D-A-D – Live From The Arena – Warner Music Denmark 2025

Von Matthias Bosenick (13.05.2025)

40 Jahre D-A-D, 40 Jahre von den humorigen Cowpunks, die ursprünglich Disneyland After Dark hießen, zu den altgedienten Country-Blues-Boogierockern, die ihren Humor beibehielten und – zumindest in Dänemark – noch immer die größten Hallen ausverkaufen. Zum Beispiel am 1. November 2024 die Royal Arena in Kopenhagen, in die sich 15.000 Fans stopften, um den 40. Geburtstag ihrer Helden zu zelebrieren. Zum jüngsten Record Store Day erschien nun in Dänemark der komplette Mitschnitt mit 25 Songs in fast zweieinhalb Stunden, wahlweise als Doppel-CD oder als Vierfach-Vinyl. Wer beharrlich den Werdegang verfolgte, freut sich über diesen explosiven Kessel an beinahe die gesamte Karriere überspannenden Hits, und wer nicht, staunt, dass die Jungs nach „Sleeping My Day Away“ fleißig und beharrlich Rockhymnen nachreichten. Und spielen können sie auch noch wie junge Cowpunks!

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Lars Fredrik Frøislie – Gamle Mester – Karisma Records 2025

Von Matthias Bosenick (12.05.2025)

Kunst, Kunst, Kunst, Kunst, Kunst! Den „Gamle Mester“, also den Alten Meistern, widmet sich Lars Fredrik Frøislie aus Norwegen auf seinem zweiten Soloalben nämlichen Titels. Er verankert sich im Progrock, und das kann man durchaus so stehenlassen. Denn Kunst ist nicht nur Inspiration und Thema, sondern auch das Produkt von allem. So will es das Genre: Progrock ist Kunstmusik. Und hier ist alles drin, was die Schublade so hergibt. Vorhang auf für die Bilder einer Ausstellung!

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Ermete – Ermete – Sud Afternoon Tapes/51 Beats 2025

Von Matthias Bosenick (12.05.2025)

Rockmusiker Luca Umidi nennt sich Ermete, also Hermes, und als dieser Götterbote widmet er sein selbstbetiteltes Debütalbum einer göttlichen Naturgewalt, nämlich dem Vulkanausbruch. Dies aber nicht mit Radau und Eruptionen, sondern eher mit Blick auf gemächliche Lavaflüsse, denn auf „Ermete“ fabriziert der Milaneser stark abgebremste Ambient-Drones. Die drei Stücke sind live eingespielt und so gut wie gar nicht nachträglich verändert – und lassen Geheimnisse offen, während man sich beim Zuhören in einer eigenen Gedankenwelt einkuschelt.

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Krügerglantzquartett – Alles gut – KGQ 2024

Von Matthias Bosenick (08.05.2025)

Zehn Jahre Krügerglantzquartett – das eigentliche Duo aus Christian Krüger und Peter M. Glantz, das live per Projektion als bis zum Oktett hin auftritt, ist inhaltlich wie visuell ironisch, widersprüchlich, paradox, abstrakt mit seiner electrobasierten theatralischen Kunstpopmusik, die es auf bisher drei Alben veröffentlichte. Der runde Geburtstag nun ist der Anlass, ein Extrakt davon als Schallplatte herauszubringen: „Alles gut“ entlarvt die Doppelbödigkeit der Texte bereits im Titel, denn das Duo mag diese Floskel nicht. Man selbst hingegen kann aber nicht anders, als diese Musik zu mögen. Glücklich, wer im Dezember die Show zur Platte im Das Kult zu Braunschweig erleben konnte. Noch glücklicher, wer mit dem DJ-Team Rille Elf diese fantastische Show auch noch begleiten durfte!

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Nachbarlärm

Von Onkel Rosebud

Missliebige Geräusche sind sehr häufig ein Grund für Zwist. Das gilt auch für meine Freundin. Unserer innerstädtischen Wohnsituation geschuldet, mussten wir im Haus gegenüber eine zeitlang einen adoleszenten Jungspund ertragen, dem es in der Morgenstunde regelmäßig eine Freude war, bei geöffnetem Fenster sein Lieblingslied abzuspielen. Und zwar mehrfach hintereinander und mit der vollen Ömme, die seine Klangerzeugungskonfiguration hergab. Er machte wohl eine Phase durch, in der weniger adoleszente deutschsprachige Barden, die zu griffigen Gitarrenakkorden gutturale Laute in Reimform abstießen, den Soundtrack seines Frühaufsteher-Lebens begleiteten. Da er den weniger dezenten Versuchen verbaler Kommunikation meiner Freundin, wie „Hier kommt nicht gleich nur Alex“ oder „Du hast mich eben nicht gefragt“ unaufgeschlossen gegenüberstand, musste erst ein klärendes Gespräch mit der Hausverwaltung her, um seine nachbarschaftlich-unfreundliche 6-Uhr-Start-in-den-Tag-Routine zu beenden.

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Gliitch – A Fire Inside – Manu R‘ Eva 2025

Von Matthias Bosenick (07.05.2025)

Ach, ist das schön, wenn – ähm – junge Bands und Musizierende auf Konventionen scheißen. Gliitch aus Bordeaux machen Noiserock, und selbst den machen sie unkonventionell. Lärm schwingt den Hörenden des selbsterklärend betitelten Debütalbums „A Fire Inside“ als erstes und als letztes entgegen, dazwischen variiert das Trio die Intensität und die sonstigen Zutaten. Der Geist von Steve Albini weht über den Wassern, und Bands wie die Bordelaiser Gliitch lassen die Hoffnung aufkommen, dass ein Noiserock-Leben mit dessen Tod nicht beendet ist.

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Fuzziliers – Most Fun – Addicted Label 2025

Von Matthias Bosenick (06.05.2025)

Über „Most Fun“, dem zweiten Album der aus politischen Gründen von St. Petersburg kurioserweise ausgerechnet nach Istanbul ausgewanderten Band Fuzziliers, steht riesengroß das Wort POP, und zwar der aus den Sechzigern, als harmonischer Chorgesang und psychedelisches Gitarrenspiel für euphorisierende Hörgenüsse sorgten. Doch das Quartett belässt es nicht dabei, sondern fusioniert seinen Fuzz mit dem des Neunziger-Britpops und generiert erbauliche, gutgelaunte und musikalisch eindrucksvolle Perlen, die ordentlich Sonne in den Alltag bringen. So ganz ohne Melancholie geht das nicht, angesichts der genannten und bekannten Umstände, aber erst in so einem Kontext funktioniert Ermunterung ja so richtig.

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Nac/Hut Report – Blue Afternoon – Enjoy Life 2025

Von Matthias Bosenick (06.05.2025)

Eine der kompromisslosesten Bands dieser Tage: Auf „Blue Afternoon“ setzt das Duo Nac/Hut Report aus Kraków sein Konzept fort, mit verhuschtem 4AD-Dreampop-Gesang zu geschredderter Musik die Schönheit in der Vergänglichkeit und im Lärm zu positionieren. Für ihr jüngstes Album fuhren die beiden Musizierenden das Schreddern zurück, die Sounds sind durchgängiger, der Kontrast zur Stimme ist nicht mehr so riesig; da passt der Titel perfekt: Hier bekommt man den Soundtrack zu einem allein verbrachten melancholischen Nachmittag, Erinnerungen nachhängend und vor lauter Wehmut komplett glücklich.

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Ornah Mental – Neun – Iapetus Media 2025

Von Matthias Bosenick (05.05.2025)

Kürzt man den Projektnamen Ornah Mental ab, erhält man OM, die buddhistische Mantra-Silbe. Das dürfte kein Zufall sein, denn Gitarrist Dirk Schlömer macht unter dem Alias Ornah Mental seit 25 Jahren eine Musik, die man als Ambient bezeichnen darf, also Entspannung, Chill-Out, Trance, Meditation, alles das. So auch auf dem neunten Album mit dem unmissverständlichen Titel „Neun“, das mit Achtziger-Pop-Anleihen, orientalischen Atmosphären und versunkenen Gniedel-Gitarren eine Einladung zum Eskapismus ausspricht. Und sofort erfüllt, sobald man sich drauf einlässt.

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Doctor Livingstone – Notes du Paradis (Whoop Whoop Whee Whee) – Overstage Imperator Productions/Coups de Couteau 2008/2025

Von Matthias Bosenick (05.05.2025)

Black Metal ist eine ernsthafte Angelegenheit. Da gibt man seinen Alben keine Titel wie „Notes du Paradis – Whoop Whoop Whee Whee“. Es sei denn – vielleicht ist das, was Doctor Livingstone machen, ja gar kein Black Metal. Jedenfalls nicht ausschließlich. Wenn man sowieso schon keinen Bock auf Regeln hat und einen Lärmcocktail aus Hardcore, Crust-Punk und sonstiger geschrei- und gitarrendominierten Krachmusik macht, dann darf man das wohl. Die seit 1998 aktive Band aus Montpellier bringt nun ihr 2008er-Album – unklar, ob Debüt oder Zweitling – remastert erstmals auf Vinyl sowie als Stream heraus. Zeitlos! Und sicherlich nicht bierernst gemeint.

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