Liegengeblieben!

Von Chrisz Meier (27.08.2025)

Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich Tätigen, Betreiber ihrer eigenen Radioshows, bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Zeit hergestellte Musik einfach zu ignorieren.Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.

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Faun Fables – Counterclockwise – Drag City 2025

Von Matthias Bosenick (21.08.2025)

Wenn ein Album gleich mit einem Ohrwurm beginnt, ist das schon mal ein gutes Zeichen, und wenn sich diese Ohrwurmhaftigkeit über die Spielzeit häuft, ein umso besseres – und das bei einem Album, das bei aller Lieblichkeit auch noch leicht sperrig ist, zumindest hintergründig. Hört man sich die fragilen Folkweisen der Faun Fables an, mag man sich kaum ausmalen, dass diese Familie in anderen Zusammenstellungen den größtmöglich brutalen Lärm zu machen in der Lage ist, als Sleepytime Gorilla Museum etwa. Das siebte Album „Counterclockwise“ ist das erste von Faun Fables nach neun Jahren Unterbrechung.

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Babal – Running In The Gutter – Friends Of The Fish/Fruits de Mer Records 2025

Von Matthias Bosenick (19.08.2025)

Babal halten sich an gar nichts. An sich errichtet das englische Art-Rock-Trio mit Gastbassisten beste Grundlagen für ausgemachten Lärm, hält seine Musik aber bedeckt und fokussiert sich mehr auf ernsthafte Verspieltheit und den Gesang. „Running The Gutter“, das irgendetwas zwischen zehnte und 15. Album seit 1999, repräsentiert das Freakige der Band, die dennoch nie in Extreme verfällt. Man könnte die Musik streckenweise sogar als Pop auffassen, wäre sie nicht so herrlich komplex und unangepasst.

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No Joy – Bugland – Hand Drawn Dracula 2025

Von Guido Dörheide (14.08.2025)

Schon mal was von Jasamine White-Gluz gehört? Aus Kanada? Sängerin der Band No Joy, die seit 2010 bereits fünf (5!) apselut großartige Alben herausgebracht haben? Nein? Aber bei dem Namen klingelt was? Haben Sie Bücher über Pawlow oder Schrödinger? Na, da klingelt eine Glocke, aber Sie wissen Sie aber nicht, ob Sie tot oder lebendig oder beides gleichzeitig sind? Hm? Häh?

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Anchor And Burden – Sunken Fleet – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (15.08.2025)

Neun Alben in kaum vier Jahren, diese Iapetus-Musiker sind echt mal produktiv, siehe Reichenhall. Anchor And Burden nun versinken dieses Mal im Meer, da passt die erste Hälfte des Bandnamens wieder thematisch. Warum hier Etiketten mit „Metal“ oder „Rock“ draufstehen, ist beim Hören von „Sunken Fleet“ indes fragwürdig: Jazz, Ambient und Improvisation kommen da eher in den Sinn, wenn das Quartett mit Rockinstrumenten eine Unterwasserwelt musikalisch abbildet. Man kann im Wortsinne abtauschen in dieser Stunde Musik.

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Light Of Eternity – Collateral EP – Cadiz Music 2025

Von Matthias Bosenick (14.08.2025)

Hand hoch, wer noch alles Killing Joke vermisst! Die Zukunft der Band ist nach dem Tod von Gitarrist Kevin „Geordie“ Walker 2023 ungewiss. Das letzte Studioalbum „Pylon“ ist bereits zehn Jahre alt, die letzte 12“ „Lord Of Chaos EP“ erschien 2022, der letzte Song „Full Spectrum Dominance“ 2023 und lediglich digital, eigentlich als erhoffter Ausblick auf ein neues Album. Doch seit Geordies Tod ist Schweigen im Walde. Vorsichtshalber sammelte Schlagzeuger „Big“ Paul Ferguson zwei Weggefährten aus anderen Projekten um sich, formierte mit ihnen Light Of Eternity, nahm zwei EPs auf und stellte überraschend fest, dass sich dieser Seitenarm zur festen Band auswuchs. Mit der „Collateral EP“ gibt’s die acht Songs der beiden EPs nun als Album – die Nähe zu Killing Joke, den Post-Punk- und Industrial-Mitgestaltern, ist offensichtlich.

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Moon’s Mallow – Moon’s Mallow – Moon’s Mallow 2025

Von Matthias Bosenick (12.08.2025)

Beinahe fühlt es sich an wie Verrat, dass „Moon’s Mallow“, die vierte Schallplatte der Psychedelic-Britrocker gleichen Namens aus Bari, trotz melancholischer Grundierung so gutgelaunt daherkommt – schließlich ist es das Vermächtnis von Claudio Colaianni, dem Gitarristen, den Bandkopf Gioia Coppola von den Heavy-Psych-Helden Anuseye und That’s All Folks! für sein Projekt übernommen hatte, denn er verstarb Anfang Juli. Hier hört man ihn und die ganze Band in voller Spielfreude ein Album einrocken, das auch ohne den Trauerflor etwas Besonderes ist.

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Ethel Cain – Willoughby Tucker, I’ll Always Love You – Daughters Of Cain Records 2025

Von Guido Dörheide (10.08.2025)

Was hört man eigentlich, wenn man gerade keine Lust auf Lady Gaga oder – noch besser – Lana del Rey hat? Anna von Hausswolff und Chelsea Wolfe haben immerhin lange kein neues Album veröffentlicht. Dann also Ethel Cain? Zumindest hat sie sich mit ihrem 2022er Debütalbum „Preacher’s Daughter“ aus meiner Sicht mit Vehemenz und sehr kompetent in die Fußstapfen der Vorgenannten geschmissen (ein Album, von dem ich zugegebenermaßen und in diesem Magazin nachlesbar erst Jahrende nach der Veröffentlichung Kenntnis erlangt hatte), aber seit dem gerade erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Zweitlingswerk (das trotz der langen Spielzeit als EP zählt, somit ist „Willoughby Tucker etc.“ erst ihr zweites Album und damit passt es schon wieder, zuvor Geäußertes zu erwarten) „Perverts“ war ich mir nicht sicher, in welche Richtung sich das Werk der gebürtigen Floridaerin aus nunmehr Pennsylvania entwickeln würde. „Preacher’s Daughter“ war irgendwie sowas wie seeehr seeehr dunkler Folk mit Dreampopeinflüssen, wunderschönen Melodien und verstörenden Inhalten, auf „Perverts“ trat dann mehr das verstörende Element in den Vordergrund. Drone-Elemente wechselten sich mit Ambient-Passagen ab und zwischendurch schimmerte immer mal wieder der düstere Folk durch, und die Texte taten ihr Übriges zur beeindruckenden Gesamtwirkung bei.

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Houses Of Heaven – Within/Without – Felte 2024

Von Matthias Bosenick (07.08.2025)

Ein tragisches Ereignis ist der Grund, warum Houses Of Heaven ins Bewusstsein des Rezensenten kamen: Nach dem Tod des Nitzer-Ebb-Sängers Douglas McCarthy teilte jemand in diesem Internet den Song mit dem programmatischen Titel „The End Of Me“, den McCarthy für das Trio aus Oakland einsang. Flugs das Album erworben, stellt sich heraus, dass die anderen Songs sogar noch besser sind: Achtziger-Synthie-Sounds kombiniert mit analogen Instrumenten und zeitgemäßem Songwriting, melancholische Stimmung, und dann noch auf graumeliertem Vinyl. Eine schöne Entdeckung!

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