Von Matthias Bosenick (18.01.2025)
Nerdwissen, könnte man auch sagen, sammelt Karsten Weyershausen in seinem neuen Kompendium „FHELERKULTUЯ“. Doch es ist ein Nerdwissen, das uns trotz seiner vermeintlich nerdigen Tiefe alle angeht, weil es Themen unseres Alltags nicht nur tangiert, sondern häufig auch erklärt. In seinem zweiten Buch der Edition Wortmax bündelt der Braunschweiger Zeichner und Autor Aha-Momente en gros und blickt mit warmherziger Ironie hinter die Kulissen. Man lernt so viel bei der Lektüre, über Comics, Filme, Bücher und allerlei weitere Themenfelder, und selbst der nostalgische Blick in die (eigene) Vergangenheit hat nicht durchgehend etwas Verklärendes, sondern nicht selten etwas Erklärendes. Zu dem man bei der Lektüre oft sehr laut herauslacht. Und mit dem Schreiber über seine Themen weiterdiskutieren möchte.
Archiv der Kategorie: Buch
Was meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Die Abenteuer des Werner Holt
Von Onkel Rosebud
Dieter Nolls Roman „Die Abenteuer des Werner Holt“ war Pflichtlektüre in der 10. Klasse des DDR-Schulsystems und wurde damals trotzdem von so ziemlich allen jungen Erwachsenen freiwillig gelesen, weil es vordergründig ein Abenteuerroman ist und erst im Abgang ein Antikriegsroman.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Verdienter Lehrer des Volkes – Ottokar Domma
Von Onkel Rosebud
Ottokar Domma war wohl der bekannteste Schüler der DDR. Früchtchen, Weltverbesserer, Gerechter, Schalk und Philosoph in einem. So heißen jeweils auch alle Bücher der Reihe. Ottokar besuchte seit 1967 die sechste Klasse einer brandenburgischen Schule. Er blieb immer zwölf – wie Harald, sein bester Freund, wie der Schweinesigi oder die Mia, die „die dicke Mia“ genannt wird, was heutzutage zu Recht nicht mehr geht. Auch andere Charaktere in den Büchern wie der Klassenlehrer Burschelmann, Direktor Keiler, Fräulein Bella Kohl oder die Pilei Alfons altern in den Büchern nie.
WeiterlesenAndreas Ruch – Die drei ???: Drei Fälle – Kosmos/Rewe 2024
Von Matthias Bosenick (26.11.2024)
Da macht der Verlag Kosmos den nächsten Fan zum Autoren. Für Andreas Ruch sind die drei Rewe-Minis der Reihe „Die drei ???“ nicht die ersten Beiträge, lediglich zur regulären Episode brachte er es bisher noch nicht. Die drei Fälle „Rätsel des Flamingos“, „und der Bärenkopf“ und „und die rasende Gier“ decken ungefähr die Eckpunkte ab, die der geneigte Fan seit 1964 (in den USA) und 1968 (in Deutschland) sowie 1979 als Hörspiele so verehrt: Schatzsuchen mit Rätseltexten, Geistererscheinungen, herkömmliche knifflige Kriminalfälle, hier kredenzt mit weiteren vertrauten Versatzstücken. Besonders besonders sind alle drei Büchlein nicht, bieten aber jeweils eine nette Stunde Lektüre.
Sibylle Schreiber & Jürgen Jastrzembski – Ich komm’ als Sternschnuppe wieder – Ehrlich Verlag 2024
Von Matthias Bosenick (24.11.2024)
Mit „Vom Lachen über den Tod“ war der erste Band der Geschichten aus dem Hospiz betitelt, der jetzt in „Ich komm’ als Sternschnuppe wieder“ seine Fortsetzung findet. Mag der erste Titel noch fälschlicherweise despektierlich wirken, geht es der Autorin Sibylle Schreiber ebenso wie – ab der Fortsetzung – ihrem Partner Jürgen Jastrzembski mitnichten um eine schwarzhumorige Näherung an das Ableben. Vielmehr finden und teilen sie Trost im Unausweichlichen und mit dem Blick auf das alle treffende Vergehen einen alternativen Zugang zum Leben davor. Es ist eine herzerwärmende Ermunterung, das Leben mit Freude zu begehen, bis zum letzten Augenblick. Die Geschichten für diesen zweiten Band notierten die Autoren bei Gesprächen im Hospiz in Luckau, Brandenburg.
Davide Pansolin – Kiss The Sun – Tsunami Edizioni 2024
Von Matthias Bosenick (18.11.2024)
„Die lange Reise des Heavy Psych 1980-2000“ ist das im Untertitel aufgedröselte Thema von „Kiss The Sun. Il lungo viaggio dell’heavy psych (Le tempeste)“, einem gigantischen Kompendium, zusammengetragen von einem, der sich auskennt: Davide Pansolin betrieb in Savona Plattenladen, Label und Magazin jeweils mit dem Namen Vincebus Eruptum, förderte zahlreiche lokale bis internationale Bands aus der psychedelischen Rockmusik und bündelt sein Fachwissen nun in diesem Buch. Das man bedauerlicherweise ausschließlich auf Italienisch bekommt, aber Google Translate kann helfen, und außerdem schmückt es den Raum ungemein, und man holt sich eben überhaupt das Fachwissen das sympathischen Auskenners nach Hause.
Frank Schäfer – Nötes Of A Dirty Old Fan – Satyr-Verlag 2024
Von Matthias Bosenick (02.11.2024)
Der Heavy Metal hat sich über die Jahrzehnte verändert, erweitert, und das ist gut so. Seit ehedem begleitet der Braunschweiger Szeneprotagonist Frank Schäfer Akteure und Connaisseure des Heavy Metal auf journalistisch-schriftstellerische Weise, und wie das Genre selbst erweitert auch der Autor seine Haltung, und auch das ist gut so. Wie der Heavy Metal lediglich zum Metal wurde, wandelte er sich auch von der sexistischen Machomucke zu Gleichberechtigung, Inklusion und mehr, zu einer anderen, zu einer idealen Gesellschaft gar, und solcherlei Aspekte nimmt Schäfer in seinen neuen gesammelten Beobachtungen auf und stellt sie enzyklopädischen Beiträgen, alltäglichen Blitzlichtbeobachtungen und pommesgabelreckenden Fanboygeschichten an die Seite. Und das mit dem gewohnt souveränen Spagat zwischen Gossen- und Akademikersprache – es ist stets ein Fest, seine Texte zu lesen, egal, wovon sie handeln.
René Seim – Eine Peitsche aus Sand – Windlustverlag 2024
Von Matthias Bosenick (07.10.2024)
Unveröffentlichte Lyrik aus den zurückliegenden 20 Jahren, ergänzt um Grafiken von Anne Zückert, kredenzt der Verleger, Labelbetreiber, DJ und Dichter René Seim aus Dresden in seinem neuen Buch mit dem kopfverdrehenden Titel „Eine Peitsche aus Sand“. Obschon sein Humor abermals ein unterschwelliger bis offenbarer Begleiter ist, erwecken Seims Gedichte dieses Mal weiträumig den Eindruck von Melancholie und Einsamkeit, denen der Dichtende jedoch zumeist entwaffnend begegnet. Er übertüncht die dunkle Grundierung farbenfroh und gibt den Lesenden mit ähnlicher Gemütslage damit Werkzeuge an die Hand, mit denen sie ähnlich verfahren können. Alle anderen erfreuen sich an indirekten Bildern, verknappter Komplexität und sprachlichen Spielereien.
Till Burgwächter – Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Verlag Andreas Reiffer 2024
Von Matthias Bosenick (19.09.2024)
Liest man „Wenn der Werwolf dreimal klingelt – Grusel, Gore und ganz viel Blut“, ist es, als führe man mit Autor Till Burgwächter ein Gespräch, als höre man ihm beim launigen Fachsimpeln, Empfehlen und Demontieren zu. Thema dieses Buches sind Horrorfilme, und es erhebt keinerlei Anspruch auf Lexikalität oder Vollständigkeit, sondern vermittelt einen niedrigschwelligen Überblick für Einsteiger und Liebhaber – alle finden bei der Lektüre unausgebuddelte Schädel, die Gravedigger Burgwächter für sie zutage fördert. Zum Lesevergnügen trägt Burgwächters absichtlich subjektive Sicht bei; wenn einer sein Lieblingsthema mit ironischer Kritik darbietet, glaubt man ihm umso mehr. Und möchte ihm seinerseits Empfehlungen zurufen, aber die kann er ja nicht hören, ist vermutlich gerade im Stadion oder auf einem Metal-Konzert.
Steven Hassan – The Cult Of Trump – Simon & Schuster Inc. 2019
Von Guido Dörheide (17.09.2024)
Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl fand ich es an der Zeit, mir ein Buch zuzulegen, das sich mit den Gefahren, die von eine:r der beiden Bewerber:innen ausgehen, beschäftigt. Empfohlen hat es mir die Liebste, mit dem Hinweis, dass es leider nur im englischen Original verfügbar sei, Steven Hassan sei aber der führende US-amerikanische Sektenpsychologe, also quasi der Dieter Rohmann der Vereinigten Staaten. Ich kann gleich vorwegnehmen: Das Lesen eines englischsprachigen Fachbuchs hätte ich mir anstrengender vorgestellt. Hassan schreibt unterhaltsam und lockert seine Analyse mit bildhaften Beschreibungen und Anekdoten auf. Das Buch ist bereits 2019, also noch während Trumps hoffentlich einziger Präsidentschaft, erschienen, ist aber inhaltlich aktueller denn je.
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