Omega – Working – WEA/Sireena 1981/2021

Von Matthias Bosenick (15.07.2021)

Da flattert so mirnichts, dirnichts die Wiederveröffentlichung eines Albums namens „Working“ von einer Band namens Omega ins Haus, und sobald man sich damit auseinandersetzt, stellt man fest, dass man ein einzelnes Album dieser ungarischen Space-Prog-Band gar nicht sinnvoll für sich einsortieren kann. Immerhin gibt es Omega seit 1962, liegen Aberdutzende Alben vor, teils auf Ungarisch, teils auf Englisch mit abweichenden Tracks, wie repräsentativ mag da ein Album aus der Mitte der Existenz sein? Für sich betrachtet stellt man fest: „Working“ – hier als Ωmega veröffentlicht – markiert den Übergang vom spacigen Gegniedel zum New Wave, zum Post Punk und zu sonstigen zeitgenössischen Spielereien, von denen sich herkömmliche Progger seinerzeit lieber abgrenzen wollten. Wer indes die attraktivere Mucke gemacht hat, belegt nun also „Working“.

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Manuel Backert – Moss Wanted – TubeRecords/Records4you 2021

Matthias Bosenick (21.06.2021)

Abgang Bert Brac, Auftritt Phil Moss: Nach dem nicht eben harmonischen Rausschmiss Carsten Bohns als hauptsächlicher Hörspielmusikkomponist des Europa-Labels engagierte jenes unter anderem Manuel Backert als Nachfolger. Gegen die hochgradig guten Fusion-, Prog- und Artrockstücke Bohns konnte er nur verlieren, und Backert versuchte auch erst gar nicht, das Erbe anzutreten, sondern schlug neue Saiten an, nämlich fast gar keine: Seine Tracks sind vornehmlich synthetisch und im Stil der Zeit, heißt für die zweite Hälfte der Achtziger: cheesy Gebrauchsmusik. Das leicht Trashige hatten auch die Hörspiele dieser Zeit, die man indes auch wegen Bohns unschönem Weggang und der deutlich schlechteren neuen Musik nicht mehr so feierte, insofern ist das ein konsequenter Schulterschluss, und dass man aus heutiger Sicht sogar diese Hörspiele eher goutiert als die aktuellen, begünstigt den Erwerb dieser 40 Tracks auf Schallplatte: Nostalgie schlägt Qualität.

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Joey Ramone – Dont Worry About Me – Sanctuary Records 2002

Von Marc Lücke (20.04.2021)

Nachdem Joey Ramone, den man als Frontmann der legendären US-Punkband der ersten Stunde, „The Ramones“, ja nicht mehr vorstellen muss, am 15. April 2001 nach einem Fall im New Yorker Schnee starb, als er schon seit längerem an Lymphdrüsenkrebs gelitten hatte, veröffentlichten Sanctuary Records posthum 2002 sein erstes Soloalbum. Der ausdrucksstarke Titel des Silberlings, „Dont Worry About Me“, sagt eigentlich schon alles. In fast allen der elf Titel geht es um Abschied, Schmerz, dessen Überwindung und die Schönheit des Lebens.

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Front 242 – Live 1991 EU + USA/Daniel B. + Elko B. – 66.6 – Alfa Matrix 2021

Von Matthias Bosenick (12.04.2021)

Wenn man schon nicht auf Tour gehen kann, dann plündert man eben sein Archiv, und was die EBM-Erfinder Front 242 so an Livemitschnitten aus dem „Tyranny“-Jahr 1991 zutage fördern, ist klanglich bombastisch und als historisches Dokument ohnehin bemerkenswert. Das Label Alfa Matrix veröffentlicht einen Mitschnitt aus Europa als Doppel-LP und einen aus den USA als CD, dazu zwei noch ältere Gigs als Downloads. Und 242-Soundtüftler Daniel Bressanutti nimmt sich zum zweiten Mal alte Tracks vor und verpasst ihnen ein zeitgemäßes Outfit; bei „66.6“ hilft dem Brüsseler sein Antwerpener Kumpel Elko Blijweert.

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Fee – Rezeptfrei/SchizoFEEnie – Sireena 2020 (Risiko 1982/1983)

Von Matthias Bosenick (25.01.2020)

Von Braunschweig aus über Fee zu schreiben, das birgt natürlich den Hauch von Eulen und Athen. In ihrer Heimatstadt sind Fee – oder auch in Eigenschreibweise: FEE – nach wie vor aktiv und populär, dank eines internen Generationenwechsels nicht nur bei denen, die seinerzeit mit „Mach dich lieber anders tot“ und „Schweine im Weltraum“ aufgewachsen sind. So sehr wiederentdecken muss man das zweite und dritte Album „Rezeptfrei“ und „SchizoFEEnie“ in Form dieser Rereleases der einstmals holden Fee daheim also nicht, wenngleich es durchaus geraten ist, den der NDW zugeordneten Platten allerorts neue Ohren zu schenken.

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New Model Army – Carnival (Redux) – Attack Attack 2020

Von Matthias Bosenick (28.12.2020)

Eines der geilsten der an geilen Alben ausgesprochen reichen Indiefolkrockhelden New Model Army erfährt 15 Jahre nach der Erstveröffentlichung eine Politur und eine Erweiterung: „Carnival“ kommt als so bezeichneter Remix mit anderer Reihenfolge und vier zusätzlichen Tracks unter dem Hashtag „Redux“ neu heraus. Wirklich hörbar sind solche Remasterversionen recht selten, auch hier sind die Feinheiten wohl nur geschulten Ohren zugänglich, aber hey, vier neue Songs sind es wert, diese vor Integrität nur so strotzende Band für ihr vierzigjähriges Durchhalten zu feiern.

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Mr. Bungle – The Raging Wrath Of The Easter Bunny Demo – Ipecac 2020

Von Matthias Bosenick (01.12.2020)

Vom Trash zum Thrash: Schreihals Mike Patton schart einige Ex-Kumpels von Mr. Bungle sowie zwei prominente Genregäste um sich, um das Debüt-Tape seiner Highschoolkapelle Mr. Bungle unter Coronabedingungen neu einzuprügeln. Wer die Band wegen des zappaesken offiziellen Debüts lieben lernte, wird hiervon vielleicht erstmal enttäuscht sein, weil es, und das ist wiederum das Schöne daran, ein lupenreines, kraftvolles, groovendes, melodiöses und humorvolles Thrash-Metal-Album geworden ist. Die echten Wurzeln eben. So geht Erwachsenwerden, Boomer!

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Carnival Crash – It Is A Happy Man – Obelisk Records 2020

Von Matthias Bosenick (08.10.2020)

Tief in die Historie des New Yorker Untergrunds der frühen Achtziger geht es mit „It Is A Happy Man“: Diese CD bündelt die weitgehend unveröffentlichten Aufnahmen der Band Carnival Crash, die im vom Punk und Post Punk ausgelösten kreativen Prozess entstanden und ahnen lassen, wohin die Reise für die vier hernach prominenten Musiker gehen sollte – Swans, Ritual Tension, Chavez und Live Skull, unter anderem. Die sieben Stücke sind klar im Stil der Zeit und des Ortes entstanden und trotzdem überraschend zeitlos. Und großartig!

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Roman Bunka Band – Dein Kopf ist ein schlafendes Auto – Edition Goldader/Sireena 1980/2020

Von Matthias Bosenick (04.08.2020)

Soso: „Dein Kopf ist ein schlafendes Auto“, behauptete Roman Bunka 1980 auf seinem Solo-Debüt. Mag man gar nicht glauben, dass es dieses Album vor 40 Jahren wirklich gegeben hat und dass dies kein Fake vom Label Sireena ist, das sich mit Musikfreunden einen Prank erlaubt. Dafür ist diese Wundertüte viel zu speziell: Nicht richtig Art- oder Progrock, aber enorm kunstvoll, dann orientalisch und dann wieder experimentell jazzig. Man hört an er Schwelle zum Synthiejahrzehnt die Siebziger noch eindeutig heraus, und das ist auch gut so. Eindrucksvolle (Wieder-)Entdeckung!

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Scope – Scope/Scope II – Sireena 2020

Von Matthias Bosenick (01.07.2020)

Jazzrock steht auf dem Etikett der beiden Alben der niederländischen Band Scope, die die Goldgräber von Sireena nach 45 Jahren erstmals auf CD veröffentlichen dürfen. Interessanterweise macht die Musik von I zu II einen Bruch: Aus dem virilen, freien, fröhlichen Gemucke wird ein hektisches Formatgedudel. Sicherlich ist die II massentauglicher, aber die I ist aufregender. Auf beiden Alben gleich geil ist der Schlagzeuger: Was der wegmostet, braucht anderswo mindestens zwei Drummer.

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