Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Bio-Bananen sind von glücklichen Affen.

Von Onkel Rosebud

Diese Ausgabe der Kolumne stellt eine Verneigung vor Frau Mansmann, bakraufarfita-records, bierschinken.net und wolverine-records dar. Ich halte das für notwendig, weil es auch in meinem Leben diverse Kreuzungen auf der dornigen Straße, die sich das Leben nennt, gegeben hat, wo ich hätte abbiegen können, um mich hingebungsvoll einer mir geliebten Subkultur zu widmen, so wie es Bönx, Fö, Schuldenberg, Felix Wirtz und Sascha Wolff gemacht haben. Und nicht zuletzt Van Bauseneick.

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I, Cursed – Death Holograms – Inverse Records 2024

Von Matthias Bosenick (14.08.2024)

Für das – nun – Duo I, Cursed ist „Death Holograms“ eine Art Einstand, nach einigen Singles und einer Split-Veröffentlichung, und die Finnen haben so viel Feuer unterm Hintern, dass diese sieben Tracks in unter einer Viertelstunde wirken wie ein Vollzeitalbum. Im weitesten Sinne sind I, Cursed im Death Metal angesiedelt, was sie nicht davon abhält, auf Genregrenzen zu pfeifen und in ihr strukturiert lärmendes Gepolter auch Leihgaben aus dem punkigen Grindcore oder dem hüpfbetonten Thrash Metal sowie unterschwellige, atmosphärische Melodien einzufügen. Insbesondere der – äh – Gesang sticht hervor: Was wie aus vielzähligen Kehlen klingt, kommt aus lediglich einer.

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Dirk Serries – Defiance Of Self – Silentes/13 2024

Von Matthias Bosenick (13.08.2024)

Es ist ein Rausch, ein Skulpturengarten im dichten Nebel, ein Tauchgang in Honig, ein zwielichtiges Labyrinth in Watte: „Defiance Of Self“ nennt Dirk Serries seine Experimente, die er mit seiner Gitarre und seinem Effektboard mitschnitt, in Echtzeit, wie die Info betont. Die Info sagt außerdem, dass die fünf Ambient-Tracks dunkel und experimentell ausgefallen sind, aber das ist durchaus diskutabel: Freunde solcher freien Musik finden Freude an den entschärften Atmosphären, die die Hörenden umhüllen und vom Übel der Welt abtrennen. Dunkel geht anders, abstrakt indes ist es sehr, und es gelingt dem Antwerpener ungemein gut, aus dem Experiment Schönheit zu extrahieren. Von wegen „Selbstverachtung“!

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John Wray – Unter Wölfen – Rowohlt 2024

Von Guido Dörheide (13.08.2024)

Ich habe mir ein Death-T-Shirt gekauft, das Cover-Artwork von „Leprosy“, aber in schwarzweiß, sieht uralt und damit authentisch aus, und ein junger Mann in einem italienischen Restaurant in Göttingen reckte mir spontan zwei Pommesgabeln entgegen, als ich am Eingang stand und darauf wartete, dass der Liebsten, ihrer Tochter und mir ein Sitzplatz zugewiesen wurde. Das hat mich gefreut, und warum habe ich das Teil gekauft? Wegen „Unter Wölfen“ von John Wray. Dieses Buch ist für mich heuer das, was in den 90ern mein „Nick-Hornby-Moment“ gewesen war. Damals war es „High Fidelity“, über das ich las und von dem ich dachte, es könnte mein Lieblingsbuch werden. Was es auch tat und für ganz lange Zeit blieb. Ähnliche Gefühle beschlichen mich vor ein paar Wochen, als ich über „Unter Wölfen“ las. Ich bestellte mir das Buch und war ähnlich begeistert wie vor knapp 30 Jahren von Hornbys Zweitlingswerk. Was schreiben nun also die anderen, was mich so neugierig machte? Nun, zunächst viel Lobenswertes, Kenntnisreiches und Aufgeschlossenes, mit Ausnahme von swr.de: „Black Metal. Megadeth, Anthrax, Slayer oder Hanoi Rocks heißen die einschlägigen Bands.“ Wäh? Dann folgt ein Textauszug und darauf der Kommentar „Diese selbst ziemlich musikalische Beschreibung eigentlich unbeschreiblicher Musik stammt von dem amerikanisch-österreichischen Autor John Wray.“ As zum Teu??? Allein „Black Metal“ – nicht eine der genannten Bands gehört zu diesem Genre und Hanoi Rocks ist nicht einmal Heavy Metal. Was sie nicht schlechter macht. Von denen brauche ich auch noch ein T-Shirt. Und heute (der SWR-Artikel stammt vom 21. Juni 2024) ist Heavy Metal, egal ob Death-, Black-, Thrashmetal oder von mir aus auch Grindcore auch nicht nur ansatzweise irgendwie unbeschreiblich.

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Collapse Under The Empire – Non-Album Singles & Bonus Tracks – Finaltune Records/Broken Silence 2023/2024

Von Matthias Bosenick (12.08.2024)

Das ist Dienst am Fan: Die ganzen teils lediglich digital veröffentlichten Stücke, die nie auf Alben erschienen, als Compilation bündeln und einige unveröffentlichte Tracks dazupacken, das freut die Sammler, besonders jene haptischer Musikgenüsse. So verfährt das Hamburger Instrumental-Postrock-Duo Collapse Under The Empire auf dem recht pragmatisch betitelten „Non-Album Singles & Bonus Tracks“, auf dem sich in fast 75 Minuten 15 Stücke aus ebenso vielen Jahren finden; das Duo löst damit eine Bonus-Disc aus ihrer 2023er Werkschau-Box mit dem ebenfalls programmatischen Titel „Works“ heraus – und bleibt dennoch unvollständig. Zudem erscheint die Band ein wenig als One Trick Pony, denn große Varianten oder Entwicklungen lassen sich im Vergehen der Zeit nicht ausmachen, außer, dass alles bald runder geschliffen klingt als zu Beginn.

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Spezial: Bo Müller – Räume/Krüger – GÜT – Bauchpfannen Aufnahmen 2024

Von Matthias Bosenick (09.08.2024)

2024, die beiden verbliebenen Mitglieder des künstlerisch wie musikalisch unschätzbar einflussreichen Trios Die Trottelkacker aus der Samtgemeinde Velpke veröffentlichen 22 Jahre nach dem Ende jener Band neue Solo-Sachen. Der eine, Krüger, mit „GÜT“ eine Best-Of seiner Songs aus der Zeit von 2007 bis 2017, der andere nach Bandprojekten wie Müller & die Platemeiercombo und der weiterhin aktiven Müller-Verschwörung mit „Räume“ sein erstes echtes Solo-Album als Bo Müller. Behandelt Krüger mit fettem Indie-Rock gesellschaftliche wie emotionale Schief- und Tieflagen, reduziert sich Müller bei gar nicht so unähnlichen Themen auf seine Akustikgitarre. Bei aller Ernsthaftigkeit, Reife und musikalischer Perfektionierung: Die Kriegst die Jungs aus den Trottelkackern, aber die Trottelkacker nicht aus den Jungs. Und das ist GÜT so, das weitet Räume.

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Dead Bob – Life Like – Wrong Records 2023/2024

Von Matthias Bosenick (08.08.2024)

„Fuck this fucking shit“, schöner Einstieg. Seit 2016 sind NoMeansNo offiziell in Rente, und mit John Wright setzt ein Drittel jener Band aus Kanada unter dem Alias Dead Bob die Reise nun doch noch fort. Etwas mehr als ein Jahr nach der Veröffentlichung ist das Vinyl des Debüts „Life Like“ jetzt auch in Europa zu haben – und es lohnt sich: Natürlich bekommt man den Prog-Jazz-Punk von NoMeansNo kredenzt, dazu aber auch den Ramones-Pastiche-Punk der Hanson Brothers sowie einige Neuheiten. Offenbar hat der Schlagzeuger noch einiges mehr an Material in der Schublade, und wer weiß, vielleicht bekommt er seinen Bruder Rob eines Tages doch noch zurück ins Studio.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: „The Last Waltz“ – bester Konzertfilm aller Zeiten?

Von Onkel Rosebud

Neulich haben meine Freundin und ich das Abschiedskonzert „The Last Waltz“ von The Band, der Formation mit dem Understatement im Namen, gesehen. Obwohl wir es normalerweise nicht so mit der Mischung aus Folk-Rock, Country, Jazz und Rhythm’n’Blues haben, fanden wir’s recht sehenswert – auch noch 2024. Es fand am 25. November 1976 im „Winterland Ballroom“, einem ursprünglich als Eislaufhalle geplanten Gebäude, in San Francisco statt. 1967 waren sie dort zuerst unter ihrem offiziellen Namen aufgetreten. So schloss sich der Kreis. The Band – das waren Robbie Robertson (Gesang, Gitarre), Rick Danko (Gesang, Bass, Geige), Levon Helm (Gesang, Schlagzeug, Mandoline), Richard Manuel (Gesang, Keyboard, Piano, Perkussion) und Garth Hudson (Orgel, Saxophon). Sie begannen als Begleitcombo für den Sänger Ronnie Hawkins unter dem Namen „The Hawks“. Später gaben sie auch eigene Konzerte. His Bobness entdeckte „The Hawks“ und heuerte sie als Tournee- und Studioband an. Die Zusammenarbeit dauerte über eine Dekade, in der sich die Gruppe schlicht „The Band“ nannte. Zum Zeitpunkt des Auflösens waren die Musiker seit 16 Jahren zusammen und quasi ununterbrochen auf Tour.

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Sacred Buzz – Radio Radiation – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024

Von Matthias Bosenick (06.08.2024)

Einen siebenzölligen Vorboten auf eine zum Jahresende geplante EP und das für das kommende Jahr geplante Debütalbum stellen Sacred Buzz aus Berlin ins Regal: Mit „Radio Radiation“ platziert sich das international besetzte Quartett im Psych-Garage-Fuzz-Metier. Eine monotone Orgel ragt aus dem agilen Sound heraus, der, wie die Band selbst mitteilt, „einen wilden Ritt in den 13. Stock und dann zurück in den samtenen Untergrund“ unternimmt – und, zusätzlich, nach Manchester. Die Single erscheint Ende August.

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Tom Liwa & Leuchtturmband – Primzahlen aus dem Bardo/More To Primes – Der, den mein Freund kannte 2024

Von Matthias Bosenick (05.08.2024)

Tom Liwa sitzt bei dir in der Bude rum und quatscht dich voll. Das allein reicht ihm aber nicht, er hat noch eine leise Indierock-Band mit dabei. Und eine Saxophonistin. Rund 100 Minuten auf drei CDs lag hockt er neben dir und erzählt vor sich hin. Öffnet die Tür zum Jazz und dein Herz für seine Betrachtungen. Lässt die Leuchtturmband im Wendland sanften Folk-Indie spielen, der für sich schon ungemein umhaut, auch auf so eine lange Strecke, und holt als Garnitur Luise Volkmann hinzu, die mit ihrem Saxophon mehr Melodie improvisiert, als Liwa singt. Weil er eben zumeist spricht. 100 Minuten „Primzahlen aus dem Bardo“ und „More To Primes“ können ganz schön kurz sein. Country’n Western sollte man für den Genuss schon mögen, übrigens, wenn auch nicht zwingend chinesischen.

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