Rulaman – Death Whistle – Tonzonen Records 2025

Von Matthias Bosenick (14.04.2025)

Rulaman aus Reutlingen machen sich einfach mal einen Spaß daraus, dass es überhaupt so etwas wie Genreschubladen gibt. Deshalb bringen sie auf ihrem zweiten Album „Death Whistle“ weit mehr unter, als es die grob aufgebrachten Etiketten zuließen: Lässt sich die Musik zwar in weiten Strecken irgendwo bei Doom oder Stoner Rock einordnen, passt es im Detail kein Bisschen mehr. Dafür sind die drei Musiker einfach zu verspielt, zu einfallsreich und zu offen. Orgel, Saxophon, Northern-Soul-Rhythmen und ein Hauch von Disco finden ihren Platz neben Black Sabbath, und zwar einen passenden.

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The Sandmen – Hvis jeg nogensinde dør – 500% Records 2025

Von Matthias Bosenick (10.04.2025)

„Hör zu und verlieb dich“, steht bei Spotify, wenn man nach „Hvis Jeg Nogensinde Dør“ sucht, dem neuen Album von The Sandmen, einer der dänischen Rock-Institutionen. Man sollte es aber trotzdem lieber auf Vinyl erwerben! Dies dürfte das zehnte Album in 40 Jahren sein, ganz sicher das fünfte seit der Reunion und das dritte auf Dänisch statt Englisch. Es setzt den neuen Weg fort, den klassischen Bluesrock zu modernisieren, ihm melancholische Noten zu verleihen, auf gewöhnliche Strukturen zu verzichten und einfach zu machen, worauf die Band Bock hat. Das hört man und das kommt genau richtig. Zum Beispiel mit Synthies und Saxophon.

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Trigger Cut – A History Of Junk – DIY Records 2025

Von Matthias Bosenick (03.04.2025)

Der gute, alte Neunziger-Noiserock kann immer noch was, und er muss dabei gar nicht altbacken klingen. Zum vierten Mal bescheren uns Trigger Cut aus Stuttgart mit „A History Of Junk“ auf Albumlänge ein zeitgenössisches Update dieser Rock’n’Roll-Spielart, die sich an keine Regeln hält und gerade damit Raum lässt für unerwartete Spielereien, abseitige Strukturen und einen enormen Schwung an Energie. Und das nur zu dritt!

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The Lings – We Can’t Be Friends – Slack Records/Head Perfume Records 2024

Von Matthias Bosenick (04.02.2025)

Gute Laune ist eine ernsthafte Angelegenheit, und The Lings aus Mantua nehmen sie ernst. Zwar strahlt deren Musik auf ihrem zweiten Album „We Can’t Be Friends“ eine grundsätzliche Fröhlichkeit aus, doch spürt man der Band deutlich an, dass sie es damit nicht übertreibt, sondern seriös zu Werke geht. Dafür erlaubt sie sich, stilistisch nicht eindeutig zu sein: Ungefähr jeder der 14 Songs lässt sich einem anderen Genre zuordnen, von Country über Indie-Rock, Surf, Garage und Rockabilly bis Folk, alles – das eint die Stücke – grundsätzlich im Gewand des Pop. Doch, wir können Freunde sein!

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That’s All Folks! – Soma As One Of The Fine Arts – That’s All Folks! 2024

Von Matthias Bosenick (28.01.2025)

Plötzlich sind sie wieder da: That’s All Folks!, nur echt mit Ausrufezeichen, wirbelten in den Neunzigern von Bari aus die italienische Psychedelic-Rock-Szene auf und trennten sich 2002 nach dem zweiten offiziellen Album. Die Musiker zerstreuten sich, Bandkopf Claudio Colaianni schloss mit Anuseye direkt an den Sound an – und nun spielen That’s All Folks! nicht nur wieder live miteinander, sondern auch im Studio, wo sie Auszüge ihrer zwei Alben als „Soma As One Of The Fine Arts“ neu einspielten (zumindest scheint es nicht einfach Best-Of zu sein, da sich die Songlängen unterscheiden). Ein sattes, fettes, zeitloses Album, wie aus einem Guss, da darf gern mehr folgen.

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(0) – Knæk.Mørke.Mod.Lys – Audible Records 2024

Von Matthias Bosenick (17.01.2025)

Das stellt die Black-Metal-Gemeinde vor Herausforderungen: Auf ihrem erst zweiten Album mit dem in Großbuchstaben gehaltenen Titel „KN​Æ​K​.​M​Ø​RKE​.​MOD​.​LYS“ (ungefähr „Brich die Dunkelheit gegen das Licht“) machen die unaussprechbaren Dänen (0) – offiziell „parentes0parentes“ – nach eigener Auskunft Progressive Black Metal, was bedeutet, dass sie die Oldschool-Fans mit einem typischen Blastbeat-Geschrei-Brett anteasen und ihnen dann die gesegnete Vielfalt der Experimentierfreude unterjubeln, die weit über den mittlerweile auch schon oldschooligen und ebenfalls hier vertretenen Post Black Metal mit seinen atmosphärischen Flächen hinausgeht. Damit stellt Dänemark in doppelter Hinsicht eine Qualitäts-Klammer um das Black-Metal-Jahr 2024: Im Januar Solbrud mit „IIII“, im Dezember (0) mit „Knæk.Mørke.Mod.Lys“.

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Red Lorry Yellow Lorry – Driving Black – Cop International 2024

Von Matthias Bosenick (09.01.2025)

Satte 32 Jahre nach der letzten Tonträgerveröffentlichung – außer Compilations – kommen Red Lorry Yellow Lorry aus Leeds plötzlich mit der Splatter-Vinyl-12“ „Driving Black“ um die Ecke, und das auch noch als Vorboten zu einem neuen Album, „Strange Kind Of Paradise“, dem finalen sechsten der Post-Punk-Waverocker. Final, weil Bandmitglieder durchsickern ließen, dass Chef Chris Reed gesundheitliche Probleme habe, die eine Fortführung seiner musikalischen Aktivitäten unterbinden. Daher freut man sich über diese teilweise auch schon 20 Jahre alten neuen Songs, auch wenn diese Rückkehr künstlerisch insgesamt eher lediglich so okay ist.

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U2 – How To Re-Assemble An Atomic Bomb – Island/Intersope 2024

Von Matthias Bosenick (06.01.2025)

U2 punkten mal wieder mit alten Aufnahmen: „Ho To Re-Assemble An Atomic Bomb“ ist eine Sammlung von Demos und Raritäten aus der Zeit des nunmehr 20 Jahre alten, vorletzten guten Albums „How To Dismantle An Atomic Bomb“, im Zuge von dessen verkaufsträchtig bonusbestückter Wiederveröffentlichung diese zehn Tracks exklusiv von den Record-Store-Day-Ableger Black Friday als separate LP in den inhabergeführten Plattenhandel kommen, und das auch noch schon in schwarzrot marmoriert. Die Platte lohnt sich, weil die Stadionrocker U2 um 2004 – anders als um 2000 oder ab 2014 – beseelt, inspiriert und motiviert zu Werke gingen.

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Teho Teardo & Blixa Bargeld – Christian & Mauro – Spècula 2024

Von Matthias Bosenick (02.01.2025)

Wer hätte das 2013 gedacht, dass die Zusammenarbeit von Einstürzende-Neubauten-Stimme Blixa Bargeld und Meathead-Musiker Teho Teardo zu mittlerweile drei Studio- und einem Live-Album sowie diversen EPs führen würde? „Christian & Mauro“, benannt nach den realen Vornamen der beiden Protagonisten, stellt das dritte Studioalbum dar, und es wäre ein Jammer, hätte man darauf verzichten müssen. Neoklassisch-kammerartig instrumentiert, darf Bargeld seine trilingualen Betrachtungen und Wortspiele zu den zugänglichen Sounds von Teardo streuen. Industrial, dem beide Ur- bis Haupt-Bands zuzurechnen sind, findet man hier kein Bisschen. Avantgarde bleibt das natürlich trotzdem, nicht nur gemessen am Radiopop. Und schön zu hören ist es!

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Grass Harp – Motodrome EP – Moonbean Records 2024

Von Matthias Bosenick (19.12.2024)

Ist das echt schon 18 Jahre her? So lang gab es von den Wolfsburger Space-Stoner-Rockern Grass Harp keine Tonträger mehr. Gründe gab’s viele, die meisten haben wohl mit Zeit zu tun, aber hey, sie sind immer noch da, leiteten die Rückkehr auf den Planeten Erde mit einem Konzert im Wolfsburger Planetarium ein und stellten dort diese neue EP mit fünf Songs vor. Die belegt, dass man Spacerock auch mit irdischen Strukturen umsetzen kann, erweitert den Sound um einen Drumcomputer und lässt das Theremin sachdienlich fiepen. Schön, dass ihr wieder im Raum seid!

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