Schneider Collaborations – Zwei Veröffentlichungen – Schneider Collaborations/N 2024

Von Matthias Bosenick (20.06.2024)

Zwei neue Impro-Alben gibt’s aktuell von Freiflug-Schlagzeuger Jörg A. Schneider, und weil er so ein kompromissloser Nonkonformist ist, bricht er auch mit seinen eigenen Regeln – sie erscheinen außerhalb seiner eigenen Reihe „Schneider Collaborations“: nämlich einmal als The Nude Spur (mit Thomas Kranefeld), also quasi im Bandformat, und als N + Jörg A. Schneider (mit Hellmut Neidthardt), also auf der Plattform von jemand anders. Bei beiden handelt es sich um jeweils zweite Alben, die CD von The Nude Spur trägt den erbaulichen Titel „If They Move Kill ‘em“ und die Doppel-LP mit N heißt „Doverack“, sehr wahrscheinlich nach einer Straße in Hückelhoven.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: The Wicker Man

Von Onkel Rosebud

So wie ich mir jedes Jahr am 18. Mai den Film „Control“ von Anton Corbijn zu Gemüte führe, hat meine Freundin den Tick, immer an Ostern „The Wicker Man“ anzuschauen. Ich habe noch nicht rausgefunden, ob sie das Folk-Horror-Musical für den besten Film aller Zeiten hält oder von der Begeisterung für den jungen, dandyhaften Christopher Lee getrieben wird.

Fakt ist, der vor mehr als einem halben Jahrhundert ins Kino gekommene Film ist zeitlos, hat ein ganzes Genre geprägt und ist immer wieder sehenswert, weil kaltblütig, hochatmosphärisch, skurril, schwarzhumorig, höchst musikalisch, spannend sowie erotisch. Und wurde in Schottland gedreht!

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Gianna Nannini – Sei nel l’anima – SonyMusic/Columbia 2024

Von Guido Dörheide (18.06.2024)

„Ist der Bürgermeister von New York eigentlich immer noch Italiener?“ „Ja, warum sollte jemand aufhören, Italiener zu sein?“ Ich gebe zu, diesen Dialog aus dem Film „Rosannas letzter Wille“, in dem der in Nordafrika geborene Franzose Jean Reno so überzeugend den Italiener spielte („Paris? Das ist doch angefüllt mit Franzosen! Warum sollte ich mich DEM aussetzen???“), komplett aus der Lamäng memoriert zu haben, und der in dem eigentlich eher positiv gedachtem Satz gemeinte Rudy Giuliani hat sich ja inzwischen nicht nur als nicht dummes, sondern auch als kriminelles Schwein, peinlicher Lustmolch (sorry, liebe Molche, mir fiel gerade kein besseres Wort ein!), Trump-Anwalt und -Befürworter einen Namen gemacht, aber Wurscht: Wenn ich mal Zeit habe, eine weitere Sprache zu lernen, wird es Italienisch sein, und wer hat in dieser Sprache schönere Lieder gesungen als Gianna Nannini? Ja OK, Adriano Celentano vielleicht, oder Paolo Conte, aber direkt danach kommt dann auch schon Frau Nannini. Bereits 1979 setzte sie sich in dem Song „America“ mit dem Thema Masturbation auseinander (war das vor, nach oder während Nina Hagen?), später kamen dann die wunderbaren Stadion-Hymnen „I maschi“ und „Bello impossibile“ dazu, und was immer blieb, war diese rauhe, gefühlvolle und immer verletzliche Stimme. Heuer hat Gianna Nannini ein neues Album herausgebracht, kurz vor ihrem 70. Geburtstag am 14. Juni, und an einigen Stellen im Internet las ich, dass dieses Werk sehr schlagerlastig ausgefallen sei. Was ich unbedingt verifizieren wollte, da ich die Künstlerin sehr schätze und „Schlager“ als nichts anderes denn als Schimpfwort auffassen kann.

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Die Angel & Günter Schickert – MWM #3: Live At Zodiak – MWM 2024

Von Matthias Bosenick (18.06.2024)

Das Wort „Experiment“ ist für diese Liveaufnahme noch geprahlt: Von Musik mit rhythmischer Anordnung oder nachvollziehbarer Melodieführung ist „Live At Zodiak“ ausnehmend weit entfernt. Wer sich diesen einstündigen Auftritt anhört, sollte offen sein für Flächen, Soundspielereien, Noise und Spracheinwürfe. Die Zusammensetzung dieses Trios ist dabei exorbitant aufsehenerregend: Günter Schickert, bekannt für seine Teilhabe an Jazz und Krautrock, vornehmlich in der Band Ziguri, tritt hier mit Die Angel zusammen, einem Projekt von Dirk Dresselhaus und Ilpo Väisänen, also Schneider TM und Pan Sonic. Krautiges Frickel-Electro steht zu erwarten – aber nicht zu hören: Das wäre ja einfach!

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Spezial: Sulatron Records

Von Matthias Bosenick (10.06.2024)

Drei Veröffentlichungen präsentiert David „Dave“ Schmidt alias Sula Bassana auf seinem Label Sulatron Records: Neu bis relativ neu „Bügeln“ von Minerall und „Moonseeds“ von Moonseeds sowie als Wiederveröffentlichung „Dreamer“ von Sula Bassana, das Debüt, mit dem der Bandkopf und Labelchef seine Solo-Aktivitäten vor 22 Jahren begann.

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Fly Cat Fly – Freaks – Fly Cat Fly 2024

Von Matthias Bosenick (16.06.2024)

Schon jetzt eines der Top-Alben des Jahres: „Freaks“, lang erwartet von Fly Cat Fly aus Braunschweig, sowieso und weil man einige der neuen Songs schon live ins Herz schließen durfte. Und „Freaks“ hält alle Versprechen. Indierock mit Strukturen jenseits des Gewöhnlichen, melancholisch, kraftvoll, energetisch und nicht selten sogar mit gebremster Aggression. Der zweistimmige Gesang, die hypnotische Vermengung von Gitarre und Bass, die dynamischen Drums, man kann nur niederknien. Und muss aufs Vinyl noch bis September warten!

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Theatre Of Hate – Westwolrd 24 – Kirk Brandon 2024

Von Matthias Bosenick (13.06.2024)

Was ist das eigentlich für eine merkwürdige Mode, insbesondere von Indie-Bands, die man eigentlich unter den coolen einsortiert, dass man jetzt – nach Touren mit komplett aufgeführten Hit-Alben – seine alte Musik nochmal neu eingespielt veröffentlicht? The Cassandra Complex, The Wedding Present, jetzt Theatre Of Hate – die Post-Punk-Helden mit dem Saxophon, 1981 aus den unlängst reaktivierten The Pack hervorgegangen und kurz darauf zu Spear Of Destiny geworden, widmen sich heuer in neuer Besetzung ihrem Debütalbum „Westworld“, jenes mit den Clubhits „Do You Believe In The Westworld“ und – zumindest ab den Neuauflagen – „Propaganda“. Das Album war 1983 schon geil, und nun – 2024 ist es das immer noch. Kirk Brandon ist erschreckend gut bei Stimme, seine Mitmusiker haben mehr Wumms als damals und die Songs sind nach wie vor geil. Nun, in dem Sound gab’s zuletzt auch schon wieder neue Studioalben, und eigentlich hätte das auch ausgereicht. Aber fett ist es, das „Westworld 24“.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Aaron Sorkin – Der Mann für Ideale.

Von Onkel Rosebud

In der Autobiografie des Schauspielers Rob Lowe, „Stories I Only Tell My Friends“, steht, dass Mitarbeiter der Obama-Administration gesagt haben, „We just west-winged“, wenn sie besonders spontan mit dem Mundwerk vor der Presse gewesen sind. Mr. Lowe spielte Sam Seaborn in der Hinter-den-Kulissen-des-Weißen-Hauses-Serie „The West Wing – Im Zentrum der Macht“ (1999–2006), den stellvertretenden Kommunikationsdirektor des künftigen Präsidenten der USA. Er schreibt seine Reden.

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Halma – Driving By Numbers – Kapitän Platte 2024

Von Matthias Bosenick (12.06.2024)

Manche Sensationen brauchen eine Weile, bis sie zu allen durchdringen: Bei Halma handelt es sich um ein in Hamburg angesiedeltes Quartett, das bereits seit 24 Jahren existiert, anfangs sogar quasi als Nebenprojekt von Fink, und nun mit „Driving By Numbers“ sein achtes Album herausbringt. Darauf enthalten sind vier überlange Tracks – ohne Gesang, gemächlich verschleppt, mit sanften Feedbacks, auch mal jazzigem Besenschlagzeug, angeschrägt gebettet, still groovend, im Indie- oder Noiserock irgendwo zwischen Sqürl, Yo La Tengo und „Laughing Stock“ von Talk Talk zu verorten.

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Sqürl – Music For Man Ray – Sacred Bones Records 2024

Von Matthias Bosenick (11.06.2024)

Ein Regisseur macht Musik für anderer Leute Filme. Hier: Jim Jarmusch als Teil des lang schon zum Duo geschrumpften, als Bad Rabbit gestarteten Impro-Drone-Noise-Projektes Sqürl vertont vier restaurierte und um die 100 Jahre alte experimentelle Stummfilme des Surrealisten Man Ray. Das Gute bei Sqürl-Musik ist, dass sie auch ohne reale Bilder funktioniert – die Filme muss man nicht kennen, um von sich aus das Kopfkino eingeschaltet zu bekommen. Verrückt, wie solch weitgehend strukturbefreite Musik so einnehmend sein kann. Und so ganz auf Struktur verzichten wollen Jarmusch und Carter Logan ja auch nicht.

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