Willie Nelson – Oh What A Beautiful World – Legacy/Sony Music 2025

Von Guido Dörheide (21.05.2025)

Was für die Sesamstraße „Marshall Grobi und sein Wunderpferd Fridolin“ sind, ist für den Rest der Welt Willie Nelson und seine Gitarre „Trigger“. Alle beide sind glücklicherweise einfach nicht totzukriegen, und Nelson ist beispielsweise einer der letzten Zeitzeugen des großen Elvis Presley – also nicht Zeitzeugen im Sinne von „Ich war auch schon am Leben, als Elvis noch nicht tot war“ – das trifft auf so ziemlich fast alle Leute zu, die ich kenne – nein, Nelson ist knapp zwei Jahre vor Elvis Aaron Presley auf die Welt gekommen, hat allerdings erst ein paar Jahre später begonnen, Songs aufzunehmen, und im Gegensatz zum Dings of Rock’n’Roll gibt es ihn immer noch und er schmeißt immer noch neue Songs unter die Leute, mit einer Frequenz, gegen die selbst Neil Young (der im Gegensatz zu Presley und Nelson echt relativ jung ist und nicht nur so heißt) aussieht wie ein zu Veröffentlichen zu fauler 79-Jähriger – Nelson ist inzwischen 92 Jahre alt und scheißt sich nix, immer noch alle paar Monate mal ein neues Album auf den Markt zu werfen – „Oh What A Beautiful World“ ist bereits sein siebenundsiebzigstes!!! Buddy Cannon hat es produziert und Nelson singt zwölf Lieder, die sich Rodney Crowell ausgedacht hat, den ich als Duettpartner von Emmylou Harris sehr schätze und der auf dem Titelstück auch selber mitsingt.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: John Coltrane (1926- 1967)

Von Onkel Rosebud

Unvorstellbar, obwohl schon fast 60 Jahre tot, John Coltrane könnte heute theoretisch noch leben, abseits von Dancefloor-Jazz und Kuschel-Rock, von Easy Listening, Pop-Klassik zum Träumen und Vivaldi für Gestresste. Er könnte noch leben, hundertjährig, in seinem eigenen musikalischen Universum, und trotzdem wie alle demokratisch ereilt von dieser akustischen Kontaminierung des Alltags durch den Ohrenschmaus aus Aufzügen, Kaufhäusern, Wartezimmern, Restaurants: Ein Triumph der Musik und ihrer Ausbreitung im Leben, und zugleich ihre Überführung ins Massengrab der Belanglosigkeit. Was würde er wohl heute dazu sagen?

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The Great Sea – Noble Art Of Desolation – AOP Records 2025

Von Guido Dörheide (21.05.2025)

Eine neue Band aus Deutschland, genauer gesagt aus Nordrhein-Westfalen, was wir im Gegensatz zu Mittelfranken oder Göttingen mal gelten lassen – „The Great Sea“ machen Black Metal und sind in der Musikszene keine Unbekannten: Janosch Rathmer (Schlagzeug, Keyboards, Bass) und Stefan Hackländer (Gitarre, Keyboards) wirk(t)en bislang in Bands wie Misery Speaks, Long Distance Calling, Steel Death, Black Horizonz und Ordeal & Plight. Bei The Great Sea bilden die beiden die Instrumentalfraktion, das Projekt (die Band?) ist jedoch keineswegs alleinig instrumental unterwegs, Phil „sG“ Jonas von den wunderbaren Secrets Of The Moon (falls Ihr die nicht kennt, gerne mal in „Sun“ und „Black House“ reinhören!) und Matthias „Azathoth“ Jell, ex-Dark Fortress und Gràb., machen den Gesang. Und wie!

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Roji – Tsunami Deluxe – Schneider Collaborations 2025

Von Matthias Bosenick (21.05.2025)

Das 2016 als Duo ins Leben gerufene Projekt Roji tritt auf seinem vierten Album „Tsunami Deluxe“ als Trio auf: Bassist Gonçalo Almeida brachte nämlich seinen Trompete spielenden Bruder João Almeida mit ins Studio von Schlagzeuger Jörg A. Schneider in Hückelhoven. Zu dritt nun generieren die Musiker – Lärm. Es ist beachtlich, dass die drei es wirklich durchziehen, zwei Stunden lang – „Tsunami Deluxe“ erscheint als Doppel-CD – so viel Energie aufzubringen, sich so zu verausgaben, so ein Inferno zu entfachen, so einen Tsunami in die Gehörgänge zu spülen. Das Album ist kein Spaziergang, das fordert die Hörer schaft heraus und beschenkt sie mit einer kunstvollen Aggressionstherapie.

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Phillip Boa And The Voodooclub – Hair Re-Edition 2025 – Capitol Records 2025

Von Matthias Bosenick (21.05.2025)

Jetzt macht der das schon wieder! Zum wiederholten Male versteckt Phillip Boa ein neues Studioalbum in der wiederholten Wiederveröffentlichung eines alten Studioalbums. Wer „The Honeymoon Files“ in seine Sammlung stellen möchte, muss dafür die drölfte Version von „Hair“ erwerben. Und das mit verdrehter und ausgetauschter Trackliste, was kein Sammler braucht. Die je nach Edition zehn bis zwölf neuen Songs sind nett, aber harmlos, also weit weg von der Radikalität, die Boa zu Zeiten von „Hair“ Ende der Achtziger noch hatte, als er Pop und Avantgarde zu einem mitreißenden, aufrüttelnden Indie-Gemisch zusammenfügte. Als reguläres neues Alterswerk wäre „The Honeymoon Files“ vermutlich nicht verkehrt, aber da Boa es in direkte Abhängigkeit zu „Hair“ stellt, fallen die weichlichen Unterschiede eben ins Ohr.

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Billy Nomates – Metalhorse – Invada 2025

Von Guido Dörheide (20.05.2025)

Victoria Ann „Tor“ Maries hat es wieder getan: Nach „Billy Nomates“ (2020) und „Cacti“ (2023) legt die britische Elektromusikunterhalterin mit „Metalhorse“ jetzt ihr drittes Album vor. Wobei – trifft es „Elektromusikunterhalterin“ jetzt tatsächlich noch? Auf den ersten beiden Alben ganz sicher, aber „Metalhorse“ vermittelt wesentlich mehr den Eindruck, dass Musik und Gesang zu einem wunderbaren Ganzen verschmelzen – das Album wurde mit einer Band (mit Liam Chapman am Schlagzeug und Mandy Clarke am Bass) aufgenommen und ist ein toller Schritt in eine gute Richtung.

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Pink Floyd – At Pompeii – MCMLXXII – Columbia/Sony Musik 2025

Von Guido Dörheide (19.05.2025)

Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich auf meine alten Tage nochmal ein Review zu einer neuen Pink-Floyd-CD schreiben könnte, und niemand anders als der Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason hätte es besser auf den Punkt bringen können, als er sinngemäß sagte, dass wenn sich die alten Herren schon nicht einig werden können (und mal ganz ehrlich, wie soll sich irgendjemand, der noch ernsthaft alle Tassen im Schrank hat, mit Roger Waters über irgendetwas einig werden können? Hm?? Häh??? OK, Trump und Netanjahu vielleicht), dann wäre es gut, wenn Sony Music die Herrschaft über das Frühwerk von Pink Floyd an sich reißt und es endlich mal herausbringt. Und genauso ist es mit „Pink Floyd At Pompeii – MCMLXXII“ dann auch passiert: Jahrzehntelang kursierte das Werk als Film, Film-Tonspur in abenteuerlichen Qualitäten usw. usf. VS-NfD undsoweiter herum, und heuer, also quasi 2025, hat sich Sony Music endlich bereitgefunden, den ganzen Scheiß mal von einem PF-Enthusiasten wie Steven Wilson von den von meinem Herausgeber über alles geschätzten Porcupine Tree entstauben, remixen und zu neuem Leben erwecken zu lassen.

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Machine Head – Unatoned – Nuclear Blast 2025

Von Matthias Bosenick (20.05.2025)

Nix gegen Pop und nix gegen Metal, aber die Kombi geht komischerweise meistens schief. So gut wie Devin Townsend beherrscht die Kunst kaum jemand, meistens kommt nur so unerträglich Gegensätzliches und damit nicht Überzeugendes wie Metalcore heraus, oder es wird humorig wie bei Electric Callboy. Machine Head aus den USA setzen sich mit ihrem elften Album „Unatoned“, in Eigenschreibweise: „UNATØNED“, zwischen alle Stühle: Die Anteile von Thrash- und Groove-Metal sind höchst angenehm nackenbrechend, doch die Poppassagen wirken darin wie Fremdkörper zum Fremdschämen und reduzieren dann die Verträglichkeit. Man würde so gern die Tralala-Momente und „Ohohoh“-Chöre aus dem Album herauspulen!

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Messa – The Spin – Metal Blade Records 2025

Von Guido Dörheide (19.05.2025)

Messa aus Cittadella in Italien gibt es seit 2014 und sie haben ursprünglich mal Doom-Metal gemacht. Hört man sich das 2016er Debütalbum „Belfry“ an, stellt man auch fest, dass diese Band es unheimlich drauf hat. Mit knurrend-dröhnenden Gitarren, aggressiver Langsamkeit und der wunderbaren Stimme von Sängerin Sara B. konnten Messa dem durchaus abgenudelten Genre (wer zum Teufel möchte noch eine neue, wie Candlemass, My Dying Bride oder werauchimmer klingende Band hören?) tatsächlich neue Elemente wie zum Beispiel Stoner-mäßige Gitarrenarbeit hinzufügen, auf „Feast For Water“ (2018) setzten Messa fort, was sie zwei Jahre zuvor begonnen hatten, wobei sich aber mehr düsterer Rock in die Musik einschlich. 2022 erschien „Close“, auf dem sich Messa noch mehr dem dunklen Sound von sagen wir mal Anna von Hausswolff oder Chelsea Wolfe annäherten – hier jetzt mit irgendwie orientalischen Einsprengseln. Messa ist also eine Band, die zwar einen irgendwie definierten Pfad beschreitet, sich dabei aber erstaunliche und überraschende Freiheiten nimmt. Aber alles irgendwie Doom, oder? Ja – bis „Close“ schon, aber jetzt?

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Melvins – Thunderball – Ipecac Recordings 2025

Von Guido Dörheide (19.05.2025)

Seit „Houdini“ aus dem Jahr 1993 bin ich ein erklärter Befürworter der Melvins, jener sludgigen Doom-Pioniere aus dem Staate Washington. Es gibt die Band seit irgendwie 1983 oder so, 1987 erschien ihr erstes Album und seitdem haben sie knapp 30 Veröffentlichungen herausgebracht, was sie nicht ganz zu den King Gizzard And The Lizard Wizard des Sludgedoompunkalternative macht, sie aber dennoch ganz nah da heranbringt.

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