Andrea lässt sich scheiden – Josef Hader – A 2023

Von Matthias Bosenick (11.04.2024)

Keine Komödie, auch wenn Josef Hader draufsteht – dieser Hinweis ist mehr als angebracht, wenn man sich „Andrea lässt sich scheiden“ anguckt, weil man ansonsten entweder denkt, die Gags seien Scheiße, oder einfach überhaupt enttäuscht feststellt, dass der Film nicht witzig ist, denn das soll er auch gar nicht sein. Lässt man sich darauf ein, haut das trockenöde Provinzdrama mächtig rein. Dabei ist der Titel etwas irreführend, denn noch vor der Scheidung fährt die Titelfrau ihren Noch-Gatten tot, und damit beginnt das Drama, in dem der Regisseur selbst eine Figur spielt, die der irrigen Annahme ist, den Mann getötet zu haben. Österreichkenntnisse sind für den vollen Genuss vonnöten.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Elder Stateswomen im Film

Von Onkel Rosebud

Meiner Freundin liegt Eifersucht fern. Aber wenn ich alles stehen und liegen lasse, wenn Tilda Swinton (geboren 1960) auf der Mattscheibe erscheint, dann rollt sie abschätzig und leicht genervt mit den Augen. Sie fragt sich aber insgeheim, wieso ich es nötig habe, diese Dame (auch noch) anzuhimmeln. Derweil ist Lady Tilda keine Ausnahme. Ich kann in Würde gealterten Schauspiel-Göttinnen so einiges abgewinnen.

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Geister: Exodus (Riget – Exodus) – Lars von Trier – DK 2022/Plaion Pictures 2024

Von Matthias Bosenick (09.04.2024)

Die zweite Staffel der Krankenhaus-Serie „Geister“, im Original „Riget“, international „The Kingdom“, ließ 1997 viele Fragen unbeantwortet. 25 Jahre später nimmt Regisseur Lars von Trier, ganz wie sein Vorbild David Lynch mit „Twin Peaks“, mit „Geister: Exodus“ die Fäden wieder auf, lässt eine Karen an die Stelle der Geisterseherin Sigrid Drusse treten, reibt sich an Schweden und seiner eigenen Biografie auf und vermengt abermals Aber- und sonstigen Witz mit Horror und Grusel. Das Ende hinterlässt indes wiederum Fragen und die Betrachtenden verunsichert: Was war denn das jetzt?

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The Multicoloured Shades – 2025 – Sireena Records 2024

Von Matthias Bosenick (08.04.2024)

Ohne Orgel keine Multicoloured Shades, ohne Pete Barany schon: Mit jemandem namens Christian Müller fanden die Ruhrpott-Psychedeliker um die 20 Jahre nach dem Tod ihres Aushängeschildes einen ausgezeichneten Nachfolger, dessen Stimmfarbe dezent an die von Mark Lanegan erinnert. Das der Band seit 40 Jahren anhaftende Etikett Psychedelic Rock passt heute nur bedingt, so ist das, wenn man eine nicht so leicht kategorisierbare Musik macht: „2025“, das in die Zukunft blickende neue Album in veränderter Besetzung, birgt erwachsene und trotzdem verspielte Rockmusik, die an den 1987er-Hit „Teen Sex Transfusion“, den man damals eher im Wave- oder Indie- als im Psychedelic-Rock wahrnahm, längst nicht mehr anknüpft.

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Dan Scary – Die EntSARGung – Dan Scary 2024

Von Matthias Bosenick (05.04.2024)

Aus der Gruft in die Gruft: Der Düsterpunk Daniel Url exhumiert sein zu Grabe getragenes Projekt Dan Scary und macht auf dem neuen Album „Die EntSARGung“ die Musik, die man von ihm kennt – elektronisch unterfütterten Dark-Wave-Punk, dieses Mal hauptsächlich Songs aus der Anfangszeit des Projektes neu eingespielt. Neu an Bord hat der Neu-Ostfriese nämlich mit Julian einen Schlagzeuger, damit wurde aus dem Duo, das zwischendurch ein Solo-Projekt und dann ein Trio war, wieder ein Duo. Der Sound hat sich dadurch natürlich verändert, dass jetzt kein Drumcomputer mehr den Takt vorgibt, und dennoch bleibt Dan Scary wiedererkennbar. „Die EntSARGung“ kann man zwischen The Cassandra Complex, The Cramps, Abwärts und Tommi Stumpff einsortieren. Schönes Gimmick: das übergroße Format der CD.

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Cyril Bernhard – Solo! – Cyril Bernhard 2024

Von Matthias Bosenick (04.04.2024)

Allein an der Jazzgitarre: Nach seinen Arbeiten als „Trio“ präsentiert Cyril Bernhard aus Toulouse seine bereits vor drei Jahren teils komponierten, teils improvisierten „Solo!“-Aufnahmen an seinem Lieblingsinstrument in seiner Lieblingsmusikrichtung. Bernhard beherzigt gern die alte Faustregel, nach der im Jazz besonders die Noten von Relevanz seien, die nicht gespielt würden, mag auch gern Halbtöne und bleibt bei allem dennoch harmonisch, warm und entrückt-entspannend, selbst bei gelegentlich eingeschaltetem Verzerrer. „Solo!“ kann man sich auch gut nähern, wenn man ansonsten mit Jazz nicht so viel am Hut hat.

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Pinhdar – A Sparkle On The Dark Water – Pinhdar/Fruits De Mer Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.04.2024)

Was ein schöner Titel: „A Sparkle On The Dark Water“, quasi die Perle in der Scheiße, der Hoffnungsschimmer in der Finsternis – und so hört sich das zweite Album des Duos Pinhdar aus Mailand auch an. Dunkler, atmosphärischer, warmer Synthie-Wave mit Gitarren, der einen alleinstehenden Mittelpunkt findet zwischen beispielsweise Portishead, Cocteau Twins und Dead Can Dance, zwischen Fragilität und ruhender Stärke. Es gelingt Sängerin und Keyboarderin Cecilia Miradoli und Gitarrist Max Tarenzi vortrefflich, das Glitzern auf dem dunklen Wasser herauszuarbeiten.

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Stop Making Sense – Jonathan Demme – USA 1984

Von Matthias Bosenick (29.03.2024)

Alle zehn Jahre kann man sich „Stop Making Sense“, den Konzertfilm der Talking Heads, im Kino angucken. Der wird nicht älter! Eher aktueller: Analog gespielte Tanzmusik auf sich steigerndem Energielevel, eine divers besetzte Band, größtmögliche Party bei bester Laune, grandios gefilmt und performt. Zum 40. Geburtstag des Film gibt’s ihn jetzt wieder im Kino, in ausgewählten sogar in 4K, mit allem, was man an ihm liebt – den Hits, dem Kassettenrekorder, dem Tanz mit der Stehlampe, dem Big Suit, dem vom Tina Weymouth angeführten Tom Tom Club, Bernie Worrell und den ausgelassenen Tänzen der Musizierenden und Singenden. Ein Fest! Immer wieder.

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Tanks And Tears – Timewave – Swiss Dark Nights 2024

Von Matthias Bosenick (28.03.2024)

Diese „Timewave“ reicht 40 Jahre zurück: Sieben Jahre nach dem Debüt-Album „Aware“ reicht die zwischendurch zum Quartett angewachsene Band aus Prato bei Florenz ihr zweites Album nach. Veränderungen gab es nicht nur durch den Zuwachs eines Keyboarders, auch durch die weltweit bekannte Einschränkung bei der Entstehung des Albums: Corona zwang die vier zum Homerecording und digitalen Zusammenführen der Files. Damit macht die Band einen erheblichen Schritt weg von Waverock und Postpunk zu Synthiepop und Indie-Electro der Achtziger. Selbst das Instrumentarium ist authentisch, daher ist die Platte so retro, als wäre sie bereits 40 Jahre alt. Mit ihren guten Songs rechtfertigen Tanks And Tears diesen Rückgriff – „Timewave“ versetzt die Hörenden zurück in die dunklen Ecken der Achtziger.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Liebe, Tod, Teufel und Sibel Kekilli

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin hat die Schauspielerin Sibel Kekilli zum ersten Mal in „Game Of Thrones“ in der Rolle als Shae im Jahr 2011 wahrgenommen und war begeistert. Sie spielt da eine junge, hübsche Prostituierte, die einige Zeit die Geliebte von einem der wenigen sympathischen Hauptprotagonisten der Serie sein darf. Aber eigentlich war es andersherum: Sie bestimmte, dass er sie „durfte“, und das machte den Reiz ihrer Figur aus.

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