The Cosmic Gospel – Cosmic Songs For Reptiles In Love – Bloody Sound 2023

Von Matthias Bosenick (08.01.2024)

Psychedelische Popmusik mit Fuzz macht Gabriel Medina auf seinem halbstündigen Solo-Debüt „Cosmic Songs For Reptiles In Love“ unter seinem Alias The Cosmic Gospel. Die Info verrät, dass er aus Italien kommt und zuvor in anderen Bands spielte, aber selbst damit ist dem offenbar jungen Mann per Google nicht beizukommen. Bis auf den Korg spielte Medina auf seinem Album alle Instrumente selbst ein und sang dazu, worüber man nur staunen kann, so gelungen sind diese acht Songs. Einzusortieren zwischen The Flaming Lips, Beck und Sechziger-Psychedelik.

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6Exhance – Et In Cacophonia Ego – P.O.G.O. Records 2023

Von Matthias Bosenick (04.01.2024)

Yeah, in die Fresse! Nur wenig mehr als eine halbe Stunde lang ist „Et In Cacophonia Ego“, das Debütalbum des belgischen Lärmtrios mit dem unaussprechlichen Namen 6Exhance, aber es springt einem vom ersten Moment an ins Gesicht. Drei Leute, vier Instrumente: Gitarre, Bass, Saxophon und Schlagzeug, dazu alternierend Gegrunze und Gekeife, irrsinniges Tempo, riffige Brutalität, Getröte und Gemoste. Man hört heraus, dass sich die drei Brüsseler bereits mit ähnlich gelagerten Bands wie Zu, Zeni Geva, Caspar Brötzmann Massaker und Melt-Banana herumschlugen. Für ihr Debüt komprimieren sie ihre Erfahrungen und Einflüsse zu einem eigenständigen Brachialbrocken, der so heftig ist, dass man sich über die eher kurze Spielzeit freut – man muss ja auch mal wieder zu Atem kommen. Und es dann gleich nochmal anmachen.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Mein Ablageproblem mit Jah Wobble oder wie ich die Wölbbrettzither entdeckte

Von Onkel Rosebud

Ein Geezer ist laut Oxford-Dictionary „a man, often old or unusual in some way”, also ein zwielichtiger Zeitgenosse. In dieses Schema passt John Joseph Wardle (geboren am 11. August 1958), bekannt unter dem Künstlernamen Jah Wobble, der praktischerweise schon im Titel seiner Autobiografie „Memoirs Of A Geezer“ (Serpent’s Tail Books, London, 2009) auf die ihm eigens inneliegende Merkwürdigkeit anspielt. Ein breiteres Publikum könnte schon mal von der Band Public Image Ltd (PIL) gehört haben. Da war er Gründungsmitglied und in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren als Bassist und Schlagzeuger tätig. John Lydon (Johnny Rotten) und John Simon Ritchie (später Sid Vicious) waren seine Schulkumpels im Londoner East End. Eine Anekdote besagt, dass er von letzterem den Künstlernamen erhielt, als dieser stark betrunken versuchte, seinen Nachnamen auszusprechen.

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Oslo Tapes – Staring At The Sun Before Goin‘ Blind – Peyote/Sound Effect/Echodelick/Grazil 2023

Von Matthias Bosenick (03.01.2024)

Anders, als es der Name Oslo Tapes vermuten lässt, kommt diese Band aus Italien, aber auf Tape gibt es deren viertes Album „Staring At The Sun Before Goin‘ Blind“ unter anderem auch. Zu hören bekommt man wunderschönen Postrock, Shoegaze, Wave, psychedelische Hacienda-Musik, zumeist wattiert und im verminderten Tempo gehalten, dennoch durchgehend groovend und mit dezenten Ausflügen ins Bratzige. Reichlich retro, aber wunderschön zusammengefügt.

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Real – Rückzug – Nagelwork 2023

Von Matthias Bosenick (02.01.2024)

Nicht alles, was elektronisch ist, muss Techno oder EBM sein, nicht alles, was Sprechgesang ist, muss Rap sein, und nicht alles, was hart ist, muss schnell sein: Auf „Rückzug“, dem zweiten Album von Jens Nagels neuem Projekt mit dem nicht googelbaren Namen Real, findet sich alles davon, in allen Ausrichtungen, sehr minimalistisch und dennoch überraschend eingängig, dabei theatralisch, zynisch, hoffnungslos. Nagel gibt der Menschheit wenig Überlebenschance – widersprechen mag man ihm nicht, aber wenn der Soundtrack zum Untergang so großartig ist, erlebt man den eben gern mit.

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Jahresrückblick der drei KrautNick-Autoren: 2023 in Ton, Wort und Bild

Von Onkel Rosebud, Guido Dörheide und Matthias Bosenick (30.12.2023)

Seit mehr als einem Jahr wird KrautNick von drei Schreibenden gestaltet: Guido Dörheide, Onkel Rosebud und dem Herausgeber Matthias Bosenick, der sehr glücklich darüber ist, dass die anderen beiden beständig so wunderbare Beiträge liefern. Daher regte der Onkel an, dass wir drei uns nach von ihm vortrefflich ausgewählten Kategorien rückblickend mit dem Jahr 2023 befassen:

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Chicken Run: Operation Nugget (Chicken Run: Dawn Of The Nugget) – Sam Fell – GB/Netflix 2023

Von Matthias Bosenick (29.12.2023)

Nett. Ganz nett, doch. 23 Jahre nach „Chicken Run – Hennen rennen“ lässt das Knetgummifilmstudio Aardman, eben das mit „Wallace & Gromit“ und „Shaun, das Schaf“, seine Hühner abermals rennen, dieses Mal mit umgekehrten Vorzeichen: Es geht darum, in eine hochmoderne Hühnerfarm einzubrechen. Ganz zeitgemäß ist die Hauptfigur ein junges Mädchen, und zwar die Tochter des Geflügelpaars aus dem ersten Teil. Die Analogien zu Hollywoodfilmen sind Teil des Konzeptes, werden hier aber so sehr bedient, dass man sich mehr britischen Humor und mehr Punkrock wünscht. Solide Unterhaltung ist es allemal. Und streckenweise angenehm brutal.

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Sounds Of New Soma – Fluxus 2071 – Tonzonen Records 2023

Von Matthias Bosenick (28.12.2023)

Es dronet zwischen chillig und aufreibend, was das Duo Sounds Of New Soma auf seinem bereits zwölften Album „Fluxus 2071“ erstellt. Die Krefelder schicken die Hörenden auf eine auf weiten Strecken beatlose Reise, aus der die wenigen Tracks mit Beats wie Wegmarken herausstechen. Saxophon und zurückgelehnte Gitarre bauen Wärme in die ansonsten kalten Synthiesounds ein, in Ausnahmen erinnern Elemente an Düsseldorf und Berlin, Birmingham und Manchester, vorrangig bleiben die SONS, wie Alex Djelassi und Dirk Raupach ihr Projekt abkürzen, ganz bei sich selbst. Der Titel führt indes etwas in die Irre: Bei „Fluxus“ steht das Tun über dem Werk, und ohne das entginge einem ein schönes Stück Entspannmusik mit Kopfnickfaktor.

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Was meine Freundin gerne hört – die Musikkolumne: Der wahre Elvis – Elvis Costello

Von Onkel Rosebud

Elvis Costello (*1954) ist einer der bekanntesten nichtbekannten Musiker. Er gilt als Genie und Erneuerer populärer Musik. Die Wenigsten kennen jedoch mehr als den einen oder anderen Song. Sein Oeuvre umfasst seit 1977 34 Studioalben und ist so kreativ und universell, dass es im Rahmen dieser Kolumne unmöglich erscheint, einen Überblick zu geben. Neulich fragte mich aber meine Freundin, ob ich schon mal was von Elvis Costello gehört hätte. Dabei drückte sie auf ihr Endgerät und aus der Bluetoothbox ertönte „Radio, Radio“ (aus dem Album „This Year’s Model“ von 1978). Der Algorithmus einer grünlichen Musikplattform hätte ihr diesen Titel vorgeschlagen, meinte sie noch, das könnte mich doch auch interessieren… daraufhin hob ich an zu folgendem Kurzvortrag:

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Lagern – Motion – Cold Smoke Records 2023

Von Matthias Bosenick (22.12.2023)

Zu dritt und ohne Gesang machen Lagern aus Fribourg in der Schweiz einen Indierock, wie er in den Neunzigern groovte, nur dass sie ihn hier – nun – progressiv aufmöbeln. Auf dem Debütalbum „Motion“ geschehen Dinge, die so im Alternative-Bereich vor 30 Jahren nicht möglich waren (dafür andere, hier nicht mit drin sind nämlich verzerrte Heavyness und noisige Zerstörung): sprunghafte Verschachtelungen, filigrane Breaks, dudelfreie postrockartige Chillout-Passagen, abrupte funky Eruptionen. Das Trio musiziert dergestalt abwechslungsreich und packend, dass man den Gesang gar nicht vermisst.

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