Von Matthias Bosenick (14.05.2025)
Diese Compilation steckt nicht nur voller Überraschungen, sondern ist auch gleich noch ein mehrfacher Rechercheauftrag: 15 Bands aus aller Welt, die man zumeist gar nicht kennt, widmen sich der vor 30 Jahren aufgelösten Band Mindfunk, die man im Falle des Nichtkennens auch unbedingt erkunden sollte. Aus den Funk-Stoner-Metal-Originalen machen die 15 Epigonen eine Gemengelage aus Stoner, Rock’n’Roll, EBM und Gothic-Doom – „Dropped From The Sky: A Tribute To Mindfunk“ ist eine geballte Tüte Unterhaltik.
Archiv der Kategorie: Compilation
Krügerglantzquartett – Alles gut – KGQ 2024

Von Matthias Bosenick (08.05.2025)
Zehn Jahre Krügerglantzquartett – das eigentliche Duo aus Christian Krüger und Peter M. Glantz, das live per Projektion als bis zum Oktett hin auftritt, ist inhaltlich wie visuell ironisch, widersprüchlich, paradox, abstrakt mit seiner electrobasierten theatralischen Kunstpopmusik, die es auf bisher drei Alben veröffentlichte. Der runde Geburtstag nun ist der Anlass, ein Extrakt davon als Schallplatte herauszubringen: „Alles gut“ entlarvt die Doppelbödigkeit der Texte bereits im Titel, denn das Duo mag diese Floskel nicht. Man selbst hingegen kann aber nicht anders, als diese Musik zu mögen. Glücklich, wer im Dezember die Show zur Platte im Das Kult zu Braunschweig erleben konnte. Noch glücklicher, wer mit dem DJ-Team Rille Elf diese fantastische Show auch noch begleiten durfte!
Reichenhall – Kollektion Eins – Iapetus Media 2025
Von Matthias Bosenick (29.04.2025)
Erst im Januar veröffentlichte das Berliner Electro-Experimental-Kollektiv Reichenhall sein jüngstes Album, jetzt gibt es mit „Kollektion Eins“ eine Schaffensübersicht – mit neun Tracks aus satten zwölf Veröffentlichungen in kaum drei Jahren. Nicht nur die unterschiedlichen Besetzungen der Aufnahmen ergeben ein ausnehmend diverses Soundbild, die Beteiligten selbst lassen sich ohnehin nicht auf irgendwas festlegen. Von Ambient bis Techno ist erstmal alles dabei, und alles davon sprühend vor jazziger Experimentierfreude. So richtig irgendwelchen gewöhnlichen Strukturen und Sounds folgt das Projekt nämlich nicht, sondern fordert die Hörenden auch im Ruhemodus noch heraus.
Wolf Kadaver & Die Betrüger – Rock Against 2025 – Tanzende Kadaver 2025
Von Matthias Bosenick (13.04.2025)
Weil’s grad so beliebt ist, sei hier mal der Versuch gestartet, ein Album von ChatGPT rezensieren zu lassen. Versuchsobjekt ist „Rock Against 2025“, eine Zusammenstellung neu gemasterter bereits veröffentlichter Songs des Projektes mit dem zum Niederknien grandiosen Namen Wolf Kadaver & Die Betrüger. Im August 2024 startete dieser Nebenschauplatz des Kopfes der Braunschweiger Horrorpunks Tanzende Kadaver mit dem Mini-Album „SATOR AREPO TENET OPERA ROTAS“, zuletzt gab es vor einigen Wochen die Single „Komm, wir fliegen zum Mond“. ChatGPT hatte lediglich die Anweisung: „Bitte verfasse eine Rezension zum Album ‚Rock Against 2025‘ von Wolf Kadaver & Die Betrüger für das Online-Magazin krautnick.de“ inklusive Bandcamp-Link – mehr nicht. Das kam dabei heraus:
The Perc – Electric Kindergarten Vol. 10: Chapters & Suites – Tribal Stomp 2025
Von Matthias Bosenick (01.04.2025)
Auf die mehrteiligen Stücke seiner diversen Bands und Projekte, also auf „Chapters & Suites“, konzentriert sich der vielseitige norddeutsche Indie-Künstler Tom Redecker alias The Perc im zehnten Teil seiner Archivreihe „Electric Kindergarten“. Aus fünf Alben zwischen 1989 und 2017 bedient er sich, vom Synthie-Projekt Taras Bulba, dem All-Star-Kraut-Ensemble The Electric Family, seiner Ur-Indie-Band The Perc Meets The Hidden Gentleman und einem freakrockigen Solo-Album. So divers ist der Mann, hier bekommt man einen eindrucksvollen Beleg dafür!
Disinter – Laments Of The Unborn – Pest Records 2024
Von Matthias Bosenick (22.01.2025)
Death Metal ist erst dann trve, wenn die Produktion nicht so richtig aalglatt ist, oder? Dann ist „Laments Of The Unborn“ doppelt oldschool, stellt es doch die Zusammenstellung zweier Demos aus den Neunzigern dar, die die peruanische Band Disinter nun wiederholt zugänglich macht. Geht gut ins Ohr, trotz des Demo-Status‘: so gut wie keine hohen Töne in Gitarre und Gegrowl, variantenreiches Tempo, amtliches Gebolze und gelegentliche Soli – alles, was den Death Metal ausmacht. Mit entsprechenden Inhalten: Auch in Lima weiß man Vergänglichkeit und Dunkelheit zu schätzen.
Marla van Horn – Retrospection – Slithering Black Records 2024
Von Matthias Bosenick (15.01.2025)
Kann man sich beim ersten Anhören gar nicht so recht vorstellen, dass es bei der Musik von Marla van Horn immerzu um so Dunkelheiten geht, Blut, Rost, Hades, Tod und Verderben – so ätherisch, wie die polnische Designerin zu fragilen Soundscapes haucht. Na ja gut, okay, die Soundscapes sind schon reichlich dunkel, obschon beim ersten Eindruck etwas Sakrales mitschwingt. Aber dann dringen gelegentlich so beklemmende Elemente in ihre Choräle ein, da weiß man: So richtig auf der Sonnenseite steht die Künstlerin dann eher doch nicht. Für das Label Stlithering Black Records stellte Marla von Horn eine „Retrospection“ mit neun Tracks aus den zurückliegenden vier Jahren zusammen.
U2 – How To Re-Assemble An Atomic Bomb – Island/Intersope 2024
Von Matthias Bosenick (06.01.2025)
U2 punkten mal wieder mit alten Aufnahmen: „Ho To Re-Assemble An Atomic Bomb“ ist eine Sammlung von Demos und Raritäten aus der Zeit des nunmehr 20 Jahre alten, vorletzten guten Albums „How To Dismantle An Atomic Bomb“, im Zuge von dessen verkaufsträchtig bonusbestückter Wiederveröffentlichung diese zehn Tracks exklusiv von den Record-Store-Day-Ableger Black Friday als separate LP in den inhabergeführten Plattenhandel kommen, und das auch noch schon in schwarzrot marmoriert. Die Platte lohnt sich, weil die Stadionrocker U2 um 2004 – anders als um 2000 oder ab 2014 – beseelt, inspiriert und motiviert zu Werke gingen.
Saltburn – Music From The Motion Picture – Polydor/Casablanca 2024

Von Matthias Bosenick (28.11.2024)
Dieses Album kauft man ausschließlich wegen der Darreichungsform, nicht wegen der Musik: Zwischen zwei zusammengeklebten transparenten Vinyl-Seiten blubbert eine Flüssigkeit, das Label ist wie ein Abfluss gestaltet. Das kommt in die Sammlung der Vinyl-Obskuritäten! Denn die Musik darauf, Songs aus dem Film „Saltburn“ aus dem Jahr 2023, besteht aus einigen genrefluiden Indie- und Pop-Hits ab den Nullern und zweien aus den Neunzigern. Was man davon mag, hat man bereits, und das ist der geringste Anteil der Songs. Aber das Vinyl ist so schön psychedelisch!
Alien Sex Fiend – Classic Albums Volume 3 – 13th Moon/Cherry Red 2024
Von Matthias Bosenick (12.11.2024)
Kaum jemand Passives ist so aktiv wie Alien Sex Fiend: Von der nicht kategorisierbaren Band um das Ehepaar Wade aka Fiend gibt es jetzt die dritte und nach aktuellem Stand vorerst letzte Box mit Alben und Bonuszeug auf fünf CDs, beginnend 1997 mit „Nocturnal Emissions“ und endend bei der „Re-Possessed EP“ aus dem Jahr 2019. Auch mit den ganzen sammelnswerten Extrawürsten, die die Alben ergänzen, ist diese Box natürlich nicht vollständig, aber so ist das mit den Batcave-Heroen, irgendwas für eine künftige Compilation bleibt immer übrig. Gern her damit, der Fan nimmt alles und tut sogar jedes Mal gut daran.