Taba – Sen o Czarnej Drodze – Enjoy Life 2021

Von Matthias Bosenick (19.03.2021)

Sie hält sich einfach nicht an handelsübliche Songstrukturen, egal, ob mit dem Duo Nac/Hut Report oder wie hier auf ihrem Solo-Debüt: Die Musik von Jadwiga Taba aus Krakau folgt keinen vertrauten Strukturen, sie klingt nebulös, versponnen, ungreifbar. Nur nicht so zerhackt, wie wenn sie mit ihrem Duokollegen LM zusammenarbeitet, verglichen damit also beinahe zugänglich. Dennoch, Taba ist so eigenständig und einzigartig, wie man es 2021 kaum noch erwartet. „Sen o Czarnej Drodze“ gibt es sympathischerweise physisch nur als Kasetka.

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Yo La Tengo – Sleepless Night – Matador 2020

Von Matthias Bosenick (16.03.2021)

Wenn man sich von Corona künstlerisch nicht niederschmettern lässt, nimmt man eben auch distanziert neue Platten auf. Yo La Tengo gleich zwei, „We Have Amnesia Sometimes“ zunächst nur als Download, inzwischen auch auf Vinyl erhältlich, und „Sleepless Night“ als einseitig bespielte 12“-EP. Darauf macht das Trio aus Hoboken das, was es besonders gern macht: andere Leute covern. Die sechs Stücke begleiteten ursprünglich eine Ausstellung des Künstlers Yoshitomo Nara in Los Angeles, und der durfte selbstredend das Cover dieser Cover-EP gestalten. Entspannter Indie-Poprock ohne Noiseausbrüche, schön zum Runterkommen.

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Front Line Assembly – Mechanical Soul – Metropolis 2021

Von Henrik Brockelmann (13.03.2021)

Das neue Machwerk der alten Männer von Front Line Assembly ist ein sehr interessantes geworden. Teile davon hatte ich schon gehört war jetzt aufs Produkt gespannt… Play gedrückt und los ging die wilde Fahrt. Wow, sehr basslastig und nicht so ausgefeilt wie „Echogenetic“. Wen es wundert, über „Wake Up The Coma“ sage ich mal nix, denn wer als Österreicher Falcos „Rock Me Amadeus“ schlecht und überhaupt covert und dann nicht mal selber singt… Bei dieser CD ist nicht mal mein Geldbeutel aus dem Koma erwacht. Aber genug davon…

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Cryptic Brood & Night Hag – Swollen With Rancid Phlegm (Split)/Repulsive Feast – Meat Hook Mutilation – Rotted Life/Lycanthropic Chants 2021/2020

Von Matthias Bosenick (15.03.2021)

Gleich zweimal schwere Kost aus Flechtorf: Cryptic Brood bespielen eine Split-LP mit Night Hag aus den USA und Repulsive Feast knüppeln eine 7“-Single mit vier Songs ein. Die drei Beiträge können kaum verschiedener sein: Cryptic Brood schwenken das Tempo zwischen Doom und Death herum, Night Hag bleiben auf der dunkel-schleppenden Doomlinie und Repulsive Feast grooven den Punk in den Metal, knüppeln mithin einen gutgelaunten Grindcore. Und das in lustig bunten Vinylvarianten: So geht Metal!

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Mountain Hermit/Silenced Minstrel – Dark Musing Of The Ages – Mountain Hermit 2021

Von Matthias Bosenick (08.03.2021)

Trve in Rom, Thessaloniki und Kuala Lumpur: Mit Black Metal sind die sechs Stücke dieses Split-Albums von Mountain Hermit und Silenced Minstrel nur unzureichend klassifiziert. Einige Elemente finden sich bei Mountain Hermit zwar wieder, etwa das Keifen, aber die Musik besteht nicht vorrangig aus Blastbeats und Geboller, sondern vielmehr aus der Leere, die sie auch inhaltlich transportiert. Dafür ist die Produktion absichtlich heruntergefahren, keine Wall Of Sound versperrt den Zugang zu den nüchternen Basistracks. Das macht die Musik indes nicht weniger verstörend und das Hören zu einem Vergnügen, dem man sich nicht in jeder Stimmung aussetzen kann. Das amtlich fette und beinahe progressive Geballer bekommt man dann in der zweiten Hälfte von Silenced Minstrel, das räumt die Gehörgänge auf.

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DerHarms – Neun schöne Lieder – Sireena 2021

Von Matthias Bosenick (01.03.2021)

Hauke „Der“ Harms lügt zu mindestens 33 Prozent mit dem Titel seines, nun, CD-Solo-Debüts: „Neun“ trifft zu, „schöne“ ist selbstredend Geschmackssache und „Lieder“ stimmt gar nicht. Sondern: Repetetive Experimente an zumeist analogen elektronischen Tonerzeugern, die eben die klassische Liederstruktur komplett ignorieren und stattdessen im Sound synthpopnahe und somit aus heutiger Sicht zeitlose Tracks ergeben, denen man chillig zuhören und zu denen man in einigen Fällen auch behaglich tanzen kann. Der Gruftwavekontext, in dem DerHarms in den zurückliegenden Jahrzehnten in Erscheinung trat, kommt hier schier gar nicht zur Geltung, dann schon eher das Chillige seiner Ambient-Kollaboration „Fingerhut“ mit Axel Ermes aus dem vergangenen Jahr.

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Theatre Of Hate – Utsukushi-sa (A Thing Of Beauty) – Eastersnow Recording Company 2020

Von Matthias Bosenick (24.02.2021)

Unermüdlich, dieser Kirk Brandon! Mit irgendeiner seiner vielen ewigen Bands bringt er ganz bestimmt ein neues Album heraus, zumeist unbemerkt von breiter Öffentlichkeit, aber stets gefeiert von seiner Folgerschaft. Bei „Utsukushi-sa (A Thing Of Beauty)“ handelt es sich um das neueste Album seiner Postpunk-New-Wave-Combo Theatre Of Hate, das ist die mit dem unüblichen Saxophon. Melancholie und Glam können so eingängig sein! Berührend ist wie immer Brandons – nun – Tenorgesang, lang anhaltend und durchdringend, der über allem schwebt, was er musikalisch veranstaltet. Dieses Album ist ein grandioses in einer Folge grandioser Alben, eine sichere Bank für die alten Fans und einfach mal völlig uninteressant für den Rest der Welt.

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Die Toten Hosen – Alles ohne Strom – JKP/Warner 2019

Von Marc Lücke (11.02.2021)

Bereits Ende vorletzten Jahres veröffentlichten die fünf Düsseldorfer Altpunks von den Toten Hosen ihr bereits zweites Album, das komplett ohne Verstärker aufgenommen wurde. Und das hat satte 31 Titel. Der Name des Albums ist also Programm. Und wie bereits „Nur zu Besuch. Unplugged im Wiener Burgtheater“ (2005) wurde auch „Alles ohne Strom“ live bei einem epochalen Konzert aufgenommen, diesmal allerdings in der Düsseldorfer Tonhalle.

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The The – Muscle – Lazarus 2020

Von Matthias Bosenick (09.02.2021)

Mit der klassischen Achtziger-The-The-Bontempiorgel geht’s los: „I Want 2 B U“ eröffnet den Soundtrack zu dem Thriller „Muscle“, den Matt Johnson als neues Album seines Alter Egos The The veröffentlicht. Ein Song im altvertrauten Stil also, und der Rest ist Experiment, vermutlich filmtauglich, aber auch für sich genießbar. „Muscle“ klingt, als habe Johnson seine Sounddatenbank geplündert, um eine zunächst atmosphärische und später etwas rabiatere Kulisse zu erstellen. Hat nix konkret mit seinen großen Zeiten in den Achtzigern und frühen Neunzigern zu tun, ist aber trotzdem fein – wir werden halt alle älter und verändern uns.

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Spezial: Klangwirkstoff-Records

Von Matthias Bosenick (02.02.2021)

Chillige Musik für unchillige Zeiten: Auf dem Berliner Label Klangwirkstoff veröffentlichen Bert Olke und Tom Wölke Musik von Künstlern, die wie sie selbst Töne aus den Rotationen von Planeten und Molekülen errechnen. Dem legen sie die Kosmische Oktave von Hans Cousto zugrunde; hier begegnen Wissenschaft und Esoterik einander, was in jedem Fall in entspannte akustische Traumreisen mündet. Möge das Schlagwort Ambient an dieser Stelle einmal fallen. Ein Überblick vermittels vierer Alben aus dem Labelkatalog.

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