Dry Cleaning – Stumpwork – 4AD 2022

Von Guido Dörheide (16.11.2022)

Dry Cleanings Debut „New Long Leg“ war eines der absoluten Großereignisse der alternativen englischen Musik des Jahres 2021. Unglaublich guter, beiläufiger und dennoch unter die Haut gehender und im Kopf bleibender psychedelischer Gitarren-Indierock, kombiniert mit Florence Shaws einzigartiger Art, ihre Lyrik weniger zu singen, sondern eher lesend vorzutragen. Das hat mich im vergangenen Jahr sehr vom Hocker gehauen und umso gespannter war ich, ob es der Band gelingt, dieses Niveau mit dem zweiten Album halten zu können (mit dem ich so schnell gar nicht gerechnet hätte). Zu erwarten, dass Dry Cleaning es gar übertreffen, wäre vermessen gewesen.

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Bruce Springsteen – Only The Strong Survive – Columbia 2022

Von Guido Dörheide (15.11.2022)

Oha – ein neues Springsteen-Album und dazu eins voller Coverversionen von Soul-Stücken, also Songs eines musikalischen Genres, mit dem ich mich nahezu nicht auskenne. Eigentlich möchte ich darüber nicht schreiben, aber seit einigen Tagen möchte ich das Album immer wieder hören, weil es sehr gut ist, und so denke ich, ich bin es dem Künstler schuldig, hier die gefühlt 1001. Rezension seit dem Erscheinen von „Only The Strong Survive“ hinzuschreiben.

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Simple Minds – Direction Of The Heart – BMG 2022

Von Matthias Bosenick (15.11.2022)

Ist das noch Punkrock? Nein, spätestens seit 1981 nicht mehr. Mehrmals von sich selbst und anderen zu Grabe getragen, lassen sich die Simple Minds nicht von Schmährufen beirren und bringen 2022 abermals ein Album heraus. „Direction Of The Heart“ ist nicht nur kein Punkrock mehr, sondern eigentlich auch kaum noch überhaupt Rock. Keyboards und Chöre kleistern, die Melodien sind gefällig und eingängig, und was an dem Album gelungen ist, ist es deshalb, weil es die Glasgower in den zurückliegenden 44 Jahren bereits irgendwo erprobten, besser zumeist. Große Gesten, große Gefühle, das Stadion oder die Arena gleich mitgedacht, fügen sich die Songs dieses Albums – den Titeltrack gibt’s übrigens nur in der Deluxe-Edition – in den Singalong-Hitreigen der derzeit als Septett auftretenden Schotten bestens ein. Don’t you?

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Spezial: Schneider Collaborations

Von Matthias Bosenick (10.11.2022)

Der Mann muss verrückt sein: In nur wenigen Wochen erscheinen gleich sechs Alben mit seiner Beteiligung. Und auch, wenn das Schlagzeugspiel von Jörg Alexander Schneider sowas von einzigartig ist, weil er dabei seinen Kopf ausschaltet und nur seinen Körper walten lässt, was zu verspielten, arhythmischen Klickersounds führt, können diese sechs Alben unterschiedlicher kaum sein. Und stellen zudem trotz ihrer Menge nur einen Bruchteil dessen dar, was Schneider 2022 alles veröffentlichte. Nicht zu laut brüllen: Das Jahr ist noch lang. Hier nun die sechs jüngsten Kollaborationen des früheren Noiserockers aus Hückelhoven, der sich nunmehr vornehmlich im Jazz austobt:

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Magma – Kãrtëhl – Seventh Records 2022

Von Matthias Bosenick (02.11.2022)

Hamataï! Etwas Neues von Magma ist immer ein Fest, auch wenn man eigentlich seit 30 Jahren von Magma kaum wirklich Neues mehr bekommt. Aber es ist grandios genug, dass die 53 Jahre alte Band des Schlagzeugers und Sängers Christian Vander – mit Unterbrechung – immer noch existiert und komplett eigensinnige Musik fabriziert. Ausgehend davon, seinerzeit von John Coltrane inspiriert worden zu sein, entwickelten die Franzosen schnell ihre eigene Spielart von Jazz, die von anderen aus Ermangelung an passenden Schubladen unter Progrock wegsortiert wird. Nicht davon trifft eigentlich zu, oder alles gleichzeitig – die Musik von Magma ist nach eigener Angabe Zeuhl, in der eigenen Sprache Kobaïanisch bedeutet dies Himmel. Das teilweise auf Aufnahmen aus dem Jahr 1978 basierende „Kãrtëhl“ führt fort, was man seit Ewigkeiten von Magma kennt, auch unter wechselnden Besetzungen: Zappelige, mehrstimmige, verschachtelte, hypnotische, pianobasierte Rhythmus-Musik, die einem keine Ruhe lässt und den Kopf wegsprengt.

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Monovoth – Monovoth – Trepanation Recordings 2022

Von Matthias Bosenick (02.11.2022)

Als Monovoth allein Mucke macht Multitalent Lucas Wyssbrod, um von Buenos Aires aus seine Version von Doom in ein selbstbetiteltes Album zu gießen. Der Gießvorgang dauert, seine Musik fließt zäh, dunkel, sie quillt, unerbittlich, dicht, warm, dick, emotionsgeladen, zerstörerisch, langsam, bedrohlich, leer. Wyssbrod beherrscht vielzählige Stile rund um Doom und er spielt sie allesamt aus. Nicht ganz so allein, wie man es bei einem Ein-Personen-Projekt erwarten würde: Viele Freunde steuerten Details bei, darunter die Covermalerin. Zu dieser metallischen Schwärze kann man bestens entspannen und auf Alptraumreise gehen.

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Kuhn Fu – Jazz Is Expensive/Live In Saalfelden – Berthold Records 2022

Von Matthias Bosenick (01.11.2022)

Das ist ja das Geile: Man kann eine als E-Musik beinahe verschriene Musikrichtung auch mit Humor angehen, und nicht nur das, man kann dies auch vornehmen, ohne den Ernst zu verlieren – auf das Maß und die Mischung kommt es an. Kuhn Fu nehmen ihre Musik ausgesprochen ernst, man hat es mit einem ausgezeichnet ausgebildeten Sex- bis Septett zu tun, das seine Geradlinigkeit gern mit Freiheit begleitet, Freiheit darin, die Instrumente nicht partiturkonform zu spielen, die Instrumente quäken zu lassen, den Jazz mit allerlei artfremden Genres zu bereichern, sich ein eher atypisches Thema auszusuchen: Kurioserweise befasst sich „Jazz Is Expensive“, die Studio-Seite dieses Doppel-Albums, mit Grimms Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“. Als Begleiter erscheint der Mitschnitt „Live In Saalfelden“, und der Anlass für dieses Paket ist der zehnte Geburtstag von Kuhn Fu. Ja: Man hat Spaß an dieser todernsten Musik!

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Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 13

Von Matthias Bosenick (25.10.2022)

Ein weiteres Spezial zum fabelhaften Label addicted/noname aus Moskau! Dieses Mal mit: dem Mini-Album „Homebound“ von Dehyper, dem Album „Это есть то“ von Kshettra und dem Album „Нет вечных истин“ von Ad Nihil – sowie einem Rückblick auf die „Sweet Leaf Worshippers From USSR“-Compilation, mit der vor zehn Jahren die wunderbare Arbeit von Anton Kitaev, Oleg Dynya und Ivan Bredolog begann und damit das namenlose Label aus Moskau seinen Anfang nahm. Herzlichen Glückwunsch, Freunde! С днем рождения друзья!

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