Paul Weller – Fat Pop Volume 1 – Polydor 2021

Von Matthias Bosenick (17.06.2021)

Was macht der alte Modfather denn jetzt wieder? „Fat Pop“, und dann auch noch „Volume 1“? Mit den synthetischen Beat am Anfang und der Bratzgitarre klingt der erste Song sogar nach Phillip Boa! So bleibt es nicht, der Godfather des Britpop ™ fährt bis auf den räudigen Punk sein gesamtes Arsenal auf, das er von The Jam über The Stylce Council bis zu den zurückliegenden über 30 Jahren Solokarriere anhäufte und kreiert daraus ein gewohnt abwechslungsreiches Album – Fat Pop, in der Tat. Besonders attraktiv in der Drei-CD-Box.

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Psychonaut/Sâver – The Emerald Split EP – Pelagic Records 2021

Von Matthias Bosenick (16.06.2021)

Nur zwei Tracks, also jeweils einen pro Band, braucht es, um mehr musikalische Ideen umzusetzen, als manche Musiker überhaupt Karrieren haben. Auf Einladung von Psychonaut aus Belgien leisten Sâver aus Norwegen einen Beitrag zu ihrer überhaupt erst zweiten Veröffentlichung. Beide Tracks auf der „The Emerald Split EP“ sind so abwechslungsreich, dass man nicht mal ein Genre nennen kann: Doom, Sludge, Postrock, Progrock, Ambient, alles ist drin, und noch viel mehr. Da öffnen sich Horizonte!

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Die drei Fragezeichen und das Dorf der Teufel – Hörspielaufführung im Planetarium Wolfsburg am 12. Juni 2021

Von Matthias Bosenick (13.06.2021)

Die zweite Graphic Novel der Drei Fragezeichen ist besser als die erste, weil sie sich mehr auf die grafische Seite der Geschichte verlagert und das Medium besser ausnutzt, und genau darin liegt das Problem für die Hörspielumsetzung: Die Geschichte hat zu wenig Handlung für 90 Minuten. Was in „Das Dorf der Teufel“ an visueller Atmosphäre vorliegt, schafft es nicht ins Hörspiel, denn trotz der Beteiligung des Autors Ivar Leon Menger dominiert hier das Wurschteln des Europa-Labels. Der Abend im Planetarium ist zwar grundsätzlich vergnüglich, lässt aber einiges vermissen, was „Der dreiäugige Totenkopf“ so herausragend machte.

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Nomadland – Chloé Zhao – USA 2020

Von Matthias Bosenick (11.06.2021)

Endlich Kino! „Nomadland“ ist eine Art Doku-Spielfilm mit hübschen Bildern und allem voran Frances McDormand, der man nur zu gern dabei zusieht, wie sie die haus-, nicht obdachlose Fern spielt, die mit ihrem Van namens Vanguard durch die USA juckelt, um etwas Geld zu verdienen, Menschen zu begegnen und nach dem Tod ihres Mannes und dem Verlust ihres Wohnsitzes überhaupt eine neue Richtung in ihrem Leben zu finden. Ein Mike Leigh hätte dem Film vermutlich mehr Drama gegeben, darauf verzichtet die gebürtige Chinesin Chloé Zhao, nicht aber auf Emotionalität, und wählt dabei eine unamerikanische Darstellungsweise, vermeidet also Kitsch und Pathos. Ein schöner Einstand ins neue Kinojahr.

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Gojira – Fortitude – Roadrunner 2021

Von Matthias Bosenick (10.06.2021)

25 Jahre Gojira aus Bayonne! Das siebte Album „Fortitude“ kombiniert die meisten Elemente der progressiven Metalerneuerer, die man auf den vorherigen Alben schon zu lieben lernte, also verschachtelte Breaks, einiges Gebretter, Hymnen, fein ausgestaltete Tracks, hier indes konzentriert auf griffige kürzere Songs mit größerem Popappeal als früher, aber trotzdem weitgehend heavy. Beim ersten Hören also eher enttäuschend, da die epischen komplexen Wutausbrüche hier sehr stark zurückgenommen sind, der Rest aber dafür konziser auf den Punkt fokussiert. Und mit einigen neuen Elementen: Maultrommel! Äh, ja? Früher war mehr Stahlhütte.

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Krügerglantzquartett – Keine Verhältnisse – Krügerglantzquartett 2020

Von Matthias Bosenick (07.06.2021)

Das Album zur Pandemie: Verteilt auf mehrere Monate im coronagebeutelten Jahr 2020 entstanden die Tracks zum dritten Album des aus zwei Leuten bestehenden Krügerglantzquartetts. Das Pandemische schlägt sich auch inhaltlich nieder, aber gottlob nicht ausschließlich. Mit der typischen theatergeschulten Art der beiden entstand ein Popalbum ohne Songs, dafür mit sprachlicher Performance, beinahe wie bei einem Hörbuch. Ohne Ohrwürmer geht man trotzdem nicht aus den elf Tracks heraus, und ohne über den hintersinnigen Humor zu lachen sowieso nicht.

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Deine Lakaien – Dual – Chrom/Prophecy 2021

Von Matthias Bosenick (03.06.2021)

Was ist das schön, nach all den Jahren mal wieder etwas Neues von Deine Lakaien zu hören! Ernst Horn pumpt die besten Samples aus seinem Equipment und Alexander Veljanov singt dazu im herrlichsten Gruftpathos. Alles wie immer, gleichzeitig wieder ein Schritt nach vorn, weil Horn nun mal nicht stillstehen kann und seine Sounds zusehends weiterentwickelt, weit über Gothictellerränder hinaus. Besonders ist das Konzept von „Dual“: Einem Album mit zehn Coverversionen stehen zehn Eigenkompositionen gegenüber, die sich auf die Cover beziehen. Man muss festhalten, so man die Originale kennt, dass die eigenen Stücke besser sind; der Schatten der Hits steht über der Interpretation. Lohnenswert ist die Deluxe-Version mit zwei weiteren Songs und einer Live-DVD.

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Jars – ДЖРС III – P.O.G.O. Records 2020

Von Matthias Bosenick (02.06.2021)

Noisecore, der seinen Noise melodiös unterfüttert und seinen Core amtlich grooven lässt: Ihr erst drittes Album rotzen Jars aus Moskau heraus, und es ist eine herrliche Freude, dieser Eruption von Rock’n’Roll im unklassischen Sinne beizuwohnen. Ein reines Rotzen ist das hier aber nicht: Breaks, Dynamik, Riffs, klare Passagen und ein Saxophonsolo zerstreuen den Lärm und das Geschrei. Eine schlechte Laune, die gute Laune macht!

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Wolfskull – #2/#3 – Schneider Collaborations 2021

Von Matthias Bosenick (31.05.2021)

Wie man komplett frei von Songstrukturen eine solche Schönheit generiert: Yvonne Nußbaum und Jörg. A. Schneider demonstrieren zum zweiten und dritten Mal unter dem Projektnamen Wolfskull, wie das geht. Nußbaum spielt Piano und Synthesizer warm und harmonisch, während Schneider mit elektronischen Mitteln und seinem zurückhaltend klickernden Schlagzeug jede Ahnung von einem Rhythmus verwischt. Die beiden gleichzeitig erschienenen Alben „#2“ und „#3“ vermitteln den Soundtrack zu einer Kopfreise, die man nur zu gern antritt und die den Hörenden in ungeahnte Areale seines Bewusstseins entführt. Da wird einem warm ums Herz. Und man erweitert seinen persönlichen Begriff von „Noise“.

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Devin Townsend – Devolution Series #1: Acoustically Inclined (Live In Leeds) – Inside Out 2021

Von Matthias Bosenick (27.05.2021)

Dev hat ein neues Live-Album! Sein drölfzigstes! Ein Acoustic-Live-Album! Sein drittes! Im Rahmen einer neuen Veröffentlichungsreihe namens „Devolution Series“! Gottlob: Teil 2 hat ein anderes Konzept, also steckt man eben dieses kleine Album ein und freut sich über geile Songs und launiges Gelaber vom mutmaßlich besten lebenden Gitarristen der Welt. Auch wenn man nach dem Erwerb von „Unplugged“ (2011) und „Iceland“ (2016) nicht wirklich ein weiteres Akustikalbum von ihm braucht. Ein Vorteil ist immerhin, dass es sich dabei ursprünglich um ein Bonus-Album der Hyper-Dyper-Delyxe-Edition von „Empath“ handelt, das er hiermit jetzt tauch dem Fußvolk zugänglich macht. Ist das noch Metal? Ja, schon.

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