Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Die Band mit dem Video, wo die Frau die Straße runtergeht.

Von Onkel Rosebud

In dieser Folge wollen wir Abschied nehmen von der Großartigkeit des Klangkörpers Massive Attack. Die sind natürlich kein Phil Collins, den man immer gnadenlos damit konfrontieren muss, sich endlich um seinen Garten zu kümmern, statt zu singen und Musik herzustellen. Ich muss jedoch vorausschicken: Ich war richtiger Fan von Massive Attack. Ich besitze alle Singles. Elf Stück! Und alle Platten natürlich auch. Das kann ich sonst nur noch von einer Überband vorweisen, deren Namen jetzt hier nicht hingehört.

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Dobbeltgjenger – The Twins – Apollon Records 2023

Von Matthias Bosenick (07.03.2023)

Fetzige Melancholie und melodische Tanzbarkeit als catchy Rockmusik, so kommen Dobbeltgjenger aus Bergen auf ihrem vierten Album „The Twins“ daher. Darauf mischt das Quartett Anlehnungen an guten Achtziger-Pop, den Dance Rock (offizielle Wikipedia-Klassifizierung) von !!!, den Funk von INXS und den Synthierock (ebenfalls Wikipedia) des Debüts der Dänischen Nachbarn Spleen United zu einer gutgelaunten Depressions-Verarbeitungs-Platte. „The Twins“ ist ungemein ohrwurmlastig und mitreißend, die Norweger kombinieren Rockinstrumente und Electroeffekte auf eine organische Weise zu einer Radiomusik, wie man sie sich 2023 viel viel lieber wünschte als die, die man stattdessen zu hören bekommt.

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Braunschweig‘sche Verbrechen – ein Abend in der KLAUE mit Hardy Crueger & Till Burgwächter (2. März 2023)

Von Guido Dörheide (05.03.2023)

Eine Lesung von Hardy Crueger und Till Burgwächter ist ein schönes Erlebnis, das man sich öfter gönnen kann und auch sollte, selbst wenn sich das Programm zwischendurch noch nicht geändert hat. „Braunschweig‘sche Verbrechen“ habe ich mir im vergangenen November in Begleitung der Liebsten und des Herausgebers dieser Seiten schon einmal angehört und -gesehen – damals in der Buchhandlung Benno Goeritz zu Braunschweig. Am 2. März haben die beiden Autoren dieses Programm in der bekannten braunschweigischen Metal-Kaschemme „KLAUE“ – Heimat des gediegenen Ambientes (samt Modern-Talking-Foto an der Wand), der in urst grandioser Weise mehr als hörbaren Musikbeschallung, des charmanten und freundlichen Personals und zuletzt aber nicht geleast der konsumentenfreundlichen Getränkepreise (jeder, der einmal in der KLAUE ein Bier bestellt hat, dachte hinterher, er wäre in eine minnichtsens 20 Jahre zurückreichende Zeitanomalie hineingeraten) – erneut zum Besten gegeben. Einige der vorgetragenen Geschichten wurden ausgetauscht, andere blieben gleich – Wurscht, Crueger & Burgwächter könnten auch die Halbzeitergebnisse der Rasen-Halma-Regionalliga verlesen, es würde sich nicht nur lohnen, dort hinzugehen, sondern Spaß hätte man noch obendrein.

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Oliver Schwartz, Sophie Guerrive & Benjamin Abitan – Spirou 54: Der Tod von Spirou (La mort de Spirou) – Carlsen 2023

Von Matthias Bosenick (03.03.2023)

Das ist jetzt also die Fortsetzung der Spirou-Hauptreihe nach sieben Jahren Pause? Das neue Autoren-Gespann, das sich dieser 1938 ins Leben gerufenen frankobelgischen Comic-Institution annimmt? „Der Tod von Spirou“ wird diesem Erbe nicht gerecht, sondern hätte besser als One-Shot – wie die ersten drei Bücher, die Zeichner Oliver Schwartz verantwortete – veröffentlicht werden sollen. Man sollte die Hauptreihe vielleicht einfach überhaupt beenden und sich komplett auf die Spezial-Ausgaben verlegen. Dieses Buch ist trotz guter Ansätze mehr retroselige Fanfiction mit enttäuschend teilnahmslosem Abgang als würdige Fortführung der Serie. Schwach!

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Spezial: addicted/noname Label aus Moskau, Teil 14

Von Matthias Bosenick (01.03.2023)

Ein kleiner Blick in die zurückliegenden Monate und wie sie sich auf das fabelhafte Moskauer Label addicted/noname auswirkten. Zu finden ist wie immer eine breite Palette an Stilen und Sounds: Flötendominierter Psychedelic Rock mit Бур, psychedelischer Doom mit Spaceking, tanzbarer Avantgarde-Indierock mit ЛАНЬ, vielseitiger Black Metal mit Gigrøma, melodischer In-die-Fresse-Thrash-Doom mit Crust und schleppender Hardcore-Sludge mit Erbo.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Fünf Lektionen in Advanced-Open-Air-Surviveln

Von Onkel Rosebud

Liebe Zielgruppe, erinnert Ihr Euch noch an den 30.06.2000? Tatort Roskilde. Kurz vor Mitternacht sterben neun Menschen vor der berühmten „Orange Stage“. Sie werden zu Tode gequetscht. Oder gepfählt von Plateauschuh-Absätzen. Vielleicht wurden auch die Wirbelsäulen zermalmt. Die Lungen zerdrückt? Erstickung mitten in der Menge, Apneusis. Sucht Euch was aus. Furchtbar jedenfalls. Tragisch ganz nebenbei zum Ersten: Das passierte gerade bei Pearl Jam, einer Formation, die bei Konzerten immer darum bitten soll, dass jeder auf den anderen neben sich aufpasst (und – äh – deren letzten beiden Platten eher zum Schunkeln als zum Stürmen eingeladen haben). Zum Zweiten: Gerade in Roskilde passierte es, dem Festival, welches als das friedlichste, fröhlichste und schönste unter den europäischen Open-Airs galt, wo eigentlich ausnahmslos nette Menschen hin pilgern und keine derben Moschcombos aufspielen.

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Hellripper – Warlocks Grim & Withered Hags – Peaceville 2023

Von Guido Dörheide (28.02.2023)

Wer bei Ein-Mann-Kapellen noch an den Hund aus der C&A-Werbung denkt, der immer abwechselnd auf die Bassdrum haut und in die Tröte pustet – es geht auch anders. Hellripper aus Aberdeen, Schottland, zeigen das sehr eindrucksvoll. Hellripper bestehen aus James McBain, und das schon seit knapp zehn Jahren. McBain singt sehr schön und spielt alle Instrumente selber. Fast. Doch dazu später mehr. Gesangstechnisch ist Hellripper mehr sowas wie Dunkelripper – James McBain keift, als gelte es, ein Black-Metal-Album der zweiten Welle aufzunehmen, aber das ist meines Erachtens auch schon der einzige Bezug zum Black Metal. Der Rest ist Speed/Thrash und ganz viel Old School NWoBHM.

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Eartrumpet & Mystified – Eartrumpet & Mystified – Treetrunk 2023

Von Matthias Bosenick (27.02.2023)

Wenn Wissenschaft zu Kunst wird: Trompeter Roger Mills alias Eartrumpet improvisiert zu Sounds, die Thomas Park alias Mystified mit einem selbstprogrammierten Algorithmus aus Field Recordings generierte. Aus diesem artifiziellen Ansatz entsteht eine organische EP mit vier Tracks, die auf Ambient basieren und den Jazz transportieren. Die Stimmung ist dunkel und erinnert an Soundtracks experimenteller Filme, die man sich – allein schon der großartigen Musik wegen – unbedingt angucken möchte.

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Dream Invasion – 8.8.64 – db2fluctuation 2023

Von Matthias Bosenick (23.02.2023)

Der Mann liebt Zahlenspiele, und auf seinem dritten numerisch betitelten Studioalbum als Dream Invasion dreht Erwin Jadot die Schraube noch acht Umdrehungen weiter: Nicht nur sind sämtliche acht Tracks auf „8.8.64“ exakt acht Minuten lang, es beginnen alle Titel mit dem achten Buchstaben des Alphabets und bestehen aus exakt acht Buchstaben. Auf diesen acht Tracks – plus einem Bonus-Track im Download – bewegt sich der Soundtüftler aus Belgien im weiten Feld des Ambient, von dräuenden Drones über zarte Synthieflächen bis ab ins All. So chillig Ambient üblicherweise auch sein mag, Jadot vertritt die Ansicht, dass Musik auch mal wehtun darf, und fordert die Hörenden mit vereinzelt gesetzten Spitzen oder dunklen Sounds heraus. Nehmt euch in Acht!

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Generation Walkman

Von Onkel Rosebud

Es gibt Leute, denen genügt ein Blick ins Platten- und/oder CD-Regal ihrer GastgeberIn, und kurz darauf haben sie eine umfassende Persönlichkeitsanalyse erstellt.

Schon ein einzelnes zweifelhaftes Machwerk verrät, wo die Abgründe in der Biographie liegen. Vorm Jüngsten Gericht nützen auch alle B-Seiten von Depeche Mode nichts, wenn daneben eine Soloscheibe von Phil Collins steht. Eine seltene musikalische Perle hingegen signalisiert Bildung, Geschmackssicherheit und manchmal sogar Hochadel.

Das Motto lautet: Zeig mir Deine Musik, und ich weiß, wer Du bist. Und die Reproximierung der Regel sagt dann logischerweise: Ich zeige Dir meine Musik und verrate Dir auf diesem Weg, wer ich bin und was ich von Dir will.

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