Jurassic World – Colin Trevorrow – USA 2015

Von Matthias Bosenick (12.06.2015)

Der Film fängt noch viel beschissener an, als man zu fürchten wagte: US-Amerikanische heile Welt, glückliche Familie mit zwei Kindern, davon ein frisch verliebter Teenager, der unbeholfen von seiner Auserwählten Abschied nimmt. Alles in Pastell, in altbekannten Dialogen, mit Dudelmucke unterlegt, kitschig-süßlich arrangiert. KOTZ!!! Das ist unfassbar schlimm. Das Allerschlimmste daran ist, dass das zwar ironisch aussieht, oder besser: dass man hofft, es sei zumindest ironisch gefärbt, dass es aber komplett ernst gemeint ist. Die wollen einem ernsthaft als Rahmenhandlung zu einem Dinosaurier-Actionfilm so einen kindertauglichen RomCom-Schwachsinn andrehen. Und bei dieser Rezeptur bleibt es: Keine Figur ist auch nur halbwegs durchdacht, sie agieren und reden allesamt und durchgehend stereotyp. Damit sind auch fast alle Zwangsgags vorhersehbar. Inklusive dem Showdown, und dabei fällt einem ein, dass es ja auch noch animierte Dinosaurier in dem Film gibt. Ja, die Reptilienpassagen sind ansehnlich und turbulent und besonders in 3D sehenswert. Sie rechtfertigen aber den gehirnschmelzenden Scheiß drumherum nicht.

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A Girl Walks Home Alone At Night – Ana Lily Amirpour – USA 2014

Von Matthias Bosenick (28.05.2015)

Wäre die Handlung blöd, man hätte trotzdem ein riesiges Vergnügen an diesem Film, denn Ana Lily Amirpour liefert eine einhundertminütige Sammlung großartiger Bilder, mit allen Tricks und Kniffen, die die Filmkunsttheorie so hergibt. Nun hat man zusätzlich das Glück, dass die Handlung zwar sperrig und entschleunigt, aber gut ist, also einen Mehrwert, der den schwarzweißen „A Girl Walks Home Alone At Night“ mit stark westlicher Prägung alternativer Art und vermutlich orientalischem Erzählstil nicht zu einem genretypischen Vampirfilm verkommen lässt.

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Leviathan – Andrey Zvyagintsev – RUS 2014

Von Matthias Bosenick (03.05.2015)

Ein zähes Werk legt Andrey Zvyagintsev mit seinem systemkritischen 140-Minuten-Drama „Leviathan“ vor. Zäh deshalb, weil die Handlung dünner ist, als es die Dauer des Films suggeriert, und weil die Geschichte in der Mitte vom Politthriller zum Drama kippt. Das mag typisch russisch sein, das mag auch ästhetisch ansprechend gefilmt sein, aber die Drama-Teile konterkarieren zu sehr die guten Polit-Ansätze und damit auch die beabsichtigte Aussage, dass das System im Russland dieser Tage nur mit Korruption funktioniert. Wenn einen die Hauptfigur auch noch wie hier sehr gleichgültig lässt, ist einem ihr Schicksal dummerweise reichlich egal, besonders dann, wenn es auch noch zu einigen Anteilen selbstverschuldet ist. Typisch russisch sind überdies die Dialoge, die zu den definitiv attraktiven Momenten in „Leviathan“ zählen.

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Mülheim-Texas: Helge Schneider hier und dort – Andrea Roggon – D 2015

Von Matthias Bosenick (27.04.2015)

Helge Schneider ist nicht zu fassen, und das gilt für sämtliche Bedeutungen dieser Wendung. Das ist gut für ihn als Künstler, weil seine Unberechenbarkeit ein wichtiger Grund dafür ist, ihn zu mögen (wenn man ihn denn mag), aber schlecht für diese Dokumentation, weil sich der Gegenstand derselben dem Dokumentiertwerden entzieht. Sicherlich liegt das Versagen der Regisseurin, einen stringenten, repräsentativen, zusammenhängenden und dichten Film über den 59-jährigen Schneider zu produzieren, in Schneider selbst begründet. Trotz der tollen Ausschnitte aus Schneiders Bühnenprogramm, Werdegang und semiprivatem Gebaren stellt sich daher die Frage nach dem Sinn des Films. Wenigstens kommen Fans mit neuen Zitaten ihres Entertainmenthelden aus dem Kino, dafür immerhin lohnt sich das Betrachten des ansonsten leider schalen Werks.

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Das ewige Leben – Wolfgang Murnberger – A 2015

Von Matthias Bosenick (04.04.2015)

Der vierte Film der Brenner-Reihe, gedreht nach dem sechsten Buch der inzwischen achtbändigen Krimiserie von Wolf Haas: In „Das ewige Leben“ stolpert der Ex-Polizist Simon Brenner (wie immer gespielt von Josef Hader) durch sein altes Leben, als er aus prekären Gründen in seine Heimat Graz zurückkehrt, und muss sich mit seinem Suizid, einer möglichen Vaterschaft und diversen Todesfällen befassen. Das bewährte Team (inklusive angemessener Musik der Sofa Surfers) dreht einen soliden Film, der für sich als Krimi mit vielen Aha-Momenten funktioniert, aber den Brenner etwas zu kurz kommen lässt.

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Shaun, das Schaf – Der Film (Shaun The Sheep Movie) – Mark Burton, Richard Starzak – GB/F 2014

Von Matthias Bosenick (01.04.2015)

Ein Kinofilm zu einer TV-Serie, die ihrerseits Spin-Off eines Kinofilms („Wallace & Gromit unter Schafen“, von 1995!) ist – von hinten durch die Brust ins Knie, könnte man meinen, ist aber eher ein Blattschuss: „Shaun, das Schaf – Der Film“ (offiziell tatsächlich ohne Komma) ist gut, und zwar eher im Sinne der ersten Staffel als der jüngeren Folgen, die zumeist eher lieblos hingedengelt wirken. Das bewährte Knetmännchenteam aus den Aardman-Studios schafft es, einen Anderthalbstundenfilm komplett ohne menschliche Wortäußerungen in Gänze unterhaltsam zu gestalten. Es ist schon in der Serie mutig, vollständig auf zitierbare Witze zu verzichten. Shaun vermittelt seine Weisheiten nonverbal, und zu vermitteln hat er tatsächlich ein bisschen was. Alte Werte, ja, aber doch entschuldbar und anrührend. Positiv ist außerdem, dass hier der namenlose Farmer nicht als selbstgefälliger coabhängiger Semi-Gegner erscheint, sondern als liebenswertes Familienmitglied. Das hat er sich verdient.

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Sauacker – Tobias Müller – D 2013

Von Matthias Bosenick (09.02.2015)

Dank Informationen aus zweiter Hand (die Cousine des Hauptdargestellten) ist vorab klar, worum es dem Dokumentarfilmer Tobias Müller geht: Er will in Zeiten sich wandelnder Agrarindustrie zeigen, wie sich der Generationenkonflikt auf einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb bei Sigmaringen zeigt, indem er den rund dreißigjährigen Philipp Kienle dabei begleitet, wie er seine neuen Ideen gegen die traditionellen Vorstellungen seines finanziell nur wenig erfolgreichen Vaters Konrad durchzusetzen versucht. Den Film trägt ein sympathischer und konstruktiver Philipp – doch fehlt es der Darstellung an Dramaturgie, Tiefe, Struktur und Detailreichtum.

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Wild Tales (Relatos salvajes) – Damián Szifron – RA/E 2014

Von Matthias Bosenick (09.02.2015)

Dieser argentinische Episodenfilm ist eine handfeste Überraschung. Die Geschichten ranken sich grob um das Thema Rache, aber nicht aus der typischen David-gegen-Goliath-Sicht, sondern eher Arschloch gegen Idiot, und eigentlich immer im Reichenmilieu. Man kann nicht wirklich zu jemandem halten, es gibt fast keine sympathischen Figuren, und doch sieht man den Menschen gerne und feixend beim Scheitern zu, denn alle haben dies vor lauter Borniertheit und Egozentrik genau so auch verdient. Damián Szifron gönnt sich den Spaß, die Geschichten in unvorhergesehene Richtungen weitab des Klischees und der Erwartungen driften zu lassen. Und er arbeitet mit vielen unorthodoxen Kameraeinstellungen. „Wild Tales“ ist filmisch und inhaltlich großes Kino.

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Birdman – Alejandro González Iñárritu – USA 2014

Von Matthias Bosenick (03.02.2015)

Es ist ziemlich eindeutig, warum ein Film wie „Birdman“ in den USA so hohe Wellen schlägt: Er rückt Hollywood- und angesagte Popkultur-Themen (Superhelden!) in den Fokus, inklusive pseudoselbstkritischem Humor. Sowas kann Hollywood ab, da feiert es sich selbst. Jedes Mal, und da beginnt die Problematik: Alejandro González Iñárritu bietet an Nähkästcheneinblicken nichts Neues. Vielmehr lenkt er damit vom eigentlichen Thema ab, für das der ganze Superheldenkram lediglich ein Vehikel ist: Die Hauptfigur Riggan Thomson (Michael Keaton) hat ein Egoproblem; er weigert sich, zu lernen, dass er seine persönlichen Probleme zu Lasten anderer lösen will. „Birdman“ bietet indes vorrangig formale Gründe, ihn sich anzusehen: Der Film suggeriert, in nahezu nur einer Kamerafahrt gedreht worden zu sein, und die Schauspielerriege ist tatsächlich grandios. Trotzdem langweilt man sich über lange Strecken.

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