Yo La Tengo, Live im Lille Vega, København, am 19. November 2013

Von Matthias Bosenick (25.11.2013)

Je mehr man von ihnen hört, desto unfassbarer ist es, dass Yo La Tengo es in den fast 30 Jahren ihres Bestehens nicht in den allgemeinen Avantgarde-Noise-Indierock-Pantheon geschafft haben. Auch live beweisen sie immer wieder, dass es dafür allen Grund gibt: Im stark erhitzten Lille Vega zeigten die drei Musiker die größtmögliche Stil-Bandbreite, zu der sie in der Lage sind, und das auch noch in gut drei Stunden, inklusive Pause. Sie waren sich selbst die besinnliche Vorband und gossen dann den Saal in Schweiß.

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!!! live im Knust, Fettes Brot live in der Roten Flora, Hamburg, am 3. November 2013



Von Matthias Bosenick (04.11.2013)

Seit ihrem zweiten Album beehren die New Yorker !!! nach jeder neuen Veröffentlichung ihre Fans in Hamburg. Derer haben sie einige, wenngleich sich vergleichsweise wenige an einem Sonntagabend zu dem Konzert trauten. Man hatte erstaunlich viel Platz zum Tanzen, und den braucht man bei der energetischen Musik auch. Schön: Auf dem Rückweg kam man noch am verbotenen Auftritt von Fettes Brot vorbei.

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Dead Can Dance – Live auf der Freilichtbühne im Stadtpark Hamburg am 19. Juni 2013

Von Matthias Bosenick (21.06.2013)

Haben wir alles? Decke, Weißwein, Becher, Teller und Besteck; eine Stange Weißbrot, Grissini, Sour Cream, Arla Buko mit Bärlauch-Pesto, Pesto Rosso, Antipasti aller Art, eine Tüte Mandeln, ein Pfund Erdbeeren. Ja, wir haben alles. Alles, was man braucht, um an einem heißen Hamburger Sommertag im Park zu Livemusik chillen zu können. Okay, also gehen wir los, in den Stadtpark, am schlauchartigen Eingang zur Freilichtbühne gibt es zwei schmale Grünstreifen, auf denen sich sommers alljene niederlassen, die nicht den Eintritt zur Freilichtbühne entrichten, aber trotzdem die Musik erleben wollen. Heute spielen Dead Can Dance, die Sonne glüht, Hamburg schmilzt, wir haben Picknickhunger. Auf dem Grünstreifen vor dem Eingang finden wir mit Leichtigkeit Platz, laut Inga so kurz vor Beginn der Veranstaltung eigentlich recht ungewöhnlich. Wir errichten unseren Picknickplatz zwischen zwei locker voneinander entfernten Gruppen und lassen den Strom der Ticketbesitzer an uns vorbei ziehen. Als wir die Weinflasche aus der Tasche holen, fällt uns auf, was wir vergessen haben: Den Korkendreher. Was tun? Per Mobiltelefon im Internet gucken, was man dann macht? Den Kugelschreiber nehmen, wie früher, und den Korken in die Flasche drücken? Oder unsere Nachbarn fragen: die beiden abgehalfterten Altpunks links oder das Paar mit dem Axl-Rose-artigen Tier als männlichem Part rechts? Wir entscheiden uns für den Axl-Typen. Mal sehen, was passiert.

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Eläkeläiset – Live in der Faust, Hannover, am 20. April 2013


Von Matthias Bosenick (21.04.2013)

„Humppa macht krank“, behauptete einer der dieses Mal fünf Eläkeläiset-Musiker bei der Rückkehr zur letzten Zugabe. Vieles untermauerte den Verdacht, dass er log: Die Band steigerte ihr Tempo und ihre Energie im Verlauf des an Energie nicht armen Auftritts, das wirkte schon mal nicht krank, und außerdem: Wer so etwas 20 Jahre lang durchhält, kann gar nicht krank sein. Zudem fiel auf, dass den üblichen Maurerbrausekisten und Wodka-O-Anderthalbliterflaschen an den Tischen auf der Bühne dieses Mal Gefäße mit Mineralwasser gewichen waren. Die Party in der Faust war indes so ausgelassen wie immer – und das ist eigentlich die größte Überraschung: Wer hätte geahnt, dass dieser Witz, bekannte Hits aus allen Genres im Humppa-Stil nachzukloppen, tatsächlich 20 Jahre lang witzig bleibt?

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Phillip Boa & The Voodooclub – Live im Meier, Braunschweig, am 12. April 2013


Von Matthias Bosenick (13.04.2013)

War das wieder schön. Eine intelligente Tanzparty für alternative Ü30-Musikhörer. Publikum und Entertainer waren gleichermaßen und offenbar sich gegenseitig ansteckend gut aufgelegt und feierten die zurückliegende Jugend und das verheißungsvolle Neue zu gleichen Teilen. Denn Phillip Boa wusste, was die Fans wollten, und brachte darin unter, was er selbst wollte: Der Voodooclub spielte ein Best-Of der früheren Hits und eine Auswahl an Songs des neuen Albums „Loyalty“. Dabei wurde deutlich, wie viel zwingender, nervöser und komplexer die alten Lieder sind und wie aufgeräumt er heute komponiert.

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Gojira – Live im Pumpehuset in Kopenhagen am 2. November 2012

Von Matthias Bosenick (05.11.2012)

Als ich dann endlich stolzer Besitzer eines Tickets und damit in der Halle war, konnte ich über die anderthalb Stunden davor nur lachen. Doch während ich noch an einem kalten Freitagabend im November vor dem Pumpehuset auf und ab ging, in der allmählich sinkenden Hoffnung, auch nur einer der ankommenden Gäste würde sein Ticket zu dem lange ausverkauften Gojira-Konzert vielleicht erschwinglich an mich abtreten wollen, waren Blut und Wasser das wenigste, das ich schwitzte. Immerhin hatte ich nur einen Leidensgenossen und damit Konkurrenten, der sich zu meinem großen Glück allerdings als mein Unterstützer und Retter erwies. Und das Konzert war auch gut.

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Devin Townsend Project & Fear Factory – Live in der Markthalle in Hamburg am 31. Oktober 2012

Devin Townsend Project Devin Townsend Project
Fear Factory Fear Factory

Von Matthias Bosenick (05.11.2012)
Fotos von Olli Zschörnig

Ach, Devin war gar nicht der Hauptact? Fear Factory sind heute größer als Devin? Obwohl die in der Zeit stehengeblieben sind und Devin sich weiterentwickelt hat, wie auch das Konzert belegte? Eigenartig. Nun gut. Für die eine Stunde lustigen Metal-Prog-Devin hat sich die stumpfe Fear-Factory-Party mit der Reminiszenz an die eigene Adoleszenz aber auf jeden Fall gelohnt.

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Müller & die Platemeiercombo – Live auf dem Alvar-Aalto-Kulturhaus, Wolfsburg, am 28. August 2012

Von Matthias Bosenick (29.08.2012)

Vor 50 Jahren eröffnete die Stadt Wolfsburg das vom finnischen Star-Architekten Alvar Aalto entworfene Kulturhaus inmitten der Porschestraße. Mit dem „Aalto-Festivaali“ erinnert die Stadt in diesem Jahr daran und veranstaltet ein kunterbuntes Brimboriun, im Rahmen dessen die Lokalhelden Müller & die Platemeiercombo – erklärte Lieblinge der Zuständigen – auf der nach langer Zeit wiedergenutzten und wegen der Band gut gefüllten Dachterrasse des Alvar-Aalto-Kulturhauses spielten. „Passend und angemessen“ fand das Bandchef Müller, der zu Jugendzeiten regelmäßiger Gast der im Kulturhaus residierenden Bibliothek gewesen war und sich Bücher und Platten ausgeliehen hatte. Open Air in diesem Sommer ist ja erfahrungsgemäß ein Wagnis, doch der zunächst verregnete Himmel klarte im Verlauf des stimmungsvollen Auftritts auf und gab den Blick auf einen sich wundervoll verfärbenden Nachthimmel frei.

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Altstadtfest Salzgitter-Bad, 15. Juli 2012, mit Epitaph, Guru Guru, Birth Control

 
 

Von Michael „Schepper“ Schaefer (08.08.2012)

Moin,

für das altbekannte Altstadtfest in Salzgitter hatte man sich dieses Jahr etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Es wurden gleich drei klasse Bands aus den guten alten 70er Krautrockjahren eingeladen, um den sonst so „sweethomeknockingonhöllehöllehölle“-vergewöhnten Stammpublikum mal richtige Musik näher zu bringen.

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Alien Sex Fiend – Live im K17 in Berlin am 26. Juli 2012

Von Matthias Bosenick (28.07.2012)

Zeit spielt absolut keine Rolle bei Alien Sex Fiend. So etwas wie Zeit gibt es nicht, keine Relation, kein Fortschreiten, keine Begrenzung. Die Engländer feiern das 30jährige Bestehen ihrer kleinen Band aus dem Batcave mit einer Best-Of-Tour. 30 Jahre? Viele Gothics, Gruftis, Batcaves und sonstige Indie-Fans wissen oft gar nicht, dass es Alien Sex Fiend überhaupt noch gibt, denn die kreative und intensive Hochzeit der Band ist heute doppelt so lange her, wie sie gedauert hat. Entsprechend deckte die Band auch ihre Setlist ab: Alle zehn Stücke stammten aus den ersten zehn Jahren. Und nochmal zeitlos: Zehn Stücke in einer Stunde und 50 Minuten bei einem kurzen und knackigen „R.I.P.“ dazwischen macht satte zwölf Minuten Spielzeit pro Song, besser: pro tranceartig aufgeschichtetem Kunstwerk. Von vor 30 Jahren stammte auch die Bühnendeko: Wie auf dem Cover des Debütalbums „Who’s Been Sleeping In My Brain?“ hingen Spinnenwebenfetzen von der Decke, dazu standen einige von Nik Fiend entstellte Schaufensterpuppen und eine Mülltonne auf der Bühne herum. Die Tonne nutzte Nik Fiend häufig dazu, sich während seiner Stimmbeiträge auszuruhen. Mrs. Fiend bediente die anfällige Technik. Außer den wahrhaftig lustigen Eheleuten Fiend spielte noch ein Metzger im blutüberströmten Kittel Gitarre und fummelte ein Frisör im unbesudelten Kittel an technischen Geräten herum. Mehr brauchte es nicht, um das volle K17 glücklich zu machen und zum Wogen und Pogen zu bewegen.

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