Camera Shy – Mark Sawers – CDN 2012

Von Matthias Bosenick (07.11.2012)

Die Idee ist so großartig und so naheliegend, dass man sich wundert, dass sie vorher noch niemand hatte. Nicht nur das: Das Drehbuch bleibt konsequenz und zieht mit allen erdenklichen möglichen Folgen bis zum Ende durch. Der ganze Film ist eine durchgehende Meta-Geschichte: Ein korrupt werdender Stadtrat aus Vancouver glaubt infolge einer Psychose, immerzu von einem Kameramann gefilmt zu werden. Der Clou daran ist, dass der Zuschauer den Film aus der Sicht des imaginären Kameramanns sieht. Und hämisch grinsend verfolgt, wie der Politiker Zug um Zug sein ganzes Leben versaut. Großartig.

Weiterlesen

The Angels‘ Share – Ken Loach – GB/F/B/I 2012

Von Matthias Bosenick (24.10.2012)

Wenn Ken Loach eine Komödie dreht, dann nicht ohne die bittere, knallharte Realität. In „The Angels‘ Share“ lässt er schottische jugendliche Verbrecher den teuersten Whisky der Welt stehlen, um davon ein neues Leben ohne Verbrechen beginnen zu können. Auch ein Realist wie Loach hat Sehnsucht nach der heilen Welt; nur ein Bruchteil der Welt in „The Angels‘ Share“ indes ist heil und hoffnungsvoll, und nur der Kontrast zur unkontrollierten Gewalt lässt diesen Bruchteil am Ende umso heller straheln und beim Betrachter als positiven Sozialisierungs-Erfolg durchgehen. Wie gewohnt punktet Loach mit von der Straße weg gecasteten Darstellern und einer schlüssigen Geschichte.

Weiterlesen

Holy Motors – Leos Carax – F/D 2012

Von Matthias Bosenick (30.09.2012)

Einen Film wie „Holy Motors“ hat es vermutlich wirklich noch nie gegeben: Er ist kein Film mit einer stringenten Geschichte; dafür mit einem Dutzend Geschichten, die in sich schlüssig sind, aber in keinem Zusammenhang zueinander stehen, bis auf den, den Carax erfand, um aus seinen kleinen Skizzen einen Gesamt-Film zu machen: Er lässt einen Mann, M. Oscar (Denis Lavant), in einer Stretchlimo durch Paris fahren, sich verkleiden und als jeweils anderer Charakter die verschiedenen Geschichten erleben. Im Verlauf trifft M. Oscar überraschend auf andere Realitäten-Darstellende; die im Film tatsächliche Realität ist jedoch nicht so einfach zu entschlüsseln, und wenn man Anfang und Ende betrachtet, erscheint „Holy Motors“ gar wie eine Abrechnung mit dem zeitgenössischen Kino. Die Geschichten sind dabei mindestens nachdenklich, manchmal (optische) Fingerübungen, stets dunkel und so gut wie nie positiv. So ist „Holy Motors“ zwar absolut sehenswert, aber einmal reicht wahrscheinlich.

Weiterlesen

Prometheus – Ridley Scott – USA 2012

Von Matthias Bosenick (24.08.2012)

Ein waschechtes B-Movie: unlogische Handlung, löchriges Drehbuch, miese Dialoge, stereotype Charaktere – aber sehenswerte Effekte, insbesondere in 3D. Das wäre ja soweit alles noch okay, wenn es sich bei dem vorliegenden Film nicht um „Prometheus“ handelte, das Quasi-Prequel zu „Alien“, dem dieser Film ganz und gar nicht gerecht wird.

Weiterlesen

Ai Weiwei: Never Sorry – Alison Klayman – USA 2011

Von Matthias Bosenick (27.06.2012)

Es ist gut, dass es Menschen wie Ai Weiwei gibt, und schlimm, dass es sie geben muss. Ai ist ein Künstler, und doch ist er mehr: Er gibt den Menschen in seinem Mutterland China Hoffnung, und eigentlich gibt er sie auch dem ganzen Rest der Welt. Der filmhistorisch komplett unbeleckten Alison Klayman gab Ai die Erlaubnis, ihn zu begleiten und seinen Alltag zu dokumentieren. Das Ergebnis ist ein weit runderes Bild, als man es aus Berichten über den Aktivisten und Künstler sonst bekommt. Klayman ergänzt diese beiden um eine weitere Komponente: Die Person Ai Weiwei. Der Film ist auch für Zuschauer ohne Vorkenntnisse verständlich, weil Klayman zu allem, was sie zeigt, die jeweilige Vorgeschichte mitliefert. Klayman zeigt Ai im Kampf gegen ein autoritäres Regime und für Transparenz und Gerechtigkeit – und macht damit nur deutlich, dass Ais Probleme keine rein chinesischen sind.

Weiterlesen

Donnerstag: Rock Of Ages + Nightlife in der Schweinebärmannbar 14.06.12

Von Michael „Schepper“ Schaefer (16.06.2012)

Moin,

naja, dass mein freier Donnerstag so ganz im Zeichen der 80er Jahre stehen sollte, war eigentlich auch nicht so geplant, aber cool.

Das Ganze fing schon morgens an, als mir quasi beim Aufwachen ein ziemlich dämlicher Text und eine hartrockende Melodie im Kopf rumschwirrten. Also schnell den Bass geschnappt, harte Riffs und dämliche Textzeilen aufgeschrieben und fertig war mal wieder ein Songgerüst. Heißt „Hardrock Woman“ und klingt verdammt nach 80er-Hairmetal (mach ich sonst nicht…).

Weiterlesen

Dark Shadows – Tim Burton – USA 2012

Von Matthias Bosenick (17.05.2012)

Ensembleproduzent Tim Burton lenkt seine Subversivität in hollywoodtaugliche Bahnen. Diese Entwicklung war schon seit einer ganzen Weile zu beobachten, aber in „Dark Shadows“ wird sie am bisher deutlichsten. An sich ist der Film – basierend auf einer 60er/70er-Fernsehserie – nicht übel, behandelt er doch die essentiellen Werte des Lebens, solche wie hingebungsvolle Liebe, Familienzugehörigkeit, Moral, Toleranz und dergleichen mehr. Im Gegensatz zu etwa Clint Eastwood in „J. Edgar“ versteckt Burton seine Haltung in „Dark Shadows“ nicht, wenngleich er eine gewisse Kompromissbereitschaft zeigt, gegen manche der Werte zu verstoßen, um die Geschichte zum Ende zu führen.

Weiterlesen