Von Matthias Bosenick (23.05.2025)
Unsere Moskauer Freunde sind wieder aktiv! Fünf neue Veröffentlichungen gibt’s auf dem Label addicted/noname: „Bibliotheka XXXX“ von LibrёFnørd soll Impro-Metal sein, ist aber eher improvisierter Jazz. Mit „Geo Murmuratio“ kredenzt Starlit Tales Ambient-Relax-Musik zu literarischen Reisegeschichten. „Смерть подождет“ von Zatvor ist dunkel-gruftiger, epischer, rauher Doom. Die Band Petyaev-Petyaev (Петяев-Петяев) macht auf „Отсутствие“ wilden Free Jazz. Noch wilder ist „Вкус жареных гвоздей“ vom aus drei Bands bestehenden Projekt Pizzdol EB – ein akustischer Schlag aus Free Jazz, Noisecore, Hip Hop und Pop mitten in die Fresse.
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Panzerballett – Übercode Œuvre – Panzerballett 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Jahaa, hihi – Panzerballett sind zurück, seit „X-Mas Death Jazz“ (2017) und „Planet Z“ (2020) gab es nichts Neues von den Münchnern um Mastermind Jan Zehrfeld – dafür hauen sie jetzt mit „Übercode Œuvre“ umso mehr auf die Zwölf, und das soll nun hier auf KrautNick auch mal gefeiert werden.
WeiterlesenDirk Serries – The Might Of Stars Sublime – Audiophob 2025
Von Matthias Bosenick (22.05.2025)
Heimlich wie die Kraft der Sterne bedient sich Dirk Serries für den Titel seines neuesten Albums (obwohl das zum Zeitpunkt der Niederschrift bei dem vielbeschäftigten Antwerpener vermutlich nicht mehr zutrifft) „The Might Of Stars Sublime“ bei Johann Wolfgang von Goethes Gedicht „Glück der Entfernung“. So poetisch wie der Titel ist auch die Musik, möchte man sagen. Dieses Mal hat sein mit der E-Gitarre erzeugter Ambient mehr Modulation als auf anderen Veröffentlichungen dieser Art, man ist beinahe geneigt, zu sagen: mehr Tempo, was bei beatlosem Ambient natürlich etwas schwierig zu ermitteln ist. Strahlende Schönheit liegt ihm ebenso inne wie beklemmende Spannung.
Mauvais Sang – La Faune – Daaganda Records 2025
Von Matthias Bosenick (22.05.2025)
Endlich wieder Mucke von jungen Leuten, die keinen Bock auf Grenzen, Trends oder Anpassung haben! Das paneuropäische Quartett aus drei bis fünf Beteiligten mit dem bedauerlicherweise mehrmals vergebenen Namen Mauvais Sang kombiniert auf seinem zweiten Album „La Faune“ Sounds und Genres miteinander, die nicht zusammengehören, aber bestens zusammenpassen, und decken damit zwischen tanzbar in die Fresse und chillig auf der Psychocouch eine beeindruckende Skala an Genres und Emotionen ab. Merkwürdig ist lediglich, dass die vorausgegangene „La Flore EP“ zu drei Vierteln enthalten ist – ganz oder gar nicht, oder? Ändert aber nix daran, dass „La Faune“ mächtig geil geraten ist.
Willie Nelson – Oh What A Beautiful World – Legacy/Sony Music 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Was für die Sesamstraße „Marshall Grobi und sein Wunderpferd Fridolin“ sind, ist für den Rest der Welt Willie Nelson und seine Gitarre „Trigger“. Alle beide sind glücklicherweise einfach nicht totzukriegen, und Nelson ist beispielsweise einer der letzten Zeitzeugen des großen Elvis Presley – also nicht Zeitzeugen im Sinne von „Ich war auch schon am Leben, als Elvis noch nicht tot war“ – das trifft auf so ziemlich fast alle Leute zu, die ich kenne – nein, Nelson ist knapp zwei Jahre vor Elvis Aaron Presley auf die Welt gekommen, hat allerdings erst ein paar Jahre später begonnen, Songs aufzunehmen, und im Gegensatz zum Dings of Rock’n’Roll gibt es ihn immer noch und er schmeißt immer noch neue Songs unter die Leute, mit einer Frequenz, gegen die selbst Neil Young (der im Gegensatz zu Presley und Nelson echt relativ jung ist und nicht nur so heißt) aussieht wie ein zu Veröffentlichen zu fauler 79-Jähriger – Nelson ist inzwischen 92 Jahre alt und scheißt sich nix, immer noch alle paar Monate mal ein neues Album auf den Markt zu werfen – „Oh What A Beautiful World“ ist bereits sein siebenundsiebzigstes!!! Buddy Cannon hat es produziert und Nelson singt zwölf Lieder, die sich Rodney Crowell ausgedacht hat, den ich als Duettpartner von Emmylou Harris sehr schätze und der auf dem Titelstück auch selber mitsingt.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: John Coltrane (1926- 1967)
Von Onkel Rosebud
Unvorstellbar, obwohl schon fast 60 Jahre tot, John Coltrane könnte heute theoretisch noch leben, abseits von Dancefloor-Jazz und Kuschel-Rock, von Easy Listening, Pop-Klassik zum Träumen und Vivaldi für Gestresste. Er könnte noch leben, hundertjährig, in seinem eigenen musikalischen Universum, und trotzdem wie alle demokratisch ereilt von dieser akustischen Kontaminierung des Alltags durch den Ohrenschmaus aus Aufzügen, Kaufhäusern, Wartezimmern, Restaurants: Ein Triumph der Musik und ihrer Ausbreitung im Leben, und zugleich ihre Überführung ins Massengrab der Belanglosigkeit. Was würde er wohl heute dazu sagen?
WeiterlesenThe Great Sea – Noble Art Of Desolation – AOP Records 2025
Von Guido Dörheide (21.05.2025)
Eine neue Band aus Deutschland, genauer gesagt aus Nordrhein-Westfalen, was wir im Gegensatz zu Mittelfranken oder Göttingen mal gelten lassen – „The Great Sea“ machen Black Metal und sind in der Musikszene keine Unbekannten: Janosch Rathmer (Schlagzeug, Keyboards, Bass) und Stefan Hackländer (Gitarre, Keyboards) wirk(t)en bislang in Bands wie Misery Speaks, Long Distance Calling, Steel Death, Black Horizonz und Ordeal & Plight. Bei The Great Sea bilden die beiden die Instrumentalfraktion, das Projekt (die Band?) ist jedoch keineswegs alleinig instrumental unterwegs, Phil „sG“ Jonas von den wunderbaren Secrets Of The Moon (falls Ihr die nicht kennt, gerne mal in „Sun“ und „Black House“ reinhören!) und Matthias „Azathoth“ Jell, ex-Dark Fortress und Gràb., machen den Gesang. Und wie!
WeiterlesenRoji – Tsunami Deluxe – Schneider Collaborations 2025
Von Matthias Bosenick (21.05.2025)
Das 2016 als Duo ins Leben gerufene Projekt Roji tritt auf seinem vierten Album „Tsunami Deluxe“ als Trio auf: Bassist Gonçalo Almeida brachte nämlich seinen Trompete spielenden Bruder João Almeida mit ins Studio von Schlagzeuger Jörg A. Schneider in Hückelhoven. Zu dritt nun generieren die Musiker – Lärm. Es ist beachtlich, dass die drei es wirklich durchziehen, zwei Stunden lang – „Tsunami Deluxe“ erscheint als Doppel-CD – so viel Energie aufzubringen, sich so zu verausgaben, so ein Inferno zu entfachen, so einen Tsunami in die Gehörgänge zu spülen. Das Album ist kein Spaziergang, das fordert die Hörer schaft heraus und beschenkt sie mit einer kunstvollen Aggressionstherapie.
Phillip Boa And The Voodooclub – Hair Re-Edition 2025 – Capitol Records 2025
Von Matthias Bosenick (21.05.2025)
Jetzt macht der das schon wieder! Zum wiederholten Male versteckt Phillip Boa ein neues Studioalbum in der wiederholten Wiederveröffentlichung eines alten Studioalbums. Wer „The Honeymoon Files“ in seine Sammlung stellen möchte, muss dafür die drölfte Version von „Hair“ erwerben. Und das mit verdrehter und ausgetauschter Trackliste, was kein Sammler braucht. Die je nach Edition zehn bis zwölf neuen Songs sind nett, aber harmlos, also weit weg von der Radikalität, die Boa zu Zeiten von „Hair“ Ende der Achtziger noch hatte, als er Pop und Avantgarde zu einem mitreißenden, aufrüttelnden Indie-Gemisch zusammenfügte. Als reguläres neues Alterswerk wäre „The Honeymoon Files“ vermutlich nicht verkehrt, aber da Boa es in direkte Abhängigkeit zu „Hair“ stellt, fallen die weichlichen Unterschiede eben ins Ohr.
Billy Nomates – Metalhorse – Invada 2025
Von Guido Dörheide (20.05.2025)
Victoria Ann „Tor“ Maries hat es wieder getan: Nach „Billy Nomates“ (2020) und „Cacti“ (2023) legt die britische Elektromusikunterhalterin mit „Metalhorse“ jetzt ihr drittes Album vor. Wobei – trifft es „Elektromusikunterhalterin“ jetzt tatsächlich noch? Auf den ersten beiden Alben ganz sicher, aber „Metalhorse“ vermittelt wesentlich mehr den Eindruck, dass Musik und Gesang zu einem wunderbaren Ganzen verschmelzen – das Album wurde mit einer Band (mit Liam Chapman am Schlagzeug und Mandy Clarke am Bass) aufgenommen und ist ein toller Schritt in eine gute Richtung.
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