Anuseye – Right Place, Wrong Time – Go Down Records/Vincebus Eruptum 2023

Von Matthias Bosenick (22.11.2023)

Geil, geht gleich los mit einem Bass-E-Gitarre-Groove, wie man ihn sich mitreißender im psychedelischen Stoner-Rock-Bereich nicht ausmalen kann: Mit „Right Place, Wrong Time“ holen Anuseye aus Bari den Kiffermuckefan nicht nur da ab, wo er steht, sondern bringen ihn auch da hin, wo er hingehört: in erweiterte Zustände, aber mit Feuer nicht nur am Ende des Joints, sondern auch unterm Hintern. Es braucht vier Songs, um erstmals in zugedröhnt-taumelige Sphären abzudriften, und fünf, um sich mal vor dem Kühlschrank herumlungernd auszuruhen, ansonsten mostet das Quartett meistens mächtig vorwärts. Auch wenn Anuseye dem Genre treu dienlich sind, hört man sie immer heraus; liege es an Claudio Colaiannis zurückgelehntem Gesang, an den ungewöhnlichen Akkordfolgen oder an den immerhin noch dezent eingestreuten Experimenten. Das Vinyl ist türkis, die drei fehlenden Songs der Streaming-Variante dieser wechselvollen Reise um die Welt gibt’s im Download obendrauf.

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The Kinks – The Journey, Pt. 1 & 2 – BMG 2023

Von Guido Dörheide (22.11.2023)

„The Journey, Pt. 1“ (bereits im März erschienen) und „Pt. 2“ stellen mit insgesamt 70 Songs und über dreieinhalb Stunden Gesamtspielzeit alle bisherigen Greatest-Hits-Kompilationsalben der großartigen Band [The Kinks, Anm. d. Hrsgbr.] in den Schatten und sind darüber hinaus liebevoll remastered. Und bei „Lola“ heißt es auch „Coca Cola“ anstatt „Cherry Cola“, halt wie es sich gehört.

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DogMan – Luc Besson – F 2023

Von Matthias Bosenick (21.11.2023)

Nach rund 25 Jahren mal wieder ein guckbarer Film von Luc Besson! Damit war nicht zu rechnen, aber sein „DogMan“ unterhält gut und überrascht positiv. Um die Geschichte eines Mannes zu erzählen, dessen Freundeskreis aus – realen, nicht CGI-generierten! – Hunden besteht, greift er auf verschiedene Genres zurück, die jeweils einen Aspekt der biografischen Eckpunkte seiner Hauptfigur Douglas abdecken. Die Abstriche bei Plotholes und dem verpuffenden Ende nimmt man in Kauf, denn der Rest ist angenehme Kinounterhaltung.

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Treebeard – Nostalgia – Bird’s Robe Records 2023

Von Matthias Bosenick (20.11.2023)

Die Neigung zu Alcest klingt auf dem Debütalbum „Nostalgia“ des australischen Quartetts Treebeard an: Atmosphärischer Lärm, flirrende Gitarren, sehnsuchtsvolle Harmonien, der Blick auf die eigenen Schuhe gerichtet. Doch weil es Alcest ja schon gibt, reichern Treebeard ihren Post-Rock mit anderen Elementen an: etwas Doom, heavy groovende Riffs, dreckigen Rock’n’Roll, Psychedelik, analoger Ambient, und nichts davon in reiner Lehre, alles eingebunden in den Post-Metal, Post-Rock, verwebt, vermengt, erweitert. Dunkelheit und Hoffnung liegen hier beieinander, die weitgehend instrumentale Musik greift aus dem Abgrund heraus nach dem Himmel. Wehmut und, ja, „Nostalgia“ bestimmt auch. Bird’s Robe Records bringt das zwei Jahre alte Album der Band aus Melbourne jetzt kurz vor der Veröffentlichung des Nachfolgers auch international auf den Markt. Eine Entdeckung!

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Dolly Parton – Rockstar – Butterfly Records 2023

Von Guido Dörheide (19.11.2023)

Ich gebe ja gerne zu, dass ich mir jedes Mal von Neuem auf die Füße sabbere, wenn Dolly Parton mal wieder ein neues Album unter die Leute schmeißt – aber so gespannt wie dieses Mal war ich noch nie: Parton, mittlerweile 77 Jahre alt und seit nunmehr deutlich über 50 Jahren im Musikgeschäft tätig, wurde 2022 in die Rock’n’Roll Hall of Fame aufgenommen, ohne auch nur ein einziges Rock-Album aufgenommen zu haben, und tritt nun heuer an, das zu ändern. Und wie.

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Der Erfinder der Hook-Line oder Wie ich nicht Mittelstreckenläufer wurde. Peter Hook & The Light, „Substance 35th Anniversary“-Tour Live in der Reithalle, Dresden, 17. November 2023

Von Onkel Rosebud (17.11.2023)

Es kommt eigentlich nicht vor, dass ich Bammel vor einem Konzert habe. Bei Peter Hook, Mitbegründer von Joy Division und New Order, mache ich eine Ausnahme, denn er hat sich mit Band angesagt, um Songs von ebendiesen, meinen Ikonen der Popkultur, vorzutragen. Die Erwartungshaltung ist riesig und was wird das emotional mit mir machen? Joy Division waren das größte Versprechen der Musikgeschichte. Hauptsächlich wegen Ian Curtis‘ Bariton, der den depressiven Charakter der Musik, die die Band unverwechselbar machte, maßgeblich prägte. Peter Hook bediente damals den Bass. Sein Instrument wurde in den Songs oft als melodieführend eingesetzt. Er spielte auf den hohen Saiten und erzeugte diesen „Heavy-Chorus-Effekt“, die nach ihm benannte sogenannte „Hook-Line“. Dachte ich lange.

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Hence Confetti – Hence Confetti – Bird’s Robe Records 2023

Von Matthias Bosenick (17.11.2023)

Noch so ein Beispiel dafür, wie man die Corona-Isolation positiv nutzen konnte: Das Trio Hence Confetti aus Bathurst in Australien schloss sich während der Pandemie zusammen und nahm die selbstbetitelte EP isoliert voneinander auf. Kann man sich kaum vorstellen, so fein ausgearbeitet, die dieser progressive Metal hier ausfällt: Sehr viele atmosphärische Passagen, brettharter Djent, nackenbrecherischer Groove, viele nicht erwartbare Details. Ein respektabler Auftakt.

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Triumph Of Death – Resurrection Of The Flesh – Noise 2023

Von Guido Dörheide (17.11.2023)

Nennen Sie mir einen Musikanten aus den Alpen, der immer eine wollene Mütze auf dem Kopf trägt und die europäische Musiklandschaft geprägt hat wie kaum ein Zweiter – nun, hm, häh? Nein, die Rede ist hier nicht von DJ Ötzi, sondern von Thomas Gabriel Fischer a/k/a Tom G. Warrior, der mit seinen Bands Hellhammer und Celtic Frost Musikgeschichte geschrieben hat und mit Triptykon eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass er immer noch eine ganze Menge zu sagen hat und willens und in der Lage ist, dieses klangtechnisch zu untermauern. Mit seiner aktuellen Band „Triumph Of Death“, benannt nach einem Hellhammer-Song, lässt er nunmehr die alten Zeiten rollen, und das macht er ganz hervorragend.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Talent borrows, genius steals: Marcy Playground

Von Onkel Rosebud

St. Louis Park liegt in Hennepin County im Bundesstaat Minnesota, also im Mittleren Westen, dem Teil der USA, der im 19. Jahrhundert das Bedürfnis hatte, sich von der Ostküste und von Richtung Europa abzugrenzen. Die Stadt hat ca. 50.000 Einwohner, die Coen-Brüder stammen von da und auch John Wozniak (geboren 1971). Die größte Sehenswürdigkeit des Städtchens ist der Peavey-Haglin Experimental Concrete Grain Elevator, ein Ende des 19. Jahrhunderts erbautes, zwanzig Meter hohes Getreidesilo. Würde St. Louis nicht an Minneapolis mit fast 500.000 Einwohner grenzen, dann gilt für jeden dort geborenen Freigeist: Get the hell out of there. So geschehen mit den Coen-Brüdern (Los Angeles) und John Wozniak zog Mitte der Neunziger nach New York, um mit der Formation Marcy Playground, benannt nach dem Spielplatz seiner Grundschule „Marcy Open“, mit melodieseligem, leicht schrägem Gitarrenpop den amerikanischen College-Rock aufzumischen. So Pavement für Arme. Ergebnis: Im Jahr 2012 wurde sein Gassenhauer „Sex And Candy“ aus dem Jahr 1997 von der Musikjournaille Rolling Stone zum viertbesten One-Hit-Wonder der 1990er Jahre gekürt.

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Sébastien Guérive – Obscure Clarity – Atypeek Music 2023

Von Matthias Bosenick (14.11.2023)

Das dürfte ein schöner Soundtrack für den Herbst sein, was der Musiktüftler Sébastien Guérive aus Nantes auf „Obscure Clarity“ anbietet: Partiell zwar rhythmische, elektronisch basierte Musik, aber doch eher schwelgerisch, träumerisch als zum Tanzen aufgelegt, und ganz viele himmelsstürmende Soundscapes. Man hat die Idee eines Soundtracks vor den inneren Augen und möchte gern den Film dazu sehen. Instrumentale Wohlfühlmusik für Unwohlfühlzeiten.

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