Ethel Cain – Perverts – Daughters Of Cain Records 2025

Von Guido Dörheide (17.01.2025)

Ich muss zugeben, dass der ganze Ethel-Cain-Hype der vergangenen Jahre komplett an mir vorübergegangen ist, ebenso der Fakt, dass es schätzungsweise 200.000 Memes gibt, die sich mit Ethel Cain und ihren düsteren Songinhalten beschäftigen, bzw. sich teils darüber lustig machen. Auf „Perverts“ aufmerksam geworden bin ich durch einige begeisterte Reviews, nach deren Lektüre ich den Eindruck hatte, dass jemand, zu dessen Lieblings-Singer/Songwriterinnen Lana del Rey, Anna von Hausswolff, Lady Gaga und Chelsea Wolfe zählen, unbedingt mal in das Album reinhören sollte. Und sich danach noch mal mit allem beschäftigen sollte, was Ethel Cain vorher veröffentlicht hat. Und Bingo: Kurz in „Perverts“ reingehört, festgestellt, dass das definitiv was für mich ist, und dann erstmal die ersten Singles/EPs „Bruises“, „Carpet Bed“, „Golden Age“ und „Inbreds“ sowie das Debütalbum „Preacher’s Daughter“ (2022) durchgehört.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

(0) – Knæk.Mørke.Mod.Lys – Audible Records 2024

Von Matthias Bosenick (17.01.2025)

Das stellt die Black-Metal-Gemeinde vor Herausforderungen: Auf ihrem erst zweiten Album mit dem in Großbuchstaben gehaltenen Titel „KN​Æ​K​.​M​Ø​RKE​.​MOD​.​LYS“ (ungefähr „Brich die Dunkelheit gegen das Licht“) machen die unaussprechbaren Dänen (0) – offiziell „parentes0parentes“ – nach eigener Auskunft Progressive Black Metal, was bedeutet, dass sie die Oldschool-Fans mit einem typischen Blastbeat-Geschrei-Brett anteasen und ihnen dann die gesegnete Vielfalt der Experimentierfreude unterjubeln, die weit über den mittlerweile auch schon oldschooligen und ebenfalls hier vertretenen Post Black Metal mit seinen atmosphärischen Flächen hinausgeht. Damit stellt Dänemark in doppelter Hinsicht eine Qualitäts-Klammer um das Black-Metal-Jahr 2024: Im Januar Solbrud mit „IIII“, im Dezember (0) mit „Knæk.Mørke.Mod.Lys“.

Weiterlesen

The Cure – Songs Of A Live World: Troxy London MMXXIV – Polydor/Fiction Records 2024

Von Matthias Bosenick (16.01.2025)

Seit 2008 wartet die Gemeinde auf das nächste Testament nach „4:13 Dream“, auch der Tatsache ungeachtet, dass jenes bis dato letzte Studioalbum auch bei den Fans von The Cure nur wenig bleibenden Eindruck hinterließ. Aber hey, neue Mucke von The Cure! Wir nehmen ja alles, auch die „Songs Of A Lost World“, die Gothrockprediger Robert Smith und seine Kardinäle 16 Jahre später unter die Leute bringen. Und nicht etwa das damals angekündigte „4:14 Scream“. Aber wie damals ist auch jetzt wieder die Rede von Liegengebliebenem, das in Kürze das Licht der Welt erblicken soll. Also rund 2040. Diese neuen „Songs“ nun erwecken in der Studioversion sehr den Eindruck von Auftragserfüllung, weniger von brennender Inspiration. Wie das Album wohl vor Publikum klingen mag? Das verrät „Songs Of A Live World“, aufgenommen am 1. November 2024 im Londoner Troxy.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Tacet Tacet Tacet – Fickle – Slowth Records 2025

Von Matthias Bosenick (13.01.2025)

Was für ein obskur glitzernder Abgrund tut sich denn da wieder auf: Francesco „Fra“ Zedde ist ein in Utrecht lebender Italiener aus Jesi, der sich in unzählbaren musikalischen Projekten austobt, die auch noch komplett unterschiedlich ausgerichtet sind. Für „Fickle“, sein drittes Album als Tacet Tacet Tacet, reiste er nach Island, um dort Field Recordings zu erstellen, die die Grundlage für diese abstrakte Musik ergeben. Abstrakt, aber zugänglich: Allein die Rhythmen betreffend könnte man „Fickle“ zwischen Jazz und IDM anordnen, die namensgebende Stille (Tacet) liegt allem trotzdem inne. Kunstmusik, die Freude bereitet.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Ringo Starr – Look Up – Capitol 2025

Von Guido Dörheide (12.01.2025)

Ringo Starr, der sympathische Lieblingsbeatle von Marge Simpson und einer der präzisesten Schlagzeuger weltweit („I am the fucking click!“), entwickelt sich anscheinend zum europäischen Pendant von Willie Nelson: Mit 84 Jahren veröffentlicht er ein wunderschönes Country-Album. Ebenso wie Nelson ist er gut bei Stimme (die 84 hört man nicht raus, was bei Nelson im selben Alter, also vor ca. 7 Jahren, ebenfalls der Fall war – mittlerweile klingt Nelson wie andere Künstler mit knapp über 70, aber wurscht, ich schweife aus. Ringo hört sich auf jeden Fall an, als läge die Beatles-Trennung weniger als 20 Jahre zurück), ebenso wie bei Nelson ist Country ein gut passendes Genre für ihn und ebenso wie Nelson schreibt er nicht alle Songs, die er singt, selbst. Das war es dann aber auch schon fast mit den Gemeinsamkeiten, zumal Nelsons Eigenkompositionsanteil auf den meisten Alben auch höher ist als bei Starr – er bringt es hier gerade mal auf ein selbstgeschriebenes Stück („Thankful“, zusammen mit Bruce Sugar). Was aber nichts macht, schließlich singt er auf allen Songs und – weit wichtiger – er spielt auch auf allen Songs das Schlagzeug. Mit 84! Als Sänger mag ich Ringo eigentlich ganz gerne (was wären die Beatles ohne „I Wanna Be Your Man“, ohne „Yellow Submarine“ und ohne „With A Little Help From My Friends“?) und mit Aufsätzen über den Stellenwert und die Perfektion seines lange Zeit unterschätzten Schlagzeugspiels wurden inzwischen schon ganze Bücherregale gefüllt.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Six Months Of Sun – Creatures – Cold Smoke Records 2024

Von Matthias Bosenick (09.01.2025)

Riiiiiiiffs!!!! Groooooves!!!! Energieeeeeeee!!!!!!! Was die lediglich drei Musiker aus Genf hier abfeuern, braucht keinen Sänger – ihr Stoner-Post-Hardcore-Metal-Brett zündet auch sprachlos vom ersten bis zum letzten Ton. Six Months Of Sun heißt das Trio, „Creatures“ das erst dritte Album in über zehn Jahren, und es rockt wie Sau. Für Kiffer ist es eigentlich viel zu brutal, oder?

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Albireon – Effemeridi – Toten Schwan Records 2024

Von Matthias Bosenick (08.01.2025)

Über 25 Jahre alt ist das Neofolk-Projekt Albireon aus der Emilia-Romagna, „Effemeridi“ dürfte das rund zehnte Studio-Album sein, abgesehen von haufenweise Split-Veröffentlichungen und Compilations. Auf diesem Album bleibt das Quartett dem Genre treu gewogen: kein Schlagzeug, hauptsächlich monoton gespielte Akustikgitarre, gehauchte, bisweilen chorartige Gesänge, leichter Folklore-Einschlag, manches halbwegs exotische Instrument wie Flöte oder Streicher eingesetzt und alles erheblich abgedunkelt. Angelehnt an die Ephemeriden, der in der Antike begonnenen Sammlung astronomischer Daten, tragen Albireon ihr Wissen weiter; das ist gottlob nicht so dunkel, wie es die Szene an sich vorgibt.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Bicycle Deck – Do Not Fold – Srogi Mroczek 2024

Von Matthias Bosenick (08.12.2025)

Nach Black Metal, Garage Punk, Post Punk und Disco-Metal kommt Synthie-Pop: Dieser Srogi Moroczek aus Baltimore ist für allerlei Überraschung gut. Dieses Mal sperrte er sich mit seinem Kumpan E. Appleton in sein Studio ein, häufte diverse analoge Synthesizer auf und generierte quasi spontan an drei Tagen das halbstündige Album „Do Not Fold“, das er nun unter dem neuen Projektnamen Bicycle Deck veröffentlicht. Darauf verfährt das Duo nicht so abgedreht wie auf vorherigen Alben, sondern ganz in Sinne des Downbeat, Berliner-Schule-Ambient und sonstigen synthetisch generierten Soundspiels.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Yoo Doo Right – From The Heights Of Our Pastureland – Mothland 2024

Von Matthias Bosenick (07.01.2025)

Die Nähe zum Krautrock steckt ja schon im Bandnamen: „Yoo Doo Right“ ist der Titel eines Stückes der Kölner Can, veröffentlicht 1969 auf dem Debüt „Monster Movie“. Doch hört man sich das dritte Album „From The Heights Of Our Pastureland“ des gleichnamigen Trios aus Montreal an, freut man sich sehr darüber, dass der alte Krautrock hier maximal eine Inspirationsquelle ist – Yoo Doo Right sind eher im Post-Metal zu verorten, im Post-Rock, im analog gespielten Ambient, im Shoegaze, im abgedunkelten Indierock – und ja, die repetitive Monotonie mancher Passagen ordnet man gemeinhin dem Krautrock zu. Sei’s drum, die Kanadier machen mehr draus, man kann das Album mit Fug und Recht unter Knaller einsortieren.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album

Antumbra – Days Of Future Ravaged Lands – Loud Rage Music 2024

Von Matthias Bosenick (02.01.2025)

Als Ein-Mann-Projekt stehen einem mittlerweile haufenweise erschwingliche technische Hilfsmittel zur Verfügung, die beim Hören der Musik den Eindruck von Ein-Mann-Projekt gar nicht mehr aufkommen lassen. Marius Ignatescu aus Transsylvanien erreicht dies ebenfalls, gottlob: Der Black Metal auf „Days Of Future Ravaged Lands“, seinem fünften Album als Antumbra, klingt nach einer Band, die routiniert zusammenspielt. Er selbst spricht von Atmospheric Black Metal, umgeht damit also den seit einigen Jahren beliebten Präfix Post, bedient ihn aber – und das auch noch auf attraktive Weise. Mit Mosten generiert der Mann aus Sibiu Atmosphären, die er mit stilleren Passagen anreichert, wie man das eben so macht. Und er macht es gut.

Weiterlesen
Veröffentlicht unter Album