Von Matthias Bosenick (17.10.2025)
Für Electric Litanby aus London geht nur das ganz große Kino, die „Desires“ behandeln weltumspannende Gefühle. So richtig ausschließlich darauf bauen wollen sie aber auch nicht, deshalb versetzen sie ihrem Große-Geste-Pop gelegentliche Glitches. Heraus kommt ein warmes Pop-Rock-Album voller Einfälle, die den sanften Pop um unsanfte Eigenheiten erweitern.
Archiv der Kategorie: Album
The Rootworkers – Don’t Beat A Dead Horse – Bloos Records 2025
Von Matthias Bosenick (16.10.2025)
Klingt komisch: The Rootworkers kehren mit ihrem ersten Album „Don’t Beat A Dead Horse“ zurück, heißt es, aber das stimmt, denn die erste EP „Attack, Blues, Release“ ist bereits drei Jahre alt. Den Blues schreibt sich die Band aus Appignano in den Marken groß auf ihren Backdrop und jagt ihn durch den dreckigstmöglichen Fuzzgenerator. Schöne Songs sind hier trotzdem möglich, und überhaupt stellt die Band hier einiges mehr in die Garage als nur den angerauhten Blues, erweitert das Spektrum ihrer eher traditionellen EP also erheblich.
Seims – V – Bird’s Robe Records 2025
Von Matthias Bosenick (16.10.2025)
Der Titel „V“ lässt ahnen, um das wievielte Album des riesigen Ensembles Seims es sich handelt: Das sechste ist es, klar. Nicht ganz korrekt, aber später dazu mehr. Kern dieses Projektes aus Sydney ist Simeon Bartholomew, dessen musikalischen Visionen Post Rock, Klassik, härtere Gitarrenmusik und mehr umfassen – was er auf „V“ von sehr vielen Leuten umsetzen lässt, und das auch noch schlüssig. Arme auf für diese opulente, vorwiegend instrumentale Musik.
Nine Inch Nails – Tron: Ares – Interscope/Walt Disney/The Null Corporation 2025
Von Matthias Bosenick (10.10.2025)
Da kann man unter seinem Klarnamen noch so viele Oscars und Golden Globes für seine Soundtrackarbeiten eingeheimst haben – sobald es daran geht, für den Disney-Konzern das Erbe von Daft Punk anzutreten, muss der alte Bandname reaktiviert werden. Für „Tron: Ares“, die Fortsetzung von „Tron: Legacy“, der Fortsetzung von „Tron“, firmieren Trent Reznor und sein erster fester Sidekick Atticus Ross nun also nach Jahren erstmals wieder als Nine Inch Nails. 24 Tracks in fast 70 Minuten Spielzeit, darunter einige, die auch als Songs durchgehen, der Rest besteht überwiegend Electro-Spielereien, die den Film untermalen sollen. Daft Punk hört man immer wieder durch, typische NIN-Versatzstücke ebenfalls. Kann man sich einige Tracks für eine nette Playlist draus herauspicken.
Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 19
Von Matthias Bosenick (09.10.2025)
Ein neuer Reigen Musik vom fantastischen Label addited/noname aus Moskau, dieses Mal mit dem Schwerpunkt IWKC alias I Will Kill Chita alias Evil Bear Boris, ganz abgesehen von solchen Band-Kombinationen wie REEBBB, DEEBBB oder Pizzdolf EB. Die Musik dieser Instrumental-Band ist so unberechenbar wie ein Überraschungsei: Man weiß nie, was man bekommt, aber es ist immer gut. Los geht es mit der 2010er Debüt-EP „Best Days“, das jüngste Album „Misha“ erhielt, wie einige weitere Veröffentlichungen, auf dieser Seite bereits an anderer Stelle seine Berücksichtigung.
Spezial: Jörg A. Schneider – Vier Veröffentlichungen – Schneider Collaborations 2025
Von Matthias Bosenick (07.10.2025)
Vier neue Kollaborationen gibt es aktuell vom wandlungsfähigen Schlagzeuger Jörg A. Schneider: Free Jazz mit Tatsu Aoki, epische Drones mit Hansi Dreßler, freien Noiserock mit Dirk Serries sowie Trompeten-Ambient mit Drazek Fuscaldo. Wie immer gilt: Gerade Rhythmen darf man hier nicht erwarten, die Musik entwickelt ihre Schönheit in der Unangepasstheit.
Cobol Pongide – Kosmodrom – Dischi Durevoli Records/Goodfellas 2025
Von Matthias Bosenick (06.10.2025)
Vermutlich muss Emiglino Cicala aus Rom seinen alten Instrumentenfuhrpark nicht mal entstauben, um solche Retromusik machen zu können, wie er es als Cobol Pongide auf „Kosmodrom“ unternimmt – schließlich ist dies bereits sein offiziell viertes Album unter diesem Namen. Satte 17 Songs zwischen Retrofuturismus, Italo-Pop und SciFi-Absurdität mit einer Menge Pop-Appeal gibt’s hier, und es klingt deutlich ernsthafter, als es die Konstellation vermuten lässt.
The Frenz Experiment – Anxious/Composed – Glorious Records 2025
Von Matthias Bosenick (02.10.2025)
The Frenz Experiment ist das angenommene Ein-Personen-Projekt von Frank Trimager Andersen aus Århus, der auf seinem Debüt „Anxious/Composed“ komplett im Downbeat gehaltene und reichlich abgedunkelte hypnotische Instrumentaltracks zusammenträgt. Und wie es sich für Musik gehört, die im Projektnamen einen Bezug zu The Fall herstellt: repetition, repetition, repetition. Anklänge an Wave und Gothic spielen hier ebenso mit hinein wie psychedelische Elemente.
Sprints – All That Is Over – City Slang 2025
Von Guido Dörheide (01.10.2025)
Irische Musik ist scheiße. U2, Chris de Burgh, Dexys Midnight Runners, The Kelly Family, Céline Dion – alles Scheiße. Alles? Nein – es gibt in den letzten Jahren immer noch Hoffnung, zum Beispiel in Gestalt von Fontaines D.C. oder von Sprints. Von den Sprints? Wurscht, eine Band, die so eine Energie transportiert, braucht keinen Artikel. Außer vielleicht diesen hier. Einen von vielen vielen positiven journalistischen Äußerungen über diese tolle Band, derer es nicht genug geben darf. Die Rede ist von Artikeln, nicht von Bands. Davon gibt es schon viel zu viele, und unsere Rede ist hier von den Sprints und von niemandem anders. Also nun mal Pommes bei die Fische:
WeiterlesenDer Weg einer Freiheit – Innern – Season Of Mist 2025
Von Matthias Bosenick (01.10.2025)
Was tun, wenn man den Post Black Metal so weit voranbewegt, dass man damit nicht nur in der Szene Pflöcke setzt und die Erwartungen an den Album-Nachfolger in die Höhe treibt? Mit „Innern“ machen Der Weg einer Freiheit beides: einfach so weiter und in essentiellen Aspekten genau dies nicht. Heißt: Das brutale Gebrüll mit Doublebass und Gitarrenflächen bleibt, das Trippige der Hitsingle „Immortal“ verschwindet – aber nicht ersatzlos, denn zum Ende des Albums blicken die Würzburger in Richtung Black Gaze.