Thou – Umbilical – Sacred Bones Records 2024

Von Guido Dörheide (03.06.2024)

Was ist besser als Doom Metal? Doom Metal ohne Klargesang natürlich. Wenn man dann noch, wie Thou, aus Baton Rouge, Louisiana stammt, mischt man noch ein wenig Hardcore Punk und Stoner Rock mit rein und macht dann keinen Doom-, sondern Sludge Metal (auch bekannt als „New Orleans, Louisiana-Sound“, erfunden von EyeHateGod und den Melvins, die jedoch nicht aus Louisiana, sondern aus Seattle, Washington stammen, womit wir unseren Unnützes-Wissen-Exkurs auch schon wieder beenden wollen). Und noch besser als Sludge Metal ist noch mehr Sludge Metal, und auch das kriegen Thou überzeugend hin: Nach meiner vorläufigen Zählung hat die Band seit 2007 minnichstens sechs Fullsize-Alben, drei Compilations, knapp zwei Hände voller EPs und zahllose Split-Alben veröffentlicht. Heuer warfen sie beispielsweise neben dem aktuellen Studio-Album noch die von Matthias bereits auf diesen Seiten gewürdigte Doppelvinylversion der 2020er Nirvana-Cover-Compilation „Blessings Of The Highest Order“ auf den Markt. Um die soll es hier allerdings nicht gehen, sondern um das besagte aktuelle Studio-Album. „Umbilical“ heißt es, was auf deutsch „Nabelschnur“ bedeutet. Also das, was sich Vokalist Bryan Funck offensichtlich beim Singen mehrfach um den Hals gewickelt hat.

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Yrlng – Rbia Harsha Cinta – Antibody 2024

Von Matthias Bosenick (03.06.2024)

Schade, dass es Monno nicht mehr gibt, aber gut zu wissen, dass die Einzelteile noch aktiv sind: Der von Berlin aus arbeitende Schweizer Gilles Aubry beispielsweise legt sich mit Yrlng (oder auch YRLNG) ein neues Alias zu, unter dem er den Soundtrack zu seiner düsteren experimentellen Dokumentation über Algen und Meeresverschmutzung vor Marokko erstellte. Anders als Monno ist Yrlng im elektronischen Fach anzusiedeln, der Lärmfaktor wiederum bleibt erhalten: Rhythm And Noise, Industrial, Ambient-Soundscapes, Experimente und Improvisationen bestimmen „Rbia Harsha Cinta“. Das Album fällt dabei streckenweise milder aus, als es die Beschreibung vermuten lässt; sperrig ist es dennoch, und so ist es auch gut.

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Jan-Friedrich Conrad – Crime Scenes – Bartling Schallplatten 2024

Von Matthias Bosenick (31.05.2024)

Von Jan-Friedrich Conrad stammt der zweitwichtigste Titelsong der Hörspielreihe „Die drei ???“: Die Synthpopmelodie mit den Vocoderstimmen, die den Seriennamen wiederholen. Auch sonst trägt der Komponist seit Jahrzehnten Musik zu dieser und anderen Kopfkino-Serien bei. Auf „Crime Scenes“ sammelt er satte 60 Tracks nicht nur aus Rocky Beach, und zwar als Stream und Doppel-CD sowie in reduzierter Fassung auch als Doppel-LP. Diese Sammlung belegt: Einen Teil der Tracks erkennt man durchaus aus den Hörspielen wieder, ein Teil der Tracks würde auch für sich als attraktive Musik durchgehen und einen Teil der Tracks kann man als kaum mehr denn als funktionalen Zweck betrachten. Ein großer Kaufgrund sind die enthaltenen Raritäten.

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Monovoth – Pleroma Mortem Est – Monovoth 2024

Von Matthias Bosenick (30.05.2024)

Wie man mit so wenigen Tönen und so langsam gespielt so schöne Melodien und Harmonien hinbekommt! Okay, sehr alptraumhaft, aber schön. Schließlich ist Monovoth ein Doom-Projekt, und zwar von Lucas Wyssbrod aus Buenos Aires. Und außerdem befasst er sich auf seinem zweiten Album „Pleroma Mortem Est“ – also „Am allermeisten ist der Tod“, sagt Google – eben mit dem Ende des Lebens, der Unausweichlichkeit und der Bedeutung, die diese für das Leben davor hat. Und das ganz ohne Worte. Deshalb auch löst eine Dunkelheit alsbald auch die Schönheit ab, der Abgrund ist leer und schwarz – und verlockend, letztlich erlösend.

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Schwarzbach 23 – Indiana Jones aus Bayern

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin zahlt gern GEZ-Gebühren für ein Krimi-Format, wo nach fünf Minuten Handlung ein blinder Passagier aus Syrien aus einem Flugzeug vom Himmel auf einen Nazi mit derb Chemnitz-sächsischen Akzent fällt. Der Nazi stirbt daraufhin nicht, sondern wird im Laufe der Reha vom Faschisten zum Kronzeugen geläutert und trägt zur Lösung des Falles bei. Klingt absurd, ist aber passiert. Am 22. Oktober 2016 prämierte im ZDF „Schwarzach 23 und die Jagd nach dem Mordsfinger“, Folge zwei der „Schwarzbach 23“-Reihe. Die anderen Folgen heißen: „…und die Hand des Todes“, „…und der Schädel des Saatans“ sowie „…und das mörderische Ich“. Indiana Jones würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er schon drin liegen würde.

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Les Longs Adieux – Vertigo – Les Longs Adieux 2024

Von Matthias Bosenick (29.05.2024)

Das ging schnell: Kaum ein Jahr nach dem Debüt „Piccolo Dizionario Di Parole Fraintese“ gibt’s von Les Longs Adieux schon den Nachfolger „Vertigo“. Darauf befasst sich das Duo aus Rom mit den Folgen der Anschläge auf das New Yorker World Trade Center und kleidet seine Betrachtungen in einen Achtziger-Sound, den es mit den Mitteln von heute generiert: Synthiepop auf modernem Stand, dazu Wave-Gitarren, eine grundsätzlich düstere Ausrichtung, zumeist tanzbar und mit catchy Melodien. Ein schöner, dunkler Spagat zwischen retro und modern.

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Julia A. Jorges – Hochmoor – Blitz-Verlag 2024 / Mordsgeschichten auf der Oker, 11. Mai 2024

Von Guido Dörheide (28.05.2024)

Am 11. Mai befahren die Liebste und ich mit dem Fahrzeug die Harzautobahn in umgekehrter Richtung. Nicht etwa als Geisterfahrende, sondern durchaus auf der korrekten Fahrspur in Fahrtrichtung Norden. Ziel unseres Weges ist Braunschweig, eine von amüsant-charmanter Selbstüberschätzung geprägte Bier-, Fußballtraditions-, Löwen- und Universitätsstadt, die mit Unterbrechungen ein Vierteljahrhundert lang meine Heimat war. Nun also mal die Okermetropole als Tourist bereisen, mit Lost-Place-Begucken, Pizza bei meinem Namensvetter in der Neuen Straße (Immer wieder preisgünstig & lecker, und bei der Höllenpizza wird man gefragt, ob man sie „so, wie sie ist“ oder weniger scharf haben wolle. „So, wie sie ist“ macht sie fürwahr ihrem Namen alle Ehre.) und dem Besuch einer Veranstaltung aus der Reihe „Mordsgeschichten auf der Oker“ (Infos und Reservierung unter https://www.okertour.de/klassiker/reservierung-mordsgeschichten-auf-der-oker) als krönendem Abschluss.

Zu sehen und zu hören gibt es die in Goslar aufgewachsene Braunschweiger Autorin Julia Annina Jorges, die mit leiser, aber eindringlicher und allzeit gut zu verstehender Stimme zunächst die Kurzgeschichte „Zwischen zwölf und Mittag“ und dann Auszüge aus ihrem aktuellen Roman „Hochmoor“ liest.

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Michael „Schepper“ Schaefer – Gedichte Gedanken Gefühle & Gedöns – Schepper 2024

Von Matthias Bosenick (28.05.2024)

Es gibt etwas Neues von Schepper – aber dieses Mal keine Musik, sondern ein Buch mit Lyrik: „Gedichte Gefühle Gedanken & Gedöns“ beinhaltet genau das, was der Titel verspricht, ist also sehr persönlich gehalten und spiegelt die Seelenlage ebenso wie die Auseinandersetzung mit der näheren und weiteren Umwelt des Autoren wieder. Die Grundstimmung ist über manche Strecken melancholisch, aber es wäre natürlich kein Buch von Schepper, tobte er sich nicht auch humoristisch darin aus. Was indes wundert: Kein einziges Mal fällt das Wort „Bass“. Aber dafür hat er dann ja auch seine CDs.

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Mac/Corlevich – Rain Or Shine – XO La Factory 2024

Von Matthias Bosenick (28.05.2024)

Von Verona aus auf die Veranda: Cristiano Mecchi und Davide Corlevich spielen Lieder von Ferne und Reise, von Landschaft und Kontemplation. Der eine singt rauh, der andere spielt filigran auf seiner Akustikgitarre, es klingt, als hätten Mark Lanegan und Nick Drake ein Stelldichein. Die Songs auf „Rain Or Shine“, dem gemeinsamen Debüt-Album, sind einerseits introvertiert und andererseits auch zu Ausbrüchen in der Lage. Wie nennt man das, Alt-Indie-Folk? Egal, der Mond scheint, die Grillen zirpen, das Feuer knistert und man möchte mit den beiden noch unendlich viel Zeit vor der Holzhütte irgendwo in der Wüste verbringen.

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Enablers – Almost To Who Knows Where – Atypeek Music 2024

Von Matthias Bosenick (27.05.2024)

Nach 20 Jahren Existenz kann man ruhig mal eine Best-Of veröffentlichen, oder? Ein seltenes Format außerhalb der Weihnachtszeit, noch seltener in Bezug auf Bands, die aufgrund ihrer musikalischen und sonstigen Ausrichtung nicht eben massentauglich sind und vermutlich weder Club- noch Radiohits vorzuweisen haben. Also interessant sind, wie die Enablers, eine Band aus San Francisco, die Post-Punk-, Post-Rock- und Noiserock-Tracks als Grundlage für einen Textvortrag nutzen, der irgendwo zwischen Poetry und Rap sein Eigenleben führt. Schön, auf diese Weise – „Almost To Who Knows Where“ ist auch noch ein Doppel-Album mit 31 Tracks – auf die Band aufmerksam zu werden – es gilt nunmehr sieben vorausgehende Alben nachzukaufen.

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