick (27.09.2023)

Die jüngeren Alben und Singles des Hamburger Electro-Postrock-Duos Collapse Under The Empire waren sich so sehr ähnlich, dass man nach anfänglicher Euphorie über den neuen Sound zu der Erkenntnis kam, dass sich eben dieser Sound alsbald abnutzte, und man das Projekt aus den Augen verlor. Daher ist das instrumentale Konzeptalbum „Recurring“ also nicht ein erstes neues Album nach einer Lücke, sondern die lediglich unbegleitete Fortsetzung des eingeschlagenen Weges. Die Musik ist grundsätzlich schön, aber einfach gehalten: Achteltakte, schlichte Gebrauchsmelodien, pompöse Effekte, vertraute Akkorde. Das anfänglich bei der Band noch tiefer verwurzelte Dunkle dringt erst spät und nur spärlich ins Album ein, bis dahin kann man es sich in der Wattemusik gemütlich machen. Das funktioniert tadellos, etwas mehr Kantigkeit wäre jedoch wünschenswert.

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Manu Louis – Club Copy – Igloo Records 2023

Von Matthias Bosenick (25.09.2023)

„Club Copy“, das neue Mini-Album des in Berlin arbeitenden Belgiers Manu Louis (nicht Lovis), mag Popzitat sein, ganz wie es das Cover und die CD signalisieren, jedoch anders ausgerichtet: Nicht die Beatles oder Velvet Underground stehen Pate für seine Musik, sondern aktuelle Club- und Radioströmungen, und wer sich damit gar nicht auskennt, bekommt immerhin ein hübsches Electro-Werk kredenzt, angenehm im Downbeat angesiedelt, trocken produziert und mit Catchyness angereichert. Nur den Vocoder dürfte der Herr Louis gern ausgeschaltet lassen, die Songs ohne sind die besseren auf dem Album.

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