(0) – Knæk.Mørke.Mod.Lys – Audible Records 2024

Von Matthias Bosenick (17.01.2025)

Das stellt die Black-Metal-Gemeinde vor Herausforderungen: Auf ihrem erst zweiten Album mit dem in Großbuchstaben gehaltenen Titel „KN​Æ​K​.​M​Ø​RKE​.​MOD​.​LYS“ (ungefähr „Brich die Dunkelheit gegen das Licht“) machen die unaussprechbaren Dänen (0) – offiziell „parentes0parentes“ – nach eigener Auskunft Progressive Black Metal, was bedeutet, dass sie die Oldschool-Fans mit einem typischen Blastbeat-Geschrei-Brett anteasen und ihnen dann die gesegnete Vielfalt der Experimentierfreude unterjubeln, die weit über den mittlerweile auch schon oldschooligen und ebenfalls hier vertretenen Post Black Metal mit seinen atmosphärischen Flächen hinausgeht. Damit stellt Dänemark in doppelter Hinsicht eine Qualitäts-Klammer um das Black-Metal-Jahr 2024: Im Januar Solbrud mit „IIII“, im Dezember (0) mit „Knæk.Mørke.Mod.Lys“.

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Red Lorry Yellow Lorry – Driving Black – Cop International 2024

Von Matthias Bosenick (09.01.2025)

Satte 32 Jahre nach der letzten Tonträgerveröffentlichung – außer Compilations – kommen Red Lorry Yellow Lorry aus Leeds plötzlich mit der Splatter-Vinyl-12“ „Driving Black“ um die Ecke, und das auch noch als Vorboten zu einem neuen Album, „Strange Kind Of Paradise“, dem finalen sechsten der Post-Punk-Waverocker. Final, weil Bandmitglieder durchsickern ließen, dass Chef Chris Reed gesundheitliche Probleme habe, die eine Fortführung seiner musikalischen Aktivitäten unterbinden. Daher freut man sich über diese teilweise auch schon 20 Jahre alten neuen Songs, auch wenn diese Rückkehr künstlerisch insgesamt eher lediglich so okay ist.

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U2 – How To Re-Assemble An Atomic Bomb – Island/Intersope 2024

Von Matthias Bosenick (06.01.2025)

U2 punkten mal wieder mit alten Aufnahmen: „Ho To Re-Assemble An Atomic Bomb“ ist eine Sammlung von Demos und Raritäten aus der Zeit des nunmehr 20 Jahre alten, vorletzten guten Albums „How To Dismantle An Atomic Bomb“, im Zuge von dessen verkaufsträchtig bonusbestückter Wiederveröffentlichung diese zehn Tracks exklusiv von den Record-Store-Day-Ableger Black Friday als separate LP in den inhabergeführten Plattenhandel kommen, und das auch noch schon in schwarzrot marmoriert. Die Platte lohnt sich, weil die Stadionrocker U2 um 2004 – anders als um 2000 oder ab 2014 – beseelt, inspiriert und motiviert zu Werke gingen.

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Teho Teardo & Blixa Bargeld – Christian & Mauro – Spècula 2024

Von Matthias Bosenick (02.01.2025)

Wer hätte das 2013 gedacht, dass die Zusammenarbeit von Einstürzende-Neubauten-Stimme Blixa Bargeld und Meathead-Musiker Teho Teardo zu mittlerweile drei Studio- und einem Live-Album sowie diversen EPs führen würde? „Christian & Mauro“, benannt nach den realen Vornamen der beiden Protagonisten, stellt das dritte Studioalbum dar, und es wäre ein Jammer, hätte man darauf verzichten müssen. Neoklassisch-kammerartig instrumentiert, darf Bargeld seine trilingualen Betrachtungen und Wortspiele zu den zugänglichen Sounds von Teardo streuen. Industrial, dem beide Ur- bis Haupt-Bands zuzurechnen sind, findet man hier kein Bisschen. Avantgarde bleibt das natürlich trotzdem, nicht nur gemessen am Radiopop. Und schön zu hören ist es!

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Grass Harp – Motodrome EP – Moonbean Records 2024

Von Matthias Bosenick (19.12.2024)

Ist das echt schon 18 Jahre her? So lang gab es von den Wolfsburger Space-Stoner-Rockern Grass Harp keine Tonträger mehr. Gründe gab’s viele, die meisten haben wohl mit Zeit zu tun, aber hey, sie sind immer noch da, leiteten die Rückkehr auf den Planeten Erde mit einem Konzert im Wolfsburger Planetarium ein und stellten dort diese neue EP mit fünf Songs vor. Die belegt, dass man Spacerock auch mit irdischen Strukturen umsetzen kann, erweitert den Sound um einen Drumcomputer und lässt das Theremin sachdienlich fiepen. Schön, dass ihr wieder im Raum seid!

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Cryptic Brood – Necrotic Flesh Bacteria – Lycanthropic Chants 2024

Von Matthias Bosenick (17.12.2024)

Von wegen, Death Metal ist einfach nur auf die Fresse. Man möchte das Wort nicht zwingend in diesem Kontext verwenden, aber das Wolfsburger Trio Cryptic Brood gestaltet seine Tracks durchaus progressiv, auch die neun neuen Stücke auf „Necrotic Flesh Bacteria“ sind in sich schon vielseitiger, als es manche brutalen Metal-Alben überhaupt sind. Und dazu auch noch auf einem musikalisch so hohen Niveau! Nicht zu vergessen der Humor – die Band bleibt im Genre, das sich blutig, eklig, widerlich darstellt, aber natürlich stets, um ein zweites zu vermeidendes Wort zu verwenden, mit einem Augenzwinkern.

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Saltburn – Music From The Motion Picture – Polydor/Casablanca 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)

Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!

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The 19th Dream Of Dr. Sardonicus Festival Live – Fruits de Mer Records 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer außerhalb Londons hat schon mal vom Dream Of Dr. Sardonicus Festival gehört, das alljährlich seit 2015 in The Cellar Bar im Stadtteil Cardigan vor kleiner Runde, nämlich nur ca. 150 Gästen, stattfindet? Man kann sich Ausschnitte dieses Festivals aus dem vergangenen Jahr jetzt – zusätzlich zu Komplett-Mitschnitten fast aller Beteiligten, siehe Text zu London Underground auf dieser Plattform – als Doppel-LP ins Haus holen, herausgebracht vom mitveranstaltenden Label Fruits de Mer Records. Zehn Bands, zwei aus Italien, der Rest aus dem Lande, zehn Genres, von Sechziger-Psychedelik bis Trance-Disco, ein herrliches Spektrum. Die Pläne für das Festival im Jahre 2026 laufen schon jetzt!

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Die Müller-Verschwörung: Versuch und Irrtum Vol. 2: Oxymoron und Paradoxie – Die Müller-Verschwörung 2024

Von Matthias Bosenick (29.10.2024)

Wer Die Müller-Verschwörung bisher womöglich eher der Texte wegen verfolgte, dem ist ohnehin eine geringe Aufmerksamkeit zu attestieren; der zweite Teil der „Versuch und Irrtum“-Vinyl-EP-Reihe mit dem Pleonasmus-Titel „Oxymoron und Paradoxie“ belegt eindrücklicher denn je, dass man es bei der Band mit eben einer Band zu tun hat. Alle vier Verschwörer plus Bonus-Flötistin spielen all ihre Fähigkeiten mehr als nur aus und arrangieren diese vier frischen Genre-Hüpfer ausnehmend detailverliebt. Auf die Texte sollte man selbstredend auch wieder hören und sich so seine psychologischen Lehren mitnehmen, dargeboten mal zynisch, mal reflektiert, mal albern, mal dringlich. Scheiße bauen als Chance!

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Traum – Traum – Tonzonen Records 2024

Von Matthias Bosenick (15.10.2024)

Sonne und Entspannung aus den Sechzigern verspricht das Kölner Psychedelik-Trio Traum auf seiner selbstbetitelten 12“, der erst zweiten Veröffentlichung dieser Band überhaupt. Vier harmonische Songs, durch die die Sonne von Haight-Ashbury und Britische Harmonien strömen. Keine Modernismen, sehr authentisch, da haben die jungen Leute die Plattenkisten ihrer Mamas & Papas geplündert und sehr gut hingehört. Eine leichte Weh- oder Schwermut schwingt unüberhörbar mit, das erdet diese Retrolieder.

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