Mac/Corlevich – Rain Or Shine – XO La Factory 2024

Von Matthias Bosenick (28.05.2024)

Von Verona aus auf die Veranda: Cristiano Mecchi und Davide Corlevich spielen Lieder von Ferne und Reise, von Landschaft und Kontemplation. Der eine singt rauh, der andere spielt filigran auf seiner Akustikgitarre, es klingt, als hätten Mark Lanegan und Nick Drake ein Stelldichein. Die Songs auf „Rain Or Shine“, dem gemeinsamen Debüt-Album, sind einerseits introvertiert und andererseits auch zu Ausbrüchen in der Lage. Wie nennt man das, Alt-Indie-Folk? Egal, der Mond scheint, die Grillen zirpen, das Feuer knistert und man möchte mit den beiden noch unendlich viel Zeit vor der Holzhütte irgendwo in der Wüste verbringen.

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Enablers – Almost To Who Knows Where – Atypeek Music 2024

Von Matthias Bosenick (27.05.2024)

Nach 20 Jahren Existenz kann man ruhig mal eine Best-Of veröffentlichen, oder? Ein seltenes Format außerhalb der Weihnachtszeit, noch seltener in Bezug auf Bands, die aufgrund ihrer musikalischen und sonstigen Ausrichtung nicht eben massentauglich sind und vermutlich weder Club- noch Radiohits vorzuweisen haben. Also interessant sind, wie die Enablers, eine Band aus San Francisco, die Post-Punk-, Post-Rock- und Noiserock-Tracks als Grundlage für einen Textvortrag nutzen, der irgendwo zwischen Poetry und Rap sein Eigenleben führt. Schön, auf diese Weise – „Almost To Who Knows Where“ ist auch noch ein Doppel-Album mit 31 Tracks – auf die Band aufmerksam zu werden – es gilt nunmehr sieben vorausgehende Alben nachzukaufen.

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Pet Shop Boys – Nonetheless – x2/Parlophone 2024

Von Matthias Bosenick (24.05.2024)

Alles erstaunt: Die Debüt-Single „West End Girls“ der Pet Shop Boys wird 40 Jahre alt – und das im Synthiepop verankerte Achtziger-Duo ist mit seinem 15. Album „Nonetheless“ im Jahr 2024 relevant, und zwar nach wie vor und kontinuierlich und nicht etwa als monetär orientierte Retro-Reunion. Interessanterweise greifen die Engländer hier mehr auf alte Achtziger-Elemente zurück als auf den zurückliegenden Alben, klingen damit aber nicht altbacken, im Gegenteil: Es lohnt sich einfach immer, neue Musik von den Pet Shop Boys zu kaufen, auch wenn’s mal Abstriche gibt. Die Bonus-EP mit den vier Neuversionen alter Hits etwa ist streitbar, aber verträglich. Und sie singen ein Loblied auf die Flippers, uh!

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The Rogues – Songs Of Praise – Atypeek Music 2024

Von Matthias Bosenick (23.05.2024)

Die Kombination aus Altem ergibt Neues, besonders in Zeiten, in denen alles Alte bereits mehrfach kopiert wurde. Beste Voraussetzung also für die Dubliner The Rogues, den alten Punk und den noch älteren Irish Folk auf eine neue Weise zu kombinieren. Ach: Das gibt‘s schon? Diese Kombi ist selbst schon etwas Altes? Nicht nur das: Den Namen The Rogues listet Discogs mindestens 25mal, der Albumtitel „Songs Of Praise“ ist auch schon vergeben. Was also stellt hier den neuen Mehrwert dar? Nach einer halben Stunde bierseligem Fun-Folk-Punk bleibt diese Frage jedoch unbeantwortet. Und das ist erst Teil 1 von 3 in diesem Jahr, der Auftakt zu einem Triptychon. Na, Slàinte aber auch!

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Was meine Freundin gerne sieht – die Serienkolumne: Funeral For A Dog – Die Liebe ist keine Verschwörung für immer

Von Onkel Rosebud

Meine Freundin mag es nicht, wenn innerhalb von den ersten fünf Minuten im Piloten einer Serie gekotzt wird. Aber, das zeugt von Realität und sie bleibt erst einmal dran. Wenn dann auch noch Regel Nummer 1 eines guten Textes/Serie eingehalten wird: Leser/Zuschauer lieben Rahmenhandlung, und es sich um ein einheimisches Produkt handelt, dann guckt sie mit der Hoffnung, am Ende handlungstechnisch belohnt zu werden, gnadenlos bis zum Finale. So geschehen bei der achtteiligen Serie „Funeral For A Dog“. Und darum geht’s:

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Gatecreeper – Dark Superstition – Nuclear Blast 2024

Von Guido Dörheide (21.05.2024)

O haue ha, Gatecreeper machen jetzt Melodeath, las ich im Vorfeld der Veröffentlichung von „Dark Superstition“, und der Albumtitel klingt ja tatsächlich so, als könnten wir es hier mit dem Cold Lake oder dem Swansong des sympathischen Quintetts aus Arizona zu tun bekommen. Wie viel Göteborg steckt also in der neuen, dritten Vollelängeveröffentlichung von Gatecreeper, und tun sie sich jetzt irgendwo anders anbiedern, um mehr Tonträger zu verkaufen?

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Billie Eilish – Hit Me Hard And Soft – Darkroom/Interscope Records 2024

Von Guido Dörheide (21.05.2024)

Was für 1 Jahr, liebe Lesenden! 2024 bekommen wir nicht nur neue Musik von Taylor Swift und Dua Lipa zu hören, sondern auch von Billie Eilish. Fehlen noch Lady Gaga und Lana del Rey, aber man kann nicht alles haben. Alle aufgezählten Künstlerinnen sind es jedoch, die mich weiterhin an das Gute in der Menschheit glauben lassen, denn wenn sich alternativer, gefühlsbeladener, intelligenter und sehr schön gemachter Dream Pop bzw. altmodische Discorhythmen mit großartiger Gesangsleistung so gut verkaufen bzw. so zahlreich streamen lassen, dass es sich bei den vorgenannten Künstlerinnen sozusagen um die Crème de la crème des angesagten heißen Scheißes handelt und das selbst mir in meinem zugegebenermaßen hohen Alter, ist es um den oftgeschmähten Massengeschmack nicht allzu schlecht bestellt. „Hit Me Hard And Soft“ („HIT ME HARD AND SOFT“) wurde als ein Album angekündigt, das als solches rezipiert werden soll, und nicht als zusammengewürfelte Ansammlung einzelner Songs, die dann ohne schlüssiges Gesamtkonzept in irgendwelchen Playlists auftauchen sollen. Geschenkt, Frau Eilish, ich bin ohnehin mehr so ein altmodischer Albumhörer, der sich alle Songs nacheinander in der vom Künstler aufoktroierten Reihenfolge anhört und auf sich wirken lässt. Und das funktioniert bei „HIT ME HARD AND SOFT“ wahrhaft auf das Vortrefflichste.

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Danilo Ligato – Vurga – EeeE Records 2024

Von Matthias Bosenick (21.05.2024)

Man taucht ab in einen Soundtrack zu einem Film, der maßgeblich aus schwarzweißen Kamerafahrten durch zerklüftete Landschaften besteht, in denen das Leben komplizierte Herausforderungen bereithält. Entsprechend schwermütig sind die Klavier-, Äther- und Drone-Stücke auf „Vurga“, dem ersten Album des in Italien und der Schweiz arbeitenden gebürtigen Bellenzers Danilo Ligato, der indes eine gewisse Wärme aus seiner klassiknahen Musik nicht heraushalten kann. Wer den ganzen Tag auf Alpen guckt, verarbeitet diesen massiven Anblick wohl zwischen gelassener Schicksalsergebenheit und Schwermut. Heraus kommt dabei ganz klar Kunst, und zwar eine, die man intensiv genießen kann.

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Pearl Jam – Dark Matter – Republic Records/Monkeywrench Records 2024

Von Matthias Bosenick (17.05.2024)

Ach ja, Pearl Jam gibt es ja auch noch! Neben Mudhoney und, hm, den Melvins die letzten Überlebenden des Seattle-Grunge. Zuletzt waren sie auf Alben eher so mittelmäßig bis langweilig, anders als die Soloalben von Sänger Eddie Vedder, und nach dem eher unterdurchschnittlichen „Giganton“ aus dem Jahr 2020 stand schon zu denken, dass dies der Schwanengesang sein würde. Mitnichten, Pearl Jam sind still alive und reißen sich auf „Dark Matter“ nochmal zusammen, kreieren einige ruppige und einige gefühlvolle Rocksongs, alles ganz ordentlich. Hier noch von Grunge zu sprechen, wirkt anachronistisch und im Vergleich zum 1991er-Debüt „Ten“ auch gar nicht mehr angebracht. „Dark Matter“ ist wunderbar räudig, lediglich das hohe Energielevel plättet den Hörenden auf Strecke – und es wird sich zeigen, wie viele Songs nachhaltig im Gedächtnis bleiben, denn nach den ersten Durchläufen scheinen es nicht so viele zu sein, so gern man das Album auch hören möchte.

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Anandammide – Eura – Anandammide/Sulatron Records 2024

Von Matthias Bosenick (16.05.2024)

Als „Utopian Psych Folk“ bezeichnet Michele Moschini die Musik seines Projektes Anandammide, sein zweites Album „Eura“ gibt ihm Recht. Mit Musikern aus halb Europa wildert der in Paris arbeitende Italiener aus Bari in der langen Historie psychedelischer Folkmusik von den Sechzigern bis heute, fügt die Puzzleteile zusammen und generiert Musik, die nur oberflächlich chillig wirkt, denn in den Eingeweiden von „Eura“ geschieht eine Menge, dem aufmerksam zuzuhören sehr lohnt. Gute Laune ist auch nicht eben die Kernaufgabe von Anandammide, dem Album wohnt bei aller vermeintlich leichtfüßigen Instrumentierung eine Schwere inne. Am Ende des Albums ist man mindestens bekifft.

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