Groborsch Kowald Schneider – Bedlam – GKS 2023

Von Matthias Bosenick (13.02.2023)

Gleich zwei Vermächtnisse in einer Aufnahme: Mit zwei Kontrabässen und einem Schlagzeug improvisierten Frederik „Fred“ Groborsch, Peter Kowald und Jörg A. Schneider 2002 im Studio von Guido Lucas herum. Kurz darauf verstarb Kowald in New York, und Lucas reiste ihm 2017 nach. Das gemeinsame Album „Bedlam“ erscheint jetzt, leider ausschließlich digital, aber wenigstens überhaupt, und man darf hier das Trio dabei begleiten, wie es arhythmisch unstrukturierten und angenehm hörbaren Jazzlärm generiert, mit Bogen über Saiten und einem damals eigentlich noch intakten Noiserock-Schlagzeuger, der seine zukunftsweisende Taktlosigkeit erst danach so richtig auszuleben begann. 15 Miniaturen, schlicht nach Alphabet durchbetitelt und grob dem Free Jazz und der Impro-Musik zugeordnet. Wie gut, dass diese Aufnahme jetzt die Archive verlässt!

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Acid UFO Death Cult – חשֶׁךְ – Acid UFO Death Cult 2022

Von Matthias Bosenick (01.09.2022)

Acid. UFO. Death. Cult. Diese Wortkombination muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Acid UFO Death Cult. Das dürfte der Anwärter auf das goldene Krönchen für den Bandnamen des Jahres sein. Musikalisch wird es für das Projekt indes schwieriger, schießt sich der Römer Ali alias Mountain Hermit, der dahintersteckt, mit seinem eher anonymen Compagnon, dem ominösen Ω, doch sehr auf ein Genre ein: die klassische Two-Men-Black-Metal-Sache nämlich, und die ist ja naturgemäß nicht ganz so breitenwirksam. Das Hebräisch betitelte „חשֶׁךְ“ ist bereits das zweite Mini-Album in zwei Monaten und es heißt nicht zufällig so: „Dunkelheit“ obsiegt hier sehr, „יאוש“ wäre sicherlich nicht weniger angebracht gewesen. Dabei scheint Ali eine gehörige Portion Humor zu haben.

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Hades – 4 Singles – Cri Du Chat Disques/Universal Brasil 2021

Von Matthias Bosenick (24.02.2022)

Auch wenn’s kein klassischer EBM ist, ist der 24.2. ein gutes Datum, sich mit dem Brasilianischen Duo Hades zu befassen. Die Titel der früheren Veröffentlichungen, etwa „Morbid Action“, kombiniert mit dem Bandnamen lassen zwar an Black Metal denken, doch handelt es sich dabei um ein jüngst reaktiviertes über 30 Jahre altes Synthie-Projekt. Die dunkle, minimalistische Neunziger-Attitüde hört man auch den neu aufgenommenen vier alten Songs an, die Alan Draht und Sandro Couto veröffentlichten: dunkel, eher an US-Electro orientiert, trotz der aufs Wesentliche reduzierten Arrangements mit kleinen Details gespickt, Gruftstimme und auch im niedrigen Tempo keine Allüren, balladesk die Charts zu erobern. Kurios: Inzwischen steht bei Bandcamp, die Band komme aus Wolfsburg. Sowas!

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The Absurd – Cancel The Wall – Bent Knee Records 2021

Von Matthias Bosenick (31.01.2022)

Keine vier Jahre alt, erfährt das Debütalbum von The Absurd aus Los Angeles die bereits dritte Wiederveröffentlichung, dieses Mal als „Cancel The Wall“. Physisch leider nur als CDr, außerdem mit anderen Tracks als im Begleit-Download, aber hey, allein für den Hit „Boots On The Ground“ ist es den Erwerb wert. Die Trump-Anleihe des Ur-Titels „Build The Wall“ ist inzwischen umgekehrt, da ist man politisch eindeutiger geworden. Musikalisch bewegt man sich mit Black-Sabbath-Anleihen nahe am Stoner, rifft wuchtig, schreit eindringlich, groovt amtlich, gniedelt episch, und dem Zuhörer bricht der Nacken, wenn er gerade keinen Platz zum Tanzen hat. The Absurd sind lediglich zu dritt – und da steckt mächtig gewaltige Gewalt drin!

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Krüger – Unerhört EP Vol. 1 & Vol. 2 – Bauchpfannen Aufnahmen 2021

Von Matthias Bosenick (11.01.2022)

Geil, Krüger entrümpelt seinen Keller und fördert stapelweise Kassetten mit Demos und Liveaufnahmen zutage. Wenn er schon seit mehr als vier Jahren keine neue Musik herausbringt, dann wenigstens alte, und die ist ja deswegen nicht schlechter. Der Indierocker hat einfach das Gespür für Hooks, Arrangements und Punchlines, schon bei den Trottelkackern war das so, und damit überzeugen auch diese einstmals aussortierten Songs. Live kommen die Stücke, die er ansonsten zu Hause allein einspielt, noch besser zur Geltung, mit noch mehr Groove und einem fantastischen Zusammenspiel seiner erstklassigen Mitmusiker. Bei aller Ironie kann Krüger eines aber nie verbergen: seine Melancholie, die seinen Indierocksongs Tiefe und Schwere gibt, so straight sie auch rocken.

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Spezial: Klangwirkstoff-Records, Teil 2

Von Matthias Bosenick (02.11.2021)

Drei Veröffentlichungen, zwei davon auf dem Klangwirkstoff-Sublabel Separated Beats: Mit „Solarium“ eine Single von Labelchef Bert Olke alias B. Ashra, die „Secret Sessions“ – mit echten Glocken! – des Quintetts 70db, bei dem Olke ebenfalls mitmischt, sowie der Sampler „Durchströmungen 1 – Glaswolken“, alle drei im weitesten Sinne am Ambient angelehnt, mit Downbeat, Berliner Schule, Synthpop, Electro und sonstigen experimentellen elektronischen Spielarten. Nur als Download!

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Cuprion – Social – Cuprion 2021

Von Matthias Bosenick (11.10.2021)

Der Nachwuchs schläft nicht! Mit Cuprion aus Berlin (und eigentlich überhaupt gar nicht aus Berlin) macht eine junge Band seit zwei Jahren das Beste aus dem Umstand, dass es gefühlt alles schon gibt: Sie mixt dieses Alles einfach zu etwas Eigenem. Einflüsse lassen sich aus Djent, Progmetal, NuMetal, Mathcore, Metalcore und Ambient heraushören, und aus diesen und weiteren Quellen schöpfen Cuprion ihre eigene Energie. Zudem transportieren sie damit Inhalte, die sich nicht zuletzt aus der Zusammensetzung ihrer vier Bandmitglieder ergeben. Zunächst gibt es nur zwei Songs, aktuell davon ist die Single „Social“ – ein Album wäre mindestens ratsam!

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GusGus – Mobile Home – Oroom 2021

Von Matthias Bosenick (03.10.2021)

Das geht gleich wieder geil los, mit knarzigen analogen Synthies, deepen Beats, grandiosen Melodien und souligem Gesang. Auf „Mobile Home“ sind GusGus aus Island wieder zu dritt, und zwar mit Margrét Rán Magnúsdóttir von der Band Vök als inzwischen 15. Bandmitglied seit 1995. Die Gesten sind nach wie vor groß, die Songs indes wieder näher am Pop als an der epischen Kathedrale, aber nicht weniger geil. Ein Ohrwurm jagt den nächsten, man mag das Album gar nicht mehr weglegen. Eine Großtat mit der Option auf das Album des Jahres!

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Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 9

Von Matthias Bosenick (19.+20.08.2021)

Ein weiterer Überblick vom fabelhaften Label addicted/noname aus Moskau, mit aktuellen und mit älteren Veröffentlichungen von: Mother Witch, Remote, Dogs Bite Back, Dusky Dive, Old Sea And Mother Serpent, The Moon Mistress, The Grand Astoria, Резина, Dead Man Tells und Злурад.

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