Von Matthias Bosenick (23.01.2025)
Dieses Album ist ein Hauch. Mit „64“ legt Singer-Songwriter Alberto Casadei aus Mercatino Conca in den Marken sein Debütalbum als Casademoni vor, das aus Songs besteht, die er bereits seit einem Dutzend Jahren in der Schublade hat. Obschon die Akustikgitarre das maßgebliche Instrument ist, mit dem er seinen introvertierten Gesang begleitet, gestaltet er einzelne Songs auch mit Synthies und Schlagzeug aus, durchbricht aber nie die Schallmauer, weder in Tempo noch in Lautstärke. Ein zurückgelehnter Einstand, perfekt für Kuschelzeiten im Winter.
Archiv des Autors: Van Bauseneick
Wall-of-Sound in der Urnenhalle: Echo Collective – Live im silent green Kulturquartier, Berlin, 22. Januar 2025
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Von Onkel Rosebud (23.01.2025)
Das wäre alles nicht passiert, wenn mein Berliner Konzertkumpel nicht eine Freundin aus Brüssel hätte. Clémence (Name von der der Redaktion geändert) versorgt uns regelmäßig mit Klangprodukten, deren Hersteller es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Thema Ruhe musikalisch einzufangen und auf die wir ohne sie nie gekommen wären. So bestand meine Motivation, mich mitten in der Woche abends in die Bundeshauptstadt zu begeben (und wieder zurück), aus Margaret Hermant. Sie ist eine Multiinstrumentalistin und Komponistin aus – genau – Brüssel. Letztes Jahr habe ich einige Stücke, wo sie mitgespielt hat, auf dem Sampler „Wind Layers“ (7K! Records) gehört und fand das interessant. Sie kommt aus dem Umfeld von Sylvain Chauveau aus – na klar – Brüssel, der bisher unter anderem durch ein kammermusikalisches Tributalbum zu Depeche Mode aufgefallen ist. Margaret Hermants Hauptband heißt Echo Collective.
WeiterlesenWas meine Freundin gerne liest – die Literaturkolumne: Wovon ich rede, wenn ich von Haruki Murakami rede.
Von Onkel Rosebud
Meine Freundin ist eine literarische Feinschmeckerin. Folgende Buchtitel lässt sie sich auf der Zunge zergehen wie Hotate Sashimi: „Wenn der Wind singt / Pinball“, „Wilde Schafsjagd“, „Hard-Boiled Wonderland und das Ende der Welt“, „Die Bäckereiüberfälle“, „Tanz mit dem Schafsmann“, „Naokos Lächeln“, „Gefährliche Geliebte / Südlich der Grenze, westlich der Sonne“, „Wie ich eines schönen Morgens im April das 100%ige Mädchen sah“, „Mister Aufziehvogel“, „Untergrundkrieg: Der Anschlag von Tokyo“, „Der Elefant verschwindet“, „Schafmanns Weihnachten“, „Sputnik Sweetheart“, „Kafka am Strand“, „Nach dem Beben“, „Afterdark“, „Tony Takitani“, „Die unheimliche Bibliothek“, „Blinde Weide, schlafende Frau“, „Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede“, „Schlaf“ „1Q84“, „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“, „Von Männern, die keine Frauen haben“, „Die Ermordung des Commendatore“, „Erste Person Singular“, „Gesammelte T-Shirts“, „Honigkuchen-Erzählung“ und „Die Stadt und ihre ungewisse Mauer“.
WeiterlesenDisinter – Laments Of The Unborn – Pest Records 2024
Von Matthias Bosenick (22.01.2025)
Death Metal ist erst dann trve, wenn die Produktion nicht so richtig aalglatt ist, oder? Dann ist „Laments Of The Unborn“ doppelt oldschool, stellt es doch die Zusammenstellung zweier Demos aus den Neunzigern dar, die die peruanische Band Disinter nun wiederholt zugänglich macht. Geht gut ins Ohr, trotz des Demo-Status‘: so gut wie keine hohen Töne in Gitarre und Gegrowl, variantenreiches Tempo, amtliches Gebolze und gelegentliche Soli – alles, was den Death Metal ausmacht. Mit entsprechenden Inhalten: Auch in Lima weiß man Vergänglichkeit und Dunkelheit zu schätzen.
Liegengeblieben!
Von Chrisz Meier (21.01.2025)
Hallo. Ich bin Chrisz Meier und arbeite bei einem Bürgerradio in Südwest-Niedersachsen. Der Sender bekommt ständig Promo-CDs zugeschickt, die niemand verlangt hat und um die sich niemand kümmert. Diese CDs landen dann mitsamt ihrem Beipackzettel der Plattenfirma, auf der die jeweilige Band stets als die Neuerfinder der Musik gepriesen wird, in einer schmucklosen Ablage, beschriftet mit „Zum Mitnehmen“. Einige der bei dem Sender ehrenamtlich tätigen Betreiber ihrer eigenen Radioshows bedienen sich daraus, vieles bleibt aber dennoch liegen. Diese Liegengebliebenen durchforste ich in unregelmäßigen Abständen, immer auf der Suche nach unentdeckten Perlen – nicht zuletzt deswegen, weil ich, selbst Teil einer Band, der keinerlei Beachtung entgegengebracht wird, es ungerecht finde, diese mit viel Herzblut und Geld hergestellte Musik einfach zu ignorieren.
Also werde ich an dieser Stelle hin und wieder ein paar dieser Liegengebliebenen vorstellen.
WeiterlesenWallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln (Vengeance Most Fowl) – Nick Park/Merlin Crossingham – Aardman 2024/Netflix 2025
Von Matthias Bosenick (20.01.2025)
Seit 2008 gab es keinen neuen Film von und mit und über „Wallace & Gromit“, den quasselfreudigen Erfinder und seinen schweigsamen Hund, die beiden englischen Knetgummifiguren, die 1989 erstmals im britischen Fernsehen und Mitte der Neunziger auch in Deutschland im Kino auftraten. Jetzt reaktiviert Erfinder Nick Park nicht nur die Titelhelden, sondern auch den kriminellen Gegner ihres zweiten Films „The Wrong Trousers“ aus dem Jahr 1993, nämlich den als Hahn verkleideten Pinguin Feathers McGraw, der die titelgebende Rache vollzieht. Sind ein paar nette Gags drin, ist aber nicht der langen Rede wert, muss man ernüchtert konstatieren. Wichtigster Hinweis: um Gottes Willen nicht auf Deutsch gucken! Die Synchronisation ist erbärmlich fürchterlich.
Karsten Weyershausen – FHELERKULTUЯ – Edition Wortmax 2024
Von Matthias Bosenick (18.01.2025)
Nerdwissen, könnte man auch sagen, sammelt Karsten Weyershausen in seinem neuen Kompendium „FHELERKULTUЯ“. Doch es ist ein Nerdwissen, das uns trotz seiner vermeintlich nerdigen Tiefe alle angeht, weil es Themen unseres Alltags nicht nur tangiert, sondern häufig auch erklärt. In seinem zweiten Buch der Edition Wortmax bündelt der Braunschweiger Zeichner und Autor Aha-Momente en gros und blickt mit warmherziger Ironie hinter die Kulissen. Man lernt so viel bei der Lektüre, über Comics, Filme, Bücher und allerlei weitere Themenfelder, und selbst der nostalgische Blick in die (eigene) Vergangenheit hat nicht durchgehend etwas Verklärendes, sondern nicht selten etwas Erklärendes. Zu dem man bei der Lektüre oft sehr laut herauslacht. Und mit dem Schreiber über seine Themen weiterdiskutieren möchte.
Ethel Cain – Perverts – Daughters Of Cain Records 2025
Von Guido Dörheide (17.01.2025)
Ich muss zugeben, dass der ganze Ethel-Cain-Hype der vergangenen Jahre komplett an mir vorübergegangen ist, ebenso der Fakt, dass es schätzungsweise 200.000 Memes gibt, die sich mit Ethel Cain und ihren düsteren Songinhalten beschäftigen, bzw. sich teils darüber lustig machen. Auf „Perverts“ aufmerksam geworden bin ich durch einige begeisterte Reviews, nach deren Lektüre ich den Eindruck hatte, dass jemand, zu dessen Lieblings-Singer/Songwriterinnen Lana del Rey, Anna von Hausswolff, Lady Gaga und Chelsea Wolfe zählen, unbedingt mal in das Album reinhören sollte. Und sich danach noch mal mit allem beschäftigen sollte, was Ethel Cain vorher veröffentlicht hat. Und Bingo: Kurz in „Perverts“ reingehört, festgestellt, dass das definitiv was für mich ist, und dann erstmal die ersten Singles/EPs „Bruises“, „Carpet Bed“, „Golden Age“ und „Inbreds“ sowie das Debütalbum „Preacher’s Daughter“ (2022) durchgehört.
Weiterlesen(0) – Knæk.Mørke.Mod.Lys – Audible Records 2024
Von Matthias Bosenick (17.01.2025)
Das stellt die Black-Metal-Gemeinde vor Herausforderungen: Auf ihrem erst zweiten Album mit dem in Großbuchstaben gehaltenen Titel „KNÆK.MØRKE.MOD.LYS“ (ungefähr „Brich die Dunkelheit gegen das Licht“) machen die unaussprechbaren Dänen (0) – offiziell „parentes0parentes“ – nach eigener Auskunft Progressive Black Metal, was bedeutet, dass sie die Oldschool-Fans mit einem typischen Blastbeat-Geschrei-Brett anteasen und ihnen dann die gesegnete Vielfalt der Experimentierfreude unterjubeln, die weit über den mittlerweile auch schon oldschooligen und ebenfalls hier vertretenen Post Black Metal mit seinen atmosphärischen Flächen hinausgeht. Damit stellt Dänemark in doppelter Hinsicht eine Qualitäts-Klammer um das Black-Metal-Jahr 2024: Im Januar Solbrud mit „IIII“, im Dezember (0) mit „Knæk.Mørke.Mod.Lys“.
Age Otori – Age Otori – Bitume Prods 2024
Von Matthias Bosenick (16.01.2025)
Ernsthaft: Der japanische Begriff Age Otori steht für die Situation, dass man nach dem Frisörbesuch eine schrecklichere Frisur hat als vorher. Hier steht es für den Namen einer italienischen Band und deren Debüt-EP, auf der das Quartett eine Melange aus Achtziger-Wavepop und unerwartet heavy Shoegaze macht. Die können was! Nun: Die einzelnen Musiker haben schon so einiges an Meriten auf dem Zettel, da kann man sich nur freuen, dass sie ihre Quellen auf eine so berauschende Weise zusammenführen.