Inside Llewyn Davis – Joel & Ethan Coen – USA 2012

Von Matthias Bosenick (12.12.2013)

„Inside Llewyn Davis“ ist ein nicht ganz so typischer Coen-Film mit einigen typischen Coen-Elementen. In blassen Farben erzählen die Brüder die Geschichte des fiktiven US-amerikanischen Folksängers Llewyn Davis, der 1961 an seiner Erfolglosigkeit verzweifelt. Die stille Story ist gewürzt mit treffgenauen Dialogen, doch taugt der Barde nicht zur Identifikationsfigur, weil er eine eher unsympathische Mischung aus Arschloch und Loser ist. So ist der Film zwar sehenswert, aber nicht unbedingt wiedersehenswert.

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Sound On Screen, Universum-Kino & Café Riptide, Braunschweig, am 22. November 2013

Von Stefanie Krause (29.11.2013)

Dieser Text ist auch auf Kult-Tour Braunschweig veröffentlicht.

Do You Feel Good Vibrations?

Kulturabend · Film · Musik

„Also ich freu ich jetzt sehr Morgen auf die Vorstellung“, sagt Beate Siegmann zum Schluss eines spontanen Email-Interviews einen Tag vor der „Sound on Screen“-Veranstaltung vom 22.11.2013. Nun, „so richtig entspannt werd ich aber erst sein, wenn er tatstächlich morgen Abend in OmU über die Leinwand flimmert“, fügt sie noch schnell hinzu. Die Vorführung von „Good Vibrations“, der die Geschichte des Heroen der Punkszene im bürgerkriegsgeschüttelten Belfast der späten 70er Jahre erzählt, läuft dann aber tadellos und der Film begeistert mich und das Publikum! Aber es ist für das Team von Sound on Screen meist gar nicht so einfach, solch tolle Filme aus aller Welt nach Braunschweig zu holen. Wie sie es dennoch immer wieder schaffen und damit „really good vibrations“ verbreiten, lest ihr hier.

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Henri – Yolande Moreau – F/B 2013

Von Matthias Bosenick (08.11.2013)

Eher tragisch als tragikomisch ist „Henri“, die zweite Regiearbeit der Belgischen Komödiantin Yolande Moreau. Der Titelgeber muss nach dem Tod seiner Frau die gemeinsame Gastwirtschaft weiterführen. Dafür organisiert ihm seine Tochter eine Bewohnerin aus dem örtlichen Behindertenwohnheim. Henris Leben gerät umso mehr aus dem Tritt, als jene Rosette im Heim behauptet, von ihm schwanger zu sein. Moreau filmt in Tradition ihres Helden Aki Kaurismäki und ihrer Freunde Gustave de Kervern und Benoît Delépine, in deren Filmen sie regelmäßig mitspielt. Das Ergebnis überzeugt im klassischen Europäischen Stil und ist ausgesprochen sehenswert.

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Post Partum – Delphine Noels – B 2013

Von Matthias Bosenick (06.11.2013)

Mit „Post Partum“ stellt die Belgische Regisseurin Delphine Noels beim 27. Braunschweiger Filmfest ihren ersten Langfilm vor. Darin erzählt sie, wie bei Luce aus einer Wochenbettdepression eine Psychose mit schädlichen Folgen für ihr Baby wird. Hauptdarstellerin Mélanie Doutey spielt die Rolle packend, allerdings wirft das Drehbuch einige Fragen auf.

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00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse – Helge Schneider – D 2013

Von Matthias Bosenick (14.10.2013)

So gut war Helge Schneider als Filmemacher noch nie. Klar, an „Texas“ als Ersttat dieser Art kratzt kein neuerer Film von ihm, aber „Im Wendekreis der Eidechse“ ist einfach viel stimmiger als alle auf „Texas“ folgenden Filme. Die Ideendichte ist ähnlich hoch wie bei „Texas“, die filmische Technik und die Stringenz des Drehbuchs fördern aber den Filmgenuss um Längen mehr als „Jagd auf Nihil Baxter“ oder „Praxis Doktor Hasenbein“. Die Eidechse überflügelt gar den „Jazzclub“.

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Der Schaum der Tage (L’Ecume des jours) – Michel Gondry – F 2013

Von Matthias Bosenick (09.10.2013)

Ideenreichtum 100, Handlung 5. Kinophantast Michel Gondry verfilmt den Roman „Der Schaum der Tage“ von Boris Vian aus dem Jahr 1946. Dabei will Gondry zu viel und bietet zu wenig. Trotzdem ist es okay, „Der Schaum der Tage“ wenigstens einmal gesehen zu haben. Für zweimal spricht die Neugier, herauszufinden, welche grandiosen Effekte man beim ersten Mal womöglich verpasst haben könnte, dagegen spricht, dass man kein Interesse an den Figuren und deren Schicksal entwickelt.

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Gravity – Alfonso Cuarón – USA/GB 2013

Von Matthias Bosenick (06.10.2013)

„Gravity“ ist der erste Hollywoodfilm seit Ewigkeiten, der so richtig und umfassend begeistert, und der einen speziellen Fakt umso nachdrücklicher deutlich macht: welcher haarsträubende Scheiß in Hollywood nämlich für extrem viel Geld ansonsten so produziert wird. „Gravity“ sticht solitär aus der Masse bestenfalls halbgarer Ideen heraus. Dabei ist die Grundidee so simpel, dass man sich wundert, warum es den Film nicht längst schon gibt: Zwei Astronauten versuchen nach einer technischen Katastrophe, lebend zur Erde zurückzukehren. Mehr nicht. Wie aber Cuarón das Ganze filmisch umsetzte, setzt Maßstäbe. Dafür wurden Special Effects erfunden. Und das war sicherlich auch der Grund, warum der Film erst 2013 herauskam: Die Technik war noch nicht so weit.

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The World’s End – Edgar Wright – GB 2013

Von Matthias Bosenick (15.09.2013)

Der dritte Teil der so genannten Cornetto-Trilogie (oder auch: „The Blood And Ice Cream Trilogy“) enttäuscht leider. Das bewährte Team will zu viel und bringt vom Relevanten zu wenig. Das Drehbuch wirkt unausgegoren. Auch die filmischen Kniffe, die das bisherige Werk – „Shaun Of The Dead“ und „Hot Fuzz“ – zusätzlich zu Ideenreichtum, Geschichte, Humor und Tricks so sehenswert machen, treten hier zugunsten einer enorm konventionellen Darstellung zurück. So nähert sich das Britische Team letztlich Hollywood eher an, als dass es ihm einen Gegenentwurf liefert. Die in die Story gepresste Sache mit den Kampfrobotern untermalt diesen Eindruck noch. Sie sind zwar das Gimmick des Films, aber der wäre eindeutig besser ohne sie ausgekommen, wenn sich das Team auf das Ursprungselement mit den verschiedenen Lebensentwürfen der Hauptfiguren und den daraus resultierenden Konflikten konzentriert hätte.

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La grande Bellezza – Paolo Sorrentino – I/F 2013

Von Matthias Bosenick (27.07.2013)

Dieser Film ersetzt rund zehn Tage Italienurlaub, ist auch beinahe so lang, kommt einem aber deutlich kürzer vor. Regisseur Paolo Sorrentino als 43-Jähriger zählt ja beinahe noch zu den jungen Regisseuren, „La grande Bellezza“ ist auch erst sein dritter Film, der hierzulande überhaupt Beachtung findet. Also freut es umso mehr, einen Quasi-Newcomer dabei zu beobachten, wie er seinen preisenswerten Stil ausbaut und einmal mehr einen Film klassischer europäischer Machart dreht, bei dem Ästhetik, Aussage, Inhalt und Schauspieler stimmen. Da erscheinen 147 Minuten glatt kurzweilig. Der Film hätte auch länger dauern können, ganz wie ein zehntägiger Italienurlaub.

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Fliegende Liebende (Los amantes pasajeros) – Pedro Almodóvar – E 2013

Von Matthias Bosenick (05.07.2013)

Was heißt eigentlich „Enfant terrible“ auf Spanisch? Als ein solches ist Pedro Almodóvar zwar bekannt, aber das heißt nicht zwangsläufig, dass er sich auf diesem Ruf ausruhen muss. Leider tut er das in „Fliegende Liebende“, der eigentlich „Fliegende Schwanzlutschende“ heißen müsste: Von Liebe keine Spur. Für das Verständnis des Films ist es anscheinend nicht unerheblich, des Meisters Intentionen zu kennen, und alljenen, denen die Vorabinformationen fehlen, kredenzt Almodóvar leider keinen Film, der trotzdem bestens funktioniert. Indes, auch mit den Infos funktioniert der Film nicht.

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