The Shallows – Jaume Collet-Serra – USA 2016

Von Matthias Bosenick (30.08.2016)

Hei, was für ein Spaß für eine junge Frau: Surfen an einsamem mexikanischen Strand, lustige Leute treffen, Wellen, Wind und Wetter spüren und dabei den Krebstod der Mutter verdrängen. Die Trauer bekommt jedoch plötzlich eine Gestalt, und zwar die eines mörderischen Hais, der es auf die eskapistisch verblendete Blondine abgesehen hat. Dieser Film macht ganz viel ganz richtig und ist enorm spannend. Und: „The Shallows“ hat mehr mit dem „Weißen Hai“ gemein als dessen Sequels.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Julieta – Pedro Almodóvar – E 2016

Von Matthias Bosenick (10.08.2016)

Eine Wohltat, dieser Film: Er ist in mehr als nur einem oder zwei Aspekten gut. Er hat ein großartiges Ende, schöne Bilder, eine mitnehmende Geschichte, passende Musik, attraktive Figuren, eine überzeugende psychologische Basis und geschickt ausgelegte Selbstreferenzen. Jede Komponente für sich allein genommen hätte ohne die anderen keinen guten Film ergeben, aus allen zusammen kreiert Almodóvar, wie sich das frühere Entfant Terrible des europäischen Kinos inzwischen nur noch nennt, ein wahres Kunstwerk. Man verlässt das Kino mit einem „wow“ auf den Lippen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Toni Erdmann – Maren Ade – D 2016

Von Matthias Bosenick (19.07.2016)

Fremdschäm – Der Film: Wären da nicht die unerschütterlich reagierenden anderen Figuren, man versänke andauernd im Erdreich vor lauter Schamgefühl den beiden Hauptcharakteren gegenüber. Die Unternehmensberaterin Ines und ihr Vater Winfried bringen in Bukarest Manager und Jetset durcheinander, und das alles nur, weil sie sich von einader und vom eigenen Leben entfremdet haben. Regisseurin Maren Ade schont niemanden und hält bis zum Exitus drauf. So kommen locker zweieinhalb Stunden Film zusammen, in denen man sich schon bisweilen fragt, ob eine Stunde weniger die Wucht aus dem Ablauf genommen hätte. Denn der Film ist so hyperrealistisch, dass der Kontrast zu den absurden Sequenzen dadurch erst so bewusst wird.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

High-Rise – Ben Wheatley – GB 2015

Von Matthias Bosenick (08.07.2016)

Ach ja, da war ja noch was: An sich ist „High-Rise“ gar nicht so übel, aber kaum kommt man aus dem Kino, hat man den Film schon vergessen. Das liegt zum einen an den wenig Identifikation stiftenden Figuren und zum anderen an der Erzählweise, die nach der Einführung der Thematik den interessantesten Teil im Schnellverfahren durchhudelt und sich dann auf die plakativen Standards Sex und Gewalt konzentriert. „High-Rise“ ist eine Gesellschaftsanalyse, die recht treffend ist, aber ein immanentes Schulterzucken transportiert, das der unterstellten Intention entgegenwirkt. Man kann auch sagen: „High-Rise“ ist das längste Musikvideo, das Portishead je gemacht haben.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

The Neon Demon – Nicolas Winding Refn – USA/DK/F 2016

Von Matthias Bosenick (29.06.2016)

Das Modeldasein frisst Dich auf. Okay. Bekannte Erkenntnis. Und weiter? Nix weiter. Nicht in „The Neon Demon“ zumindest. Der Film ist so glatt wie die Gesellschaft, die er darstellt. Da gibt es keinen Bruch und keinen Tiefgang. Die Handlung ist so plump, dass der Film sogar komplett ohne sie deutlich attraktiver geworden wäre. Man sieht, wer oder was Nicolas Winding Refn gern gewesen wäre, aber geworden ist er es nicht. Nett zu betrachten, mehr nicht – und das ist sicherlich nicht der Effekt, den das vermeintliche Enfant Terrible sich hiermit erhofft hat.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Outside The Box – Philip Koch – D 2015

Von Matthias Bosenick (09.06.2016)

Zynisch und spöttisch, gutes Drehbuch, gute Dialoge, aber Laiendarsteller: „Outside The Box“ ist trotzdem ein guter Film, der die Managemenschen und das Wirtschaftssystem in allen Fassetten bloßstellt. Ein herrlicher Spaß, der durchaus auch besser sein könnte, aber in seiner Form schon sehr zufriedenstellt. Leider kein „Bang Boom Bang“, aber gottlob auch kein Schweiger-Schweighöfer.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

The Witch – Robert Eggers – USA 2015

Von Matthias Bosenick (01.06.2016)

Was „The Witch“ fehlt, ist die zweite Ebene. Er bildet lediglich einige Sagen aus den Wäldern Neuenglands zu Zeiten der Puritaner ab, ist mithin so geradlinig, dass er überraschungsarm bleibt. Darüber hinaus ist er auch noch extrem flach und wiederholt die wenige Handlung unablässig. Nicht zuletzt erinnern die markanten Merkmale zu sehr an andere Filme. Das ist sehr verschenkt, weil die Grundidee ganz gut ist. Aber ein paar dunkle Baumstämme reichen heute nicht mehr zur Gruselatmosphäre.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Ein Hologramm für den König – Tom Tykwer – D/USA/GB/F 2016

Von Matthias Bosenick (08.05.2016)

Dem Wuppertaler eine Chance geben: Nachdem sich Tom Tykwer in den Neunzigern als experimentell-kreativer Indie-Filmer einen guten Ruf erarbeitete, driftete er spätestens mit der Patrick-Süskind-Verfilmung „Das Parfum“ an die Multiplexkassen. Die Informationen über die Romanverfilmung „Ein Hologramm für den König“ nun erweckten die verschütt gegangene Neugier an dem Regisseur. Die befriedigt der Film indes nur (oder auch: immerhin) zur Hälfte. Gute Dialoge und halbdokumentatorische Clash-of-Culture-Ansichten treffen auf eine willkürliche Handlung; großes Lob trifft auf großes Wehklagen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Hardcore (Hardcore Henry) – Ilya Naishuller – USA/RUS 2015

Von Matthias Bosenick (18.04.2016) / Auch veröffentlicht auf Kult-Tour Der Stadtblog

Alter, wie geil! Krasse Scheiße. Ein Cyborg ist irgendwie unzerstörbar und ballert sich durch Moskau oder sowas, und alles ist mit der Go-Pro gedreht. Achterbahn ist nix dagegen, da stinkt selbst „Gravity“ gegen ab. Henry ist voll in die Fresse und in sonst noch was alles rein, was bei Menschen so wehtut. Story braucht die Schose nicht, dafür ist der Rest mal was geiler. Ein irrer Trip, Mann. Blutig wie Sau, coole Sprüche, aber nicht diese doofe Buddy-Scheiße, das nervt ja. Eher so schwarzer Humor mäßig. Und geile Mucke. Bisschen „Call Of Duty“ und sowas, nur als Film. Warum gibt’s das nicht schon längst? Endlich mal geile Action mit wirklich richtig was Neuem. Und gleich nochmal!

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino

Raum (Room) – Lenny Abrahamson – CDN/IRL 2015

Von Matthias Bosenick (10.04.2016)

Das ist also der vielgepriesene „Raum“: Ein niedrigschwelliges Esoterik-liebe-das-Leben-Drama. Ein Wohlfühlfilm auf Kosten von Fällen wie dem von Natascha Kampusch. Das filmgewordene Nachdenkliche-Sprüche-Bild auf Facebook. Was sehr schade ist. Der kleine Junge spielt fantastisch, die Kameraarbeit ist sehenswert, die Konstellation vielversprechend. Doch „Raum“ hält seine Versprechen nicht, aber dafür eine viel zu gerade Linie ein, die Konflikte und Konsequenzen zwar zaghaft andeutet, aber letztlich ausspart. Alles ist harmlos, alles ist überwindbar, alles halb so schlimm. Wird schon. Iss mehr unterschiedliche Burger, dann liebst Du das Leben. Schließlich ist hier ein Kind die Hauptfigur, und darin liegt schon ein erhebliches Maß an inhaltlicher Belanglosigkeit.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter Kino