Super Florence Jam – 60 Big Ones – Bird’s Robe Records 2024

Von Matthias Bosenick (09.12.2024)

Zwölf Jahre nach den Aufnahmen erblickt diese dritte und letzte EP des Quartetts Super Florence Jam – in Eigenschreibweise: super FLORENCE jam – aus Sydney das Licht der Öffentlichkeit. Sechs Songs, die laut Band allesamt zehnmal größer sind als andere, sollen also „60 Big Ones“ ergeben – und sind doch nur typischer Nuller-Indie-Poprock, mit bisweilen eindeutig benennbaren Einflüssen und einem rotzigen Power-Gebaren. Man wundert sich, dass die Veröffentlichung so lang dauerte, schließlich besteht die Hälfte der Band aus den Gründern des Labels Bird’s Robe Records. Selbstbewusstsein haben die vier auf jeden Fall!

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Jisei – Jisei – Cold Smoke Records 2024

Von Matthias Bosenick (03.12.2024)

Sobald man liest, Bertrand Pot, der einzige Kopf hinter dem Projektnamen Jisei, habe die Bedeutung des gleichnamigen japanischen Konzeptes in Musik umsetzen wollen, nämlich, eine letzte Nachricht kurz vor dem Suizid oder absehbaren Ableben, erwartet man von der selbstbetitelten Debüt-EP etwas andere Musik – schwermütig ist sie, aber nicht so düster. Kalte Elektronik bestimmt den letzten Gruß an die Hinterbliebenen, fanfarenartige Soundscapes, minimalistische Beats, ein Synthie-Ausflug ins All, in andere Welten mithin. Das Finale gerät sogar überraschend freundlich.

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Sacred Buzz – Radio Radiation EP – Fuzzed Up/Astromoon Records 2024

Von Matthias Bosenick (27.11.2024)

Hier ist sie nun also, die angekündigte EP zur 7“ mit demselben Titel, „Radio Radiation“, des von Berlin aus agierenden Quartetts Sacred Buzz. Die beiden Vinyl-Tracks sind mit drauf, dazu vier neue, die sich allesamt in einer wie in den Sechzigern ausgestatteten Garage wohlfühlen, mit Verzerrer und mit Orgel, mit Psychedelik und mit fuzzy Rock’n’Roll. Und alles live im Studio eingespielt.

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Hence Confetti – Hence Confetti – Bird’s Robe Records 2023

Von Matthias Bosenick (17.11.2023)

Noch so ein Beispiel dafür, wie man die Corona-Isolation positiv nutzen konnte: Das Trio Hence Confetti aus Bathurst in Australien schloss sich während der Pandemie zusammen und nahm die selbstbetitelte EP isoliert voneinander auf. Kann man sich kaum vorstellen, so fein ausgearbeitet, die dieser progressive Metal hier ausfällt: Sehr viele atmosphärische Passagen, brettharter Djent, nackenbrecherischer Groove, viele nicht erwartbare Details. Ein respektabler Auftakt.

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Sleaford Mods – More UK Grim – Rough Trade 2023

Von Guido Dörheide (30.10.2023)

Jason Wiliamson ist ja eher ein Brachialpoetiker sowie mitunter (immer?) ein rauher Geselle und pflegt des Öfteren zu schimpfen wie ein Rohrspatz – dennoch zeigt die neue EP der Sleaford Mods wie schon die letzte Langrille, also ich meine den letzten Silberling, sozusagen das bisher zuletzt veröffentlichte Langeisen der beiden Nottinghämmer, dass den Elektrokompositionen von Andrew Fearn und dem nöligen Gemotze von Jason Wiliamson viel Melodik und selbverstännlich viel Poesie und Melodik innewohnt.

Kam „UK Grim“ noch mit einem Cover daher, das Fearn mit fragendem Blick und Wiliamson mit einem „Sprich mich bloß nicht an“ in selbigem vor einer rosanen Wand zeigte, gibt es auf dem „More UK Grim“-Cover nurmehr den rosanen Hintergrund und den Schriftzug „UK Grim“ zu sehen, verfeinert durch ein handschiftliches „More“ oberhalb und den ikonischen Sleaford-Mods-Schriftzug unterhalb des „UK Grim“.

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Ghost – Phantomime – Loma Vista/Reaktor Recordings/Universal 2023

Von Guido Dörheide (22.05.2023)

Kann man zu „Jesus He Knows Me“ headbangen? Abgesehen davon, dass Phil Collins eh eins meiner Guilty Pleasures ist (obwohl ich nach „Invisible Touch“ bei Genesis ausgestiegen bin und danach nur noch Collins solo gehört habe, jahaaaa! Minutenlange Schlagzeugsoli als Konzerteinstieg… äääh, Moment, ich schweife ab) – ja verdammt, das geht voll gut! Ghost (ein weiteres meiner Guilty Pleasures) haben das Stück auf ihrer neuen EP „Phantomime“ (so habe ich das als Kind auch versehentlich immer geschrieben) gecovert, und obwohl sie es sehr nah am Original beließen, geht es direkt in die Nackenmuskulatur (äääh, ich glaube, wegen eben dieses Effektes überlässt Phil C. das Schlagzeugspielen inzwischen seinem Sohn?).

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NFD – Trinity EP – Gothic Citadel Records 2023

Von Matthias Bosenick (30.01.2023)

Irgendwie klingt die Hälfte der Songs dieser „Trinity EP“ von NFD wie ein und derselbe Song. Was daran liegen mag, dass es sich bei fünf von acht Tracks um ein und denselben Song handelt. Die insgesamt neuen drei Songs der Londoner Fields-Of-The-Nephilim-Nachfolger NFD, heute im Grunde nur noch bestehend aus Peter „Bob“ White (ohne Justus) mit seit 2008 nicht mehr so stark wechselnder Begleitung, sind die ersten neuen seit fast zehn Jahren in gut zwanzig Jahren Existenz. Musikalisch lässt die „Trinity EP“ indes keine Lücken entstehen: in den Metal drückender Gothic Rock, episch und verspielt, aber doch dicht im Genre verhaftet, mit dunkler Stimme, dunklen harten Gitarren und dunklen Keyboardsounds, exakt so, wie man es von NFD kennt, keinen Millimeter zur Seite. Ja, wir ergeben uns deinem Willen, Peter!

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Dan Scary – Reden ist Quecksilber und Schweigen auch nur Gift – Dan Scary 2021

Von Matthias Bosenick (15.08.2022)

Der Wolfsburger Daniel Url macht es andersherum als etwa Alice Cooper oder Nena: Aus dem jahrelang als Ein-Mann-Projekt geführten Dan Scary macht er die Band Dan Scary. Mit Bassist Christian Schwarz, bei dem es sich sogar um einen Rückkehrer handelt, und Schlagzeuger Boxa/Boxer Wagner bekommt der nach vorn treibende Punkrock einen Extraschub. Unfassbar, welche Dynamik da plötzlich hervortritt! Nachzuhören auf der bereits im vergangenen Jahr erschienen EP „Reden ist Quecksilber und Schweigen auch nur Gift“ mit vier Songs, die dem ursprünglichen Düsterpunk Dan Scarys eine mächtige Portion Groove hinzufügen.

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Erasure – Ne:Ep – Mute 2021

Von Matthias Bosenick (04.01.2022)

Als hätten Erasure selbst gemerkt, dass das Remix-Album zur letzten, an sich guten Platte „The Neon“ Mist war, veröffentlichen sie den darauf befindlichen exklusiven und tatsächlich guten Track im Rahmen einer EP neu. Die knüpft an die mittelalte Klasse des Duos an, verzichtet auf schnödes Bummbumm und liefert dafür analog generierten Synthpop, minimalistischer als in den Achtzigern, also eher wie Anfang der Neunziger, und trotzdem schön. Der Titel „Ne:Ep“ suggeriert zwar EBM, aber so hart und so tanzbar ist die EP nicht, sondern mehr zum Schwofen und Zuhören.

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Κραυγή – Κραυγή EP – Road Rat Records 2021

„Κραυγή“ ist Griechisch und heißt „Schrei“, und der Name passt sehr gut zu diesem Black-Metal-Projekt. Mit Geschrei und Geschrammel nach klassischer Art beginnt die selbstbetitelte Debüt-EP des griechisch-brasilianischen Duos. Das wäre für sich vielleicht gar nicht so spannend, doch belassen es die beiden Musiker dabei nicht, sondern streuen dezidiert unerwartete Instrumentalpassagen ein, ohne die die fünf Tracks zwar im Sinne des Purismus die Anforderungen erfüllen, darüber hinaus aber eher belanglos, weil altbekannt wären. Das Altbekannte ist dabei sogar die Intention des Duos, nur eben mit dazwischengehebelten Eigenwilligkeiten. Und alle schreien mit: „Kravgi, Kravgi …“

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