Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die Lüge – Über das Verdrängen einer Vergewaltigung

Von Onkel Rosebud

Im Original heißt die Miniserie auf Netflix „En helt vanlig familj”, wie auch im Englischen: „A nearly normal Family“ – also eine fast normale Familie. Denn das schöne Familienbild, das sich die Sandells aufgebaut haben, stimmt so nicht ganz. Das wird vor allem in einer Situation ganz deutlich. Die Tochter überlebt in jungen Jahren einen Vorfall von sexualisierter Gewalt – und versucht, ihren Eltern die Situation zu erklären. Ihr Vater steht auf ihrer Seite, doch überraschenderweise will ihre Mutter den Vorfall nicht zur Anzeige bringen. Sie beteuert zwar, dass sie ihrer Tochter glaubt, doch weiß sie, dass eine Anzeige zu einer sehr persönlichen Befragung und Untersuchung führen würde, die Stella womöglich noch mehr traumatisieren könnte.

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Traum – Traum – Tonzonen Records 2024

Von Matthias Bosenick (15.10.2024)

Sonne und Entspannung aus den Sechzigern verspricht das Kölner Psychedelik-Trio Traum auf seiner selbstbetitelten 12“, der erst zweiten Veröffentlichung dieser Band überhaupt. Vier harmonische Songs, durch die die Sonne von Haight-Ashbury und Britische Harmonien strömen. Keine Modernismen, sehr authentisch, da haben die jungen Leute die Plattenkisten ihrer Mamas & Papas geplündert und sehr gut hingehört. Eine leichte Weh- oder Schwermut schwingt unüberhörbar mit, das erdet diese Retrolieder.

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Verstärker – V – Finaltune Records 2024

Von Matthias Bosenick (14.10.2024)

Merkst du, was ich merke? Instant-Ohrwurm, sobald man den Bandnamen Verstärker liest. Die Musik auf „V“ indes hat mit Blumfeld nicht sonderlich viel gemein: Instrumental-Postrock, verteilt auf fünf live eingespielte neue Tracks dieses Münchener Trios (und nicht der Band aus Kentucky!). Nun ist der Postrock in seinem Genre etwas limitiert und in den Jahren, die er existiert, reichlich auserzählt worden. Da muss man sich also unterscheiden, wenn man dem noch etwas hinzufügen will, und nachdem Verstärker zwei Tracks lang zwar die klassische Anmutung, aber mit mehr Fuzz bedienen, schlagen sie Kapriolen, die mehr als nur aufhorchen lassen.

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20 Jahre KrautNick – Die Radioparty auf Radio Okerwelle am 12. Oktober 2024

Von Guido Dörheide, Onkel Rosebud und Matthias Bosenick

Wir arbeiten noch an der Betrachtung unserer Radioparty. Erstmals sind wir dankbar – euch fürs Zuhören und Mitlesen und Teilnehmen, Marvin, dass er uns den Sendeplatz zur Verfügung stellte und uns so versiert betreute, und euch Kulturschaffenden, dass ihr unser Leben so bereichert. Mehr folgt!

[21.10.2024] Und zwar hier, auf einer eigens ins Leben gerufenen Seite, inklusive Links zu den drei Listen der drei Betreibenden zu 20 Jahre – 20 Ereignisse.

Die Show zum Nachhören:

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The Notwist – Live im WestAnd in Braunschweig am 11. Oktober 2024

Von Matthias Bosenick (13.10.2024)

Mein alter Biolehrer hat jetzt auch eine Band, der Herr Acher. Der singt da, aber das kann man oft kaum hören, und er spielt Gitarre, aber nicht so richtig gut, der haut da immer so mehr drauf rum, und dann drückt er auf Synthies irgendwelche Tasten oder macht an einem Plattenspieler herum, und die anderen sechs machen wohl eigentlich die Musik, auch so mit Synthies, und Harmonica, Tuba, mehr Gitarren und so Zeug, die steigern sich da so in ihre Mucke rein, das soll wohl so elektronische Rockmusik sein, und dann wird es plötzlich Techno und Reggae und Free Jazz und Madchester-Rave und Hardcore und Dub, meine Güte, und erst zum Schluss so ein bisschen mehr so Rockpop. In mündlich hat er mir mal 12 Punkte gegeben, der Herr Acher, für ein Referat, fand ich gut. Ach ja, The Notwist heißt seine Band, und mit der war er im WestAnd in Braunschweig. Und machte den Saal glücklich.

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Clarke Buehling – Live im Café MokkaBär, Braunschweig, am 10. Oktober 2024

Von Matthias Bosenick (11.10.2024)

Das war eine Zeitreise: Nicht nur überhaupt Musik auf dem fünfsaitigen Banjo ist der Schwerpunkt des in Banjokreisen als lebende Legende geltenden Clarke Buehling aus Fayetteville, Arkansas, USA, er weiß zu den Kompositionen und Arrangements einiges zu berichten und nimmt die Zuhörenden mit in die USA von vor 200 bis 100 Jahren, als das Land noch stärker als europäische Kolonie in Erscheinung trat. Begleitet von zwei Schweden namens Pär, nämlich Pär Engstrand (von der Folkband Plough) an der Akustischen und Fotograf Pär Persson Mattsson (alias Fiddlestomper) an der Fiddle, bereitete der Weitgereiste dem Publikum im Braunschweiger Café MokkaBär einen virtuosen, stimmungsvollen und unterhaltsamen Abend.

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Bastard – Live And Alive – Lava Records 1980/Sireena 2024

Von Matthias Bosenick (10.10.204)

Noch so ein Vermächtnis, das die Leute von Sireena aus dem Nirwana zurückholen: Bastard war eine von AC/DC beeindruckte End-Siebziger-Hardrockband aus Hannover, die es auf lediglich zwei Studioalben brachte. Als Schwanengesang veröffentlichte die Gruppe 1980 auf dem lokalen Indie-Label Lava Records die Zusammenstellung zweier Konzertmitschnitte als „Live And Alive“, auf der sie ihre Riffs erst so richtig aus der Hüfte feuerten. Das gibt’s jetzt erstmals auf CD und im Stream – und es ist die Neu- und Wiederentdeckung wert.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Die Discounter

Von Onkel Rosebud

In meiner Jugend habe ich auch mal in einem Supermarkt gearbeitet. Damals hieß das noch Konsum und war im Volksmund eine Abkürzung für „Kauft ohne nachzudenken schnell unseren Mist“. Das schnörkellose Gebäude befand sich auf der Rosa-Luxemburg-Straße, Ecke Karl-Liebknecht-Platz meiner Geburtsstadt. Kein Scheiß. Eigentlich wollte ich in der Getränkeabteilung arbeiten, aber Sportfreund Röder, der Leiter der Konsumgenossenschaft und Mäzen des örtlichen Fußballklubs namens „Einheit“, war der Meinung, dass mein Talent im Nachfüllen der Obst- und Gemüseregale bestand. Also hauptsächlich Kartoffeln, rote Bete, Kohl aller Spielarten und sonstige regionale Agrarprodukte sowie Zeugs in Dosen. Das Highlight war immer die Woche vor Weihnachten. Da gab es Kuba-Orangen und meine Aufgabe bestand darin, darauf zu achten, dass jeder Kunde nur zwei von den Dingern in den Einkaufskorb legte. Mit dem Hintergrund war die Serie für mich natürlich ein Muss.

„Die Discounter“ ist in erster Linie eine Serie von jungen für junge Leute. Krasse Sprache, Sex, kein Sex, Rumgedisse, laute Vorwitzigkeit… man könnte „jung“ auch mit „Spät- und immer-noch-Adoleszente“ ersetzen. Meine Freundin ist also ganz klar nicht die Zielgruppe.

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Spezial: Schneider Collaborations – Sechs Veröffentlichungen – Schneider Collaborations 2024

Von Matthias Bosenick (09.10.2024)

Der vielbeschäftigte Zauberdrummer Jörg A. Schneider haut gleich sechs international besetzte Veröffentlichungen am Stück heraus: Zwei seines, nun, Bandprojektes Teen Prime mit Gitarrist Sebastian Fäth aus Berlin, zwei Collaborations mit Thisquietarmy alias Eric Quach aus Montreal, eine mit Dirk Serries aus Antwerpen und eine mit Luís Lopes aus Lissabon. So entfesselt er auch bisweilen auf sein Schlagzeug eindrischt, so unterschiedlich sind diese improvisierten Alben geraten:

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The The – Ensoulment – Cinéola/Ear Music 2024

Von Matthias Bosenick (08.10.2024)

Matt Johnson reaktiviert The The – und klingt wie früher, wie man ihn liebt, mit wunderschönen Melodien, mit durchdringender Stimme vorgetragen, und sanften bis satten Songs, hier indes, anders als ganz früher, mit einer Rockband dargeboten, nicht mehr so elektronisch unterfüttert, also eher an die Neunziger ab „Dusk“ angelehnt. Dabei stellt man fest: Egal, was er wie macht, es wird gut. „Ensoulment“ ist nach einigen Singles, Soundtracks, Official Bootlegs und dem Live-Album das erste Studio-Album von The The seit „NakedSelf“ aus dem Jahr 1999. Obschon man auf ein neues Album von The The längst nicht mehr wartete, hat sich die Zeit gelohnt: „Ensoulment“ ist so gut, man würde für ein weiteres Album von Johnson in der Qualität auch weitere 25 Jahre ausharren.

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