Anne Clark: I’ll Walk Out Into Tomorrow – Claus Withopf – D 2018

Von Matthias Bosenick (20.01.2018)

Zehn Jahre lang, so kolportiert es die Info, begleitete Regisseur Claus Withopf die musikalische Poetin Anne Clark. Sein Film „I’ll Walk Out Into Tomorrow“ hat also das Potential, der Künstlerin so nahe zu kommen, wie sie es in den 35 Jahren ihrer Karriere so gut wie niemandem gewährte. Woran auch immer es liegt: Das Experiment geht gnadenlos schief. Der Fan gewinnt ein halbes Dutzend neue Erkenntnisse und der Nichtauskenner nicht wesentlich mehr. Was ist der Grund, hat der Regisseur keine Ahnung von seinem Job oder lässt die Porträtierte nicht mehr als das Bisschen zu?

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Your Name. (君の名は。, Kimi no na wa.) – Makoto Shinkai – J 2016

Von Matthias Bosenick (19.01.2018)

Das Kino, der Ort für fesselnde Geschichten und epische Bilder: Es existiert ja doch noch, in diesem Falle belegt dies ein Film aus Japan. Der Anime „Your Name.“ (stets mit Punkt) wirft mit einer in Japan offenbar nicht ungewöhnlichen geschlechterübergreifenden Körpertauschgeschichte zunächst Fragen auf, deren Antworten in verblüffende Dimensionen führen. Mit den diese Geschichte erzählenden Bildern schafft Makoto Shinkai in Kooperation mit dem Studio CoMix Wave Films eine zusätzliche verblüffende Dimension. Berauschend!

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The Square – Ruben Östlund – S/D/DK/F 2017

Von Matthias Bosenick (06.11.2017)

Dieser Film wirkt in der Nachbetrachtung eindrucksvoller als in der Betrachtung. Fast zweieinhalb Stunden kaum Handlung, einige filmische Ästhetik und grandiose Spitzen gegen die westliche Gesellschaft fordern das Sitzfleisch heraus, belohnen aber mit Erkenntnissen, die man als kritischer Beobachter gern abnickt und die man in dem doch weitaus komplexeren Drehbuch ausmacht, das man erst rückblickend würdig erfasst. Anhand des zeitgenössischen Kunstbetriebs entblößt der Schwede Ruben Östlund hier das egozentrierte Individualverhalten des ursprünglich einmal sozialen Wesens Mensch. An vielen Stellen hätte man sich indes Straffungen gewünscht, der Wucht der Inhalte zum Vorteil.

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Baby Driver – Edgar Wright – GB/USA 2017

Von Matthias Bosenick (01.08.2017)

Edgar Wright scheitert am Genre. Er ist immer dann am besten, wenn er darauf pfeift, und das unterlässt er bei „Baby Driver“ leider. Die Folge ist, dass das Drehbuch keine Haken schlägt, sondern konventionell den verfolgungsjagdlastigen Actionfilm um einen juvenilen gutherzigen Zufallsbeteiligten bedient. Auch vermisst man Wrights typischen Filmstil, den er hier indes gegen in der Tat großartig komponierte Choreografien tauscht: Der Film geschieht im Takt der Musik, die die Titelfigur und damit der Zuschauer unablässig im Ohr hat. Immerhin gut gemacht, aber ansonsten Stangenware.

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Valérian – Luc Besson – F 2017

Von Matthias Bosenick (21.07.2017)

Regisseur Luc Besson verfestigt seinen kreativen Niedergang. Sein letzter richtig guter Film ist 23 Jahre alt: „Léon – Der Profi“. Mit „Valérian“ verfilmt er eine frankobelgische SciFi-Comicserie aus den Sechzigern; wer die nicht kennt, sieht den Film für sich stehend und kann sich nur wundern, wie flach, banal, belanglos, stereotyp der ist. Es gibt in den 140 Minuten keine einzige eigene Idee. Aus dem Kino kommen und vergessen.

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Guardians Of The Galaxy Vol. 2 – James Gunn – USA 2017

Von Matthias Bosenick (01.05.2017)

30 Jahre Hollywood-Bausatzkino! Alles ist vorgefertigt: Hier müssen Sie lachen, jetzt weinen, dort ist es spannend, nun wird es niedlich, gleich romantisch. Dazu kunterbunte Spezialeffekte, dudelnder Streicherkleister und ein paar ausgenudelte Lebensweisheiten. Die Geschichte ist so alt wie das Drama und daher so beliebig, dass es gar nicht groß auffällt. Ein paar unkonventionelle Figuren durchmengen die Heldengruppe, mit der sich der Durchschnittszuschauer identifizieren soll. Hier kann man also abschalten und verpasst doch nichts. Die Disneyisierung der Welt. Also eigentlich strunzlangweilig – aber es funktioniert dann doch wieder irgendwie.

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Gimme Danger – Jim Jarmusch – USA 2016

Von Matthias Bosenick (27.04.2017)

Dieser Film erzählt eine Geschichte, deren Botschaft es ist, keine Botschaft zu brauchen. Grob gesagt. Natürlich stimmt das nicht bis ins Äußerste, aber The Stooges stehen nicht wie andere Bands für eine Ideologie, eine Mythologie oder gar für ein Genre, denn das, wie man sie nachträglich kategorisierte, existierte vor 50 Jahren noch gar nicht, gerade einmal zögerlich die Grundhaltung dahinter. Den Regisseur Jim Jarmusch indes erkennt man in diesem seinem Film zwangsweise nicht am Visuellen, sondern an den kulturellen Querverweisen, die sein Freund Iggy Pop mitbringt. Jarmusch kreiert eine Musikerdoku, die dem reinen Stil entsagt und damit seiner eigenen Botschaft Folge leistet: Die Geschichte steht über der Mission.

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Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen) – Aki Kaurismäki – FIN/D 2017

Von Matthias Bosenick (04.04.2017)

Flüchtlingsdrama, Menschlichkeit, Eheprobleme, Rassismus, Behördenwillkür, Livemusik – alles in einem Film, alles in einem Kaurismäki, und alles so begnadet gut wie kaum etwas dieser Tage. Kati Outinen, wenigstens kurz! Und jedes Bild wie ein Kunstwerk. Da fließen die Tränen allein schon vor Rührung über dieses Wunderwerk. Eindringlicher als Nachrichten gucken. Und mit mehr Appellpotential.

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Wilde Maus – Josef Hader – A 2017

Von Matthias Bosenick (23.03.2017)

Die Aufmerksamkeit des Feuilletons ist Josef Hader sicher, denn die Hauptfigur seines Regiedebüts ist ein Arbeitskollege: Hader selbst spielt einen geschassten Konzertkritiker, der mit seiner neuen Lebenssituation nicht zurechtkommt. Das Orientierungslose des Fiftysomethings greift der Film recht gut auf, denn auch die Geschichte kommt nicht zur Sache. Da hätte man insbesondere von Hader deutlich mehr erwartet.

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T2 Trainspotting – Danny Boyle – UK 2017

Von Matthias Bosenick (21.02.2017)

Mega mega wildes Ding, diese überraschende Fortsetzung des Neunziger-Popkultur-Meilensteins (als solchen muss man den Film auffassen) „Trainspotting“. Regisseur Danny Boyle holte die verbliebene Clique zusammen und erzählt, was aus den perspektivlosen Edinburgher Junkies und Kriminellen nach 20 Jahren so geworden ist. Das brutale und melancholisch-humorige Ergebnis ist nicht nur inhaltlich stimmig, sondern auch formal, in Sound und Vision. Spannend ist außer dem Film sicherlich die Frage nach dessen Zielgruppe.

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