Nymph()maniac 2 – Lars von Trier – DK, B, F, D, GB 2013

Von Matthias Bosenick (08.04.2014)

Wie zu erwarten zeigt die zweite Hälfte des gesplitteten Mammutpornos mit Handlung alles das, was in der ersten Hälfte fehlte: Homoerotik, Sado-Masochismus, Gewalt, Vergewaltigung. Die Stimmung ist dabei zunehmend weniger humorvoll. Die sich für ihre Nymphomanie selbst kasteiende Joe und ihr rational-asexueller Retter Seligman nähern sich seelisch aber immer weiter an. Mit überraschendem Ende: Lars von Trier erlaubt einen Twist, über den es sich trefflich lang diskutieren lässt.

Weiterlesen

Nymph()maniac – Lars von Trier – DK/D/F/B/GB 2013

Von Matthias Bosenick (26.02.2014)

Wer hätte das gedacht, dass der depressive Meister des Co-Traumatisierens nach dem verstörenden „Antichrist“ und dem langweiligen „Melancholia“ mit „Nymphomaniac“ als drittem Teil seiner Depressions-Trilogie nicht nur einen guten, sondern auch noch einen unterhaltsamen Film anfertigt – den er zudem zuvor irreführender- und sicherlich provozierenderweise als Porno vermarktete. Nein, der Film hat Handlung, Tiefgang, bietet Ausflüge in Psychologie, Philosophie, Wissenschaft, Kunstgeschichte, ist garniert mit Humor, Tiefgang und natürlich auch expliziten Sexszenen. Am Ende der ersten zwei Stunden der gekürzten Fassung (Teil zwei folgt im April) geht man beschwingt und gut unterhalten aus dem Kino. Das ist einem nach einem Lars-von-Trier-Film bislang ausschließlich nach „The Boss Of It All“ passiert.

Weiterlesen

Stop Making Sense – Jonathan Demme & Talking Heads – USA 1984

Von Matthias Bosenick (20.01.2014)

Dieser Text ist auch erschienen auf der Seite des Café Riptide.

Freitag, 17. Januar

Was Braunschweig schon wieder für ein Glück hat. Eigentlich war es vom Verleih anscheinend gar nicht vorgesehen, den Film „Stop Making Sense“ im Kino wiederaufzuführen. Am 27. Februar erscheint Jonathan Demmes 1984 erstmals gezeigter Konzertfilm über die Talking Heads zwar als Neuauflage auf DVD und BluRay, aber nicht für den Kinobetrieb. Außer, man hat es mit dem Universum-Kino zu tun, genauer: mit Beate, die die Sound-On-Screen-Reihe mit dem Riptide organisiert. Für die Januar-Ausgabe der Reihe holte sie sich aus New York die Erlaubnis, „Stop Making Sense“ zum 30. Geburtstag des Films doch noch mal auf großer Leinwand zur vollen Entfaltung zu bringen. Und Braunschweig weiß diese Initiative zu würdigen: Schon Tage im Voraus ist der Film ausverkauft. Das ist erst das ungefähr fünfte Mal, dass ein Sound-On-Screen-Film bis zum letzten Platz belegt ist.

Weiterlesen

Onyl Lovers Left Alive – Jim Jarmusch – USA 2013

Von Matthias Bosenick (28.12.2013)

Das ist ein echter Jim Jarmusch. Still, aber nicht langweilig, schöne Bilder, kaum Handlung, aber fesselnd, ein großartiger Soundtrack, den es leider nicht als Tonträger gibt, und dazu ist der Film ein Hochgesang auf das Wissen und eine vernichtende Kritik an der Gesellschaft. Dabei fungieren die Vampire gottlob lediglich als Medium, als Träger der Botschaft, und nicht als Möglichkeit des Regisseurs, auf einen Trendzug aufzuspringen und Kohle zu machen – denn „Twilight“-Guckern wird „Onyl Lovers Left Alive“ vermutlich gar nicht gefallen.

Weiterlesen

Inside Llewyn Davis – Joel & Ethan Coen – USA 2012

Von Matthias Bosenick (12.12.2013)

„Inside Llewyn Davis“ ist ein nicht ganz so typischer Coen-Film mit einigen typischen Coen-Elementen. In blassen Farben erzählen die Brüder die Geschichte des fiktiven US-amerikanischen Folksängers Llewyn Davis, der 1961 an seiner Erfolglosigkeit verzweifelt. Die stille Story ist gewürzt mit treffgenauen Dialogen, doch taugt der Barde nicht zur Identifikationsfigur, weil er eine eher unsympathische Mischung aus Arschloch und Loser ist. So ist der Film zwar sehenswert, aber nicht unbedingt wiedersehenswert.

Weiterlesen

Sound On Screen, Universum-Kino & Café Riptide, Braunschweig, am 22. November 2013

Von Stefanie Krause (29.11.2013)

Dieser Text ist auch auf Kult-Tour Braunschweig veröffentlicht.

Do You Feel Good Vibrations?

Kulturabend · Film · Musik

„Also ich freu ich jetzt sehr Morgen auf die Vorstellung“, sagt Beate Siegmann zum Schluss eines spontanen Email-Interviews einen Tag vor der „Sound on Screen“-Veranstaltung vom 22.11.2013. Nun, „so richtig entspannt werd ich aber erst sein, wenn er tatstächlich morgen Abend in OmU über die Leinwand flimmert“, fügt sie noch schnell hinzu. Die Vorführung von „Good Vibrations“, der die Geschichte des Heroen der Punkszene im bürgerkriegsgeschüttelten Belfast der späten 70er Jahre erzählt, läuft dann aber tadellos und der Film begeistert mich und das Publikum! Aber es ist für das Team von Sound on Screen meist gar nicht so einfach, solch tolle Filme aus aller Welt nach Braunschweig zu holen. Wie sie es dennoch immer wieder schaffen und damit „really good vibrations“ verbreiten, lest ihr hier.

Weiterlesen

Henri – Yolande Moreau – F/B 2013

Von Matthias Bosenick (08.11.2013)

Eher tragisch als tragikomisch ist „Henri“, die zweite Regiearbeit der Belgischen Komödiantin Yolande Moreau. Der Titelgeber muss nach dem Tod seiner Frau die gemeinsame Gastwirtschaft weiterführen. Dafür organisiert ihm seine Tochter eine Bewohnerin aus dem örtlichen Behindertenwohnheim. Henris Leben gerät umso mehr aus dem Tritt, als jene Rosette im Heim behauptet, von ihm schwanger zu sein. Moreau filmt in Tradition ihres Helden Aki Kaurismäki und ihrer Freunde Gustave de Kervern und Benoît Delépine, in deren Filmen sie regelmäßig mitspielt. Das Ergebnis überzeugt im klassischen Europäischen Stil und ist ausgesprochen sehenswert.

Weiterlesen

Post Partum – Delphine Noels – B 2013

Von Matthias Bosenick (06.11.2013)

Mit „Post Partum“ stellt die Belgische Regisseurin Delphine Noels beim 27. Braunschweiger Filmfest ihren ersten Langfilm vor. Darin erzählt sie, wie bei Luce aus einer Wochenbettdepression eine Psychose mit schädlichen Folgen für ihr Baby wird. Hauptdarstellerin Mélanie Doutey spielt die Rolle packend, allerdings wirft das Drehbuch einige Fragen auf.

Weiterlesen

00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse – Helge Schneider – D 2013

Von Matthias Bosenick (14.10.2013)

So gut war Helge Schneider als Filmemacher noch nie. Klar, an „Texas“ als Ersttat dieser Art kratzt kein neuerer Film von ihm, aber „Im Wendekreis der Eidechse“ ist einfach viel stimmiger als alle auf „Texas“ folgenden Filme. Die Ideendichte ist ähnlich hoch wie bei „Texas“, die filmische Technik und die Stringenz des Drehbuchs fördern aber den Filmgenuss um Längen mehr als „Jagd auf Nihil Baxter“ oder „Praxis Doktor Hasenbein“. Die Eidechse überflügelt gar den „Jazzclub“.

Weiterlesen

Der Schaum der Tage (L’Ecume des jours) – Michel Gondry – F 2013

Von Matthias Bosenick (09.10.2013)

Ideenreichtum 100, Handlung 5. Kinophantast Michel Gondry verfilmt den Roman „Der Schaum der Tage“ von Boris Vian aus dem Jahr 1946. Dabei will Gondry zu viel und bietet zu wenig. Trotzdem ist es okay, „Der Schaum der Tage“ wenigstens einmal gesehen zu haben. Für zweimal spricht die Neugier, herauszufinden, welche grandiosen Effekte man beim ersten Mal womöglich verpasst haben könnte, dagegen spricht, dass man kein Interesse an den Figuren und deren Schicksal entwickelt.

Weiterlesen