The Zero Theorem – Terry Gilliam – USA/GB/RO/F 2013

Von Matthias Bosenick (15.11.2014)

Ein enorm vielschichtiger Film ist „The Zero Theorem“, das ist sehr angenehm. Man kommt aus dem Kino und hat eine Menge mit seinen Sitznachbarn zu besprechen. Hat man alle Einzelheiten und Ebenen erfasst, wie interpretieren andere das Gesehene? Erstaunlicherweise überfrachtet Gilliam den Film nicht, obwohl man anfangs mit der Bilderflut klarkommen muss. Optisch und inhaltlich nähert sich Gilliam seinem Meisterwerk „Brazil“ an, kopiert es aber nicht. Und Christoph Waltz darf zeigen, dass er als Schauspieler mehr als einen Typus drauf hat. Grandios.

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Pussy Riot: A Punk Prayer (Pokazatelnyy protsess: Istoriya Pussy Riot) – Mike Lerner, Maxim Pozdorovkin – GB/RUS 2013

Von Matthias Bosenick (12.11.2014)

Die mehrheitlich anonyme russische Punkband Pussy Riot rückte weniger für ihre Musik in den Fokus der Weltöffentlichkeit. Dank Globalisierung und technisch ermöglichter permanenter Aufmerksamkeit gerieten drei Mitglieder in die Position, ihrer kritischen Haltung dem autoritären Präsidenten Wladimir Putin gegenüber überhaupt eine Öffentlichkeit zu verschaffen. Damit führten sie den Staatsapparat, der sie mundtot machen wollte, weltweit vor – zuletzt gelang dies ähnlich dem chinesischen Künstler Ai Weiwei. Der Film dokumentiert die dem Verfahren vorangegangene Kunstaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, das Gerichtsverfahren und den zum Zeitpunkt des Entstehens gegenwärtigen, inzwischen überholten Stand der Dinge.

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Interstellar – Christopher Nolan – USA 2014

Von Matthias Bosenick (09.11.2014)

Drei Stunden. Drei Stunden für was? „Interstellar“ hat so wenige überzeugende Momente, dass selbst die Hälfte der Spielzeit noch zu viel gewesen wäre. Der Film bleibt viel zu weit hinter seinen Möglichkeiten zurück: flache Charaktere, wenig Handlung, bekannte Effekte, uninspirierte Kamera, spinnerte Story. Bis endlich etwas Bewegung ins Spiel kommt, lümmelt man sich längst abwesend in den Sesseln. Und fragt sich am Ende, was das eigentlich alles sollte.

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20,000 Days On Earth – Iain Forsyth & Jane Pollard – GB 2014

Von Matthias Bosenick (11.10.2014)

Gute Idee, gut umgesetzt: Musiker Nick Cave spielt in diesem Film einen Musiker namens Nick Cave, der am zwanzigtausendsten Tag seines Lebens auf jenes zurückblickt. In diesen Rückblick fließen sicherlich unzählige reale Begebenheiten und Ansichten des echten Musikers Nick Cave ein, doch sollte man sich bestimmt davor hüten, sämtliches Gezeigtes als real abzuspeichern. Positiv an diesem Film ist nicht nur der Charakter der Figur Nick Cave, die sich nicht mehr auf der Suche befindet, sondern von ihren Funden berichtet. Die Musik des echten Nick Cave untermalt einen Film, der zusätzlich auch noch dem Auge gefällt.

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Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit (Still Life) – Umberto Pasolini – GB/I 2013

Von Matthias Bosenick (12.09.2014)

Ein wunderbarer, stiller, poetischer, rührender Film gelingt dem als Regisseur noch zu den Newcomern zählenden Umberto Pasolini. Die Hauptfigur John May ist mit Eddie Marsan perfekt besetzt und ebenso perfekt ausgestaltet, die Filmsprache passt sich der Entwicklung dieser Figur an, das Ende ist konsequent und bewegend. Sensible Menschen verlassen das Kino nicht, ohne sich hinterher eine Menge Gedanken zu machen, und auch Filmanalytiker finden viele Details, an denen sie ihre Freude haben. Europäisches Kino in klassischer Art.

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Jimmy’s Hall – Ken Loach – GB/F/IRL 2014

Von Matthias Bosenick (21.08.2014)

Erschreckend zeitgemäß ist die Geschichte von dem Iren Jimmy Gralton aus dem Jahr 1932, die uns Ken Loach mit seinem offenbar letzten Film erzählt. Das tut er nach alter Schule: ohne schnelle Schnitte, aber mit kunstvoll komponierten Bildern, schönen Farben, schlüssigen Zeitsprüngen, pointierten Dialogen, politischer Botschaft und der wohl schönsten Sexszene ohne Sex, die es im Kino gibt.

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Lucy – Luc Besson – F 2014

Von Matthias Bosenick (16.08.2014)

Was für ein Blödsinn, und das von Luc Besson. Die Story ist hanebüchen, durchsetzt von den typischen Logiklöchern, die in Hollywood mittlerweile Voraussetzung sind, die Hauptfigur lässt den Betrachter kalt, die Elemente sind Versatzstücke aus anderen Filmen, die Action ist flach, der Inhalt nicht minder. Wenn man es recht bedenkt, hat Besson in den vergangenen 20 Jahren nicht mehr bestätigt, wofür man ihn bis dahin zum Meisterregisseur heiligsprach. Schade!

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Die Karte meiner Träume (The Young And Prodigious T.S. Spivet) – Jean-Pierre Jeunet – F/CDN 2013

Von Matthias Bosenick (17.07.2014)

Jean-Pierre Jeunet macht also einen Kinderfilm in 3D. Vielleicht liegt es genau an diesen beiden Faktoren, aber so richtig mitreißend ist „Die Karte meiner Träume“ nicht geworden. Der Film trägt die visuell überbordende Handschrift Jeunets und birgt so manche fantastische Idee, aber reichen die Charaktere nicht, um sich ausreichend mit ihnen zu identifizieren. Zudem erfährt die reichlich vor sich hin pläzschernde Geschichte in ihrer Mitte einen wenig plausiblen Bruch. Das Ansehen lohnt sich aber, denn die Bilder sind schön.

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Muppets Most Wanted – James Bobin – USA 2014

Von Matthias Bosenick (02.05.2014)

Der zweite Teil, der die siebte Fortsetzung ist, wie es die Muppets selbst feststellten, während sie über zweite Teile an sich lästern, ist grundsolide, charmant, humorvoll, zitatreich, spannend, kommt ohne große Überraschungen aus und enttäuscht nicht. Hey! Das war beim besten Willen nicht zu erwarten. Doch die Macher hielten sich auch unter der Disney-Knute an die alten Regeln, die die Serie in den 70ern und 80ern so erfolgreich machte. Zwar ist der Stoff kindgerecht dargeboten, richtet sich in seinen Details aber eindeutig an die Ex-Kinder, die die Muppets schon vor 30 Jahren liebten. Dieser Kompromiss ringt dem Ergebnis zwar einige Abstriche ab, mindert aber die Qualität nicht grundsätzlich. Also: gut gemacht!

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Transcendence – Wally Pfister – USA 2014

Von Matthias Bosenick (01.05.2014)

Wally Pfister: ein Name, wie gemacht für eine Weltkarriere. „Transcendence“: ein Film, wie gemacht für die Goldene Himbeere. In zwei Stunden erzählt der als Regisseur debütierende Kameramann von Christopher Nolan, wie ein ins Internet eingespeister verstorbener Nerd die Weltherrschaft an sich reißt, um eigentlich doch nur Gutes zu tun, dabei verkannt wird und sich auch noch in den Absichten seiner Witwe irrt, für die er das alles tut. Ohne große Momente plätschert der Film so vor sich hin, Vorteil: Er stört nicht beim Chillen.

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